Bunker-NRW

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Openluchtmuzeum Zaanse Schanz, NL

S4Mog

erfahrenes Mitglied
Ich möchte euch hier ein ganz besonderes Freilichtmuseum in den Niederlanden vorstellen:

das Openluchtmuzeum Zaanse Schanz

Etwa 15 Autominuten nördlich von Amsterdam an dem Fluß Zaan gelegen, ist es ein Muss und Wallfahrtsort für Mühlenfreunde aus aller Welt.
Hier wurden 9 große Windmühlen und etliche für die Zaan-Gegend typische Häuser zusammengetragen.

Ein erster Eindruck:080.jpg
 
Aber der Reihe nach...

Wiki beschreibt die Gegend so:
"Die Zaanse Schans ist ein Dorf in der Gemeinde Zaanstad, gegenüber von Zaandijk an der Zaan gelegen. Ungefähr 1.900.000 Besucher besichtigen jährlich dieses Freiluftmuseum, das mit dem Gedanken errichtet wurde, das historische Erbe dieses ältesten Industriegebiets der Niederlande zu zeigen. In Zaanse Schans gibt es das Zaans Museum."
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Ich denke, am einfachsten ist es, wenn wir einen Rundgang machen.

Nachdem ich mein Auto am "Zaan Muzeum" (erbaut 1999) auf bewachtem Parkplatz ( Gebühr € 9,-) abgestellt habe, geht der erste Blick über das Panorama des Geländes.013.jpg
Wir wenden uns nach Links zum Museumsdorf hin und beginnen den Rundgang.

Das Gelände selbst ist nicht nur ohne jeden Zaun, das Besichtigen der gesamten Anlage ist völlig umsonst! Allerdings kostet das Besichtigen der Mühlen und bestimmter Museumsbetriebe jeweils Eintritt (€ 4,- /erm. 2,-) Wer alle kostenpflichtigen Attraktionen besichtigen möchte, löst im "Zaan Muzeum" eine Tageskarte.

Im touristischen EIngangsbereich stehen mehrere gut getarnte Automaten für Reiseführer und ein Souvenirstand für Kalender mit dem eigenen Bild mit darin. Aber gehen wir weiter.
 
Zu Beginn empfängt uns eine Parade von vier Informationstafeln:

Eine Übersicht über das Gelände:018.jpg

und drei Tafeln über die Geschichte der Zaan-Region und des Museums:021.jpg020.jpg019.jpg
Die Tafeln sind in Nederlands und Englisch beschriftet. Ich habe mir erlaubt, euch die Tafel mit der Entstehung des Museums zu übersetzten:

Konstruktion der Zaanse Schanz

Die Zaanse Schanz ist eine typische Wohn- und Industriegegend des 19. Jahrhunderts. Aber...
alle Gebäude wuden seit 1959 hier her gebracht! Dies geschah oft auf unüblichen, spektakulären Wegen. Ganze Gebäude wurden auf der Straße oder dem Wasserweg hertransportiert. Daraus resultiert eine anzahl an historischen Gebäuden der Zaan-Region, die so erhalten wurden. Heute ist die Zaanse Schanz eines der populärsten Touristenattraktionen der Niederlande.

In der Mitte des letzten Jahrhunderts fand sich eine Gruppe Leute aus der Region zusammen, die sehr enttäuscht waren über das Verschwinden historischer Gebäude. Unter der Verwendung von Plänen des Architekten Jaap Schipper begannen sie die alten Gebäude an diesen platz zu versetzten, der einst unter dem Namen Zaanse Schanz bekannt werden sollte.

Das meiste der Zaansen Schanz in seiner heutigen Zusammensetzung wurde zwischen 1961 und 1976 erschaffen. Besucher betreten die Zaan-Region, wie sie um 1850 war; mit zumeist hölzernen Gebäuden, mit den Heimen von Händlern und Gewerbetreibenden auf den Deichen. Arbeiterhäuser und Arbeitsstätten liegen entlang den Kanälen, die in die Flüsse münden. Die meisten der Gebäude sind originale Jahrhunderte alt, nur ganz wenige sind Nachbauten nach originalem Vorbild.

