Bunker-NRW

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Der Hellweg - Mehr als nur eine Wegstrecke!?

In Bochum und in Dortmund ist es ja überdeutlich. Da gibt es gleich mehrere Führungen mit dem Namen Hellweg. Bei uns in der Ecke kommt das auch häufig vor. In Landwehr gibts nen Hellweg und in Bausenhagen die Hellkammer. Sehr interessant! Bin ich mal abgelaufen. Geht an einem Hügel vorbei, der oben auffällig abgeflacht ist und z.T. ist da der evang. Friedhof drauf. "Zum Helweg" kann ja auch ein Weg zum Hellweg, also ein Zubringer, bedeuten. Die dürfte es ja auch zu Hauf gegeben haben
Sämtliche "Hellwege" nördlich der B1 zwischen Unna und Soest, so z.B. Büdericher Hellweg, Mühlhauser Hellweg etc. dürften wohl so ziemlich die ursprüngliche Führung haben. Aber da komme ich später noch zu, wenn ich die (möglichen) Streckenührungen weitermache.

Das Salz in Werl und Salzkotten läßt sich nicht von der Hand weisen und ist sicher ebenfalls von Bedeutung. Nur glaube ich nicht als Namensgeber für den Hellweg. Wie kommte es eigentlich zu der Verbindung Hall und Salz? Wenn es da einen Zusammenhang zwischen Hel(l), Hall und Salz gibt, kann ich mir nur vorstellen, daß man die Verbindung dahingehend gezogen hat, daß man in die Hel muß um Salz zu fördern kratz- also Hall in Bezug auf Salz von Hel abgeleitet wurde. Umgekehrt erscheint mir unwahrscheinlich.

Selbst wikipedia gesteht dem Hel(l)weg ca. 5000 Jahre zu. Andere gehen bis zu 200 000 Jahre zurück. Aber selbst wenn wir von "nur" 5000 Jahren ausgehen, kann man sicher davon ausgehen, daß sich die Bedeutung im Laufe der Jahre immer mal wieder verschoben hat. Somit erübrigt sich eigentlich ein "Gelehrtenstreit" darüber ob es ein Handelsweg, ein Heerweg, eine Salzstraße oder was auch immer ist bzw. gewesen ist. Vermutlich ist er das irgendwann einmal alles gewesen. Ist einfach nur eine Frage, welchen Zeitraum man seinen Betrachtungen zugrunde legt.
 
Der Heerweg ist ebenso alt. Kommt von der Frankenfurt (Frankfurt) hoch, führt auf der Wasserscheide durch das Bergische Land und trifft auf den Helweg.
Wobei die wenigsten wissen, daß das Bergische Land nach den Herren von Berg benannt wurde und nicht nach seinen Hügeln. Wie auch der Märkische Kreis nach den Herren von der Mark.
 
...so, geht weiter:

Der letzte Stand war ja Dorstfelder Hellweg, der zur Rheinischen Straße wird und direkt auf die Dortmunder Innenstadt mit dem Westenhellweg zuläuft. Der Verlauf ist gut dokumentiert und gibt keine Rätsel auf. Durch die Sadt wird der Westenhellweg zum Ostenhellweg, verläßt die Innenstadt und geht weiter über die Kaiserstraße, die so zu Ehren des prachtvollen Einzugs Kaiser Karls des IV. genannt wurde.

Abschn_8_Do_Innenstdt.jpg

Auch der weitere Verlauf gibt keine wirklichen Rätsel auf. Von der Kaiserstraße wird der Hellweg zum Körner Hellweg und zieht sich weiter nach Osten. Einmal stutzig wurde ich bei Paderborner Straße und Breite Straße. Möglicherweise Hinweise auf eine alte Führung? Aber die Straßen in der Siedlung rund um die Paderborner Straße haben alle irgendwelche Städtenamen. Bleiben wir besser beim Hellweg.

Abschn_9_Kaisrstr-KrnrHllwg.jpg

Brackelner Hellweg wird Asselnser Hellweg....

Abschn-10_BrklHllwg-AsslnrHllwg.jpg

...Asselner Hellweg wird Wickeder Hellweg...wird Massener Hellweg

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...Massener Hellweg wird Hansastraße und nun wirds komisch...

