mircozmen
erfahrenes Mitglied
Hallo Ihr Bunkerverrückten.. zunge-
Ein Zeitungsbericht hat mich auf folgendes aufmerksam gemacht (Bilder weiter unten)...
Bericht der Zeitung:
Fünf Stahltüren sichern den Zugang, quietschend öffnen sie sich. Am Anfang wartet eine Dusche auf den Besucher, daneben ein verbleiter Container für kontaminierte Kleidung. Dahinter sind die schmalen Gänge verwaist und die Zimmer ausgeräumt, die Wände allesamt weiß getüncht. Die Luft wirkt abgestanden, schnell nagt ein klaustrophobisches Gefühl unangenehm am Kleinhirn. Es ist in Nicht-Ort unter der Erde, jahrzehntelang vor der Bevölkerung geheim gehalten. Wissen nur für Eingeweihte, heute ein Leerstand der Geschichte.
„Um einem Gerücht gleich entgegenzutreten: Der Bunker war nicht für den Bürgermeister und die Stadtverwaltung gedacht, um sich im Falle eines Atomkrieges noch vierzehn Tage länger über Wasser zu halten, sondern immer nur als Sitz der Befehlsleitung im zivilen oder militärischen Katastrophenfall“, stellt Karl xxx energisch fest. Von 1982 bis zur Auflösung Mitte der 1990er Jahre war er Leiter des Amtes für Katastrophenschutz und damit für die „B-Stelle“ zuständig.
Unter seiner Regie wurden regelmäßig Übungen mit fiktiven Flugzeugabstürzen und Chemieunfällen durchgeführt. Als es 1986 im russischen Tschernobyl zu einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk kam, verbrachten xxx und Kollegen sogar mehrere Nächte auf den Pritschen im Mannschaftsraum des Bunkers. Da man rund um die Uhr erreichbar sein musste, hatte sich der Katastrophenschutz unterirdisch eingerichtet. „Es war reiner Pragmatismus. Wir waren dort besser aufgehoben als im Rathaus, zumal ein Wochenende anstand“, so xxx.
„Es war ein eigenartiges Gefühl, denn wir hatten außer über Telefon, Telefax und Fernschreiber keinen Bezug zur Außenwelt und verloren schnell jedes Verhältnis zur Tageszeit..“
Angst vor der Bombe:
Seine Existenz verdankt der trostlose 310 m² große unterirdische Gebäudekomplex an der
xxxschule in xxx dem Geist des „Kalten Krieges“. „Die Angst vor dem Atomkrieg war in den 1960er Jahren greifbar. Man redete vom ‚Russen‘ und von der Bedrohung. Damit
wurde auch Politik gemacht. Ich leistete meinen Ersatzdienst beim Arbeiter-Samariter- Bund ab, wo wir auch Kriegsfälle geprobt haben. Plötzlich kamen Übungen mit Gasmasken und radioaktiv Verseuchten dazu, die mit einer besonderen Farbe angemalt wurden“, erinnert sich Udo xxx, Jahrgang 1943, später Lehrer an der xxxschule. „Von
der Bombe“ sprachen nicht nur Hollywood und Dürrenmatts Physiker, sondern „Kampf dem Atomtod“ stand auch auf den Plakaten der Ostermärsche in xxx und xxx
zu lesen. Wer damals ein Haus baute und sich für einen smarten Familien-Atombunker im eigenen Keller entschied, konnte mit großzügigen staatlichen Zuschüssen rechnen. „Heute
alle zu Heimsaunen umgebaut“, schmunzelt xxx. Die Bombe war der Deutschen liebste Apokalypse
Die „B-Stelle“:
Angesichts dieser gefühlten und inszenierten Bedrohungsszenarien ließ sich auch der Bund nicht lumpen und spendierte der Stadt xxx für rund 350.000 DM die „B-Stelle“.
Bis zu 50 Menschen sollten in den Schlafsälen einquartiert werden können. Während es zu jedem anderen städtischen Gebäude Regalmeter von Aktenordnern mit Planungsskizzen und Angeboten gibt, sind die Bauunterlagen der Anlage verschwunden: „Top secret“, weil Kriegssache und damit Bundesangelegenheit. Die Baumaßnahme selbst war Teil des zweiten Bauabschnittes der neuen xxxschule von 1967 bis 1969, die achtzehn unterirdischen Räume liegen direkt unter dem Sportplatz der Schule. Dabei ist der Bunker ein Zwitter. Einem Atomangriff würde die Betondecke nicht standhalten, sie gilt lediglich als sicher vor Trümmern.
