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Russenlager Vogelsanger Weg

Funker

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1. Teil - Ein Spaziergang im Frühling

Der Vogelsanger Weg ist unter Urbexern in Düsseldorf eine bekannte Adresse. Hinter einem Grundstück weiter stadteinwärts, befindet sich eine der wenigen leicht zugänglichen Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg.
Was lag da näher, als an einem schönen Tag im Frühling einmal an diesem Weg entlang spazieren zu gehen, und die weiteren Grünflächen und ungenutzen Grundstücke in Augenschein zu nehmen, die sich dem Betrachter darbieten.

Die blühenden Bäume und das schöne Grün auf einer großen freien Fläche, nahe der Unterführung am nördlichen Zubringer zogen mich magisch an.


Da erschien plötzlich ein Vögelchen und zwitscherte mir etwas zu... Er hätte bei den Lageplänen der Siedlung, die zu den Unterlagen zu seinem nahegelegenen Haus gehörten, eine Zeichnung aus dem Jahr 1943 gesehen, die den nordwestlichen Teil der Brachfläche zeigte. Daruf zu sehen war:
- ein Gebäude mit der Beschriftung "Baracke" und den Abmessungen ca. 8 x 16m
- ein angedeuteter Stacheldrahtzaun
- und der Vermerk "Russenlager Vogelsangerweg der Rheinmetall Borsig AG".
 
2. Teil - Recherche

Durch das Gelände gehen einige Trampelpfade, die ich sogleich zu einem ausgedehnten Rundgang nutzte.
Voranstellen möchte ich jedoch, zum besseren Überblick, das Ergebnis der anschließenden Recherche.

Daß es in diesem Teil von Düsseldorf diverse Arbeitslager gab, ist schon lange bekannt. In einem zweibändigen Werk zur Stadtgeschichte ist eine Liste und Karte der Lager abgedruckt. Ein "Ostarbeiterlager am Vogelsangerweg" wird dort unter der Nr. 360 aufgeführt - jedoch als eines der Lager, zu denen weniger genaue Informationen bekannt sind. Die Ostraße 115 wahr wohl eher eine Büro-Adresse.

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Die Lagernummern bis ca. 200 sind als rote Punkte in der Karte eingezeichnet, die höheren Nummern nicht.
Violetter Kreis: Lage der Brachfläche.


Durch Vergleich mit diversen älteren Landkarten, und verschiedenen Darstellungen in TIM-Online war ersichtlich, daß
- die ungefähr dreieckige Brachfläche an dieser Stelle, schon sehr lange existiert
- in der DGM-Schummerung ist ersichtlich, daß es 2-3 andeutungsweise rechteckige, ebene Flächen in der Brachfläche gibt, sowie einige "Schutthaufen" am südwestlichen Rand.

Ich habe mich einmal an einer Zeichnung versucht...
- Zaun am nordlichen Rand, und nordwestliche Baracke (violett) nach Angaben des Anwohners
- zwei weitere Baracken (hypothetisch) entsprechend den ebenen Flächen lt. TIM Online
- Schutthaufen nach TIM Online (grau-violett)
- Frühere Straßenverläufe ca. 1943 (grau). Nördlicher Zubringer und Bahngleise waren damals schon identisch.
- Sportplatz (grün) und heutige Trampelfade (gelb)

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3. Teil - Besichtigung des Geländes

Bei der Besichtigung des Geländes fallen einige wenige große, etwas ältere Bäume auf.
Sie stehen nicht in den vermuteten Barackenfundamenten, sondern begrenzen diese an den Rändern.

Bäume am Rand der Grundfläche der nordwestlichen (einigermaßen sicher belegten) Baracke.


Einige wenige Betonbrocken finden sich da, aber eher nichtssagend (könnte auch Schutt von den Nachbarn sein).

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Auf den ebenen Flächen wächst eher wenig. Das könnte auf verdichteten Boden hindeuten.
Vermutete 2. Baracke:

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Vermutete 3. Baracke:

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Schutthaufen am Rand des Geländes - etwas Betonbrocken, darauf Gartenabfälle.

