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Die Suche nach der Schneevulkanhalle

Jonathan E.

erfahrenes Mitglied
Die Suche nach der Schneevulkanhalle.

Der Wunsch das SMK-Höhlensystem zu sehen, entstand, als ich den Bericht mit dem Titel "Die Schneevulkanhalle - kalt erwischt" laß und Bilder auf der Seite von Trogop... sah. Zunächst besorgte ich mir Literatur über die Höhle und sah mir einige Karten an, in der Hoffnung die Zugänge zu ermitteln. Koordinaten hatte ich, jedoch in einem Koordinatensystem, welches sich nicht so einfach für die üblichen GPS-Programme umrechnen ließ. So blieben mir nur vage Hinweise und eine eingezeichnete Höhle auf einer Topokarte. Ich ging davon aus, dass diese Informationen ausreichen - doch weit gefehlt. Ich habe schlappe drei Tage gesucht, um einen brauchbaren Eingang zu finden, obwohl ich direkt am ersten Tag einige Meter davon entfernt war. Doch davon später.

Tag 1:
Nachts um zwei Uhr losgefahren und um 12 Uhr an der Looserhütte angekommen. Der Wirt aß gerade und sprang auch nicht sofort auf, um mir meinen Stubenschlüssel zu geben. Daher sah ich mich erstmal um. Ich war totel überrascht wieviel Schnee noch lag. Ich sah mein Vorhaben schon fast als gescheitert an, da ich befürchtete, dass die Höhleneingänge total zugeschneit sind. Als ich meinen Schlüssel ohne Formalitäten bekam und der Wirt durch die Nahrungszufuhr freundlicher gestimmt war, konnte ich meine Stube beziehen und sogleich eine kurze Erkundung starten. Wie gesagt, es lag noch unheimlich viel Schnee. Also Steigeisen an und los. Ich versuchte einen Steig zu finden, welcher mich ungefähr in die Nähe der Höhleneingänge bringen sollte. Markierte Felsen waren nur ab und zu sehen. Nach ca 2 Stunden kam ich an eine Stelle, ab der ich mich durch Latschenkiefer- und Schneefelder die Bergflanke hocharbeiten mußte. Die eingezeichnete Position einer Höhle auf der Topokarte hatte ich erreicht, jedoch war kein Eingang zu sehen. Na prima, in der Nähe fand ich einige Eingänge und Schächte, jedoch alle ohne Katasterplaketten. Die Eingänge des SMK-Höhlensystem sollten alle mit Katasternummer versehen sein. Ich habe einige Stunden mit Suchen verbracht, als ich den Rückweg antrat. Ich bin heute schon unwissendlich etwa 100m Luftlinie von einigen Eingängen entfernt gewesen.

Tag 2:
Nochmal den selben Weg gegangen. Jedoch mit 80m Seil und SRT-Gerödel. Dementsprechend war die Ausrüstung schwerer. Diesmal hatte ich mich die Bergflanke etwas höher hochgearbeitet und mußte über recht steile Karrenfelder hochklettern und erreichte ein Schneefeld, wo sich ein Schneeüberhang befand, wo der Schnee schmolz und einige Tropfstellen waren. da konnte ich meine Wasserflaschen auffüllen. Als ich mich umschaute sah ich einen steilherabführenden Gang und eine Katasterplakette. Toll - zumindest schon mal einen Eingang gefunden. Leider nicht der richtige, um in die Schneevulkanhalle zu kommen. Heute bin ich unwissendlich dem Haupteingang ca 50m Luftlinie nahe gekommen. Nur weil ich kein Bock mehr hatte, hinter eine große Schneewehe zu schauen, hatte ich heute auch nicht den erwünschten Zugang gefunden. Auf dem Rückweg fand ich einen Hinweis auf den Anfang eines Forscherpfades, über welchem man laut Beschreibungen von einer anderen Seite des Berges in die Nähe des Höhlensystems kommen soll. Ein Teil des Seils habe ich unterwegs gebunkert.

