Auch in meiner Umgebung gibt es natürlich so einiges an Andenken, Ruinen, Bunkern und Überbleibseln des WK II. Und damit meine ich nicht die Krankenhausbunker oder diversen Luftschutzstollen meiner Stadt, sondern einen wichtigen Stützpunkt/Bunker in der sog. Kammhuber-Linie.
Um aber einigen hier zu erklären, um was es sich bei der Kammhuber-Linie handelt, müssen wir also ein wenig mehr ins Detail gehen.
Die Kammhuber-Linie:
Nach dem Sieg über Frankreich im Westfeldzug ernannte Reichsmarschall Hermann Göring Oberst Josef Kammhuber am 19. Juli 1940 zum Kommandeur der 1. in Aufstellung befindlichen Nachtjagddivision, bestehend aus nur einem Nachtjagd-Geschwader (NJG 1), einer Scheinwerferbrigade und einem Luftnachrichtenregiment. Später folgte ein zweites Geschwader (NJG 2). Im August 1941 wurde er „General der Nachtjagd“ mit dem Kommando über das XII. Fliegerkorps, dem alle Verbände der Nacht-Luftverteidigung unterstellt wurden.
Kammhuber entwickelte und organisierte das Zusammenspiel aller Horchposten, Scheinwerferbatterien, Flak- und Radar-Einheiten und vom Boden geführten Nachtjägern, die bis zu dieser Zeit weitgehend unabhängig voneinander - unter getrenntem Kommando, ohne gemeinsame Kommunikation - gegen in steigendem Maße einfliegende alliierte Bomber agierten. Dazu errichtete Kammhuber eine Kette voneinander überschneidenden Luftverteidigungszonen, sogenannten Himmelbetten. Die Begriffe Kammhuber-Linie oder Kammhuber-Riegel wurden von den Alliierten geprägt und bei den Deutschen bis Kriegsende nicht verwendet .
Kammhubers Ziele sollten erreicht werden, indem verschiedene Bereiche eingerichtet wurden, die der Abwehr alliierter Angriffe dienen sollten. Hierzu gab es drei unterschiedliche Bereiche: Die Dunklen Nachtjagdräume (Dunaja), die Hellen Nachtjagdräume (Henaja) und die kombinierten Nachtjagdräume (Konaja). Um besonders schützenswerte Bereiche herum wurden kombinierte Nachtjagdräume eingerichtet. In diesen Konajas sollten alliierte Angriffe im Zusammenspiel von Jagdfliegern und Flak bekämpft werden. Konajas waren im Einsatz um Kiel (Konaja „Kiebitz“), Hamburg (Konaja „Hummel“), Berlin (Konaja „Bär“), Duisburg (Konaja „Drossel“), Köln (Konaja „Kolibri“), Bremen (Konaja „Roland“), Darmstadt (Konaja „Dachs“) und München (Konaja „Mücke“). Dieses Abwehrverfahren führte allerdings bei geringen Abschusserfolgen zu zahlreichen eigenen Verlusten und wurde etwa Ende 1941 abgelöst durch verbesserte freiere Kampf-Verfahren (Zahme-Sau, Wilde-Sau).
Da die Vorwarnzeit für eine effektive Luftverteidigung möglichst groß sein musste, wurde an der Nordseeküste, später auch an der Atlantikküste ein System aus „Freya“- und „Würzburg“-Geräten errichtet. Diese waren, abweichend von den englischen Pendants, hochkomplexe Anlagen mit fachausgebildetem Personal, das aus Geheimhaltungsgründen praktisch kaserniert war. Der technische Fortschritt gegenüber England betrug um 1942 ca. 7 Monate, und man tat alles, um diesen auch zu halten. Dabei verkannte man allerdings, dass eine hochkomplexe und auch teure Anlage ein taktisch schwieriges Ziel darstellt, jedoch ein strategisch umso lohnenderes, und so gelang es der USAF und der RAF mehrmals, durch gezielte taktische Angriffe die Kammhuber-Anlage für Stunden bis Tage außer Gefecht zu setzen.
Was ist nun aber bitteschön Henaja, Konaja, Zahme Sau und Wilde Sau?
Henaja, Konaja, Zahme Sau, Wilde Sau???
