Funker schrieb:
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In der Tat fällt auf daß in letzter Zeit viele Möbel aus China kommen. Als die Chinesen mit Corona zu tun hatten, warnten viele Händler vor Lieferengpässen bei Möbeln. Das finde ich schon bitter, wir haben hier in Deutschland wirklich keinen Mangel an Holz.
Das ist so nicht richtig, der Großteil der Möbel, die wir hier in unseren Möbelhäusern finden, stammt aus Polen. Dort, insbesondere in der Region um Posen, ist mittlerweile das Herz der europäischen Möbelindustrie. Der Zusammenhang beim genannten Engpass und China liegt eher an den dortigen Zuliefererbetrieben. Viele Beschläge, Motoren (für Sofas oder Betten z.B.) Stoffe, Folien etc kommen aus China. Ein großer deutscher Küchenhersteller konnte zeitweise nicht liefern, weil Auszüge für Schubladen fehlten. Ein befreundeter Unternehmer musste zeitweise Aufträge ablehnen, da er selbst so etwas profanes wie Nägel nicht bekommen konnte. Aber welcher deutsche Hersteller kann dir heute noch "Mal eben" eine LKW Ladung Nägel pro Woche liefern?
Zudem gibt es derzeit tatsächlich einen Holzmangel in Deutschland, dieser betrifft aber eher Bauholz. Zimmereien und Dachdecker, aber auch Palettenhersteller und Produzenten sonstiger Verpackungen aus Holz müssen hierzulande trotz voller Auftragsbücher Kurzarbeit anmelden, da der Bauboom in Nordamerika und Asien unseren Holzmarkt leer fegt. Die Preise für Bauholz sind in kurzer Zeit um über 80% gestiegen. Waldbesitzer und Sägewerke profitieren übrigens 0,0 davon...
Zum Untergang der Möbelindustrie:
Das hat mehrere Gründe. Zum einen einen historischen Grund: Nach dem Fall der Mauer öffnete sich Anfang der 90er Jahre ein riesiger Markt für Möbelproduzenten. Plötzlich war der Bedarf nach neuen Möbeln derart hoch, dass innerhalb kürzester Zeit jede kleine Klitsche zur großen Fabrik heranwuchs. Das ging einige Jahre auch sehr gut, aber Anfang der 2000er war der Markt dann auch schon gesättigt. Der Umsatz brach ein, die betrieblichen Strukturen oft aber zu groß um einfach klein weiter zu machen. Mache erwischte es Recht schnell, andere schrieben auch mal 10/15 Jahre lang rote Zahlen bevor es nicht mehr ging...
Zum anderen gab es viel zu lange ein großes Maß an Arroganz innerhalb der Unternehmen. Man hat sich auf alten Erfolgen ausgeruht, Trends verpasst, sich auf das "Label" Made in Germany verlassen und dabei hatte nicht gemerkt, wie man von ausländischen Herstellern überholt wurde.
Mittlerweile gibt es aber bei vielen Kunden wieder ein Bewusstsein für heimische Anbieter. Grade in der Corona-Kriese konnten einige Unternehmen ihre Umsätze steigen. Besonders Möbel im höherpreisigen Segment gehen gerade richtig gut. Jetzt ist es an den Unternehmen ihre "Nische" zu finden und sich darin zu entwickeln. Im allgemeinen stimmt mich die Entwicklung der Möbelindustrie in den letzten 5 Jahren recht positiv: Der Markt ist "bereinigt" und die verbliebenen und auch neuen Unternehmen schreiben ihre Hausaufgaben gemacht zu haben.
Es bleibt aber spannend...