Bunker-NRW

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Gedanken zum Kriege

kuebelfahrer

erfahrenes Mitglied
Impressionen aus dem Hürtgenwald.

Der Wald lag im Stillen und öffnete seine blättrigen Arme um Sie zu empfangen.

Nur ein leichtes Knacksen des Unterholzes verriet ihre getätigten Schritte.
Ein greller Blitz fuhr aus dem Boden und die Hölle brach los:

Hämmernde Maschinengewehre und berstende Granaten
Zerschlugen die Stille….Zusammengekauerte Gestalten in Todesangst von der Präzision der Technik umbarmherzig entlarvt.

Der Mond erhellt die erstarrten Gesichter der Toten, die unter gleichem Gestirne noch sehnsüchtig erwartet werden. Sie hatten sich mit Blättern geschmückt, um mit dem Wald eins zu werden.
Doch Sie wurden es erst, als sie Ihr Leben gaben.

Was hat man aus Dir gemacht, wo Du doch so friedlich warst, blutgetränkt ist nun dein Boden und die Bäume recken ihre kahlen Äste flehend in den Himmel.
 
na dann beteilige ich mich dich mal an der kultur :wink:
@kuebelfahrer es ist übrigens ein schönes gedicht!!

Doch kommt ein Krieg. Zu lange war schon Frieden.
Dann ist der Spaß vorbei. Trompeten kreischen
Dir tief ins Herz. Und alle Nächte brennen.
Du frierst in Zelten. Dir ist heiß. Du hungerst.
Ertrinkst. Zerknallst. Verblutest. Äcker röcheln.
Kirchtürme stürzen. Fernen sind in Flammen.
Die Winde zucken. Große Städte krachen.
Am Horizont steht der Kanonendonner.
Rings aus den Hügeln steigt ein weißer Dampf.
Und dir zu Häupten platzen die Granaten.

Es stammt von Alfred Lichtenstein aus dem Jahr 1914. Im selben Jahr fiel er an der Somne
 
find ich auch :wink:

und hier noch eins:
1. Wildgänse rauschen durch die Nacht
Mit schrillem Schrei nach Norden;
|: Unstete Fahrt habt Acht, habt Acht,
Die Welt ist voller Morden. :|

2: Fahrt durch die nachtdurchwogte Welt,
Graureisige Geschwader!
|: Fahlhelle zuckt und Schlachtruf gellt,
Weit wallt und wogt der Hader. :|

3: Rausch zu, fahr zu, du graues Heer!
Rauscht zu, fahrt zu nach Norden!
|: Fahrt ihr nach Süden übers Meer,
Was ist aus uns geworden? :|

4. Wir sind wie ihr ein graues Heer
Und fahr'n in Kaisers Namen
|: Und fahr'n wir ohne Wiederkehr,
Rauscht uns im Herbst ein Amen. :|

geschrieben von walter flex wenig später gefallen, eigentlich ein lied und kein gedicht finds aber trotzdem schön, er hat es geschriebne als er im schützenloch liegend ein schwarm wildgänse gesehen hat...
 
Wow, das kenne ich noch: Wildgänse, musste ich imer beim joggen singen, beim maschieren gab es dann den Westerwald!
Schöne Erinnerungen werden da wach!

Westerwald

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Heute wollen wir marschieren,
Einen neuen Marsch probieren,
Durch den schönen Westerwald,
Ja, da pfeift der Wind so kalt.
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O, du schöner Westerwald,
Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt
Jedoch der kleinste Sonnenschein
Dringt tief ins Herz hinein!
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Und die Grete und der Hans
Gehn des Sonntag gern zum Tanz,
Weil das tanzen Freude macht
Und das Herz im Leibe lacht.
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O, du schöner Westerwald,
Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt
Jedoch der kleinste Sonnenschein
Dringt tief ins Herz hinein!
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Ist das tanzen dann vorbei,
Gibt´s gewöhnlich Keilerei,
Und dem Bursch, den das nicht freut,
sagt man, er hat kein Schneid.
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O, du schöner Westerwald,
Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt
Jedoch der kleinste Sonnenschein
Dringt tief ins Herz hinein!
 
Sehr schöne Gedichte.
Das Hürtgenwald Gedicht war von mir.

Wenn man in diese Umbegung auf sich einwirken lässt und den Film anschaut, kommen einem die Gedanken von selber.
 
Der Kriegsgefangene

Zwei erhobene Hände ebneten mir den steinigen Weg in die Hilflosigkeit.
Zwei Füsse, die einen Mann tragen, dessen Haupt schon seit Stunden tief gesenkt ist.
Kein Marschlied ertönt mehr und keine Heldentaten sind mehr zu vollbringen.
Das Ziel meines Marsches unbekannt, vielleicht der Platz meines Todes.

Ankunft im Nirgendwo und dem freien Willen entrissen wie meiner Waffe.
Sehnsucht nach der Heimat und das Bestreben, nicht aufzufallen.
Geduckt und folgsam soll die Zeit vergehen auf dass ich eines Tages das Licht der Freiheit erblicke.
Quälende Wochen werden zu Monaten. Der Leib entkräftet und der
Gedanke an Flucht mehr aus Verzweiflung als aus Überzeugung.