Tag 3:
Ich bin dem Forscherpfad gefolgt. Die Markierungen sind kaum noch vorhanden. Ab und zu ein Steinmännchen, dass einem glauben läßt auf dem richtigen Weg zu sein. Immer wieder geht es über Schneefelder, Karrenwände und durch Latschenkieferfelder. Dauernd bleibt man hängen oder eine Wurzel läßt einen straucheln - Echt beschiessen. Plötzlich nur noch Schnee und ein Schneehang. Kacke - abgeruscht und auf dem Hosenboden mit Gerödel ca 100 Höhenmeter runtergeruscht und gerade nur vor einer Felsengruppe zum Halten gekommen. Zum Glück war der Hintern noch nicht durch. Auf einem hohen Felsen ist eine große Stange. Ich wurde aufgeregter und mein Jagdinstinkt erwachte. Ich mußte einfach in der Nähe des Höhlensystems sein. Nach einigen suchen, fand ich endlich, als ich um eine Felsengruppe herumging, den Haupteingang des Höhlensystems. Ein Blick auf die Katasterplakette bestätigte mir dies. Da ich zu wenig Seil dabei hatte, war heute nichts mit einer Befahrung. Also ließ ich mein Gerödel vor dem Haupeingang und schaute mich um, dabei fand ich einen kaum noch wahrnehmbaren Pfad und folgte diesen, dabei kam ich an dem Eingang vorbei, den ich am Vortag gefunden hatte. Und weiter ging es zu der Schneewehe, wo ich zu faul war um genauer nachzugucken. Bei der Schneewehe angekommen, wurde ich durch den Eiskalten Hauch, der das aus dem Loch rauskam, erstmal schockgefrostet. Der Oberhammer! Ein Blick auf die dort angebrachte Katasterplakette sagte mir, dass ich endlich einen Eingang zur Schneevulkanhalle gefunden habe. Zurück zum Gerödel und dann zur Looserhütte.

Tag 4:
Den Weg der ersten Tage genommen, um unterwegs das gebunkerte Seil einzusammeln. Bei der Schneewehe, an einer starken Latschenkieferwurzel das Seil befestigt und über die Schneewehe geklettert, um den Schneehang im Höhleneingang herabzusteigen. Merkwürdig flach der Abstieg. Laut Beschreibung ist der Schneevulkan recht steil. Irgendetwas stimmt da nicht. Weiter geht es. 50m reichen nicht, also nochmal 35m angeknotet und weiter geht es den Hang herab. Auf einmal wird es eben und ich kam auf gewachsenem Eis aus. Einmal kurz geduckt und ich kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Schneevulkanhalle! Und da auch der Schneevulkan. Ein großer Schneeberg, der durch den Königsschacht in die Halle geruscht ist, die Tageslichtöffnung würde dann den Vulkanschlund geben. Die Tageslichtöffnung war bei meiner Befahrung aber zugeweht. Ich bin durch den Elefanteneingang hereingekommen. Laut Beschreibung soll dies die größte eistragende Halle in Europa sein. Leider macht sich auch hier der Klimawandel bemerkbar. Viele Schneegebilde, die noch auf wenige Jahre alten Aufnahmen zu sehen sind, waren nicht mehr da oder kaum noch zu erkennen. Die Oberfläche des großen Eissees war stark angetaut und hat gerade noch so eben getragen. Überall knisterte es im Gebirge. Als ich meine Fotoausrüstung aufbaute hörte ich plötzlich ein Knacken von oben. Ich suchte Deckung bei der nahen Felswand, als sich ein großes Eisgebilde von der Decke löste und die Eisdecke des Sees durchschlug. Ich muß sagen, dass ich nicht unbeeindruckt war, obschon ich mit solchen Gefahren gerechnet habe. Nach zwei Stunden ging es wieder zurück zum Haupteingang des Höhlensystems. Dort habe ich das Seil und die Blitze gebunkert, da ich am nächsten Tag, den anderen Teil der Höhle befahren wollte. Zurück durch die blöden Latschenkieferfelder. Das Bild der Landschaft hat sich innerhalb der drei Tage schon beträchlich gewandelt, da schon ordendlich Schnee abgetaut war. Zum Glück trug der restliche Schnee noch gut.