Abschn_12_MssnrHllwg-Hnsstr.jpg

...denn das Ganze verläuft mir irgendwie viel zu weit nördlich. Es ist ja höchst unwahrscheinlich, daß der Hellweg nördlich an Unna vorbeilaufen sollte. Aber um auf Unna im Westen zuzulaufen, müßte der Hellweg deutlich weiter südlich sein. Hat wer ne Ahnung? Im Westen dürfte der Stadteingang wohl an der Lindenbrauerei gewesen sein und im Osten, vorbei an der Kirche, am Morgentor. Dem gegenüber geht es auch mit einem Hellweg weiter.

Abschn_13_Hnsstr-UnnInnstdt.jpg

...habs hier nochmal etwas weiträumiger. In Pink und Grün mögliche Alternativen zur Hansastraße.

Problem1_MssnUnn.jpg

...Fortsetzung folgt
 
Ja, ich hab' da Ahnung vom Verlauf in Unna. Muß aber nachlesen und da komme ich erst am Wochenende zu...
 
Noch mehr Lesestoff, etwas älter aber interessant!
https://www.lwl.org/geko-download/Spieker/Spieker_17/Spieker_17.pdf
 
Moin,
nicht zuletzt aufgrund von Gesprächen und Material mit und von PGR komme ich immer mehr zu dem Schluss, daß jeder Versuch, die Streckenführung des Hellweges nachzuvollziehen bestenfalls eine Momentaufnahme für einen bestimmten Zeitraum sein kann. Ereignisse wie sich drastisch verändernde Flußläufe, so wie z.B. beim Rhein bei Duisburg, führten in der Vergangenheit zu entscheidenden Verschiebungen der Strecke. Betrachtet man den Hellweg als Wegstrecke, so muß man dabei sicher auch den Grad seiner Nutzung, soll heißen, welche Streckenführung (von scheinbar mehreren parallel existierenden) wurde am häufigsten genutzt und hatte somit die größte verkehrstechnische Bedeutung, berücksichtigen. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man heute sicher der A40 und der B1 die Bedeutung des einstigen Hellweges zusprechen. Aber wir sollten auch nicht zu stark relativieren. Die Verschiebungen der Strecke im Laufe der Jahre (Jahrtausende!) dürften die 500m wohl kaum bis nie überschritten haben. Ich werde trotzdem bei Gelegenheit weiter die möglichen Streckenführungen auf Satellitenbildern eintragen, da ich das so oder so einfach recht anschaulich finde.

Seit Römer Germanien eroberten und besetzten ist über diverse Wegstrecken u.A. dem Hellweg viel auf sachlicher Ebene überliefert (Danke Combo für das PDF - sehr gut daumen- ) und bis heute erhalten und nachlesbar. Zudem tragen Ausgrabungen und die aktuelle Forschung auch zu immer neuen Erkenntnissen bei.
Ich habe dieses Thema ja bewußt unter Legenden und nicht unter alte Verkehrswege gestartet, um halt auch auf den mystischen, den legendenbildenden Aspekt des Hellwegs einzugehen. Und dieser Aspekt ist mindestens genauso vielschichtig und unterschiedlich wie es die verschiedenen Streckenführungen zu unterschiedlichen Zeiten sind. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen, daß alle Unterschiede, sei es im Namen Hel oder Hell, in seiner Streckenführung und seinen unterschiedlichen Mythen und Legenden, keine zwingenden Gegensätze, die sich gegenseitig ausschließen, darstellen müssen.
Um uns dem mystischen Aspekt zu nähern, müssen wir nochmal die Wortbedeutungen Hel und Hell näher beleuchten. Für uns erscheint dies ersteinmal als Gegensatz, als Widerspruch. In der Sprach- und Gefühlswelt der alten Germanen war dies aber nicht so. Da haben wir zum einen die Dreifaltigkeit aus Werden, Sein und Vergehen, die jedem Germanischen Wort inneruht und zum anderen die Polarität. Eine Redewendung, die die Polarität am besten beschreibt lautet: "Die zwei Seiten ein und derselben Münze" Was soviel bedeutet, daß Gegensätze immer zusammengehören. Laut-Leise, Gut-Schlecht, Hell (Licht, strahlend...) Hel, Hölle (Unterwelt, dunkel, ohne Licht) Das Eine bedingt das Andere und umgekehrt. R.J. Gorsleben sagt dazu, daß jedes Wort über ein Theonium und ein Dämonium verfügt, also einen positiven und einen negativen Wert hat.
Der Forscher R.J. Gorsleben hat der Erforschung einer (Europäischen) Ur-Sprache sein Leben gewidmet und das großartige Buch, "Hoch-Zeit der Menschheit" verfasst.