Gründer

Architekt jaap Schipper aus Zaandam war der Gründer und Erfinder der Zaanse Schanz. 1947 gewann er den prestigeträchtigen "Prix de Rome" für Architektur. Eine Bedingung dieses internationalen Preises war, dass der Gewinner eine Architekturstudie in seiner Heimat machen musste. Schipper erarbeitete eine Studie über die Holzbauarchitektur in der Zaan- Region; was dann später zur Grundlage der Zaanse Schanz wurde.

Tranzlozierung

Einige Gebäude und ein kompletter Windmühlenturm wurden "am Stück" zur Zaanse Schanz transportiert. Andere Gebäude wurden erst Planke für Planke oder Stein für Stein zerlegt und wieder aufgebaut. Gebäude und windmühlen aus der gesamten Region wurden hier zusammengeführt. Die "Tinkopel", nahe der Brücke über die Zaan, stand ursprünglich mehrere Kilometer weiter flussaufwärts. Das Restaurant " De Hoop op d´Swarte Walfis", ein ehemaliges Waisenhaus im Westzaan, wurde Stein für Stein wiederaufgebaut.
Jedes Gebäude hier kann seine eigene Geschichte erzählen. Sie werden es auf ihrem Rundgang hier herausfinden!

Windmühlen

Ein Dank an die harte Arbeit der Vereinigung "vereiniging De Zaansche Molen", verschiedene Mühlentypen wurden erhalten. Auf dem Kalveringdijk stehen beispielsweise eine Gewürzmühle, eine Sägemühle, eine Farbenmühle und eine Ölmühle.
Alle Mühlen sind voll funktionsfähig.

Typisch Niederländisch

Wundervolle Holzhäuser, Windmühlen und nasse Weiden.
Viele Menschen, in- und ausserhalb der Niederlande halten diese Kombination für typisch Niederländisch. Die von Gräben durchzogenen Weiden stehen für die landwirtschaftliche geprägten Bereiche.
Die Windmühlen sind als Symbol und Landmarke wohl jedem bekannt.
Und die grüngestrichenen historischen Gebäude erinnern an die traditionelle Zimmermannsarbeit, die ein wichtiger Bestandteil der Zaan-Region sind.

Wohnen und Arbeiten in der Nachbarschaft

Die Zaanse Schanz ist keine statische Sammlung von historischen Gebäuden!
Weit gefehlt! Diese lebendige Ansammlung von Wohnen und Arbeiten ist sehr lebendig. Das Wichtigste ist zwar das Erhalten der alten Gebäude, aber auch die Erhaltung der Kultur der damaligen Zeit wird nicht vergessen. Seit 1999 zeigt das "Zaans Museum" eine reiche Vielfalt an Objekten. Die Eröffnung des "Verkade"-Pavillions 2008 war eine große Erweiterung, gepaart mit einer faszinierenden Schokoladen-lastigen Ausstellung.

Letzte Verbesserungen

Neben dem kulturellen Bereich wurde auch in andern Dingen verbessert und ergänzt.
So wurde Beispielsweise 2015 neue Anleger für Ausflugsschiffe gebaut. Eine weitere wichtige Ergänzug war die Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten im Hotel " B&B Heerlijck Slaapen". Es gibt hier Leihfahrräder, ein "Kakao-Labor" und eine aussichtsturm.
Wer hätte sich das 1961 zu Begeinn des Museums träumen lassen!
 
Wir gehen nun über eine Art Marktplatz, der von mehreren größeren Holzhäusern eingerahmt wird.022.jpg023.jpg024.jpg

In den Häusern sind diverse Souvenirshops "versteckt". Weiter laufen wir den Weg entlang über die Polderlandschaft auf eine typische Klappbrücke zu, dabei fällt der Blick rechts auf den vollständig mit Dachpfannen verkleideten Lagerturm der Käserei und den Windmühlen dahinter:025.jpg
Dann geht es über die Brücke und die erste Windmühle empfängt uns:026.jpg116.jpg027.jpg

Es ist eine kleinere Schöpfmühle. Die Mühlenflügel treiben ein seitlich angebautes Schöpfrad an; die Hubhöhe vom unteren zum oberen Kanal beträgt nur wenige Zentimeter...
Mühsam, so ds Land trockenlegen zu wollen!
 