Trotzdem gibt es ABC-Schutzanzüge, eine Lüftung mit ABC-Schutz und Sand-filtern, eine Wasseraufbereitungsanlage und ein Diesel-Drehstromaggregatals Notstromanlage. Über einen (mittlerweile demontierten) Funkmast sollte die Verbindung nach draußen gehalten werden. Im Katastrophenfall hätte man so die Reste der Stadt verwalten können. „Es gab Planspiele für den Kriegsfall“, erzählt Karl xxx und berichtet über noch irgendwo eingelagerte Lebensmittelkarten, Bezugsscheine und „Alarm-Kalender“, die bis heute als Verschlusssache in einem städtischen Tresor lagern. „Jedes Amt hatte sich die Frage zu stellen: Stell dir vor, es ist Krieg. Was ist in deinem Amt noch notwendig und was kann wegfallen?“
Leerstand der Geschichte:
Um die Jahrtausendwende wurde die „B-Stelle“ aufgegeben. Die politischen Verhältnisse hatten sich grundlegend geändert, für zivile Übungen allein wurde der Unterhalt zu teuer. Die Zeit des „Kalten Krieges“ mit den samstäglichen Sirenenübungen und der allgemeinen Bedrohungshysterie hat die Geschichte ad acta gelegt. Heute spricht man eher über den „Burn-out“ als über den „Fallout“, den radioaktiven Niederschlag nach einer Kernwaffenexplosion. Was übrig bleibt, ist ein leeres Monstrum
unter der Erde, das vom xxx-Museum mittlerweile als Lager benutzt wird.
„Der einzig sichere Platz in xxx für über 100 Jahre“, lacht Karl xxx. Er ist in der Altersteilzeit – wie auch der Bunker. Beim letzteren: zum Glück.
Wie ich finde, ein sehr guter Bericht. Bitte habt verständnis dafür, dass ich keine Namen oder Orte nenne.
Der Bunker ist in meiner Heimatstadt, ich selbst hatte auf diesem Sportplatz viele Unterrichtsstunden, Der Eingang ist mir jedoch nie aufgefallen..
Ich gehe davon aus, dass so gut wie kein Bürger von diesem Bunker Kenntnis hat.
Ich werde mich beim xxx Museum mal erkundigen, ob eine Besichtigung möglich ist. Ich gehe davon aus, dass dies kein Promblem ist, denn es ist ein Teil der Geschichte..
Ein Zeitungsbericht hat mich auf folgendes aufmerksam gemacht (Bilder weiter unten)...
Bericht der Zeitung:
Fünf Stahltüren sichern den Zugang, quietschend öffnen sie sich. Am Anfang wartet eine Dusche auf den Besucher, daneben ein verbleiter Container für kontaminierte Kleidung. Dahinter sind die schmalen Gänge verwaist und die Zimmer ausgeräumt, die Wände allesamt weiß getüncht. Die Luft wirkt abgestanden, schnell nagt ein klaustrophobisches Gefühl unangenehm am Kleinhirn. Es ist in Nicht-Ort unter der Erde, jahrzehntelang vor der Bevölkerung geheim gehalten. Wissen nur für Eingeweihte, heute ein Leerstand der Geschichte.
„Um einem Gerücht gleich entgegenzutreten: Der Bunker war nicht für den Bürgermeister und die Stadtverwaltung gedacht, um sich im Falle eines Atomkrieges noch vierzehn Tage länger über Wasser zu halten, sondern immer nur als Sitz der Befehlsleitung im zivilen oder militärischen Katastrophenfall“, stellt Karl xxx energisch fest. Von 1982 bis zur Auflösung Mitte der 1990er Jahre war er Leiter des Amtes für Katastrophenschutz und damit für die „B-Stelle“ zuständig.
Unter seiner Regie wurden regelmäßig Übungen mit fiktiven Flugzeugabstürzen und Chemieunfällen durchgeführt. Als es 1986 im russischen Tschernobyl zu einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk kam, verbrachten xxx und Kollegen sogar mehrere Nächte auf den Pritschen im Mannschaftsraum des Bunkers. Da man rund um die Uhr erreichbar sein musste, hatte sich der Katastrophenschutz unterirdisch eingerichtet. „Es war reiner Pragmatismus. Wir waren dort besser aufgehoben als im Rathaus, zumal ein Wochenende anstand“, so xxx.