Hier mal ein paar Beispiele zur Dreifaltigkeit:

Trinität_kl.jpg

...und zur Polarität:

Polarität_kl.jpg

Auf den Hel(l)weg bezogen bedeutet das, daß sich der helle, lichte Weg, möglicherweise sogar der Weg zum Himmel und der Weg zur Unterwelt, ins Dunkele, in die Hölle, nicht widersprechen. Zur Schreibweise schrieb ich ja bereits, daß Doppelkonsonanten erst verhältnismäßig spät gebräuchlich wurden und daher davon auszugehen ist, daß Hel wohl die ursprüngliche Schreibweise ist.
Wilhelm Langwiesche weiß dazu in seinem kleinen Schiftstück "200 000 jährige Menschheitserinnerungen" noch folgendes zu schreiben:

"Bei Hel und Asgard (Götterhimmel) begegnet uns ein offenbar gewollter, zur Verschleierung dienender Widerspruch. So wie in der mittelalterlich-christlichen Vorstellung liegen nämlich auch nach der Voluspa-Edda Himmel und Hel dicht beieinander, der Himmel oben, Hel unten. Hermod dagegen in der Gylfaginning reitet auf dem Helweg neun Nächte, bis er erst zur Gjöllbrücke und danach zur Hel kommt. Für den "Wissenden" wird der Widerspruch dadurch gelöst, daß der Helweg zu beiden führt und in der Erzählung, ähnlich wie in einem Traum, eine verknüpfende Rolle erhält. Die örtliche Nähe von Helweg, Hel und Himmelssaal bleibt dabei im Grunde erhalten."

Soviel erstmal zum Begriff Hel und seiner zwei Schreibweisen mit Einzel- und Doppelkonsonant. Im nächsten Teil geht es mit Langwiesche und dem Hellweg in der Edda weiter.
...Fortsetzung folgt!
 
Nur zur Erklärung: Das germanische Totenreich Hel, dortiger Amtsleiter die gleichnamige Göttin, ist nicht zu verwechseln mit der späteren "Hölle". In der Hel konnte man ein durchaus angenehmes Leben nach dem Tode verbringen, sofern man im Leben kein schäbiger Lump war.
Es landeten ja alle bei Hel, die nicht im Kampfe, bzw. durch eine Waffe gestorben waren.
Und welcher Germane wollte schon friedlich im Bette sterben?
 
Richtig, das Totenreich Hel ist im Grunde wertungsfrei. Schäbige Lumpen bekamen einen eigenen Platz (auch mit ner fiesen Schlange oder nem Drachenwesen, muß ich nochmal genau nachlesen) und wackere Recken, im Kampfe gefallen wurden von den Walküren nach Walhalla geführt.
Aber die Wortähnlichkeiten von Hel, Hell (engl.) und Hölle sind deutlich und nicht zufällig. Es versteht sich ja fast schon von selbst, daß die christliche Kirche die ansonsten wertfreie Hel annektieren und zur fürchterlichen Hölle machen mußte, in die man kam, wenn man sich nicht den christlichen (Glaubens-)Gesetzen unterwarf. Unterwürfigkeit ist schon immer Kernelement der christlichen Kirche gewesen.
Und die christliche Kirche hat letztlich jedes Element der germanischen Mythologie aufgegriffen, verdreht und neu besetzt.
 
