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Landwehren

SirLoop

Mitglied
Hallo,
ich möchte hier gerne ein neues Thread aufmachen, da ich dazu hier im Forum noch nichts darüber gefunden habe.
Im weitesten Sinn gehören Landwehre ja zu Thema "Haine", deshalb hoffe ich im richtigen Thema gelandet zu sein.
In unserer Gegend (Ostbevern) meine ich einige Landwehre o.ä. gefunden zu haben. Diese finde sich aber in mir vorliegenden alten Karten und Flurbezeichnungen niht wieder. Lediglich ein Familienname deutet auf die Existenz hin. Geht man aber mal mit offenen Augen durch das Umland, dann fallen schon merkwürdige Bodenformationen auf Landwehren hin. Ich hab gelesen, dass diese i.d.R. aus zwei Reihen dicht bewachsener Hecken und drei Gräben bestanden. Ich hab hier eine Bodenformation gefunden, die darauf schließen lässt, dass diese Landwehr, sofern es sich überhaupt um eine handelt, aus mind. 10 Reihen bestand.

Kann jemand dazu etwas sagen ? Ich ziehe auch gerne los und mache einige Fotos.

Grüße
SirLoop
 
Deine Aussage ist soweit richtig. Auch bei uns der Gegend gibt es Landwehre. Aber diese zu fotografieren ist sehr schwer da sich der ursprüngliche Zustand nur erahnen läßt. ratlos-
 
@SirLoop
Kenne Landwehre eigentlich auch nur als 2 parallel laufenden Rinnen mit Durchlässen. also Schlagbäume, o. ä., und in größeren Abständen gab es dann noch Zollstationen.
Diese hat man dann relativ dicht mit Bäumen und Hecken bepflanzt, um das Durchschlüpfen zu verhindern. Schließlich wollten die Steuereintreiber ja nur das Beste von den fahrenden Händlern!
Aber 10 Reihen? Sind diese Bodenformationen parallel zu Hängen, sowie mehrere Stufen übereinander? Dann könnten das Ackertrassen, sogenannte Stufenraine sein.
Da war früher ein Acker der aufgeforstet wurde.
Wenn diese Rinnen hangabwärts laufen, dann sind es Entwässerungsgräben.
So genug kluggesch...
Ja, mach mal bitte ein paar Fotos, wenn möglich...
LG
 
Na, feste Regeln gab es da nicht. Standard war eine schier undurchdringliche Dornenhecke, häufig mit Graben versehen. Entsprechende Durchlässe dann an den Durchgangswegen.
Die Bauformen konnten aber stark variieren, bedingt durch Gelände, vorhandene Arbeitskräfte, Budget, Gefährdungseinstufung der Gegend etc.
Die Landwehren wurden hauptsächlich zum Schutz vor Räuberbanden, aber auch einfach als Durchgangskontrolle benutzt. Man möchte gerne wissen, wer seinen Bereich betritt oder verläßt. Gesindel blieb draußen.
In manchen kriegerischen Auseinandersetzungen spielten die Landwehren natürlich auch eine Rolle, aber der Hauptsinn war eher der des röm. Limes, nicht des Westwalles, sozusagen.
Würde ich aber eher zu alten Verkehrswegen packen, denn Haine, Hügelgräber und Steinkreise sind heilige Orte, Landwehren dienten rein profanen Schutzzwecken :wink: .
Ist aber eine gute Idee, dann kann ich auch ein paar Exemplare beisteuern.
Aber 10 reihig? mmmh. Da würde ich mich auf ein Bild freuen.
 
Ich finde die Idee auch gut. In unserer Gegend gibt es zahlreiche Landwehren. Sie dienten nicht nur der Grenzkontrolle (vor allem beim fahrenden Volk), sondern waren auch eine Hilfe bei der Hude (dabei wurden die Schweine zur Eichelmast einfach in den Wald getrieben). So konnte man verhindern, dass die Schweine abhauten und fremde Schweine wurden am Eindringen gehindert. Taunusbär hat recht, die Überbleibsel lassen sich fotografisch sehr schwer darstellen. Ich werd´s in den nächsten Wochen trotzdem mal versuchen. Ich kenne da einige Ecken wo man den Erdwall noch deutlich erkennen kann. In Waldgebieten sind diese Stellen noch gut erhalten.
MfG
Jakob
 
OK - Ich werd' mal sehen, wie ich das fotografieren kann. Auf einer Luftbildaufnahme von 1986 sind Teile von der Grabenanlage mit geringem Bewuchs zu sehen. Die Scanne ich ein und stelle sie dann ebenfalls hier ein. Etwa die Hälfte ist mit jungen Birken bewachsen, die andere Hälfte mit Eichen und Kiefern.
Am Ende dieser parallelen Gräben ist übrigens ein Teich. Das kann durchaus darauf hindeuten, dass es sich um eine Entwässerung handelt. Zumal in dem Gebiet ein hoher Grundwasserspiegel vorhanden ist. Komisch auch, dass dort die Mutterbodenschicht ca. 20-30cm dick ist. Darunter ist sandiger Boden. Einige Meter weiter nach Süden steigt die Mutterbodenschicht sprunghaft auf fast 1m an. Das Niveau der Sandbodenschicht ist nahezu gleich.
Direkt an diesem Geländebruch steht eine uralte Kopfweide im tiefer liegenden Gelände. Ich würde mal schätzen, die Weide hat einen Umfang von 1,5 - 2m.
Das alles spricht für die Trockenlegung eines sumpfig / morastigen Gelände
Dagegen spricht der Bewuchs. Dort stehen auf den Hügelkämmen einige alte Eichen.
Versprochen - ich bring ein paar Fotos von dem ganzen Kram.
SirLoop
 
Vielleicht auch den entsprechenden Ausschnitt einer Topokarte? Oder die Position, dann schaue ich mir das mal auf der Karte an. Wenn nötig per PN.
 