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4. Teil - Die Ironie

Besonders prickelnd waren die Funde bis jetzt ja nicht.
Daß das Lager an dieser Stelle war, ist ziemlich sicher - daß es das Lager gab, ist anhand der Archivrecherchen für das Buch erwiesen, und die Angaben des Anwohners, die das Rätsel um den Standort lösen, halte ich für glaubwürdig.
Eigentlich ist da nichts mehr zu sehen. Daß die Fläche bis heute brachliegt, gibt aber schon zu denken. Sie ist in keinster Weise als Park, Freizeitanlage oder ähnliches ausgewiesen, anscheinend wollte sie nur niemand anfassen.

Aber jetzt kommt der lustige Teil, nämlich die Nachnutzung. Das Gelände wurde inzwischen, wofür es deutliche Hinweise gibt, wieder von "Ostarbeitern" in Besitz genommen.

Im Gebüsch finden sich die Reste von Stromkabeln, die "geschält" wurden, um das reine Kupfer zu gewinnen.
Verkohlte Bäume deuten darauf hin, daß sogar Feuer gemacht wird, um die Kabelhüllen arbeitssparend abzubrennen.

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Schön ausgearbeitet, sauber dokumentier und prima vorgestellt daumen-
Danke, das du dir die Mühe gemacht hast prostt-
 
Schicke Doku haste da angefertigt.
Die kabel hüllen sehen ziemlich sauber aus,gibt es vieleicht da noch etwas wo man rein gehen könnte?
 
Papakalli schrieb:
Die kabel hüllen sehen ziemlich sauber aus,gibt es vieleicht da noch etwas wo man rein gehen könnte?

In der Tat... wo wurden die rausgeholt ? Mir ist nichts direkt in der Nähe aufgefallen.
Aber das ist etwas, dem man nachgehen sollte. Verschwoer-
 
Ich muß da nochmal hin, um die benachbarten Lager laut Plan aufzusuchen (und die Quelle der Kupferkabel zu finden).

Laut "Tamms-Plan" gab es bei der Nr. 161 einen Bunker...
Da ist heute eine ganz kleine Brachfläche, vielleicht geht da noch was angts-
 
Habe es nach Feierabend tatsächlich geschafft, die kleine Brachfläche bei der Nr. 161 zu erforschen... leider nichts gefunden, keine Fundamente, Mauern oder Bunker. Allerdings ist der Bereich, in dem das Lager dort gewesen sein muss, in 4-5 Grundstücke aufgeteilt. Alle anderen sind nicht zugänglich. roll-

Hier die Brachfläche, an der Brücke der Bahn über den Zubringer:

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Es liegen Bäume quer, ich mußte in den Geländemodus schalten und mitten durchs Gestrüpp... war zum Glück nach der Arbeit noch kurz zuhause um die alte Jeans anzuziehen.

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Auch hier sind die heutigen "Ostarbeiter" tätig gewesen,

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Geklaute Kabel ohne Ende finger-

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Aber was wollen die mit einem Grabstein ? angts-

 
Südlich der Nr. 161, gibt es eine weitere Brachfläche, ein kleines Dreieck zwischen dem V.-Weg und der Autobahn. Da dachte ich mir: Wenn ich schon da bin, schaue ich mir das auch an.
Dort habe ich richtig Angst bekommen... :shock:

Erstmal wieder Kabel, überall im Gebüsch...

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Aber dann, was zum Teufel ist dieser große verrostete Würfel ? Wurde er mit der kleinen Sackkarre hergebracht ?

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Ein Tresor ! Beschädigt, aber verschlossen. Bierflaschen und Teller von einer Mahlzeit...

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Ein alter Pulli.. und was lehnt da am Baum ?

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Eine Scheibe Panzerglas. Am Boden lagen, zersplittert, noch mehr.

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Über so Kleinkram wie geklaute Fahrräder reden wir schon gar nicht mehr...



An diesem Ort habe ich wirklich gedacht: hier halte ich mich keine Sekunde zu lange auf.
Wer weiß, wer gleich ankommt um das nächste Diebesgut hier auszuweiden. Wenn die mich treffen, bin ich mindestens das Handy und die Autoschlüssel los.. weinen-
 
sehr interessanter beitrag,da hätt ich au fersengeld gegebn.. obwohl mich scho fragn tu was da in dem tresor wohl drin war.. lg.w
 
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