Rechts fällt der Blick noch einmal auf die Käserei mit einem Arbeiterwohnhaus:028.jpg
Wir gehen nun weiter an der Gracht entlang vorbei an einer Bäckerei, einem historischen Krämerladen, und mehreren Häusern (gibts später) bis zur Zaan weiter:029.jpg

Wenden wir unseren Blick nach links, dort steht die erste große Windmühle, "De Huisman", eine Gewürzmühle:030.jpg

Vor der Kakauwerkstatt "Zaans Gedaan" und dem "Fietsverhuur" (Fahrradverleih) gehen wir zu einem recht neuen Schiffsanleger. Von dort haben wir den wohl bekanntesten Blick auf die Mühlenparade:031.jpg033.jpg

Wie an einer Perlenkette aufgereiht liegen hier sieben Windmühlen (v.r.n.l.):

- "De Gekroonde Poelenburg" Holzsägemühle, Bauform "Paltrock"
- "De Kat", Farbstoffmühle
- "De Zoeker", Ölmühle
- "Het Jonge Schaap", Sägemühle
- "De Os" Ölmühle, ohne Mühlenflügel
- "Het Klaverblad", Sägemühle
- "De Bonte Hen", Ölmühle

Alle Mühen, bis auf "De Os", wurden bis 11 Uhr aufgesegelt und in Gang gesetzt.
 
Vom Schiffsanleger habe wir nun einen herrlichen Blick auf die Paltrocksägemühle "De Gekroonde Poelenburg":035.jpg036.jpg

Die Sägemühle in der Bauform einer Paltrockmühle hat eine bewegte Geschichte. An ihrem ursprünglichen Standort wurde sie erstmalig um 1733 erwähnt. Benannt nach ihrem Besitzer Piet J. Poelenburg brannte diese 1903 ab und wurde duch eine aus Koog an de Zaan aufgekaufte und umgesetzte Mühle (am Ursprungsort "De Lokomotief" genannt) ersetzt. Die "neue" Mühle arbeitete an ihrem Standort bis 1950 und begann danach mangels Pflege zu verfallen. Durch die "Vereniging De Zaanse Molen" wurde sie 1963 aufgekauft und an den heutigen Standort umgesetzt. Dort hatte schon vorher eine Windmühle "De Grootforst" gestanden, die 1928 abgebrannt war.052.jpg

Die Paltrockmühle ist die Übergangsform von der "Bockwindmühle" - bei der das ganze, auf einem zentralen Bock stehende klein bauende Mühlenhaus samt Flügeln in den Wind gedreht wird - zum späteren "Holländer" - bei der nur noch die Kappe mit dem Flügelkreuz gedreht wird.
Die Paltrock steht ausser auf einem zentralen Bock zusätzlich mit dem gesamten Mühlenhaus auf einem hölzernen Drehkranz.044.jpg
Nach dem Wiederaufbau liess sich die Mühle nur schwer in den Wind drehen. Da es in der Vereinigung keine Erfahrung mit der Mechanik dieser Mühle gab, wurde sie nur selten in Betrieb vorgeführt.
Das Problem wurde erst viele Jahre später gelöst, als erkannt wurde, das das Hauptgewicht des Mühlenhauses NICHT auf dem Drehkranz, sondern auf dem zentralen Hausbaum gelagert werden musste. Seitdem liess sich "De Gekroonde Poelenburg" leicht drehen. Zuletzt wurde 2005 auch der fälschlicherweise angebrachte Teeranstrich entfernt und die Mühle seither wieder im grünen Originalanstrich gezeigt.
 
"De Gekroonde Poelenburg" hat eine nach drei Seiten offene Sägeplattform, nur durch einen Windschutz und Überdachung vor dem Wetter geschützt.
Dort finden sich die drei Sägegatter sowie mehrere Winden, um Stamm- und Schnittholz herauf und herunter zu heben. Das Stammholz wurde zur dicht am Wasser stehenden Mühle geflößt. Teilweise kam das Holz sogar vom Oberrhein!
Hier die Ansicht der Sägerei:043.jpg

Die Kraft des Windes wird von den mit normalen Segeln bespannten, 20,3 m durchmessenden Flügeln auf eine 1866 gegossene Flügelwelle weiter auf eine darunter in ständigem Eingriff befindliche Kurbelwelle mit drei Kurbelzapfen übertragen. Von dort werden die Vertikalsägegatter angetrieben. Über einen Ratschenmechanismus an den Sägegattern wird auch die Kraft für die Schneidetische und Hebekrane abgegriffen.