So,
ich war unterwegs und habe auch mit einer Zeitzeugin (ca. 75+) gesprochen. Sie ist auf dem Bauernhof aufgewachsen, der direkt neben dem Grabensystem liegt und lebt heute noch dort.
Es handelt sich tatsächlich um ein Entwässerungssystem ! Früher, so die Zeitzeugin, wurden "sie" (wer auch immer das war) von der Gemeindeverwaltung entlohnt die "Schaugräben" sauber zu halten. "Schaugräben deshalb, weil man danach schauen musste, sprich, den Zustand im Blick haben musste.
Da die eine Hälfte des Wäldchens mit Eichen und Buchen und die andere Hälfte mit jungen Birken besetzt ist, vermute ich, dass die erst genannte Hälfte lange nicht "beschaut" wurde. Die birkenbesetzte Hälfte liegt zum Teich hin.
Bilder habe ich natürlich auch mitgebracht
Google-Earth.jpg

Hier die oben beschriebene alte Weide am Geländebruch
weide1.jpg

Der Geländebruch aus einer anderen Sicht
gelaendebruch.jpg

Eiche in der südlichen Hälfte
eiche1.jpg

und hier die Krone der Eiche
eiche2_krone.jpg

an der westlichen Grenze des Wäldchens (links des Google-Earth Bildes) ist ein tiefer Graben mit Eichen und Buchenbewuchs auf der ganzen Länge. Hat dazu jemand eine Erklärung ?
aussengrenze.jpg

einige Gräben in der Nähe des Teichs
graben.jpg

die Gräben laufen in zwei Sammelgräben zusammen
sammelgraben.jpg

die beiden Sammelgräben laufen in diesen Teich (der ist hier aufgrund der trockenen Wetterlage fast leer)
teich1.jpg

Die Gräben führen kein Wasser mehr

Koordinaten nach Google-Earth
Breite: 52° 2'17.90"N
Länge: 7°49'43.48"E

(leider ist mein Scanner verreckt, somit kein Scann von der topografischen Karte aus den 80gern ratlos- )
 
Entwässerung macht da sinn. Auch die Weiden deuten auf feuchte Wiesen hin. Eine Landwehr sieht doch anders aus.
Ich versuche mal eine fotogene Stelle an der hiesigen Landwehr zu finden. Ecklige Schwarzdornhecke mit Wall und Graben.
 
Das kannst Du gerne machen. Allerdings musst u nicht extra für mich losziehen. Ich habe hier ein nettes informatives Heftchen vom LWL. Das erklärt sehr anschaulich, wie Landwehren damals aussahen, wofür sie gebraucht wurden etc.
Übrigens, in dem Enwässerungssystem findet sich auch ein stattlicher Schwarzdornbusch.
Leider ist das Foto verwackelt.
 

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Trotz des verwackelten Bildes würde ich das Ding als Ilex identifizieren. Kann aber sein, dass der in anderen Gegenden als Schwarzdorn bezeichnet wird. Das würde mich jetzt doch mächtig interessieren. Nichts für ungut, aber ich beiße mich manchmal auch an Kleinigkeiten fest und möchte allen Dingen auf den Grund gehen. Danach können wir dann wieder zum Thema zurückkehren. Ich wollte auch noch Bilder von der Schaumburger Landwehr beisteuern. Ich bin aber noch nicht dazu gekommen bei diesem Sch. Wetter. prostt- (besser mit Glühwein)
mfG Jakob
 
Ha Ha. Brauchst Du nicht gurgeln. Einfach mal reinfallen. Der deutlich gemeinere ist der Schwarzdorn. Die Dornen gehen auch durch dicke Lederhandschuhe, wie ich zu meinem Leidwesen erfahren mußte...
 
Ich war gestern mal unterwegs und habe die angekündigten Fotos geschossen. An exponierter Stelle an einem geteerten Wirtschaftsweg, der viel von Wanderern und Radfahrern benutzt wird, ist auch eine Hinweistafel aufgestellt worden. Ich habe noch einen 2. Wall etwa 300m ostwärts gefunden, der sich ebenfalls - nur nicht ganz so lang und mit teilweise recht eckigem Verlauf - durch das Waldgebiet zieht. Nach genauerem Betrachten der Karte sind mir zudem einige Gebiete mit geschlossenem Wallsystem in mehr oder weniger rechteckiger Form aufgefallen. Vermutlich hat man hier die Schweine (und anderes Vieh :?: ) für die Nacht zusammengetrieben. Tagsüber wurden sie zur Eichelmast dann wieder in den Wald gelassen. Es ist sogar noch ein altes Schweinehirtenhaus erhalten...aber das ist ein anderes Thema.
Hier nun die Fotos:
 

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