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Unser Bunker war die Emscher

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Vor einigen Jahren fanden Freunde und ich den Zeitzeugenbericht, einer damals 6 Jährigen, dem wir nachgingen.

"Wir wohnten in [...] auf dem [...]. Unser 'Bunker' war die Emscher. Unterhalb des [...] war ein Tunnel, in dem die Emscher verschwand, und dorthin flüchteten wir und saßen praktisch unter der Bahnlinie an der [...]. Dort hatten die nicht eingezogenen Männer Bretter über die Emscher gelegt, alte Bänke und Stühle aufgestellt. Dort warteten wir mit Ratten, Gestank und mit Zwangsarbeitern, die von der anderen Seite kamen und genauso ängstlich waren wie wir, das Ende der Angriffe ab. Übrigens, etwas Obst oder Kartoffeln aus dem Garten wurden von uns einfach mal beim verlassen des Bunkers vergessen. Dankbare Blicke wurden uns am nächsten Tag zugeworfen, denn der Kontakt war verboten. Nachdem wir x-mal in den Bunker gerannt waren, war es meine Mutter leid, und sie bat eine Nachbarin, mich mitzunehmen. Sie selbst wollte Zuhause bleiben in der Hoffnung, dass es nicht so schlimm werden würde. Aber es ging doch recht schnell und heftig los. Der Weg zum Bunker war nicht allzu lang, aber bis zum Ziel haben wir mehrmals auf dem Boden gelegen. Christbäume standen am Himmel, und die ersten Bomben fielen schon. Es ging plötzlich alles sehr schnell. Wir haben in unserem Bunker alle überlebt, wenn auch zitternd vor Angst. [...]."

Anmerkungen zum Zeitzeugenbericht:

Der Ausdruck Emscher ist hier als Synonym für einen abwasserführenden Bach verwendet worden. Als Emscher wurde so gut wie jeder abwasserführende Bach zur damaligen Zeit, in der Alltagssprache, im Ruhrgebiet bezeichnet.

Es handelt sich sehr sicher um einen Nebenfluss der Emscher mit einem Einzugsgebiet von ca. 13km² und einer Länge von 6,2km.

Dieser wurde um 1920 kanalisiert und diente bis zu seiner Rentaturierung 2011 dem Mischwasserabfluss des südlich gelegenen Stadtteils. Durch die Renaturierung wurde auch der kanalisierte Abschnitt renoviert und große historisch bedeutende Teile ersetzt.

Heute ist nur ein kleines Teilstück von ca. 20m, unter der Bahnlinie, mit dem originalen Ziegel- und Sandsteinmauerwerk ausgekleidet.

Gerade der Verbau von Sandsteinquadern ist kanalisationsuntypisch, da diese nicht die erwünschte Resistenz gegen Abwässer aufweisen und stammt noch aus der Anfangszeit des Kanalisationsbaus im Ruhrgebiet.

Als weitere Anmerkung ist zu erwähnen, dass als Christbäume, während des zweiten Weltkriegs, die Zielmarkierungen zur Absteckung des zu bombardierenden Gebiets der allierten Bomberflotte bezeichnet wurden. Diese abgeworfenen Leuchtfackeln leuchteten kurze Zeit grün und sahen etwas nach am Himmel stehenden Christbäumen aus. In der unterirdischen Schlackebahn des Bochumer Vereins findet man zum Beispiel heute noch eine zynische Anspielung in Form eines Grafittos "frohe Weihnachten" mit gemaltem Christbaum auf eben jene Zielmarkierungen.

Das Gebiet, wo die Zeitzeugin wohnte, war aufgrund eines Stahlwerks mit Kokerei prädestiniertes Ziel der aliierten Bomberflotte.

Auch fanden wir Zeitzeugenberichte von geflohenen Zwangsarbeitern denen die lokale Bevölkerung, im späteren Kriegsverlauf, zur Flucht verhalf. Sie flohen ebenfalls durch besagten Kanalisationsabschnitt, wo auch sie Luftschutz suchten.
 

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