"De Gekroonde Poelenburg" ist als "Rijksmonument 40093" in der Niederländischen Denkmalliste aufgenommen.046.jpg

Vom Deich an der Mühle fällt der Blick zurück erneut auf die Käserei:045.jpg
 
Das, werter Herr Kollege, entwickelt sich ja zu einem wirklichen "Spitzenfred"... Meister- Meister- Meister- klatschen- daumen-

In dieser Güte darf es gern weitergehen...sehr gerne. zunge- daumen-

Ganz schöner Betrieb dort...viel Publikum.

Ich persönlich kannte dieses Museum noch nicht.

Irgendwie bedient das so ja jedes Klischee...Holland wie im Bilderbuch... zunge-

Gespannt auf weitere Fortsetzungen... zunge-

Anbei:
Wenn wir uns hier über "Holland-typisches/historisches" austauschen...Kinderdijk ist auch eine Reise wert...wenn auch ein wenig anders in der Ausrichtung gelagert...

----->
https://www.kinderdijk.com/
 
Schmunkmueller schrieb:
Das, werter Herr Kollege, entwickelt sich ja zu einem wirklichen "Spitzenfred"... Meister- Meister- Meister- klatschen- daumen-

In dieser Güte darf es gern weitergehen...sehr gerne. zunge- daumen-

Ganz schöner Betrieb dort...viel Publikum.

Ich persönlich kannte dieses Museum noch nicht.

Irgendwie bedient das so ja jedes Klischee...Holland wie im Bilderbuch... zunge-

Gespannt auf weitere Fortsetzungen... zunge-

Anbei:
Wenn wir uns hier über "Holland-typisches/historisches" austauschen...Kinderdijk ist auch eine Reise wert...wenn auch ein wenig anders in der Ausrichtung gelagert...

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https://www.kinderdijk.com/

Dem kann ich nur zustimmen.
Ein schöner Beitrag, Danke für deine Mühe! Gerne mehr! daumen-
 
Von "De gekroonde Poelenburg" ist es nur ein kurzer Weg zur nächsten Mühle; wir gehen den Deichweg weiter in nördliche Richtung und kommen zur
Verfmolen (Farbmühle) "De Kat"049.jpg051.jpg053.jpg

"De Kat" (die Katze) ist die einzige immer noch arbeitende Windmühle der Welt, die Farbe herstellt.
Wir haben es hier mit einem "Gallerieholländer" zu tun. Im Inneren stehen mehrere "Kollergänge", in denen farbhaltige Gesteine feinst zermalen werden.400px-Zaanse_Schans_verfmolen_De_Kat_-_kantstenen.jpg(Bildquelle Wiki)
Ein Kollergang besteht aus einem großen liegenden flachen Mahlstein, auf dem zwei senkrecht stehende Mahlteine, horizontal auf einer Achse geführt, um die senkrecht stehende Antriebsachse rotiern und durch diese Drehbewegung das zu zermahlende Gut zwischen dem liegenden und den Läufern zerkleinern. Durch Streichbleche wird das Mahlgut immer wieder unter die "Läufer" gebracht.056.jpg

Die schon immer an dieser Stelle stehende Mühle "De Kat" wurde 1646 ursprünglich als Ölmühle erbaut. 1782 brannte die Mühle ab und wurde schnellstmöglichst wieder aufgebaut. Sie blieb bis 1904 in Betrieb, danach wurde der Mühlenturm abgebaut und der Antrieb durch einen Motor ersetzt.
 
1906 bekam "De Kat ihren Mühlenturm wieder, die Mühle "De Duinjager" stand als Spender zur Verfügung.057.jpg059.jpg

Die Farbgrundstoffe wurden per Schiff zur Mühle gebracht und in kleinen Trockenhäusern zwischengelagert. Eines davon ist an der Mühle wiederaufgebaut worden.

Die Mühle "De Kat" gab es in den 90er Jahren als einmalig herausgebrachten Bausatz von Faller im Maßstab 1:87.s-l500.jpg(Quelle Faller)
 
Wir gehen weiter zur nächsten Windmühle, diese liegt nur einen Steinwurf entfernt.

