hier ein paar hintergrundinformationen zu diesem leider kürzlich abgerissenem objekt:
Das ehemalige Gelände des "Heidefürsten" mit dem sogenannten HEIDSCHLÖSSCHEN. Diesen Titel haben die Glehner Walter Steinmetzer (77) verliehen, einst Bewohner eines Anwesens mit Lehmhaus, kleinem Wald, 20 Pfauen, rauschenden Partys und Elton John als Promi-Gast.
Die Geschichte beginnt vor 70 Jahren, als Ferdinand und Adelheid Steinmetzer, die Eltern des Fürsten, mehr Platz zum Leben suchten. Glehns damaliger Bürgermeister Theo Titz riet, auf die Heide zu ziehen: "Da könnt ihr machen, was ihr wollt." Das war allerdings mit viel Arbeit verbunden. Auf der Heide stand oft Wasser, so dass der Vater Gräben zog, um das Areal trocken zu legen. "Und dabei merkte er, dass das Wasser lediglich wegen des Lehms nicht abfließen konnte," erzählt Walter Steinmetzer. Lehm war ein tolles Baumaterial für ein geräumiges Haus. Klar, dass alle drei Söhne beim Bauen halfen. "Wir haben Lehm, Heu und Stroh gemischt, alles nass gemacht und mit den Füßen getreten." Der Vater setzte Pfähle, flocht Reiser hindurch und pliesterte mit der lehmigen Masse dicke Wände. Übrigens durfte man damals bis zu einer Höhe von 2,50 Meter ohne Genehmigung bauen. Die Familie war Selbstversorger. Das bedeutete auch, dass Walter Steinmetzer öfters mit der Mischlingshündin "Lotti" spazieren ging und Kaninchen für den Kochtopf mitbrachte. Den superfeinen Sand auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände verkaufte der Vater Schubkarrenweise für Arbeiten am Liedberger Schloss. Um sein Haus herum waren längst Wassergräben entstanden und ein großer Weiher.
Als ein Unternehmen 400 Tannen günstig abgab, wurden sie auf Steinmetzers Anwesen zum Refugium für mindestens 20 Pfaue. Auf dem Sterbebett nahm Vater Ferdinand Sohn Walter das Versprechen ab, dass dieser in seinem Sinn weiter an dem Anwesen arbeiten werde. Walter Steinmetzer, von Beruf Chemiker, erwies sich als begnadeter Handwerker. Die Stromversorgung lief bestens per Aggregat, das Steinmetzer aus 2CV-Motoren zusammenbastelte. Auch eine Brutmaschine für 500 Eier hat er kreiert. Die Ideen versiegten nicht.
Eine romantische Gewölbe-Kellerbar mit einer weiteren Bar darüber entstand, etwas abgelegen ein großes Schwimmbad. Aufgemauerte Zinnen und viele Flaggen verdeutlichten etwa ab den 80er Jahren, dass es sich auf der Heide um ein Schlösschen handelte. Fortan wurde Steinmetzer nur noch "Heidefürst" genannt. Der Hausherr hatte gerne Menschen um sich. Sogar mit Bussen und Musikkapelle kamen sie, oft ging es bei Fürstens hoch her. Die Partyadresse sprach sich herum, Steinmetzer stellte sein Anwesen gerne zur Verfügung. "Ich habe nie Geld verlangt", sagt er. Sogar Elton John trug sich in den 80er Jahren ins fürstliche Gästebuch ein. Wegziehen wollte Steinmetzer eigentlich nie. Vor zwei Jahren entschloss er sich mit seiner Familie dann endlich nach Glehn direkt zurückzuziehen und nun kann die Stadt Korschenbroich hier bald das Industriegebiet erweitern.