In der Gesamtluftverteidigung des Reiches, neben der Heimat Flak Peripherie der Großstädte, fiel der Jagdwaffe die Aufgabe zu, die Luftherrschaft sicherzustellen. Benannt nach dem General der Nachtjagd, Josef Kammhuber, erschloss sich ein Verteidigungssystem, die zuletzt über 1000 Kilometer lange 'Kammhuber Linie', die sich von Dänemark bis Ostfrankreich erstreckte. Diese bestand aus Funkmessstellungen und Jägerleitflugplätzen, Flakbatterien und Flugwachen, die alle telefonisch mit Jägerleitstellen verbunden waren.
'Helle Nachtjagd' »Henaja«
Die erste Art des Nachtjagd Verfahrens, war die sog. 'Helle Nachtjagd'. Zu ihrer Durchführung wurde von Schleswig-Holstein über Hamburg, Bremen, Ruhrgebiet bis Metz ein sogenannter 'heller Gürtel' eingerichtet, welcher aus mit akustischen Horchgeräten versehenen Scheinwerferstellungen bestand. Die einzelnen Nachtjäger suchten nach Alarmierung durch die Flugwachen ihre jeweils zugewiesenen Warteräume bei LW-Funkfeuern auf und durften erst auf Lichtzeichen der Scheinwerfer ('Lichtdom' aus zusammenlaufenden Scheinwerferkegeln) die so gekennzeichneten feindlichen Einflugzonen aufsuchen, wobei die Scheinwerfer versuchten gegnerische Flugzeuge zu erfassen und für die Nachtjäger zu beleuchten. Da die Bewölkung aber besonders im Industriegebiet nur selten unter 6/10 Bedeckung absank, waren der Wirksamkeit des Verfahrens von vornherein Grenzen gesetzt. Ab Oktober 1940 wurden die ersten Funkmessgeräte ('Würzburg A') als Ersatz für die akustischen Geräte verfügbar, wobei aber auch organisatorisch große Anlaufschwierigkeiten zu überwinden waren. Trotzdem waren die Abschusserfolge der 'hellen Nachtjagd' (= 'Henaja') nur gering, da die gegnerischen Flugzeuge entweder in ihrer Gipfelhöhe anflogen und dann den nur 35 km breiten Gürtel im Sturzflug durchstießen oder aber ihn im Norden oder Süden umflogen.
'Fern Nachtjagd'
Die Fernnachtjagd 'Lange Kerle', welche von zwei (später drei) mit Ju 88 C-2 bzw. C-4 (und auch einige Do 17 Z) ausgerüsteten Staffeln praktiziert wurde. Diese Nachtjäger flogen möglichst unbemerkt zusammen mit rückflutenden Gegnern zu deren Einsatzbasen in England und versuchten die sich dort sicher fühlenden Bomber bei der Landung abzuschießen. Da die Erfolgsmeldungen für nicht glaubwürdig befunden wurden und auch die Luftwaffe im August 1941 total überlastet war, wurde die hauptsächlich mit derartigen Einsätzen betraute I.N.J.G.2 nach Sizilien und Afrika verlegt. Von diesem Zeitpunkt an fanden (mit nur kaum nennenswerten Ausnahmen) keinerlei Angriffe mehr auf gegnerische Flugplätze in England statt, so dass dort der Ausbau und der Betrieb bis zum Kriegsende ohne jegliche Störung durchgeführt werden konnte. Nach Gen.Kammhubers Ansicht war das einer der folgenschwersten Fehler der deutschen Führung.
'Kombinierte Nachtjagd' »Konaja«
Bei der kombinierten Nachtjagd, die als kräftemäßige Konzentrierung in bestimmten Lufträumen vorgesehen war, wurden neben der Führung der Jäger (ähnlich 'Himmelbett' Verfahren, jedoch ohne eigene Bord-Radargeräte), auch Scheinwerfer und Flak durch das System Freya und Würzburg geführt. Bei diesem Verfahren, gab es eine Zonen- bzw. Höheneinteilung, um nicht die eigenen Jäger von der Flak zu erfassen. Das Verfahren der kombinierten Nachtjagd jedoch, funktionierte nicht zufrieden stellend, da es oft durch falsch eingeschätzer Luftlage des Flakdivisionsführers, zum Abschuss eigener Jäger kam.