weiter gehts mit dem Hellweg in der Edda und anderen germanischen Überlieferungen und Mythen.
In erster Linie berufe ich mich auf Wilhelm Langwiesche und sein Werk "200 000 jährige Menschheitserinnerungen - Die Externsteine als Schauplatz der Welturmythen"
Wie bereits im Titel zu erkennen, sind der Hauptgegenstand Langwiesches Forschungen die Externsteine. Jedoch spielt der Helweg in seinen Forschungen als Weg zu den Externsteinen eine hervorgehoben Stellung und findet daher entsprechend oft Erwähnung. Folgendes muß man für die weiteren Betrachtungen einfach mal als gegeben betrachten und akzeptieren. Langwiesche geht davon aus, daß die Externsteine während der Saale-Riß-Eiszeit vor etwa 250 000 bis 185 000 Jahren an einem geologisch besonders bemerkenswerten Punkt, nämlich an der Nordspitze einer einmalig großen Gabelstelle, der Ginnungagap mit Idafeld, der Fläche vor den Externsteinen (tatsächlich so um 1093 urkundlich erwähnt als "territorium Idae") das Zentrum aller Weltschöpungsmythen darstellt. Die Eisgrenze gilt als nachgewiesen. Langwiesche sieht in ihr den Helweg. Seine Thesen stützt er auf unterschiedliche Übersetzungen der Edda, aber auch anderer Mythen weltweit. u.A. der Bibel. Wer genaueres dazu erfahren möchte, muß das sehr empfehlenswerte, bereits genannte Buch lesen.
Sicher stellen Langwiesches Ansichten auch nur einige von vielen dar. Er bringt gute Indizien und schlüssige Argumentationen. Aber Beweise hat letztlich niemand. Auch nicht die etablierte Wissenschaft. Sie hat lediglich den breiteren Konsens.

Helweg-Erwähnungen in der Edda (unterschiedliche Übersetzungen)

"Balldr, hann atti that land, er nu heitir Vestfal"
"Baldr, er hatte (besaß) das Land, das nun Wetsfalen heißt."

Weiterhin wichtig ist die achtmalige Erwähnung des Helweges. Auf dem Helweg reitet der Odinssohn Hermod, um seinen toten Bruder Baldr zu suchen, zur Hel und zurück zum Götterheim Asgard. (Langwiesche zitiert hier unterschiedliche Edda-Überstzungen und gibt die Übersetzer an. Ich erspare mir das - bei gezielter Nachfrage gebe ich gerne Auskunft, oder Buch besorgen Professor- )

"...da ergriff Frigg das Wort und fragte, wer sich unter den Asen all ihre Gunst und Huld erwerben wolle, indem er den Helweg ritte und versuchte, Baldr zu finden und der Hel Lösegeld zu bieten...Er heißt Hermod, der Kühne, der sich zu diesem Ritt erbot...Ein Mädchen Modgund (>mutige Kampfmais<) fragt ihn an der Gjöllbrücke (Gold- oder Lösegeldbrücke): ,Wie kommst Du hierher auf dem Helweg? Er antwortetet: ,Ich soll zur Hel reiten, um Baldr zu suchen - hast Du vielleicht Baldr auf dem Helweg gesehen? Sie sagte, Baldr sei in der Tat dort über die Gjöllbrücke geritten, ,und der Helweg führt hinab und nordwärts....Dann (nach vergeblichen Bemühen bei der Hel) ritt Hermod seines Weges zurück, kam nach Asgard und berichtete alles, was er gesehen und gehört hatte..."

In den meißten Übersetzunge fehlend kommt dann noch in Brunhilds Helfahrt im Urtext zweimal der Helweg vor. Und ebenfalls in der Voluspa, dem bedeutensten Lied der Edda:

."...es schreiten Helden den Helweg"
"...ein Riese (die Midgardschlange!?) kommt los, es grausen sich alle auf den Helwegen.

An dieser stelle bemerkt Langwiesche, daß hier erstmal von mehreren Helwegen die Rede ist und erklärt das an späterer Stelle mit dem weiter nördlich verlaufenden Senne-Hellweg, der mit dem Westfälischen Hellweg eine art Parabel bildet deren Scheitelpunkt vom "Creutzwech" durchschnitten wird.

Kurz zusammengefasst geht Langwiesche davon aus, da er eindeutige Erwähnungen von vestfal, helweg und dem sprachlich verwandten (h)elivagar in der Edda findet, daß in den alten Göttersagen der große, also der Westfälische Helweg gemeint ist. (Wörtlich: "Die Namen helveg und vestfal weisen eindringlich nach Westfalen, wo sich der Große Helweg, gewöhnlich nur Helweg genannt, befindet.) Weiter geht er davon aus, daß dieser Helwg die Grenze des bewohnbaren Landes, die Eisgrenze der damaligen Zeit darstellt und sich an seinem Ende im Osten das Götterheiligtum Asgard, Idafeld sprich die Externsteine befinden. Damit will ich mit Langwiesche und einer seiner Zeichnungen erstmal abschließen.

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...Pause, Fortsetzung folgt!
 
