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Sehr frühe U-Verlagerung?

DerZweifler

erfahrenes Mitglied
Moin, zusammen!

Ich lese gerade die Komplettausgabe des Kriegstagebuch des OKW. Schwere Lektüre, dauert wahrscheinlich noch das ganze Jahr...

Bin über folgendes gestolpert: Unter dem 29. November 1940 steht als Meldung von L II (Stv. Chef des Wehrmacht-Führungsstabes, Abt. Landesverteidigung (L) Bereich II Organisation):

"Todt will 8.000 Arbeiter für eine ganz geheime Sache bei Junkers haben, die 4 Monate von der Außenwelt abgeschnitten werden. 6.000 aus Militärgefängnissen, 2.000 aus Bau-Bataillonen."

Gab es bereits so früh, als noch kaum Luftangriffe auf Reichsgebiet stattfanden, U-Verlagerungen? Hier sind sicherlich Spezialisten unterwegs, die den Wichert fast auswendig kennen, ich müsste ihn komplett durchforsten, wozu mir die Zeit fehlt.

Falls Beitrag "wegen Unwissenheit/Dummheit" nicht gewünscht, bitte löschen. ;)

Christian
 
Steht denn da im KTB was von "Untertage-Verlagerung von Industrieproduktion"? In Deinem Zitatauszug ja nicht.
Möglich wäre auch der geplante Bau von oberirdischen großen Bunkerkomplexen ala "Weinberg" oder "Valentin". Nur mal so als Beispiel.
 
Ja, das wäre auch möglich. Aber die waren doch auch viel später, oder? Mich wunderte nur der extrem frühe Zeitpunkt. Im KTB steht leider nur das, was ich zitiert habe.
 
Das hier könnte zumindest zeitlich dazu passen.
"Bis Januar 1944 handelte es sich bei den Luftangriffen auf Dessau um nächtliche Bombenabwürfe verirrter britischer Flugzeuge, deren eigentliches Ziel Berlin gewesen war, oder „Notabwürfe“ von Bomben"
"23. November 1940: Nachtangriff der RAF auf die Weststadt mit 4 Spreng- und 30 Brandbomben. Keine Schäden."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Dessau
Junkers war in der Weststadt. Vielleicht hat der Luftangriff die erschreckt, auch wenn es nur ein einzelnes verirrtes Flugzeug war, und die haben sich was überlegt. Muss nicht unbedingt eine U-Verlagerung gewesen sein, vielleicht ein oberirdischer Ausweichstandort, mehr Luftschutz im Werk selbst, oder eine Verstärkung bestimmter Gebäude.
Oder es wurde die U-Verlagerung Löwenzahn im Sauerland begonnen, die ja bekanntermaßen in keiner Liste auftaucht....
 
Die wird's gewesen sein! :ROFLMAO:

Aber sofort 8.000 Arbeiter für 4 Monate ohne Kontakt zur Außenwelt wegen eines verirrten Bombers? :unsure: Ich bleibe mal dran. Vielleicht taucht auf den weiteren ca. 7.000 Seiten KTB noch was auf... ?
 
"Als am Abend des 25. August 1940 die Besatzungen der 58. Squadron der Royal Air Force in North Yorkshire ihre zweimotorigen Bomber bestiegen, um den ersten wirksamen Luftangriff auf Berlin zu fliegen, war ihnen nicht bewusst, dass sie das größte Bauprojekt der Geschichte auslösen sollten: das so genannte „Führer-Sofortprogramm“.
In der Erkenntnis, dass Luftangriffe innerhalb des Reichsgebietes auch in Zukunft nicht vermeidbar sein würden, ordnete Hitler im Oktober 1940 den Bau einer gigantischen Anzahl von Luftschutzbunkern an."


Gemeint sind ca. 3000 Hoch & Tiefbunker, sowie tausende Kampfbunker des Atlantikwalls. Innerhalb eines Jahres waren 839 Hochbunker fertig.

