Auch der Kollege Dejalo zitiert ja bereits im ersten Beitrag dieses Stranges die offizielle Darstellung, nach der die Kapelle im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Woraus dem Kollegen Dejalo sicher kein Vorwurf zu machen ist.
Die offizielle Geschichtsschreibung nutzt zu dieser Behauptung ja nichtmal den Konjunktiv, obwohl die Erbauungszeit dieses Gebäudes alles andere als zweifelsfrei geklärt ist. Wüßte man wann die Kapelle erbaut wurde, dann sicher aufgrund einer schriftlichen Überlieferung. Und in einer solchen wäre dann sicher auch ein Datum vermerkt. Wir sehen also, daß 12. Jahrhundert schon nicht viel mehr als grob geschätzt ist.
Und diese Schätzung stützt sich weitgehend auf die Tatsache, daß es im weit entfernten Bornholm ähnliche Gebäude gibt, die im 12. Jahrhundert erbaut worden sein sollen. Und um den unumstößlichen Beleg zu erbringen stellte man fest, daß die Stadt Soest zu dieser Zeit bereits Handelsbeziehungen zu der Stadt Visby unterhielt. Kein Scherz. Das ist offizieller Stand der Forschung und darauf beruhen die Angaben zur Bauzeit dieses Gebäudes.
Als nächstes wird dann für Gewöhnlich behauptet, die, für ein christliches Gotteshaus, ungewöhnliche Bauform, sei in Anlehnung an die jerusalemer Heilig Grab Kirche so gewählt worden und bringt dazu dann gerne noch an, daß die Apsis gen Osten, also nach Jerusalem ausgerichtet ist.
1. Die Heilig Grab Kirche ist achteckig, das Drüggelter Gebäude ist hingegen zwölfeckig!
2. Die Apsis soll zwar angeblich originär sein, aber auch das ist eine sehr vage Behauptung, die sich auf Untersuchungen am Mauerwerk stützt, nach denen an der vermuteten Übergangsstelle keine Auffälligkeiten z.B. in Punkto anderes Gestein zu erkennen seien. Kritiker dieser Untersuchung wenden ein, daß an vollkommen falscher Stelle untersucht wurde, weil man willkürlich dort den Übergang vermutet hat.
Eine kleiner privater Forscherkreis will dagegen per Bodenradar deutliche Hinweise auf einen ursprünglichen Grundriss erkannt haben, der die Apsis nicht beinhaltet.
Die beiden dickeren Säulen im Zentrum sind außergewöhnlich exakt nach Nord und Süd ausgerichtet, die beiden kleineren nach West und Ost.
Die Anzahl der Säulen wäre aus statischen Erwägungen bei diesem Gebäude nicht notwendig, daher ist davon auszugehen, daß sie einem anderen Zweck dienten.
Die Anzahl von 12 äußeren Säulen zusammen mit der Ausrichtung nach Himmelsrichtungen lässt eine Verbindung zum Tyrkreis (Tierkreis ist eine weit verbreitete Fehlübersetzung!) vermuten.
Erhärtet wird diese Annahme dadurch, daß im nordöstlichen Fenster am Tag der Sommersonnenwende die Sonne untergeht.
Ebenso konnten Astronomen eine Verbindung zu den großen und kleinen Mondwenden und der Ausrichtung der Fenster feststellen. Auch soll das Dach laut Überlieferungen ursprünglich nicht geschlossen gewesen sein, sondern soll einen freien Blick auf den Sternenhimmel ermöglicht haben.
Gegen ein christlich motivierte Erschaffung dieses Gebäudes sprechen zudem die zerstörten Darstellungen im Eingangsbereich und an einigen der Kapitälen. Wenn dieses christlich erbaute Haus dort christliche Motive enthielt, wäre eine Zerstörung dieser doch wohl kaum nötig gewesen, oder?
Diese Gebäude ist mehr als nur Spannend und seine Geschichte birgt viele Farcetten und noch mehr unbeantworteter Fragen. Mein Beitrag kann nur ein minimaler Einstieg in dieses umfangreiche Thema sein. Auf die geomanthische Bedeutung bin ich noch gar nicht eingegangen. Auch nicht auf die Legenden nach denen sich hier Templer zum Kreuzzug getroffen haben sollen. Selbst eine Verbindung zum Gral wird mancherorts hergestellt. Das ist mir wiederum etwas zu mystisch und spekulativ, zeigt aber, daß die Geschichte und der ursprüngliche Verwendungszweck dieses Gebäudes bei Weitem nicht so sicher ist, wie es uns die Kirche glauben machen will.
Hier sind noch einige Verknüpfungen, die etwas Hintergrundwissen vermitteln können:
Aus der Sicht eines (selbsternannten) altheidnischen Priesters:
http://allsherjargode.beepworld.de/drueggelte.htm" onclick="window.open(this.href);return false;
Aus geomanthischer Sicht:
http://www.reiner-padligur.de/info_drueggelter_Kapelle.htm" onclick="window.open(this.href);return false;
Und aus astronomischer Sicht, als herunterladbares pdf etwa in der zweiten Hälfte dieser Seite:
http://sternwarte-recklinghausen.de/astronomie/forschungsprojekt-vorzeitliche-astronomie/#B11" onclick="window.open(this.href);return false;