Wandertag von Thon und mir um die Externsteine und den Creuzwech.
Die ganzen Hügelgräber habe ich nicht fotoknipst, erfahrungsgemäß ist davon auf den Bildern nicht viel zu sehen, gerade, wenn diese in bewaldetem Gebiet liegen.
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Ja, das war ein wirklich erbaulicher Ausflug. Sollte eigentlich häufiger unternommen werden. Ich denke, ich werde mich mal am 21. Juni, zur Sommersonnenwende zu den Externsteinen trauen.
Creuzwech, Langelau und das Dreihügelheiligtum, also alles rund um und im Oesterholz sind von tiefer Bedeutung, da bin ich mir sicher.
Ich habe mal gelesen, leider weiß ich nicht mehr wo, daß die Germanen (wenigstens ein paar von ihnen) zum Germanischen Totenfest oder Einherjersfest zu einer Kreuzung in der Nähe der Externsteine gingen um dort in Kontakt mit ihren Ahnen zu treten. Das Toten- und das Fest der Anderswelt fand im Germanischen Raum am 2. Vollmond nach dem Herbstfest/Erntedankfest statt, also am 2. Vollmond nach der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche rund um den 23. September. Uns ist dieses Fest eher als Allerheiligen oder neumodisch als Halloween bekannt. Jedenfalls ist in dieser Nacht die Grenze zum Totenreich besonders durchlässig und an diesem Ort soll sich das auch nocheinmal verstärken.

Ich habe ja bereits mehrfach auf die Vielschichtigkeit Germanischen Sprachgebrauchs hingewiesen. Wilhelm Grönbech, dänischer Universalgelehrter und Professor für Religionsgeschichte schrieb zu Beginn des letzten Jahrhunderts sein großartiges und wegweisendes Werk: "Kultur und Religion der Germanen". Es ist nicht möglich, die mehr als 800 Seiten hier auch nur ansatzweise als kurze Zusammenfassung wiederzugeben. Nur soviel sei gesagt. Grönbech stellt fest (besser: beklagt!), daß viele zwar alte Worte, die wir heute gebrauchen mit völlig neuen Assoziationen besetzt sind und uns somit nicht an das Wesen unserer Ahnen und deren tief geistlichen Gedankenwelt herangelangen lassen. Nebst vielen Beispielen bringt er auch folgendes an:

...aber es gehört auch zur Natur der Erde, wegsam zu sein; weil sie den Füßen der Menschen Pfade bietet und Raum zum freien Ausschreiten, erhält sie den Namen Weg oder Wege; und hier können wir mit eigenen Augen sehen, wie tief im Alltagsgedanken die Worte verankert sind .... in der alten Alltagssprache ist Norwegen einfach soviel wie "Nord-Wege", und die Ost-Wege bedeuten Rußland

Wege bezeichnet demnach im alten Germanischen Sprachgebrauch auch ganz einfach "Ort" oder "Gegend".
Und somit kann Helvegr, Helweg, Hellweg auch Name für eine Region bedeuten. Die Gegend der Hel.

Betrachtet man das überproportionale Vorkommen an frühzeitlichen Grabstätten rund um den Hellweg ist eine solche Assoziation naheliegend. Wobei damit natürlich die Bedeutung als Wegstrecke nicht abgesprochen werden soll. Es können durchaus viele Bedeutungen parallel existieren.

Die Eiszeiten und die Eisgrenze brachten es mit sich, daß die Erdkruste in einer solchen Region poröser als andrswo ist, was sich nicht zuletzt auch in vielen Höhlen und Steinformationen zeigt. Vielleicht findet auch dieser Umstand seinen Widerklang in der Bezeichnung Helweg.
 
Hallo,

man kann ja viele Deutungen da hineinlegen,nur ich bin wie immer der Praktische Mensch :)

In der Anfangszeit siedelten die Menschen in kleinen Gruppen (Dörfern) entlang der Flüsse und machten sich dort heimisch.Nutzen und Verwendung für überörtliche Verbindungswege gab es da noch nicht.
Erst als sich die erste Städte bildeten,kam es auch zu einem "Verkehrsbedarf",da die Städte auf Handel angewisen waren.
Salz war in der damaligen Zeit ein weitaus wertvolleres Produkt als Gold und daher denke ich,das der Name des Wege(s) von daher kommt.