Es ist die Ölmühle "De Zoeker" (der Sucher)061.jpg
In dieser 1672 gebauten und 1968 von Zaandijk hierher gebrachten Ölmühle wird in Ölpressen aus verschiedenen Ölfrüchten (Raps, Sonnenblumenkerne, Wallnuss,..) Öl geschlagen.
Die Ölfrüchte werden in einem Rührwerk erhitzt, und dann im Kollergang zermahlen. Der dabei entstandene "Ölkuchen" wird in Leinensäcke gefüllt und mit Zwischenbrettchen in eine art "Schraubstock" eingeklemmt. Links und rechts der Säckchen sind zwei Keile beweglich angebracht, einer mit der Schmalseite nach unten, der ander anders herum. Auf den nach unten zeiugenden Keil schlägt nun ein windkraft betriebener Stempel immer wieder drauf und presst die Säcke zusammen. Dabei fließt das herausgepreßte Öl in eine Auffangwanne darunter und weiter in Speichergefäße. Ist der Keil bis zum Ende eingetrieben und der "Kuchen" noch nicht völlig ausgepresst, wird der Lösekeil herausgeschlagen und mit weiteren Zwischenlagen die Säcke erneut ausgepresst.065.jpg066.jpg068.jpg
 
Ein Detailfoto von dem Flügelkreuz von "De Zoeker" lässt einiges interessantes erkennen:069.jpg

Alle Holländermühlen im Museum haben die gleiche Bemalung des Stirnbretts bekommen, auf dem unteren Teil ist das Baujahr der Mühle aufgemalt, und wenn hierher versetzt, zusätzlich das Jahr der Wiederaufstellung.
Die Flügelwelle mit dem Kreuzkopf, in dem die Flügelruten befestigt werden, sind aus Gußeisen, z.T. aus Gußstahl gefertigt. Die (Flügel-)Ruten sind aus Stahlblech gefertigte Hohlkastenprofile und etwa 23 m lang. Bei der Fertigung werden die Aufnahmelöcher für die Segellatten und die vorderen Windbretter fest mit eingearbeitet.
Wie in vielen anderen Windmühlendingen auch, waren die niederländischen Mühlenbauer hier Vorreiter.

072.jpg
Die Mühlenkappe wird hier noch in der traditionellen Weise über einen vierfach abgestrebten "Steertbalken" mittels angebauter handbetriebener Seilwinde in den Wind gedreht. Die Stützen der umlaufenden Gallerie diehnen dabei als Anschlagpunkte für die Zugseile. Schnelles Drehen der Kappe (im Notfall) ist nach dem Aushaken der Seile mit vier starken Mann ebenfalls möglich. Zusätzlich schaut hinten aus der Kappe der Bremshebel heraus, der mittels Seil gezogen wird. Eine Bandbremse in der Kappe, die rund um das Antriebszahnrad auf der Flügelwelle liegt, wird durch das Ziehen und Einrasten in einer "Sperrklinke" gelöst. Zum Bremsen der Mühle wird es aus der Sperre ausgehakt und mit Gefühl angelegt.
Dabei reibt Holz auf Holz und es riecht auch so... Zu schnelles Bremsen kann zum Qualmen der Bremsklötze und bis hin zum Brand der Mühlenkappe führen.
Aus eigener erfahrung weiss ich, dass es zum Abbremsen der Mühle besser ist, die Kappe mit den Flügeln erst um 90 Grad aus dem Wind zu drehen und erst dann, wenn die Flügel langsamer laufen, zu bremsen.

Im Mülengarten stehen zwei maßstäbliche Modelle:064.jpg
 
Und noch eine!

Weiter laufen wir zur Sägemühle "Het Jonge Schaap" (das junger Schaaf)070.jpg
Hierbei handelt es sich nicht um eine alte Mühle!
Das Original stand an gleicher Stelle von 1680 bis 1942 und war bis 1935 in Betrieb. Durch die stärker werdenden Konkurreznz von Dampf- ode elektrisch angetriebenen Sägeweken, die unabhängig vom Wind arbeiteten, wurde auch "Het Jonge schaap" überflüssig und abgerissen.073.jpg

Glücklicherweise hatte ein Mühlenfreund, Anton Sipman, vor und während des Abbruchs detaillierte Zeichnungen und Fotos angefertigt, so dass diese von 2005 bis 2007 an gleicher Stelle rekonstruiert weden konnte.074.jpg

Das hier angeflößte Holz wird aus dem Wasser über Rampen vor die Sägegatter gezogen, die sich in dem langgestreckten Gebäude mit dem aufgesattelten Mühlenturm befinden. Blick auf eines der Gatter:400px-Zaanse_Schans_molen_Het_Jonge_Schaap_-_boomstam_zagen_2.jpg
(Bildquelle Wiki)

Blick zurück auf "De Zoeker" und "Het Jonge Schaap"076.jpg
 
Das waren jetzt schon eine Menge Windmühlen, aber wir sind noch lange nicht am Ende unseres Rundgangs!