Im Dunkel der Nacht finde ich meinen ängstlichen Schatten wieder,
Den Draht durchtrennt und sich zur Jagd freigegeben.
Ich kann den Hass im Rücken spüren und schaue nicht zurück.
Welch wunderbares Untier doch der Mensch sich selber ist…
 
Fällt mir grad noch ein: Vom Friedhof der Windhund-Division:

Tote Soldaten
sind nie allein,
denn immer werden treue Kameraden
bei ihnen sein.

:)
 
Sehr schön geschrieben, finde den Ort Hürtgenwald auch sehr symbolträchtig.

Und hier noch was:

Der Bunker

Der letzte Funkspruch riss plötzlich ab.
Man hatte uns aufgegeben.
Meterdicker Beton umschloss uns, der jedes Wort verschluckte.
Doch die Gedanken liessen uns keine Ruhe.
Grosse Architektenkunst für den letzten Akt der Insassen..
Der Gegner kam ohne Grund.
Ein wertloses Stück Beton im verminten Niemandsland.
Erfindergeist kam nicht zu kurz, bis es still wurde.
Keine Chance zur Kapitulation.
Man hielt uns für gleichsam hart wie Beton.
Eingesperrt in seiner eigenen Festung, die zum Grab wurde.
Blut wurde vergossen für ein Quadrat am Kartentisch.
Die Frontlinie sollte grade sein und schön aussehen.
Schöne Blumen wuchsen auch auf unseren Gräbern.
Am Abend floss roter Wein am Tische der Generäle.
Wir waren ihnen ein zufriedenes Lächeln wert.
 
Das Lied des Soldaten

Auf blassen Seiten fand ich dich,
Strophe für Strophe in alten Lettern,
Nahm es Gestalt an in unseren Kehlen,
Es tönte durch Tage und Nächte,
Durch Wiesen und Wälder
In die endlose Ferne hinaus..
Lauter als unsere Schritte
Übertönte es jeden Zweifel.

Zerschossen das Liederbuch,
Kam die Stille erst, als wir nicht mehr waren…
Singe noch einmal ein Lied an meinem Grabe.
Denn nur die Stille ist der Tod.
 
Der Rückzug



Ich durchfuhr die goldenen Ähren mit meinen Händen

Sie waren wie dein Haar, duftend und warm.

Die Sonne lachte uns und die Ferne lockte uns in die Tiefen des Landes

Stapfend fanden wir uns im Herbste wieder, hilflos strauchelnd

In der endlosen Weite, die sich zwischen Dir und mir verlor.

Ein paar Tintenklekse auf Papier lassen mich deine Nähe fühlen.

Weiter geht es, durch fremde Landschaft dem unbekannten Ziel entgegen.

Steinerne Riesen taten sich vor uns auf, an Pracht nicht zu beschreiben.

Eiserne Vögel und krachende Kanonen verwandelten das Bild in eine hässliche Fratze.

Bald trug die Stadt den Ausdruck des Krieges, welchen wir schon lange in unseren Gesichtern trugen.

Es war eine steinerne Miene, einer Maske gleich.

Von einigen hoffnungsvollen Strichen durchzogen,

Erfror sie im Winter.

Klebrige Steinbrocken säumten unseren Weg,

Spuren des Blutzolls, den beiden Seiten zahlten

Die herabfallenden Flocken bedeckten das Elend und

Führten uns die Gewalt der Natur vor Augen.

Der Mensch konnte alles vernichten, was er schuf,

Doch es machte ihn nicht unsterblich.

Ein röchelnder Gefährte verdrehte die Augen im frostigen Graben

Unter dem glänzenden Orden sprudelte Blut hervor

Kein Lob oder Gesang konnte ihn vor dem Schicksal bewahren.

Ein förmlicher Brief und ein Banner auf der hölzernen Kiste war der Dank.

Den Sprössling in die kalten Arme des Krieges übergeben, kam er ausgelöscht wieder.

Das eingeforderte Geschenk fiel dem siegestrunkenen Herrscher nicht auf,

Doch der Verlust schmerzte die hoffenden, wartenden Eltern bis ans Lebensende.

Er war ein guter Junge, gut genug, um den Zweck zu erfüllen, dem man ihm zudachte.





Die Fahne des Gegners auf dem Turme lächelte uns höhnisch entgegen.

Ein seidenes Banner, zerschossen und voller Ruß flatterte sie im Wind

Der uns den eisigen Hauch der Niederlage im Nacken spüren liess.

Der Gedanke daran kam uns nie zuvor, aber nun blieb er stetig in unseren Köpfen.

Wachsende Gräberfelder und Kindergesichter, vernarbt vom Brande des Krieges

Ebneten uns den Weg zurück vor die Tore des teuflischen Herrschers.

Keine Antwort schallte aus den tiefen Gängen, kompromissloses Schweigen.

Wie verblendete Narren fielen die letzten auf den steinigen Treppen.

Das Ziel durch zahlreiche Umwege zerstreut, bis man es aus den Augen verlor,

War es deine Hand, die mich am Krankenbett zurück ins Leben zog.
 
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