Vitalier
erfahrenes Mitglied
Erbaut ab 1941, erst nach Kriegsende völlig fertig gestellt. In behelfsmäßiger Zivilschutznutzung vor Fertigstellung der Inneneinrichtung ab 1944. Es handelt sich um einen sechsgeschossigen Hochbunker über einem längsrechteckigen Grundriß mit zwei Tiefgeschossen. Er wird von vier Eingangsschutzbauten an den Gebäudeecken erschlossen, die die dahinter liegenden Gasschleusen vor Splittereinwirkungen schützen (zwei Türöffnungen davon sind heute zugesetzt). Unterhalb des umlaufend verkröpften Kranzgesimses mit Klötzchenfries befindet sich in der Fassadenmitte von Vorder- und Rückseite ein erkerartiger Vorbau, auf jeweils vier abgetreppten Konsolen. Er enthält Teile der Lüftungsanlage, die vom Kellergeschoß über eine Steigleitung zugänglich ist. Den oberen Abschluß bildet eine massige Deckplatte mit abgeschrägten Kanten. In der Dachmitte sitzt ein Aufbau in Form einer gepanzerten Kuppel mit drei Sichtscharten. Die innere Erschließung des Bunkers erfolgt durch zwei Treppenhäuser. Der Bunker verfugte über 1336 Liege- und 301 Sitzplätze. Die Gesamtherstellungskosten beliefen sich auf 1.122.432,20 Reichsmark. 1957 errichtete man auf der verbliebenen Freifläche eine katholische Kirche nach Plänen des Architekten Karl Band. Durch die fortschreitende Entwicklung in der militärischen Luftfahrt wurde die Notwendigkeit des zivilen Luftschutzes (LS) bereits während des 1. Weltkrieges erkannt, die Maßnahmen beschränkten sich jedoch auf Verdunklungsvorschriften, den Einsatz von Warnsirenen und die Anlage einfacher Gräben oder Stollen. Nach dem Versailler Vertrag waren nach 1918 alle Mittel des aktiven Luftschutzes für Deutschland verboten. Trotzdem wurde zu Zeiten der Weimarer Republik der rechtliche Luftschutz, d.h. Richtlinien zur Organisation ausgearbeitet, dessen Schwerpunkt auf dem Schutz der Zivilbevölkerung lag. Die Nationalsozialisten bauten die rechtlichen Verankerungen weiter aus und regelten Aufgaben, Organisation und Durchführung. Bei der parallelen Entwicklung geeigneter Schutzbauten wurden - vom einfachen Stollenbau ausgehend, über den Ausbau von Treppenhäusern zu Schutzräumen (1925) - ab 1936 zunächst Hochbunker in Turmformen entwickelt. Mit Inkrafttreten des "Führer-Sofortprogramms" im September 1940 schritt die Entwicklung rapide voran. Dieses "Sofortprogramm" enthielt Bestimmungen zur Durchführung baulicher Maßnahmen im Luftschutz mit detaillierten Angaben über die Art der zu errichtenden Gebäude. Mit der Durchführung beauftragte man für Berlin den Generalbauinspektor, für das Reichsgebiet die Organisation Todt (größte, zivile Arbeitsorganisation für militärische Infrastrukturbauten). Das "Sofortprogramm" erfaßte 81 deutsche Großstädte oder Industriestandorte, darunter auch Leverkusen. Im Juli 1941 erließ das Reichsluftfahrtministerium allgemeingültige "Bestimmungen für den Bau von Luftschutzbunkern". Diese Richtlinien wurden kontinuierlich aktualisiert, die letzte Ergänzung datiert vom 26.5.1944. Grundregeln waren: Bunker mußten erschütterungssicher (Sprengbomben), nicht brennbar (Brandbomben), mit durchschlagsicheren Decken versehen und leicht zu entgiften sein. Dazu kam ein zweckmäßiger Grundriß mit Fluchtmöglichkeiten (Treppenhäuser, Notausgänge) und eine ausreichende Wandstärke im Verhältnis zur Größe. So variieren die Mindestdicken der Wände und Decken mit dem Fassungsvermögen der Bunker: bei mehr als 1500 Personen 3m; bei 300-1500 Personen 2,50m