Auf dem Weg von "De Zoeker" zur "Het Jonge Schaap" hätten wir fast noch eine kleine Mühle übersehen. Diese liegt etwas abseits im Polderbereich:055.jpg
Es ist eine kleine Poldermühle, die eine Trinkwasserpumpe für Vieh antreibt.
Die Mühle dreht sich von selbst in den Wind, gesteuert durch die Windfahne an der Rückseite.

Von "Het Jonge Schaap" gehen wir weiter zur Motorgetriebenen Ölmühle "De Os".077.jpg

"De Os", gebaut vor 1663, ist eine der ältesten Industriemühlen in der Region Zaanstreek, und war bis 1916 mit Windkraft in Betrieb. Im selben Jahr wurde sie auf Motorbetrieb umgebaut und Flügel, Kappe und Galerie abgebaut.
Bis 1931 war die Mühle so in Betrieb und wurde danach als Handelslager und Wohnhaus genutzt. Die Ölmühlentechnik ist heute noch vorhanden, eine Wiederherstellung des baulichen Zustands von vor 1916 aber nicht geplant.078.jpg
So bildet "De Os" in seiner äusseren Unvollständigkeit einen reizvollen Kontrast zu den andern Mühlen.
 
Noch etwas zur Farbe der meisten Mühlengebäude.
Sicherlich ist aufgefallen, dass schwarze Farbe vorherschend ist.
Ich habe mal bei "De Kat" ans Holz gepackt und hatte danach teerschwarze Finger!!!
Die Bretter sind tatsächlich dick mit T E E R gegen die Unbillen des Wetters gestrichen; da fault nichts!

Auf dem Weg zur nächsten Windmühle drehen wir uns einmal um und schauen zum Museumsdorf zurück:079.jpg081.jpg

Sicher habt Ihr euch gefragt, warum die Mühlen einprägsame NAmen haben!?
In Deutschland wurden die Wind und Wassermühlen zumeist nach dem Standort, dem Erbauer oder dem Besitzer benannt. Im Bereich der deutschen Nordseeküste finden sich öfter Windmühlennamen, die auf gutes Gelingen der Arbeit hinweisen, wie bei Gruben und Bergwerken.
Damit lehnen sie sich an die niederländische Tradition an, den Mühlen Namen zu geben.

In den Niederlanden bekommen die Mühlen zumeist Namen nach alltäglichen Dingen wie "De Kat"(die Katze), "De Hoop"( Hoffnung), "De Witte"(die weiße). Prinzip klar? Das dabei mehrere Mühlen in den Niederlanden den gleichen Namen haben konnten, war möglich. Bei nahe beienanderstehenden Mühlen wurde aber auf deutlich abweichende Namensgebung geachtet. Namensgebung nach Besitzer oder Standort sind auch möglich, aber eher selten.

Die Eigennamen der Windmühlen und Baujahr werden in den Niederlanden am "Schmuckbrett" angeschrieben. Es befindet sich an der Flügelseite der Kappe unter der Flügelwelle. In Deutschland findet sich, wenn überhaupt ein Schmuckbrett angebracht ist, ein Sinnspruch und nur äusserst selten der Mühlenname.
 
Wir gehen weiter zur nächsten Windmühle, immer noch in nördliche Richtund die Zaan entlang, und erreichen
"Het Klaverblad"(das Kleeblatt).082.jpg

"Het Klaverblad" ist ebenfalls eine Sägemühle wie "Het Jonge Schaap", der deutlichste Unterschied ist aber der deutlich andere Mühlenaufbau. Hier steht als Antrieb eine "Wipp-" oder "Köcherwindmühle" auf der Sägerei.
Dieser Mühlentyp ist eine Übergangsbauart zwischen der Bockwindmühle und der Turmwindmühle.084.jpg
Diese Bauform baut leichter als die schweren hölzernen Holländermühlen, hat dafür aber auch weniger Leistung; etwa 10 kw zu 25 - 30 kw Leistung.