„Es war ein eigenartiges Gefühl, denn wir hatten außer über Telefon, Telefax und Fernschreiber keinen Bezug zur Außenwelt und verloren schnell jedes Verhältnis zur Tageszeit..“
Angst vor der Bombe:
Seine Existenz verdankt der trostlose 310 m² große unterirdische Gebäudekomplex an der
xxxschule in xxx dem Geist des „Kalten Krieges“. „Die Angst vor dem Atomkrieg war in den 1960er Jahren greifbar. Man redete vom ‚Russen‘ und von der Bedrohung. Damit
wurde auch Politik gemacht. Ich leistete meinen Ersatzdienst beim Arbeiter-Samariter- Bund ab, wo wir auch Kriegsfälle geprobt haben. Plötzlich kamen Übungen mit Gasmasken und radioaktiv Verseuchten dazu, die mit einer besonderen Farbe angemalt wurden“, erinnert sich Udo xxx, Jahrgang 1943, später Lehrer an der xxxschule. „Von
der Bombe“ sprachen nicht nur Hollywood und Dürrenmatts Physiker, sondern „Kampf dem Atomtod“ stand auch auf den Plakaten der Ostermärsche in xxx und xxx
zu lesen. Wer damals ein Haus baute und sich für einen smarten Familien-Atombunker im eigenen Keller entschied, konnte mit großzügigen staatlichen Zuschüssen rechnen. „Heute
alle zu Heimsaunen umgebaut“, schmunzelt xxx. Die Bombe war der Deutschen liebste Apokalypse
Die „B-Stelle“:
Angesichts dieser gefühlten und inszenierten Bedrohungsszenarien ließ sich auch der Bund nicht lumpen und spendierte der Stadt xxx für rund 350.000 DM die „B-Stelle“.
Bis zu 50 Menschen sollten in den Schlafsälen einquartiert werden können. Während es zu jedem anderen städtischen Gebäude Regalmeter von Aktenordnern mit Planungsskizzen und Angeboten gibt, sind die Bauunterlagen der Anlage verschwunden: „Top secret“, weil Kriegssache und damit Bundesangelegenheit. Die Baumaßnahme selbst war Teil des zweiten Bauabschnittes der neuen xxxschule von 1967 bis 1969, die achtzehn unterirdischen Räume liegen direkt unter dem Sportplatz der Schule. Dabei ist der Bunker ein Zwitter. Einem Atomangriff würde die Betondecke nicht standhalten, sie gilt lediglich als sicher vor Trümmern.
Trotzdem gibt es ABC-Schutzanzüge, eine Lüftung mit ABC-Schutz und Sand-filtern, eine Wasseraufbereitungsanlage und ein Diesel-Drehstromaggregatals Notstromanlage. Über einen (mittlerweile demontierten) Funkmast sollte die Verbindung nach draußen gehalten werden. Im Katastrophenfall hätte man so die Reste der Stadt verwalten können. „Es gab Planspiele für den Kriegsfall“, erzählt Karl xxx und berichtet über noch irgendwo eingelagerte Lebensmittelkarten, Bezugsscheine und „Alarm-Kalender“, die bis heute als Verschlusssache in einem städtischen Tresor lagern. „Jedes Amt hatte sich die Frage zu stellen: Stell dir vor, es ist Krieg. Was ist in deinem Amt noch notwendig und was kann wegfallen?“
Leerstand der Geschichte:
Um die Jahrtausendwende wurde die „B-Stelle“ aufgegeben. Die politischen Verhältnisse hatten sich grundlegend geändert, für zivile Übungen allein wurde der Unterhalt zu teuer. Die Zeit des „Kalten Krieges“ mit den samstäglichen Sirenenübungen und der allgemeinen Bedrohungshysterie hat die Geschichte ad acta gelegt. Heute spricht man eher über den „Burn-out“ als über den „Fallout“, den radioaktiven Niederschlag nach einer Kernwaffenexplosion. Was übrig bleibt, ist ein leeres Monstrum
unter der Erde, das vom xxx-Museum mittlerweile als Lager benutzt wird.
„Der einzig sichere Platz in xxx für über 100 Jahre“, lacht Karl xxx. Er ist in der Altersteilzeit – wie auch der Bunker. Beim letzteren: zum Glück.
Wie ich finde, ein sehr guter Bericht. Bitte habt verständnis dafür, dass ich keine Namen oder Orte nenne.
Der Bunker ist in meiner Heimatstadt, ich selbst hatte auf diesem Sportplatz viele Unterrichtsstunden, Der Eingang ist mir jedoch nie aufgefallen..
Ich gehe davon aus, dass so gut wie kein Bürger von diesem Bunker Kenntnis hat.
Ich werde mich beim xxx Museum mal erkundigen, ob eine Besichtigung möglich ist. Ich gehe davon aus, dass dies kein Promblem ist, denn es ist ein Teil der Geschichte..