Jeder der schon einmal das Sauerland besucht hat, kennt das Naturparadies Hönnetal. Zwischen Hemer und Balve, erstreckt es sich mit seinen hohen Felsformationen auf der einen und auf der anderen Seite mit üppigen Wiesen und wildromantischem Wald. Wächter über dieses Gebiet ist die Burg Klusenstein, die Majestätisch auf einem Felsen trohnt. Geteilt wird das Hönnetal von dem gleichnamigen Fluss, der Hönne, die friedlich vor sich hin plätschert, aber auch zu einem reisenden Strom werden kann.
Wer vermutet das, dieses Paradies, ein Relikt Deutschlands dunkelster Zeit verbirgt?
Wer kennt die grausame Geschichte von Zwangsarbeitern, die Kilometer tiefe Stollen in den Berg graben mussten und die unter schlimmsten Bedingungen lebten?
Wer erahnt, wie viel Leid und Blut dieses so ruhige Stück Natur erfahren hat?
Um dem Vergessen entgegen zu wirken, wird hier die Geschichte von Schwalbe 1 erzählt.
Ende 1944 waren die Treibstoffreserven Deutschlands, nahezu aufgebraucht. Es wurden Überlegungen angestrebt, wie Treibstoff gewonnen werden könne, um die Streitkräfte weiterhin mobil zu halten.
Im August 1944 wurde der Mineralölsicherungsplan ins Leben gerufen. Dieser besagte, dass Treibstoff durch die Hydrierung von Stein- und Braunkohleteer, hergestellt werden könne. Das Verfahren steckte noch in den Kinderschuhen, sollte aber die Treibstoffgewinnung vorantreiben.
Das Verfahren sah vor, das Braun- und Steinkohleteer, bei einem Druck von 300 bis 700 Atm zu speziellen Treibstoffen verarbeitet werden konnten. Diesen Treibstoff benötigte der Jäger ME- 262, da er nur mit besonders hochwertigen fliegen konnte. Die dabei abfallenden Ben- zine sollten in einem speziellem Dehydrierungsverfahren (DHD), zu Autobenzinen verarbeitet werden.
Da die Anlagen sehr groß waren, ein Dehydrierzylinder war 18 m lang, 5 m hoch und hatte einen Durchmesser von 1 m, konnten sie nicht in normalen Fabriken stehen. Auch die alliierten Bombenangriffe, machten eine Aufstellung in normalen Fabriken unmöglich. Somit wurde nach einem geeigneten Platz gesucht, der vor den Luftangriffen sicher war und zugleich die riesigen Zylinder beherbergen konnte. Der Bau eines speziellen Bunkers war zu kostspielig. So begann man mit der Suche nach Steinbrüchen, die die Anlage aufnehmen konnten.
Ein solcher Steinbruch befand sich im Hönnetal, nahe Hemer. Der Steinbruch Emil, wurde ausgesucht, da er hohe Solen und steile Kanten hatte. Die Bewaldung gab optimale Deckung und die geplante Anlage, war aus der Luft aus nicht zu erkennen.
Weiter Ausschlaggebend war die gute Versorgungsmöglichkeit. Nahe des Bruches befand sich das Stalag VI A, das mit ausreichend Kriegsgefangenen zum Arbeitseinsatz dienen konnte. Die Wasserversorgung wurde teilweise durch die Hönne gesichert. Die Bedingungen schienen optimal und so wurde noch 1944 mit dem Bau begonnen.
Zunächst wurde eine 100000 Volt starke Leitung von Hemer aus verlegt, die die permanente Stromversorgung sicherte. Die eingespeiste Voltzahl wurde in einem kleinem Umspannwerk aufgesplittet und auf die einzelnen Arbeitsbereiche verteilt.
Es wurde angenommen, dass die Hönne, in den warmen Monaten, nicht ausreichend Wasser liefern würde. Somit wurde eine Hochdruckleitung, nach Unna verlegt, die ständig Frisch- wasser liefern sollte. Ab- und Brackwasser wurden in der Hönne entsorgt..
Um die Arbeiten zu optimieren, wurde eine Schmalspurbahn im Steinbruch angesiedelt und die Hönnetalbahn erweitert.
Gesichter wurde der Steinbruch durch 2 leichte und 2 schwere Flaks, die sich an der Bruch-kante und den umliegenden Feldern befanden. Ansonsten wurde nur wenig Sicherungsperso- nal zur Verfügung gestellt, da nicht mit einem Angriff über Land gerechnet wurde.