Da man unbedingt eine Mühle dieser in den Niederlanden ursprünglich sehr verbreiteten Bauart zeigen wollte, aber keinem Original habhaft werden konnte, entschloss sich der damalige Betreiber der "De Gekroonde Poelenburg", Ruud Pos, eine solche nachzubauen. Unterstützt duch Gelder der "BankGiro Loterij" entstand von 2000 bis 2005 eine originalgetreue Rekonstruktion einer kleinen Sägemühle, die mit nur einem Sägegatter ausgestattet ist.
Die Mühle ist in Besitz der "Stichting Het Klaverblad" (Stiftung ...) und spielt mit dem Namen auf die vier Töchter des Müllers an.
 
Wir erreichen nun mit der letzten Mühle das nördliche Ende de Museums, die Mühle
"De Bonte Hen"(die bunte Henne).
Auch dies wieder eine Ölmühle.085.jpg
Hier besteht die Mögklichkeit, sich mit der vor der Mühle liegenden Fähre über den Zaan setzen zu lassen.

"De Bonte Hen" war ursprünglich eine Sägemühle, die bereits im Februar 1662 aktenkundig war. 1693 wurde die Sägemühle abgerissen und an gleicher Stelle eine Ölmühle gebaut, die bis 1935 unverändert in Betrieb war. Im selben Jahr wurden der Mühlenturm und die Gallerie vergrößert.094.jpg
1975 wurde "De Bonte Hen" durch die "Vereniging De Zaansche Molen" komplett restauriert und wieder windgängig hergestellt. Ausser dem Ölpresswerk befinden sich unter der Mühle noch die alten,originalen Ölvorratsbehälter von 1693.096.jpg

Hier kehren wir um und laufen zurück zum Museumsdorf.098.jpg
Vorbei an der Käserei, aus der gerade eine Tourigruppe aus Fernost quillt,099.jpgzurück zur "De Gekroonde Poelenburg". Noch schnell ein Foto ohne Leute davor, die mit ihren Selfiesticks nicht nur sich sondern auch ahnungslose Passanten gefährden.102.jpg
 
Wir laufen vorbei an mehreren Häusern vorbei, die mit ihrer Lage im Polder und der Gracht am Weg davor so typisch Niederländisch sind.101.jpgWir erreichen die Gewürzmühle
"De Huismann", die wir zu Anfang schon gesehen, aber links liegen gelassen haben.030.jpg

Die Mühle "De Huisman" steht seit 1955 auf dem Lagerhaus "De Haan" ,davor stand sie seit 1786 in Zaandam an "het Blauwe Pad"(der blaue Weg), heute "Claude Monetstraat". Der Mühlenturm, der nur bescheidene 11,5 m hoch ist, hat im Unterschied zu den anderen, reetgedeckten Mühlen eine Verkleidung aus Zinkblech. Die Mühle trieb in ihrer Betriebszeit bis 1955 verschiedene Gerätschaften an, sie war als "Snuif- en Tabaksmolen"(Schnupf- und Tabakmühle), "Mosterdmolen"(Senfmühle) und Sägemühle in Betrieb.
Am heutigen Standort ist die Mühle als Gerwürzmühle eingerichtet, die Inneneinrichtung stammt aus der Mühle "Het Indies Welvaren". Der Senfmühleneinbau entsprach nicht mehr den damaligen Bestimmungen der Arbeitssicherheit und Hygiene und die Senfmühle zog nach Wormerveer um.
2010 wurde der Fabrikteil unter der Mühle vollständig erneuert, und mit dem angebauten Lagerhaus auf dem um 30 cm erhöhten Fundament im September 2011 von "Z.K.H. Prins Friso",d em Schirmherr der Niderländischen Mühlenvereinigung wiedereröffnet.
Die Gewürzmühle kann mit Windkraft oder über einen Elektromotor betrieben werden.111.jpg
 
Schauen wir uns noch etwas in der Umgebung von "De Huisman" um.

Schön plazierte und von gepflegten Gärten umgebene Holzhäuser vermitteln das typische Flair einer Niederländischen Kleinstadt:106.jpg107.jpg108.jpg109.jpg110.jpg
 
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