Bunker-NRW

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Der unvollendete Feldflugplatz am Dreiländereck

S4Mog

erfahrenes Mitglied
So, denn wollwa ma wieder n´neues Fass aufmachen!

Vor 23 Jahren bin ich an meinen jetzigen Wohnort gezogen und habe schnell Freunde gefunden. Auf der Suche nach Wassermühlen in und um Versmold ( bin ich auch an einen freundlichen älteren Herrn geraten, der von seinem Vater eine Mühle übernommen hatte. Diese war bis vor ein paar Jahren noch "gängig", ist heute aber zum Wohnhaus umgebaut worden.
Mit der Müllerfamilie bin ich seit den ersten Besuchen gut befreundet.
Eines Tages ging ich dem Müller bei der Reparatur eines größeren alten tragbaren Stromerzeugers zur Hand. Dieser war mit einem lufttgekühlten Boxermotor von BMW ausgestattet und leistet ca 5 kw.

Auf die Frage, wie alt das Gerät sei, sagte er mir, dass dieses Agregat aus dem Krieg stamme. Sein Vater hätte dieses zusammen mit anderem Werkzeug von einer OT-Baustelle an der Landesgrenze direkt nach dem Krieg "wegorganisiert".
Da war meine Neugier geweckt.

So erzählte der Müller von einer im Sommer 1944 angefangenen Baustelle der Organisation Todt am Dreiländereck in der Loxtener Heide. Dort sollte ein Feldflugplatz als Ausweichanlage für die umliegenden Flugplätze bei Münster und um Osnabrück errichtet werden.
Baustoffe und Werkzeug war reichlich angefahren worden, die Baubarracken wurden am TWE-Bahnhof Müschen aufgestellt.
Am Platzrand wurde eine Barracke für die Bauleitung errichtet, die heute in verändertem Aussehen noch steht.
Ebenfalls fertig wurde das Häuschen für die Platzaufsicht, sowie in weiten teilen die Drainage für das damals sehr feuchte Gelände.
Es wurden einige kleine Feldwegbrücken über die Gräben fertiggestellt, die heute noch in Betrieb sind.
Ausserdem wurden einige Parzellen Wald gerodet, die in der Einflugschneise und auf dem Platz im Weg standen.

An einigen Stellen im Gelände wurde mit der Nivellierung des Geländes begonnen, die heute noch als deutliche Geländestufen zu erkennen sind.
Weiterhin war mit der Ausschachtung von Baugruben für Fundamente begonnen worden.

Am 02. April 1945 rollte die Front über die Baustelle hinweg; vermutlich eine Woche vorher waren die Fachkräfte und Bauarbeiter abgezogen worden.

So blieb diese Anlage einige Tage brach liegen. Umliegende Landwirte, die noch funktionierendes Transportgerät hatten, bedienten sich an den verwaisten Baustoffen und Geräten.

Bald nach Kriegsende zogen die ursprünglichen Grundbesitzer neue Zäune für ihre Weiden und Äcker, die Baustelle verschwand unter dem Deckmantel der Natur.
Die Baugruben rutschen im Laufe der Zeit wieder zu, und sind heute noch als Tümpel mit Randbewuchs zu finden.
Die größten Löcher finden sich seit etwa 30 Jahren in einem Naturschutzgebiet. Dort weiden heute gelegentlich Schafe.

Bilder und Kartenmaterial im nächsten Teil.
 
Heute die erste Übersicht über die Reste der AnlageLB Dreiländereck1b.png

Beschriftet sind hier der Bahnhof Müschen der TWE, dort lag das RAD-LAger für den Bau. Diagonal durch das Bild sollte der Platz entlang der Landesgrenze NRW/Niedersachsen liegen. Darin eingekreist die noch im Gelände auffindbaren Baugruben. Südöstlich am unteren Platzrand die Bauleitungsbaracke und das fertiggestellte Häuschen der Platzleitung.
Am linken unteren Bildrand liegt das namensgebende Dreiländereck. Dort grenzten lange Zeit das kirchlich regierte Münsterland an das Ravensberger Land und das zu Hannover gehörende Osnabrücker Land.
Heute treffen sich dort die Kreise Warendorf/ RegBez Münster, Gütersloh RegBez OWL und Osnabrück/ Niedersachsen.
Es finden sich dort mehrere um 200 Jahre alte Grenzsteine.

Nun zur Übersicht der BaugrubenLB Dreiländereck3 b.png

In den vier kleineren Kreisen finden sich ehemalige Baugruben, die sich recht deutlich durch Randbewuchs von der Umgebung abheben. Sie sind heute durch Verlandung noch um 50 - 100 cm tief.
Im recht eckig eingefassten Bereich ist bei genauem Hinsehen die scharfe Stufe im Gelände zu erkennen. Diese Stufe ist etwa 1m hoch.
In dem mit dem großen Kreis eingefassten annähernd quadratischen Geländestück finden sich die meisten, teilweise zusammengehörenden Fundamentgräben. Teilweise liegen diese offen; der größte Graben liegt unter einer Baumgruppe entlang des Feldweges und ist etwa 50m lang.
Alle Gruben füllen sich nach langanhaltenden Regenfällen mit Wasser.
 
Mal was neues!

Ich habe mittlerweile weitere Zeitzeugen ausfindig machen können.

Ergebnisse dazu demnächst hier.
 
Ein älterer Arbeitskollege berichtete mir folgendes:

-die zum Platzbau eingesetzten Planierraupen, allesamt Hanomag K 55; hat sich ein Bauunternehmer unter den Nagel gerissen, genannt "Raupen - Franz"

- es gab bis zur Flurbereinigung anfang der 80er Jahre deutlichere Spuren im Gelände.
ausserdem einige Lagergebäude, die dabei abgerissen wurden.

- es gab eine fest verlegte Feldbahntrasse von einer extra aufgefahrenen Sandgrube an der Landesgrenze.

Er bestätigte auch, dass nach Kriegsende sich die Anwohner an den vor Ort befindlichen Baumaterialien schadlos gehalten haben.

Ich bin der Feldbahnspur nachgegangen.
(und das am Freitagmittag bei 35° im Schatten...)

So stellt sich das ganze auf der Karte dar:
Sandbahn FlgPl Müschen.PNG
Die Sandgrube bediente sich vorhandener, im 18. Jahrhundert befestigter Sanddünen. Die Feldbahn querte dann die Warendorfer Straße und verlief dann entlang eines zur selben Zeit mit Beton überbreit befestigten Feldweges.
Dieser ist auf ca 1 km noch rudimentär erhalten. Teilweise sind die Trennfugen / Scheinfugen noch erkennbar.
Die Feldbahntrasse lag direkt daneben. Ich vermute, dass dort auch das andere Baumaterial umgeschlagen wurde.
Die Breite des Bewuchses über der ehemaligen Trasse lässt jedenfalls diesen Schluss zu. Im weiteren Verlauf quert die Trasse einen Bach mit einer in Beton- und Ziegelmischbauweise errichteten Brücke. Bis zum ersten großen Bogen nach Süden kann die Trasse aufgrund der Bankettbreite neben den aktuellen Feldwegen deutlich verfolgt werden.
Der weitere Verlauf konnte teilweise noch anhand einer alten Landkarte ermittelt werden.
Im Platzbereich lag dann nur noch "fliegend" verlegtes Gleis.

Mehr demnächst!
 
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