Tag 5:
Über den Forscherpfad zum Haupteingang. Zwei große, freche rabenartige Vögel wollten mich mit ihren Geschrei vertreiben. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, mich den Abhang abzuseilen, der zu einem tiefen Abgrund führt. Hier habe ich das 35m 8,5mm Seil befestigt. Als ich nach unten schaute bekam ich erstmal einen Schreck. Das Seil reicht nicht. Ich hielt das aber für eine optische Täuschung, da die Lampe den Grund nicht so gut ausleuchtete. Egal - durch den geknüpften Endknoten kann eh nicht passieren. Und das Umbauen im Seil von Abstieg nach Aufstieg habe ich mehrfach geübt. Also ab. Unten angekommen lag das Seil in einigen Kringeln auf dem Boden - habe ich von oben nicht gesehen. Dieser Teil der Höhle war nicht so schön wie die Schneevulkanhalle und der Eisgang der zur Eiswand führte, über die man in die Schneevulkanhalle kommt, war praktisch nicht mehr vorhanden. Das Eis war bis auf eine schöne Eisformation praktisch verschwunden. Ich erkundete diesen Teil der Höhle indem ich die Eiswand halb hochkletterte, da das Eis nach oben hin recht brüchig wurde, stoppte ich hier. Ich sah mich noch in der anderen Richtung um und brach dann ab. Ich wollte mein Glückskonto nicht noch mehr belasten. Beim Hochsteigen am Seil merkte ich, dass das Gepäck auf dem Rücken sich nicht sonderlich positiv auf die Steigleistung und den Schwerpunkt auswirkte, also das Seil unter mir hochziehen und das Gepäck anbinden und runterlassen. Da schau her, der Aufstieg war plötzlich einfacher. Umso beschissener war das Hochziehen des Gepäcks, am Abgrund stehend - natürlich bestens gesichert. Alles zusammengepackt und froh ging es diesmal mit dem kompletten Gerödel zur Looserhütte. Inzwischen war schon ordendlich Schnee geschmolzen und bei der Hütte war ordenlich was los. Die Leute staunten nicht schlecht - wer mag denn da mit dicken Gerödel heranmaschiert kommen - Wahrscheinlich schon wieder so ein komischer Deutscher.
Jonathan E.
 

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Moin Jonathan.

Ganz toller Befahrungsbericht und schöne Bilder. Bin begeistert. Weiter so. Vielleicht kommen ja hier doch noch so einige Befahrungsberichte von ambitionierten Höfös zusammen. Dann wirds ein wirklich interessanter Threat.

Gruß
Rüdiger
 
Da hat sich die Mühe ja gelohnt, tolle Bilder gerne noch einige mehr klatsch- klatsch- daumen- daumen-
 
Echt hart,der Jonathan. :shock:

Aber pass ma gut auf das das letzte was man von deinen Touren hört kein Nachruf wird!
So ne Nummer alleine bringen....da hätt ich zuviel Schiss...
 
Wie immer ein spannender Bericht und super Bilder.
Viel Erfolg bei zukünftigen Befahrungen.
Glück Auf!
 
Hallo Freunde der Unterwelten,
nachdem ich im letzten Jahr festgestellt habe, daß viele Gebilde in dieser Höhle im Begriff waren, zu verschwinden, machte ich mich nochmal auf, diese Höhle zu besuchen. Da ich dieses Jahr ein wenig später da war, waren viele Schneefelder abgetaut, so daß ich relativ einfach zum Höhlensystem gelangen konnte. Leider ist in der Höhle noch mehr abgetaut. Der große Gletscher in der Höhle verschwindet immer mehr. Die gefühlte Temperatur betrug über null Grad. Die Einheimischen sagten mir, daß zwar viel Schnee fiel, aber die Temperaturen nicht sehr tief waren, so daß sich kein neues Eis in der Höhle bilden konnte.
Ich vermute mal, daß in einigen Jahren die Schneevulkanhalle bald einen anderen Namen bekommt. Seht euch mal die Bilder an, die gemacht worden sind, als diese Halle entdeckt worden ist.
Hier zwei aktuelle Bilder.
Jonathan.
 

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