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Rasthaus Hermsdorfer Kreuz

S4Mog

erfahrenes Mitglied
Mein diesjähriger "Vattatachsausfluch" führte mich nach Greiz, wo ich für einen Kumpel mit seinem Bulli einen Wohnmobilkühlschrank abholen sollte. Auf dem Weg dorthin machte ich unter anderem Rast an der Autobahnrastsätte Hermsdorfer Kreuz.

Nach dem Schkeuditzer Autobahnkreuz ist es das zweitälteste in Deutschland. Es verknüpft die Autobahnen A 4 ( Frankfurt-Eisenach-Erfurt-Dresden) mit der A 9 (Berlin-Leipzig-Bayreuth-München) und wurde bereits 1936 gebaut.
Gleichzeitig wurde eine Tank- und Rastanlage direkt südwestlich daran geplant und gebaut.

So sollte es aussehen:Z 1937.jpg

und die Übersichtskarte ( Norden ist hier links):Z 1937.2.jpg (Quelle: R.Johannes/G.Wölki, Autobahnrastanlagen)

Die Anlage in ihrer gesamten Größe als Architekturzeichnung:019.jpg

Fertiggestellt wurden bis 1940 die beiden Tankstellen, die Fussgängerunterführung und der östliche Flügel des Rast- und Motelgebäudes.

Wie das ganze heute aussieht, seht ihr im nächsten Beitrag.
 
Und so sieht es heute aus.

Das Haupthaus ist entgegen des ersten Entwurfs von Architekt F. Tamms, Berlin nicht in gemischter Sandstein und Fachwekbauweise gebaut worden, sondern in der zeittypischen Monumentalarchitektur.005.jpg

Das ist etwa der Standort des Zeichners der Architekturzeichnung.

Der Haupteingang:014.jpg012.jpg

Die Gartenseite des Nebenflügels:006.jpg007.jpg008.jpg009.jpg010.jpg

Die Aussenleuchten im Säulengang sind noch von 1937!
Bauzeittypisch auch die Kassettendecke.011.jpg

Abschließend für den Rundgang ums Gebäude einen Blick in den Betriebshof.032.jpg034.jpg035.jpg

Soweit der Rundgang ums Gebäude.

Im nächsten Teil geht es hinein in den Rasthof.
 
In meinem 200. Beitrag geht es also nun hinein in den Rasthof.

Doch zuvor noch eine Begriffserklärung.

Vor dem Autobahnbau waren die begrifflichen Grenzen zwischen "Gasthof", einer Beherbungsanlage, die neben einer Gaststätte tatsächlich einen Hof für das Abstellen von von Fahrzeugen besaß; sowie den Begriffen"Gastwirtschaft","Krug","Schänke" o.ä., die nur eine Verpflegungsmöglichkeit für Durchreisende bezeichnet.

Also forderte Bruno Wehner in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift "Der Strassenbau" 1938:
" ...jeder Reisende muss aus der Bezeichnung der [Rast-]Anlage bereits erkennen können, welchen Bedürfnissen für Fahrer und Fahrzeug die einzelne Anlage dient. [...] Da die gast- und Beherbungsanlagen an der Reichsautobahn aussschließlich für den Durchgangsverkehr bestimmt sind, wird auch äusserlich in der Bezeichnung zum Ausdruck gebracht, daß sie einem Rastbedürfnis zu dienen haben.So sollen die Bezeichnungen "Rasthof", "Rasthaus", "Raststätte" und "Rastplatz" die verschiedenen Formen und Rastanlagen an der Reichsautoban kennzeichnen. ..."

Rasthaus: für den "Erholungsreisenden"
Rasthof: bevorzugt für LKW und Fernfahrer gedacht, mit Übernachtungsmöglichkeit im Haus
Raststätte: kleinerer Gastronomiebetrieb an großem Rastplatz.
Rastplatz: einfache Parkmöglichkeit an der Autobahn
An Rasthaus und Rasthof angeschlossen war fast immer eine Tankstelle.

Die Anlage am Hermsdorfer kreuz war als Rasthof geplant und gebaut worden.

Also hinein in den Bau!

Das Gebäude wurde nach der Wende im Inneren behutsam und mit Fingerspitzengefühl restauriert und renoviert, da die Innenausstattung aus der Anfangszeit noch weitestgehend erhalten war.

Nach dem Betreten des Gebäudes befindet man sich in einem Vorraum, von dem nach rechts der Blick in die Schankstube fällt.031.jpg

Gegenüber des Gaststättenbereichs führt eine breite Treppe nach oben in den Hotelbereich. Dieser war zum Zeitpunkt meines Besuchs leider nicht ohne weiteres zugänglich. Vielleicht lässt sich das mal nachholen.030.jpg

Gerade durch läuft man auf den Tresen der Hotelrezeption zu, der aus den 70ern stammt, als die MITROPA das Gebäude bewirtschaftete. Ich kämpfte mich durch die im Weg stehenden Regale mit den Kleinangeboten durch und befand mich danach in einem großen Zimmer, in dem sich ein kleines Museum zur Rastanlage befindet.
Neben großformatigen Schautafeln zur Geschichte der Rastanlage und den umliegenden Bauten der Reichsautobahn werden auch einige Originalstücke aus der Anfangszeit ausgestellt. So finden sich neben einer Registrierkasse von KRUPP-Kassenbau ein Fernschreiber sowie eine Stellwand mit Restauranthinterlassenschaften aus DDR-Zeit.021.jpg022.jpg027.jpg

Der Ausstellungsraum wir vom Heimatverein in Hermsdorf betreut, der auch eine sehenswerte Internetpräsenz hat: http://www.hermsdorf-regional.de/" onclick="window.open(this.href);return false;

Auf dem Weg zum Toilettenbereich gab es noch weitere Eindrücke vom ursprünglichen Bauzustand.015.jpg016.jpg

Ich wollte eigentlich noch das Zimmer besichtigen, in dem das damalige Staatsoberhaupt bei gelegentlichen Autoreisen von Berlin nach Berchdesgaden abstieg. Doch das ist heute die Wäschekammer des Hotels und wird nicht gerne gezeigt...
 
Im Aussenbereich findet sich noch ein Kiosk aus DDR-MITOPA Zeiten, zeittypisch stilsicher plaziert.001.jpg

Ausserdem ist noch die Fußgängerunterführung vom östlichen Autobahnparkplatz zum Rasthof zu erwähnen. Dieser ist durch seine Baulänge unter der Autobahn her trotz Verbreiteung der Fahrbahnen immer noch in Betrieb und fast im Originalzustand.003.jpg004.jpg

Die Tankstellengebäude der späten 30er Jahre gibt es nicht mehr; diese wurden in den 70ern erst durch "MINOL"-Einheitsbauten abgelöst und diese nach der Wiedervereinigung durch moderne Zweckbauten einer Tankstellenkette ersetzt.
 

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