Ok, noch ein Bericht aus früheren Jahren.
Drehen wir die Zeit ca. 35 Jahre zurück. Eine Zeit, in der mich Höhlen mehr interessierten als alles andere und ich sehr aktiv war.
Geplant wurde eine Höhlentour mit relativ unerfahrenen Kollegen aus der Schule.
Vorweg schicken muss ich zum besseren Verständnis der Story, dass ich zu der Zeit die Chemotechnikerschule in Mülheim a.d. Ruhr besucht habe. Mit 2 Klassenkameraden (eine männl., die andere weibl.) sowie einem Rudel ambitionierter Höfos, wir waren 10 Leute, waren wir kurz zuvor zu einer Wochenendtour in die Gegend um Remouchamps/Belgien aufgebrochen, um die dortigen Höhlen zu befahren. Die Tour hat den beiden so gut gefallen, dass sie weiteren Mitschülern davon erzählten und ihnen vorschwärmten, wie toll es war. So kam, was kommen musste und man bequatschte mich, ob man so etwas in der Art nicht mal im Sauerland machen könnte. Ich besprach mich mit meinem Freund und wir beschlossen mit der Truppe, bestehend aus 6 Leuten (mit uns zweien), ins Felsenmeer nach Hemer zu fahren. Damals war es noch möglich! Da wir das Felsenmeer zu der Zeit schon X mal besucht hatten kannten wir viele der dort befindlichen Höhlen und wir suchten uns zwei leichte, aber interessante Höhlen aus, die man u. a. kriechend und minimal kletternd „erforschen“ konnte.
Dann war der Sonntag gekommen, an dem wir uns trafen und gemeinsam mit 2 Autos zum Felsenmeer fuhren. Dort angekommen staunten einige nicht schlecht, denn, obwohl sie das Sauerland kannten, vom Felsenmeer hatten sie noch nichts gehört. Nach dem Umkleiden und anlegen der Beleuchtung stapften 6 wild aussehende Gestalten durch die Höhlenlandschaft. Auf dem Weg zu unserer ersten Höhle erzählte ich ihnen etwas über die Entstehung des Felsenmeeres und machte darauf aufmerksam, dass jede Abweichung vom Hauptweg mit großen Gefahren verbunden war. Wir zeigten ihnen einige Löcher links und rechts des Weges, manchmal kaum zu sehen, die nur mit Drahtseilleitern und Seilen sowie einer guten Sicherung zu befahren waren. Dann waren wir an unserer ersten Höhle angekommen und ich zeigte ihnen den Eingang. Große Augen schauten uns an, denn die ersten Meter musste geschluft werden. „Passen wir da überhaupt durch?“ und so ähnlich kamen Fragen auf, die mein Kollege und ich lachend mit einem „Ja“ beantworteten. Nun muss ich dazu sagen, dass einer unser Mitbefahrer mit Spitznamen Ulmi ein sehr stämmiger Bursche war, der locker seine 100 kg auf die Waage brachte, aber er war zum Glück sehr sportlich.
Nun gut, wir beschlossen, dass ich die Führung übernahm und mein Kollege als letzter nachfolgte. Ich schlufte also voraus und nach ca. 5m trafen wir uns alle in der ersten Halle wieder. Wobei Halle ein weiter Begriff war, aber alle 6 hatten dort Platz. Dort verharrten wir einige Minuten, um den Neulingen zu ermöglichen, die für sie unbekannte Welt auf sich wirken zu lassen. Ich leuchtete jeden mit meiner Lampe an und sah nur begeisterte Blicke, also konnte es weiter gehen. Nun hatte ich mir etwas ausgedacht, extra für unseren Kollegen Ulmi, der wie ich wusste jeden Spaß mitmacht. Ich ging wieder voran und nach etwas leichter Kletterei erreichten wir die zweite, etwas größere, Halle. Nachdem alle anwesend waren fragte ich in die Runde „So, was meint ihr, wo geht’s weiter?“ und sah nur fragende Blicke. „OK, dann werde ich mal auflösen. Ich stehe vor einem kleinen Loch im Boden, dort müssen wir durch und zwar: Füße voran, langsam runter rutschen lassen und nach ca. 1 1/2m ist man durch". Ich verschwand wieder als erster und hatte Ulmi gebeten, als vorletzter vor meinem Kollegen zu rutschen. Mittlerweile waren alle Neulinge durch bis auf Ulmi.
Und dann kam er. Unser Ulmi! grins
Vorab angemerkt: Ulmi trug eine zweiteilige Kombi, bestehend aus Arbeitshose und Jacke. Zuerst sah man nur seine Füße, die einwandfrei durchflutschten, dann sein Gesäß und da wurde es schon eng. Was dann kam war der Brüller und darauf hatte ich gewartet: Dann erschien ein nackter Bauch, eine Wampe vom feinsten, an der zwei Beine wild rumstrampelten und Ulmi rief von oben „Ich stecke fest.“ Was unten los war kann man sich glaube ich vorstellen. Das war ein Bild für die Götter! Ein Gebrülle und Gelächter von Feinsten erschallte. Ich rief zu ihm rauf, was los sei und er antwortete „Mir hängen die Klamotten am Hals wie eine Wurst. Da geht nix mehr!“ und wieder brüllendes Gelächter. klatsch- Nach 2 verzweifelten Versuchen, Ulmi durchs Loch zu bekommen brach ich die Aktion ab, denn ich bekam Mitleid mit ihm und rief zu meinem Kollegen „Zeige Ulmi bitte den bequemen Weg zu uns.“ Denn es gab einen wesentlich einfacheren Weg, aber ich dachte mir, ein bisschen Spaß muss ein. Ulmi fand es selber auch lustig und versicherte, nie mehr einen Zweiteiler bei einer Höhlenbefahrung zu tragen. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten kletterten wir noch ein Stück tiefer bis zum Endpunkt der Höhle. Dort bat ich die Leute, einmal ihr Licht auszumachen und nur auf die Geräusche zu hören. Es war faszinierend. Dann ging es an die Ausfahrt und nach ca. einer halben Stunde waren wir wieder im Tageslicht. Einige der Kollegen hatten leicht lädierte Knie, da sie es nicht gewohnt waren, über Steine oder harten Boden zu schlufen, aber alle waren happy und fanden es toll.
Nach einer ausgiebigen Pause mit Brotzeit begaben wir uns dann in die zweite Höhle. Bis zum Einstieg war höchste Vorsicht geboten, denn es ging über Stock und Stein, Felsen und Geröll. Da wir jedoch den Weg kannten traten die anderen in unsere Tritte und nichts passierte. Am Eingang angekommen wählte ich für die Truppe den leichteren Weg ins Innere des Berges, denn ich wollte ihnen nicht noch mehr Kletterei zumuten. Wir hätten ansonsten auch über ein Loch gemusst, das den Weg kreuzte und nur durch Kletterei zu bewältigen war, doch das wurde mir zu gefährlich für die Frischlinge. So konnten wir dann aufrecht gehen und ich zeigte ihnen die Abbauspuren von Eisenerz, die noch gut sichtbar waren. In dieser Höhle ließen wir uns Zeit und mein Kollege und ich mussten viel erklären. Aber es war eine tolle Befahrung mit den Leuten. Niemand tanzte aus der Reihe, keiner moserte rum und als wir am Nachmittag wieder bei den Autos waren erklärten alle den Tag als sehr gelungen.
So, dass war mal wieder ein Befahrungsbericht aus meinem Leben. Vielleicht er euch gefallen.