Wobei es sich außerhalb der damaligen Städte nicht immer um die heutigen Straßen handelt.Gerade im Zeitraum ab 1815 wurden zum B. hier in Preußen sogenannte "Kunststraßen" ( Chausseen vordringlich nach militärischen Gesichtspunkten geplant) errichtet.
Diese haben mit dem alten Handelsweg aber nicht immer was zu tun.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:
Hier im Thread wurde Unna angesprochen,dort ist der Hellweg aber nur noch in Teilen der Innenstadt auf seinem ursprünglichen Weg vorhanden.
Bedingt durch den Bau der Eisenbahn im 19.Jahrhundert wurde die alte Wegverbindung nach Osten(Werl) hier gekappt.
Der ursprüngliche Hellweg führte aus der Stadtmauer von Unna heraus und ging dann (über die heutige Uhlandstraße an der Firma Breitenbach vorbei) auf der Bahntrasse bis kurz vor Mülhausen.Hier schwenkte er kurz nach rechts und führte dann oberhalb der Bahnlinie weiter nach Lünern,Stockum,Hemmerde und Werl.
Wobei er heutzutage nicht mehr durchgängig befahrbar ist,da durch Flurbereinigungs-und Baumaßnahmen der Laufweg gekappt wurde.
Im Stadtgebiet von Unna kann man ihn noch als Hellweg finden ,während er im Gebiet der Stadt Werl als Salzweg bezeichnet wird.

Wobei bis in die 1960er-Jahre Weg schon zuviel gesagt wäre,denn Asphaltdecke gab es damals noch nicht.Der Weg war einfach durch das häufige Befahren der Landwirtschaft "Befestigt",so wie halt früher durch Handelskarawanen.
Das heißt,man hatte die Fahrspuren der Räder,die Knochenhart waren und dazwischen Gras und Unkraut.
http://arge-nord-ost.de/projekte/Hohlweg-Muehlhausen/Hohlweg.jpg
 
Nun, die Fernwege waren oft älter als die Ansiedlungen an ihm. Das trifft zumindest häufig für die Ansiedlungen zu, die heute als Dörfer und Kleinstädte erhalten sind. Die Menschen siedelten sich an seinem Rande an, es wurde keine Ansiedlung 100km weg vom nächsten Weg gebaut und dann eine Trasse gebaut.
Nicht umsonst galten Menschen, die nur etwas abseits der Dörfer wohnten, als Sonderlinge oder Einsiedler.
Der Helweg führt oft auch durch Gebiete, die mit Salz nichts zu tun hatten. Er kommt aus dem Frankenreich hoch und zieht bis in die Spitze Nord-Holsteins (Dänemark). Es gab ihn lange vor den Römern. Mit anderen alten Wegen ist das ähnlich. ZB wurde der Heerweg schon sehr früh genutzt, auch wenn er erst zur Zeit der Sachsen/Frankenkriege als solches bezeichnet wurde.
Der Helweg läuft in Unna eigentlich nicht "irgendwie" durch, lediglich die letzte Trasse ist noch teilw. erkennbar. Die Reste anderer Trassen sind ebenfalls erhalten, zB in der Namensgebung neben dem Haarweg, der ebenfalls sehr alt ist, wie die bronzezeitlichen und steinzeitlichen Gräber neben ihm auf seinem Weg gen Osten bezeugen.
Wenn man also postuliert: Ich denke praktisch und der Name kommt vom Salz, dann gilt es zu belegen, daß der Weg entweder vor Beginn des Salzabbaues nicht existierte oder er anders hieß.
Ebenso müßte man also belegen, daß der Salzabbau schon älter ist als die Produkte, die schon in der Steinzeit über den Helweg in die von ihm erreichten Gebiete gebracht wurden.
Klar, es ist natürlich möglich. Aber läßt es sich belegen?
 
Hallo,

grenzen wir zunächst einmal den Zeitraum ein,nämlich auf 10.000 vor heute, als in Europa und somit bei uns der "Wechsel" auf den "modernen" Menschen erfolgte .

Damals geriet die bis dato hier dominierende Jäger-und Sammler Gemeinschaft,die nicht seßhaft war unter den Einfluß der von außen nach hier strömenden Bauern.Wie jedoch durch die heutige Technik nachweisbar ist,war bei beiden noch bis vor 5.000 Jahren Fisch das Hauptnahrungsmittel,was man also als Beleg dafür nehmen kann,das sie alle sich in der Nähe von Flüssen oder großen Bächen niedergelassen hatten.