Zwei Tage später traf Hitler den OKW-Chef Wilhelm Keitel zusammen mit dem Rüstungsminister Fritz Todt zu einer Besprechung in der Neuen Reichskanzlei, bei der die Auswirkungen der Bombardierungen auf die Moral der Zivilbevölkerung im Vordergrund stand. Hitler verlangte den Bau von Luftschutzräumen „in ganz großem Umfange“ und bestimmte den Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI) Albert Speer zum dafür Verantwortlichen in Berlin. Am 27. September leitete Todt das Protokoll der Sitzung zusammen mit einer eigenhändigen Skizze Hitlers zu einem neuen Normbunkertyp an Speer weiter.

Gruß
 
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1934-35 wurden erste Schachtanlagen geprüft und daraufhin wurde angefangen unterirdische Räume aus- und umzubauen für Kriegszwecke, erstmals nur zu Lagerzwecken, nach und nach kamen dann auch Arbeitsräume hinzu. Ab wann Junkers dort beteiligt war weis ich aber auch nich aus dem Gedächtniss.

Schacht Bernterode ist sozusagen der "Prototyp" einer U-Verlagerung
 
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(Claus) Junkers erhielt ab 1933 die Erkenntnis, dass Deutschland sich in einer Wiederaufrüstung befindet und erarbeitete daraufhin das ABC- Programm.
Dies sollte die dezentrale, luftschutzgerechte Produktion ermöglichen. Bei Junkers selbst war gemeint, die eigenen Hallen mit viel Baumbewuchs zu versehen um mögliche Angriffe zu erschweren unterirdische LS- Bunker zu errichten, sowie die Zuliefererfirmen im durchschnittlichen 35km Abstand fern der eigenen Produktion anzuordnen. Dazu zählten Köthen (Büffel?), Halberstadt (Malachit?), Staßfurt (Reh?), Bernburg (Puma?).
Gruß
 
Die kurze Antwort lautet: Junkers (und die Flugzeugindustrie) hatten 1940 keine Untertage-Verlagerungen, also nein, dieses Dokument bezieht sich nicht auf irgendein geheimes Untertageverlagerung. Wahrscheinlich handelt es sich um die Gründung einer oberirdischen Anlage oder einer neuen Niederlassung.

@Morbid, die von dir erwähnten Standorte sind sowohl Untertageverlagerung- als auch Junkers-Zweigwerk. Das Zweigwerk (Halberstadt, Dessau, Köthen, Magdeburg, Bernburg, Leopoldshall, usw.) wurde bereits in den 30er gegründet. Dies waren normale oberirdische Anlagen, oft in der Nähe von Flugplätzen (siehe Halberstadt). Diese wurden im Rahmen der Expansion von Junkers gebaut, um die Produktion für die Kriegsproduktion zu erhöhen

In der Nähe dieser Zweigwerke befanden sich ab 1944 oft UVs (wie "Malachit" bei Halberstadt, "Reh" bei Bernburg, usw.), aber diese waren NICHT dasselbe wie das "Zweigwerk", sondern eher Untertage-Verlagerungen.

Bei "Verlagerungen" (nicht „Zweigwerk“) wird es etwas verwirrender, denn oberirdische Verlagerungen gab es reichlich- meist in ehemaligen Textilfabriken („Venuswerke“ in Venusberg, „Langenwerke“ in Bad Langensalza, "Wernig-werke" nähe Wernigerode, usw.). Darüber hinaus betrieben einige Verlagerungebetriebe sowohl oberirdische als auch unterirdische Anlagen ("Nordwerke" Nordhausen nutzten beide Kammern 1-20 von UV "Nie" ins Kohnstein, aber auch mehrere Textilfabriken in und um Nordhausen).

Ein weiterer guter Fall sind die „Lengwerke“ in Lengenfeld: 1943/44 wurde ein Teil der Produktion des Zweigwerks Magdeburg in die Textilfabrik in Lengenfeld, bekannt als „Lengwerke“, verlagert. Dies war eine oberirdische Verlagerung, obwohl Ende 1944 direkt neben der Fabrik mit dem Vortrieb für die U-Verlagerung „Granulit“ begonnen wurde; In diesem Fall sehen Sie die Beziehung zwischen Zweigwerk, oberirdischer Verlagerung und U-Verlagerung.

Es ist ein komplexes Thema, besonders wenn Junkers behandelt wird, weil es mehrere Ebenen und Kategorien von Verlagerungen gibt, die in den 1930er Jahren beginnen, aber ich hoffe, das bringt etwas Klarheit.
 
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