Hallo zusammen!
Zunächst einmal: Tolle Bilder! Glückwunsch! Der auslösende Moment, mich bei diesem Forum anzumelden.
In meiner Vorstellung hatte ich es ja schon erwähnt, dass ich im Bahnhof Soest beschäftigt bin. Relativ lange schon, genauer gesagt seit 1964. Ich kenne also den Bahnhof "wie meine Westentasche" und auch seinen langsamen aber stetigen Niedergang.
Ich möchte nun nicht den Oberlehrer raushängen lassen.... Nichts liegt mir ferner. Aber einige Ergänzungen zu diesem Thema seien mir gestattet.
Das Gebäude der Signalmeisterei -um das es sich hier in der Hauptsache ja dreht- wurde zu Beginn der 50er Jahre als Ersatz für das im Kriege durch eine Luftmine zerstörte Verwaltungsgebäude des Soester Betriebswerkes (BW) errichtet. Es beherbergte neben der Verwaltung aber auch noch Spind- und andere Sozialräume. Nach der Auflassung des BW Anfang der 70er Jahre zogen dort die Fahrleitungsmeisterei und die Signalmeisterei ein. Im Obergeschoss wurden -wie hier bereits erwähnt- Schulungsräume eingerichtet. Ich selbst habe dort meine Spurplan-Ausbildung bekommen. Etwas weiter westlich konnte man bis vor wenigen Jahren noch die Überreste (genauer gesagt Grundmauern) des vormals 22-ständigen Lokschuppens im Gelände ausmachen. Nach der Privatisierung der Bahn ging die Flm nach Hamm, die Sigm nach Unna, die Schulungsräume wurden aufgegeben, die Mitte 1970 errichtete TVT-Halle abgerissen und das ganze Gebäude der Stadt übergeben. Einige Jahre wurden hier Aussiedler untergebracht bis auch die Stadt das Interesse verlor und das Gebäude nun langsam vergammelt.
Das Stellwerk Rt III ist das letzte von ehemals 13 (leider keine 25) alten Stellwerken. Es war zunächst das Ablaufstellwerk für den 2-gleisigen Hauptablaufberg "W-Süd" und wie hier bereits erwähnt ein elektromechanisches Stellwerk der Bauart E43. Ca 1932/35 ersetzte das Stellwerk ein älteres, mit dem Bau des Rangierbahnhofes errichtetes Stellwerk. Die Bauart des Stw, die bis in die Zeit Anfang der 70er jahre eingebaut war, ist mir dem Namen nach nicht bekannt, nur der Art der Bedienung nach. Es würde aber den Rahmen sprengen, das alles jetzt aufzulisten. Ebenfalls zu Anfang der 70er jahre wurde das Stw "Ss" (Soest Süd) am östlichen Ende des bahnsteig 1 aufgelassen und auf das Stw Rt III verlegt. Es befanden sich also 2 Stellwerke auf dem Turm. Das Stw Ss auf Rt III habe ich mehrere Jahre noch als Fahrdienstleiter bedient. Aufgelassen wurde das Gebäude am 01.10.1994 mit dem Übergang des bis dahin selbstständigen Bahnhof Soest in den Betriebsstandort Hamm und der damit verbundenen Abschaffung fast aller verkehrlichen Aufgaben des Bahnhofs.
Das kleine, nur noch vom Graffitti-Lack zusammengehaltene Gebäude mitten im Nichts war das Aufenthaltsgebäude der Rangierer ("Schlappenleger") im Gleisfeld. Recht uninteressant, es gibt auch nichts darüber zu berichten.
Der Keller der Umladehalle ist ja noch vorhanden, Bilder sind ja auch eingestellt. Jetzt muss ich aber noch was zu dem bewaldeten Gelände sagen. Die Spuren wie Bombentrichter, verbogene Schienen, Gleis- und Trümmerreste deuten ja schon darauf hin. Hier stand die ehemalige Umladehalle und hier lagen die nördlichen Richtungsgleise des Rangierbahnhofs. Nach dem vernichtenden Angriff am 05./06.12.1944 wurde dieses Gebiet kurze Zeit später aufgegeben. Von diesem Zeitpunkt bis zur Besetzung der Stadt durch die Engländer am 30.04.1945 wurden hier keine Blindgänger mehr geräumt. Das Gelände befindet sich also noch im gleichen Zustand wie im Frühjahr 1945 - einschließlich der Bedrohung, die noch immer im Boden ruht. 1962 wurde ein kleiner Teil des Geländes vom Kampfmittelräumdienst Arnsberg geräumt. Auf 10.000 qm Fläche fand man unter anderem noch die Blindgänger von sechs 250-Kg-Sprengbomben und andere unerfreuliche Hinterlassenschaften. Was im restlichen Teil noch liegt, kann man sich ja vorstellen.
Das kleine bunkerähnliche Bauwerk zwischen dem Brückenkopf der Hohen Brücke und der Zufahrtstraße zur ehemaligen LKW-Rampe der Umladehalle wurde ja schon als Beobachtungsstand erkannt. Dieses und der Turm am OGA-Gelände sind der rest der 17 Beobachtungsstände. Die genaue Lage dieser Einrichtungen ist heute nicht mehr bekannt. Ein weiterer Turm stand zwischen den drei westlichen Ablaufbergen in Höhe des BW, andere waren in den vorhandenen Gebäuden wie z.B. unter dem Dach des Empfangsgebäudes untergebracht. Besetzt wurden sie mit grade verfügbaren Personal. Der im Empfangsgebäude z.B. mit dem Servierpersonal der Bahnhofsgaststätte.
So, das war es von meiner Seite zu dem Thema. Wenn ich es schaffe, werde ich mal versuchen, ein paar Fotos aus dem Bestand des Stadtarchivs Soest einzubauen, die einen kleinen Einblick in den Urzustand geben können. Ich hoffe, ich habe die User jetzt nicht überstrapaziert und werde mich jetzt mal mit den anderen Themen beschäftigen. Besonders das Thema mit dem westliche Teil interessiert mich ja noch unheimlich.
Ach ja, bevor ich es vergesse. Westlich des Einkaufszentrums am Bahnhof befindet sich halb unter der Zufahrt vom Hammer Weg verdeckt noch ein überirdischer Bunker. Dieser wurde wie der am Stw Rt III im Jahre 1942 zum Schutz des Personals des dort befindlichen BW II und der umliegenden Arbeitstellen errichtet. Er wurde stabiler gebaut als der bei Rt III. Allein seine Wandstärke von knapp 2 Meter übertraf schon die Deckenstärke des Rt III-Bukers (1,70 Meter Decke, 1,10 Meter Wand). Er lag jahrelang gut versteckt zwischen Büschen und Bäumen hinter der Stützmauer des BW II und wurde außerdem durch ein einstöckiges Dienstgebäude auf dem Dach gut getarnt. Beim bau des Einkaufszentrums hatten die Architekten und Bauarbeiter dann "etwas zu knabbern".
Bis dann