Womit wir beim Thema wären,denn spätestens mit dem Wechsel der Hauptnahrungsquelle dürfte auch der Bedarf an Salz entstanden sein.Und da bringt sich Frankreich ganz prächtig ein,weil die Gewinnung von Salz aus Meerwasser natürlich in Regionen mit einer längeren Sonnenscheindauer als Deutschland wesentlich effektiver ist.Wobei das Salz dort auch noch von weiter gekommen sein kann,schließlich ist die Meerwasser-Entsalzung bei allen Hochkulturen am MIttelmeer praktiziert worden.


Und dazu:
Der Helweg läuft in Unna eigentlich nicht "irgendwie" durch, lediglich die letzte Trasse ist noch teilw. erkennbar.

Nein,schließlich "war" Unna nach heutigen Maßstäben ein Dörfchen......

Dort,wo heute auf der Massener Straße das Kinocenter ist ,befand sich kurz davor das Stadttor Massener Tor in der Stadtmauer.Hier mündete der
"Hellweg" (Massener Straße) in die Stadt ein und führte dann zum Marktplatz und von dort auf der heutigen Bahnhofstraße bis zur Morgenstraße,wo er durch das
Morgentor (heute die beiden Kneipen vor dem Ring,den es ja erst seit 30 Jahren gibt) die Stadt wieder verließ und als Hellweg weiterführte.

HIer auf diesem Modell kann man das "Kuhdorf" schön sehen samt den 5 Stadttoren:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e1/Unna_Bronzemodell_IMGP0091.jpg
-Massener Straße
-Hertinger Straße
-Wasserstraße
-Morgenstrasse
-Viehstraße

wobei der Name Wasserstraße wörtlich zu nehmen ist,denn früher war dort der Zugang zum Bornekamp,wo der Kordelbach aufgestaut wurde.

Denn dieser war ein größerer Bachlauf,der ständig Wasser führte,weshalb sich die Stadt ja auch hier ansiedelte.
Heutzutage kann man das kaum glauben,aber der Bau der Autobahnen A 1 und A 44 Ende der 1960er/Anfang der 1970er-Jahre veränderte
die Abführung der Niederschläge nachhaltig.
Daher fällt der heutzutage im Stadtgebiet unterirdisch geführte Kordelbach öfters trocken.
Dafür mussten an anderen Stellen (nämlich da,wo die Abwässer der Autobahnen bei Regen landen) Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
 
Das ändert aber doch garnichts daran, daß wir nicht wissen, wie der Weg vor dem Salzabbau hieß. Von daher wissen wir auch nicht, ob er dann erstmal Hall-Weg hieß oder nicht. Es ist und bleibt lediglich eine Theorie. Natürlich durchaus möglich.
Wenn der Weg der Eiskontur von vor über 10.000 Jahren folgt, gab es den Weg vor dem Salzbedarf, so sich der Salzbedarf denn wirklich erst mit Ankunft der Streitaxtleute bildete. Da würde dann eine hypothetische Annahme die andere stützen müssen.
M.E. hätten gerade Fischer das Salz gut zum Pökeln gebrauchen können. Mengenmäßig mehr als zum Backen.
Wir wissen weder, wie der Weg vorher hieß, noch ob er dann erst Hallweg hieß, bevor er zum Helweg wurde. Von daher bleibt es bei: ratlos-

An den Meeren konnte man immer Salz gewinnen, wozu dann das Salz per Weg exakt in die seltenen Regionen bringen, die selber Salzquellen haben? Und von hier weiter nach Dänemark, wo wieder leicht Meersalz gewonnen werden kann?
Der Seidenweg, Bernsteinweg etc hatten zum Ziel, das Produkt eben dorthin zu bringen, wo es nicht selbst zu produzieren war.

Du hast den Verlauf in Unna gut dargestellt. Aber nicht des Helweges als solches (das geht auch gar nicht), sondern die Trasse des Helwegs zur Zeit des Stadtmauerbaues. Das meinte ich oben.
Die letzte Trasse wäre dann die B1 und heute eigentlich die A44. Fernwege sind nicht statisch, sondern dynamisch, wie die Pisten in Nordafrika.
 
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