Für das Wachpersonal wurde eigens ein Gebäude errichtet. Das so genannte grüne Haus, da es im Krieg grün angestrichen war.
Die Häftlinge erhielten Latrinen und sonst nichts, da sie aus dem nahe gelegenem Stalag VI A kamen und nach dem Einsatz dort wieder hin gebracht wurden.
Mit einfachsten Werkzeugen, brachen die Häftlinge, riesige Stollen in den Fels. Mit Handbohrern wurden Löcher gefertigt, die mit Dynamit befüllt und gesprengt wurden. Die Versorgung der Arbeiter wurde auf das Minimale herunter gefahren, damit keiner auf die Idee kam, einen Fluchtversuch zu begehen.
Innerhalb eines halben Jahres wurden so 1,5 Km Stollen in den Berg getrieben, mit mächtigen Ausmaßen.
Der Hauptsollen, war 15 m breit und 10 m hoch. Es konnten zwei Opel Blitz nebeneinander hindurchfahren.
Die Kammern für die Maschinen waren noch viel größer. 25 m Ausbrüche bei einer Breite von 4 Metern. In diesem Kammern sollte die DHD- Anlagen ihren Platz finden und mittels einer 3 spurigen Kleinstbahnanlage versorgt werden.
Der gewonnen Treibstoff sollte in 4 große Tanks geleitet werden und von dort aus verladen werden.
Aber es wurden nicht nur Stollen zur Treibstoffgewinnung angelegt. Eine Panzerwerkstatt, sowie ein Materialmagazin wurden ebenfalls ausgebrochen. Weitere Ausbrüche wurden für eine Wassergasanlage, Schaltanlagen einer Werkstatt und eine Abfüllanlage vorgenommen.
Bis auf die Panzerwerkstatt, wurde die Anlage aber nie in Betrieb genommen, da dass Kriegs- ende überraschend kam und die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren.
Nach dem Krieg wurde die Anlage als Rohlochstollen benutzt und erhielt eine Schredder- anlage um Kalkstein zu zermahlen. Diese Anlage ist heute noch erhalten, obwohl der Stein-bruchbetrieb mitte der 60iger eingestellt wurde.
Mit Aufgabe des Steinbruchbetriebes, wurden die Stolleneingänge gesprengt. Nur wenige sind noch offen und führen in das gesamte System.
Heute ist das gesamte Gelände Sperrgebiet, da dort die Sondereinsatzkommandos der Bundeswehr und der Polizei üben. Es wurde eigens ein Übungsgelände erbaut um den Häuserkampf und Geiselbefreiung zu üben. Das Betreten ist strengstens untersagt und wird schwer geahndet.
Zum Abschluss ist es Zeit, der Opfer zu gedenken, die dieses Projekt ermöglicht haben. Von offizieller Seite aus, gab es nur 24 Tote zu beklagen. Die Dunkelziffer besagt etwas ganz anderes. Nachforschungen haben ergeben, dass über 200 Menschen den Tod bei den Arbeiten fanden.
Es starben 157 Polen, 47 Deutsche und 3 Österreicher. Die Vermissten wurden nicht mit aufgeführt. Die Legende besagt, dass sich noch immer Tote Häftlinge in den Stollen befinden sollen. Bewiesen wurde dies aber nie.
Während des Krieges waren über 200.000 Häftlinge im Stammlager VI A inhaftiert. 23.470 ließen ihr Leben durch Hunger und unmenschlichen Arbeitseinsätzen, wie dem Projekt Schwalbe 1.
Wir können nur beten, dass sich so etwas Grausames, nie wiederholt und dass die Geschichte Zeichen gesetzt hat.
© by Snake
Wer vermutet das, dieses Paradies, ein Relikt Deutschlands dunkelster Zeit verbirgt?
Wer kennt die grausame Geschichte von Zwangsarbeitern, die Kilometer tiefe Stollen in den Berg graben mussten und die unter schlimmsten Bedingungen lebten?
Wer erahnt, wie viel Leid und Blut dieses so ruhige Stück Natur erfahren hat?
Um dem Vergessen entgegen zu wirken, wird hier die Geschichte von Schwalbe 1 erzählt.
Ende 1944 waren die Treibstoffreserven Deutschlands, nahezu aufgebraucht. Es wurden Überlegungen angestrebt, wie Treibstoff gewonnen werden könne, um die Streitkräfte weiterhin mobil zu halten.