'Dunkle Nachtjagd' »Himmelbett«
Die ortsgebundene Nachtjagd 'Himmelbett', welche im Sommer 1941 eingeführt und weitgehenst bis Kriegsende beibehalten wurde, legte folgendes Verfahren zugrunde: Groberfassung anfliegender Feindverbände, kann dicht nebeneinander fliegende Maschinen nicht einzeln, sondern nur insgesamt erfassen und Höhe feststellen, wohl aber die Entfernung und Anflugrichtung. Freya erfasst den anfliegenden Flugzeugpulk auf weite Entfernung, löst Alarm aus und "übergibt" den Feindverband an den Würzburg-Riesen Nr.1. Gleichzeitig hat der Würzburger-Riese Nr.2 einen sofort nach der Alarmierung gestarteten Nachtjäger im Strahl und führt ihn dem feindlichen Flugzeugpulk entgegen. Der Jägerleitoffizier am Boden hält Sprechfunkverkehr zum Nachtjagd-Piloten und korrigiert dessen Kurs nach dem ihm vorliegenden Radarbild. Ist der Nachtjäger nahe genug an das Feindflugzeug heran gekommen, sucht er selbst mit dem bordeigenen Lichten-Gerät den Feind und greift ihn an, sobald er ihn klar auf dem Bildschirm erkennt.
'Zahme Sau'
Die Verfolgungsnachtjagd 'Zahme Sau' zur Bekämpfung des Gegners mit starken Kräften unter Verwendung von Nachtjagdsuch- und Zielgeräten bis zur Reichweite der Jagdflugzeuge unter der Grobführung mit dem Y- oder Erstling-Weitführungsverfahren bzw. durch Funkreportage. Bei der 'Y-Führung' (Jagd) wurden die mit Y-Geräten ausgestatteten deutschen Flugzeuge von der Jägerleitstellung angemessen und unter Durchgabe von Kurs und Entfernung an den mit dem Funkmessgerät erfassten Feindverband herangeführt. In geschlossenen Verbänden diente ein Flugzeug als Messflugzeug. Die Reichweite der Y-Führung war von der Flughöhe abhängig. Sie reichte bei 1.000 m Flughöhe etwa 100 km und bei 6.000 m Flughöhe etwa 250 km weit. Zur 'Erstling-Weitführung' (Egon-Führung) diente am Boden ein Freya-Gerät und an Bord des Jägers das Kenngerät FuG 25a (Erstling). Bei großen Flughöhen betrug die Reichweite theoretisch bis zu 1.000 km, praktisch etwa 250 km. Der Pilot wurde vom Jägerleitoffizier im Funksprechverfahren in den feindlichen Bomberstrom eingeschleust, um dort von einer günstigen Position aus mit Hilfe der Nachtjagdsuchgeräte anzugreifen. Das 'UKW-Peilverfahren' wurde angewendet, wenn keine Y- oder Erstling-Ausrüstung vorhanden war. Dabei gab der Flugzeugführer etwa 15 Sekunden lang ein Peilzeichen mit dem FuG 16. Durch Kreuzpeilung am Boden wurde der Standort des Flugzeugs bestimmt. Mittels Tastfunk wurde er zum anzugreifenden Objekt hingeführt. Beim 'AN-Verfahren' ermittelte der Jägerleitoffizier im Freya-Gerät den Kurs des Nachtjägers und des Feindflugzeugs und im Würzburg-Gerät die Flughöhe, so daß er dem Piloten über Funkspruch die exakten Kursbefehle übermitteln konnte. Die Heranführung an den gegnerischen Verband konnte also im Y-Verfahren oder auch mit Hilfe von drehbaren UKW-Leitstrahlen »Knickebein«, »Zyklop-Feuer« und später mit Rundsuchanlagen »Jagdschloss«, erfolgen.
'Wilde Sau'
Die helle Objektnachtjagd 'Wilde Sau' bei direkter oder indirekter Ausleuchtung der feindlichen Flieger durch Flakscheinwerfer. Einsatz von einmotorigen Tagjägern, da die Ausleuchtung der Feindflugzeuge gut sichtbare Silhouetten abzeichnete, und somit gut auszumachende Ziele waren. Jedoch, waren die einmotorigen Tagjäger kaum blindflugtauglich, sodass unerfahrene Piloten bei Start und Landung schon Ausfälle verursachten. Das bekannteste Jagdgeschwader der 'Wilden Sau', war das JG 300.