und bei bis zu 300 Personen 2m. Die Bestimmungen vom Juli 1941 gingen auf angriffsbedingte Gegebenheiten ein, die späteren Versionen sahen speziell Änderungen für Langzeitaufenthalte mit dementsprechend hohem Raumbedarf vor. Auch stellte man den Bau von Tiefbunkern, der fünfmal soviel Beton wie der Bau von Hochbunkern verbrauchte, ein. Insgesamt entstanden etwa 3000 Bunker. Auf dem heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen wurden 540.000 m² Schutzraumfläche geschaffen, 77% davon waren Hochbunker. Planungsgrundlage aller Aktivitäten war ein sogenannter "LS-Bunker-Plan". Er enthielt Maßgaben wie sich die Schutzbauten in luftschutzmäßiger, städtebaulicher und baukünstlerischer Hinsicht in ihre Umgebung einzufügen hatten. Hochbunker wurden dabei freistehend, an ein Gebäude angebaut oder in bestehende Bebauung eingebaut, errichtet. Ihre äußere Form war vielgestaltig und orientierte sich am Stadtbild und seiner regionaltypischen Bebauung, zudem verwendete man zur Tarnung häufig althergebrachte Formen wie Kirchen, Burgen oder mittelalterliche Befestigungsanlagen. Neben der Gestaltung wurde der Bunkerbau eng mit städtebaulichen Zielen verbunden (luftschutzgerechter Städtebau, d. h. Sanierung enger Stadtgebiete, Anpassung an die historische Umgebung, Auswirkung auf Straßen- und Platzgestaltung). Luftschutzbunker gehörten außerdem zur Ausstattung neu projektierter Wohnviertel, Industrieanlagen und Versorgungseinrichtungen. Nach dem anfänglich propagierten architektonisch-städtebaulichen Element, das den Bunker zum Blickpunkt im Stadt- oder Straßenbild werden lassen sollte, dominierte bald der Aspekt des reinen Zweckbaus, der sich bescheiden vorhandener Bebauung unterordnete. Der deutsche Städtebau ist durch die partielle Zusammenballung von Wohn- und Wirtschaftsräumen gekennzeichnet. Dies trifft speziell auch auf die Entwicklung der Stadt Leverkusen zu. Hier hatten sich einige bedeutende Firmen wie Wuppermann, Dynamit AG, Eumuco oder die IG Farben-Werke niedergelassen, die Hauptziele der Luftangriffe waren. So ergaben sich besonders gefährdete Punkte in den Stadtteilen Wiesdorf und Manfort. Bei Kriegsbeginn existierten in Leverkusen sechs Großbunker und ein Krankenhausbunker, weitere sechs wurden noch während des Krieges errichtet; alle zusammen boten ca. 53.000 Menschen Schutz. Die äußere Form des Bunkers, die an mittelalterliche Wehrbauten angelehnt ist, diente zur Tarnung bei Feindangriffen und war gleichzeitig ein gestalterisches Mittel, um die von vielen Seiten ein- sichtige Platzsituation optisch aufzuwerten. Gerade in der Anfangszeit des Bunkerbaus sollte durch Anlehnung an die Festungsbauten des Mittelalters die Wehrhaftigkeit der Luftschutzbauten manifestiert werden. Der markante Baukörper prägt in entscheidender Weise den Straßenraum der Dr. August-Blank-Straße, so daß seine Erhaltung auch aus städtebaulichen Gründen geboten wichtig ist. Der Bunker Dr. August-Blanck-Straße dokumentiert beispielhaft eine spezielle architekturgeschichtliche Entwicklung in Deutschland in den 1940er Jahren - den Bunkerbau als originäre Bauaufgabe 3 des Dritten Reiches. Als Zeugnis für den Luftkrieg, ist er zugleich als Mahnmal bedeutend für die Geschichte des Menschen. An der Erhaltung und Nutzung besteht aus historischen (militär-, stadt- und architekturgeschichtlichen) sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.
Heutige Nutzung: Jugendtreff
Heutige Nutzung: Jugendtreff