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Der wilde Junker von Volmarstein

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Der wilde Junker von Volmarstein.


Volme- oder Volmarstein, heut zu Tage ein Marktflecken am Einflusse der Volme in die Ruhr im westphälischen Bezirk Arnsberg, gehört heute noch dem Geschlechte der Grafen von der Recke. Von einem derselben wird folgende Sage erzählt.
Ein Junker von Volmarstein war ein arger Ritter vom Stegreif, weit und breit in der Umgegend gefürchtet ob seiner Grausamkeit und Wildheit. So ritt er denn auch eines Tages mit seinem Leibknappen aus, um zu sehen, ob sich ein guter Fang thun lasse. So kamen sie in einen Tannenwald, da erzählte der Junker seinem Knechte, er habe vor wenigen Tagen hier einen Mann erschlagen, aber nicht um ihn zu berauben, denn es sei ein Armer gewesen, nur aus Lust am Morden, er habe eben Blut sehen wollen. Wie er noch so sprach, stand auf einmal ein hagerer Mann wie aus der Erde gewachsen neben ihnen, der streckte seine Hand nach ihnen aus. Der Junker aber meinte, es sei ein Bettler und hieß ihn zum Teufel gehen, besann sich aber bald anders und sprach: »Halt, Du mußt doch wissen, daß ein Ritter mit Dir gesprochen hat« und damit warf er ihm ein Goldstück zu. Da sah der Knecht, wie dasselbe durch den Hut fiel und warnend sprach er zu seinem Ritter: »Herr, das ist ein Geist!« Der aber lachte und spottete sein. Jetzt kamen sie auf eine Haide, aber noch nicht waren sie allzuweit geritten, da stand wieder dieselbe Gestalt da und der Junker rief: »Soll denn überall gebettelt sein?« Damit nahm er seine Peitsche und hieb nach ihm, allein der Schlag ging wie durch die Luft und der Knappe rief abermals, das sei kein Mensch, sondern ein Schattenbild. Nun kamen sie in einen Eichenwald, da stand derselbe Bettler wieder. Den Junker aber schauerte es jetzt selbst eiskalt, allein er bezwang sich und rief: »Diesmal sollst Du mir nicht entgehen, Du Tagedieb!« und damit that er einen schweren Hieb nach ihm, allein der Hieb ging in die leere Luft und der Bettler zerfloß in eine riesengroße Dunstwolke. Da bäumte sich aber das Roß des Junkers vor Entsetzen und ging mit seinem Reiter auf und davon und der Knappe ritt heim und holte seine Kameraden und so zogen sie denn aus ihren Herrn zu suchen. Sie fanden ihn aber erst am Morgen am Eichenbaum, beim Vorüberjagen hatte sich sein Kopf in einen Gabelast verfangen, das Roß war unter ihm fortgelaufen und der Reiter hing hier wie vom Henker gehenkt. Das war das Ende des wilden Junkers von Volmarstein.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 753-754.


Meine Anmerkung:

Volmarstein ist heute ein Stadtteil der Stadt Wetter a.d. Ruhr. Das in der Sage genannte Adelsgeschlecht von der Recke-Volmarstein besaß die Burg Volmarstein, die heute nur noch als Ruine erhalten ist.
Die Burg wurde im Anschluss an die Schlacht von Worringen teilweise zerstört. Nach dem Wideraufbau wechselte sie mehrfach die Besitzer und wurde 1324 erneut zerstört.
Die Burg wurde noch einmal errichtet, zerfiel aber ab dem 15. Jahrhundert zunehmend.

Welcher der Burgherren sich so daneben benommen hat, dass er zum Kern der Sage wurde ist nicht bekannt. Ein historischer Bezug kann nicht hergestellt werden.


Gruß

Detlef
 
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