@Jakob:
Wurst und Wahrheit
Die Mühle der Glaubwürdigkeit
07.07.2012
Rügenwalder verdient an Wurst und einem Werbelogo, das die Firma unermüdlich präsentiert:
Einer Fleischmühle. Nie hat es die wirklich gegeben. Bis jetzt.
Alwine war’s, die mit dem strengen Blick und den zum Mittelscheitel gezwängten Haaren. Eines Tages, Anfang des 20. Jahrhunderts im pommerschen Rügenwalde, kritzelte sie eine Windmühle auf ein Blatt Papier. Und weil ihr danach war, gestaltete sie die Windmühlenflügel als Würste. Stramme, rote Würste, wie sie in Carl Wilhelm Gottfrieds Fleischerei hingen. Ihr Mann führte das 1834 gegründete Geschäft in der dritten Generation.
So kam das Rügenwalder-Logo in die Welt, an dem heute kaum vorbeikommt, wer seine Wurstwaren im Supermarkt-Kühlregal sucht. Die mit der Mühle. Teewurst aus Bad Zwischenahn in Niedersachsen, wohin es die Müllers nach dem Zweiten Weltkrieg verschlug...
...Werbespots sind in Erinnerung geblieben, auf denen sich die Wurstflügel sogar drehen. Angetrieben vom Wind der norddeutschen Tiefebene. Oder der pommerschen, wo die Wurzeln der Firma liegen? Egal, die Mühle hat’s eh nie gegeben. Nur auf Alwines Blatt Papier.
Die Mühle muss gebaut werden
Inzwischen aber ist die Windmühle den Kunden so eingebimst worden – wir, die mit der Mühle! –, dass das Unternehmen sie jetzt baut, bauen muss. Man wolle die Kunden nicht enttäuschen, die fragten gehäuft, wo denn die Mühle aus dem Fernsehen und von der Verpackung stehe. Also kriegen sie ihre Mühle. Firmenchef Christian Rauffus, Müller-Nachfahre in sechster Generation, spricht gern von der Glaubwürdigkeit, die wichtig sei, gerade in der Wurstherstellung.
Die lokale Nordwest-Zeitung, zu deren Lieblingsunternehmen Rügenwalder gehört, spricht vom „Wirklichkeit werdenden Firmenlogo“, das da am Ortsrand von Zwischenahn auf fünfzehn Metern Höhe emporwächst. Im Landschaftsschutzgebiet...
Danzer Artikel:
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