Ich möchte in diesem Thread nun nicht auf alle Flakgruppen der 4. Flak-Division, sondern nur auf die Flakgruppe Duisburg, welche unter dem Decknamen "Drossel" und dem Funkruf "Varus" bekannt war, näher eingehen.
Die Konaja "Drossel" hatte ihren Stützpunkt in Mülheim an der Ruhr, auch wenn sie fälschlicherweise Duisburg zugeschrieben wurde. Meines Erachtens nach ist dieses wahrscheinlich dadurch zustande gekommen weil sie im Duisburger Stadtwald lag.
Am 1.9.1941 wurde sie offiziell als Flakgruppe Duisburg (Flak-Regiment 64) neben den Flakgruppen Düsseldorf (Flak-Regiment 24), Essen (Flak-Regiment 44) und Dorsten (Flak-Regiment 46) sowie dem Flakscheinwerfer-Regiment 74 (Flakscheinwerfergruppe Duisburg) und der Nachrichtenabteilung 124 in den Dienst gestellt. Zuvor war die 4. Flack-Division unter dem Namen Luftverteidigungskommando 4 (welches am 1.7.1938 in Münster in den Dienst gestellt wurde) zu finden und saß in Düsseldorf. In den Jahren 194/42 zog die 4. Flack-Division zunächst nach Ratingen, um dann bis zum Ende in Duisburg zu bleiben.
Das Flakscheinwerfer-Regiment 74 sowie die Nachrichtenabteilung 124 waren beide unter der Führung des Flak-Regiments 64 gestellt. In den Räumen der unweit gelegenen Wolfsburg (heute als Katholische Akademie des Bistums genutzt) war die Nachrichtenabteilung 124 zu finden. Das Flakscheinwerfer-Regiment 74 müsste meinen Recherchen nach im Bereich des Duisburger Südens (Raum Wedau/Bissingheim) gelegen haben. Ob dort noch Reste/Überbleibsel vorhanden sind liegt aber leider außerhalb meines Wissens. Eine zum Flak-Regiment gehörende Freya-Stellung (FuMB "Komet") hat zu damaligen Zeiten in etwa da gestanden, wo nun die heutige B288 (Verbindung zwischen dem Autobahnkreuz Duisburg und der A57 in Krefeld) verläuft.
Der Gefechtsstand "Drossel" liegt heute abgezäunt auf einem annehmlichen Privatgrundstück direkt am Duisburger Stadtwald/Uhlenhorst. Auch wenn man sie nur von außerhalb besichtigen kann, so sieht man alleine an den vorhandenen Resten, dass die Konaja "Drossel" sehr große Außenmaße hatte. Laut Recherchen war sie 50m lang, 17m breit und hatte im mittleren Bereich eine Höhe von rund 10m. Alleine durch die beachtliche Wandstärke von 2,5m kann man sich ausrechnen wie wichtig die Konaja "Drossel" war. Dort wo jetzt die beiden Funktürme stehen, hat laut alten Luftbildern damals ein Teil der Baracken gestanden wo die Flak-Helferinnen und RAD-Mädchen untergebracht waren. Rund um den Hauptbunker lagen noch mehrere kleinere Bunker, wo aber leider keine Dokumente über deren Nutzung zu finden sind.
Nur durch Zufall und Wissen war es nun möglich die Konaja "Drossel" mal nicht nur von außen besichtigen zu können, sondern auch mal hinein zu gehen. Rund 350 Bilder sind in 2,5 Stunden gemacht worden, und es hätten noch viel viel mehr werden können.
Die Außenwände des erhöhten Bereiches sind damals bei der Sprengung leider komplett weggedrückt worden und stehen nun seitenverkehrt herum. Daraus resultiert leider auch, dass der gesamte Zwischenbereich eingestürzt ist und die Konaja nicht komplett begehbar ist. Was dem ganzen Charm aber trotzdem keinen Abbruch tut meiner Meinung nach. Denn diese Konaja besticht alleine dadurch, dass sie noch nie wirklich von innen groß angetastet wurde. Der Natur wird der Platz gelassen den sie benötigt.
Aber überzeugt Euch doch einfach selber von den Eindrücken und lasst die Bilder auf Euch wirken.
(Quellen: wikipedia & luftarchiv.de)