Im August 1944 wurde der Mineralölsicherungsplan ins Leben gerufen. Dieser besagte, dass Treibstoff durch die Hydrierung von Stein- und Braunkohleteer, hergestellt werden könne. Das Verfahren steckte noch in den Kinderschuhen, sollte aber die Treibstoffgewinnung vorantreiben.
Das Verfahren sah vor, das Braun- und Steinkohleteer, bei einem Druck von 300 bis 700 Atm zu speziellen Treibstoffen verarbeitet werden konnten. Diesen Treibstoff benötigte der Jäger ME- 262, da er nur mit besonders hochwertigen fliegen konnte. Die dabei abfallenden Ben- zine sollten in einem speziellem Dehydrierungsverfahren (DHD), zu Autobenzinen verarbeitet werden.
Da die Anlagen sehr groß waren, ein Dehydrierzylinder war 18 m lang, 5 m hoch und hatte einen Durchmesser von 1 m, konnten sie nicht in normalen Fabriken stehen. Auch die alliierten Bombenangriffe, machten eine Aufstellung in normalen Fabriken unmöglich. Somit wurde nach einem geeigneten Platz gesucht, der vor den Luftangriffen sicher war und zugleich die riesigen Zylinder beherbergen konnte. Der Bau eines speziellen Bunkers war zu kostspielig. So begann man mit der Suche nach Steinbrüchen, die die Anlage aufnehmen konnten.
Ein solcher Steinbruch befand sich im Hönnetal, nahe Hemer. Der Steinbruch Emil, wurde ausgesucht, da er hohe Solen und steile Kanten hatte. Die Bewaldung gab optimale Deckung und die geplante Anlage, war aus der Luft aus nicht zu erkennen.
Weiter Ausschlaggebend war die gute Versorgungsmöglichkeit. Nahe des Bruches befand sich das Stalag VI A, das mit ausreichend Kriegsgefangenen zum Arbeitseinsatz dienen konnte. Die Wasserversorgung wurde teilweise durch die Hönne gesichert. Die Bedingungen schienen optimal und so wurde noch 1944 mit dem Bau begonnen.
Zunächst wurde eine 100000 Volt starke Leitung von Hemer aus verlegt, die die permanente Stromversorgung sicherte. Die eingespeiste Voltzahl wurde in einem kleinem Umspannwerk aufgesplittet und auf die einzelnen Arbeitsbereiche verteilt.
Es wurde angenommen, dass die Hönne, in den warmen Monaten, nicht ausreichend Wasser liefern würde. Somit wurde eine Hochdruckleitung, nach Unna verlegt, die ständig Frisch- wasser liefern sollte. Ab- und Brackwasser wurden in der Hönne entsorgt..
Um die Arbeiten zu optimieren, wurde eine Schmalspurbahn im Steinbruch angesiedelt und die Hönnetalbahn erweitert.
Gesichter wurde der Steinbruch durch 2 leichte und 2 schwere Flaks, die sich an der Bruch-kante und den umliegenden Feldern befanden. Ansonsten wurde nur wenig Sicherungsperso- nal zur Verfügung gestellt, da nicht mit einem Angriff über Land gerechnet wurde.
Für das Wachpersonal wurde eigens ein Gebäude errichtet. Das so genannte grüne Haus, da es im Krieg grün angestrichen war.
Die Häftlinge erhielten Latrinen und sonst nichts, da sie aus dem nahe gelegenem Stalag VI A kamen und nach dem Einsatz dort wieder hin gebracht wurden.
Mit einfachsten Werkzeugen, brachen die Häftlinge, riesige Stollen in den Fels. Mit Handbohrern wurden Löcher gefertigt, die mit Dynamit befüllt und gesprengt wurden. Die Versorgung der Arbeiter wurde auf das Minimale herunter gefahren, damit keiner auf die Idee kam, einen Fluchtversuch zu begehen.
Innerhalb eines halben Jahres wurden so 1,5 Km Stollen in den Berg getrieben, mit mächtigen Ausmaßen.
Der Hauptsollen, war 15 m breit und 10 m hoch. Es konnten zwei Opel Blitz nebeneinander hindurchfahren.
Die Kammern für die Maschinen waren noch viel größer. 25 m Ausbrüche bei einer Breite von 4 Metern. In diesem Kammern sollte die DHD- Anlagen ihren Platz finden und mittels einer 3 spurigen Kleinstbahnanlage versorgt werden.
Der gewonnen Treibstoff sollte in 4 große Tanks geleitet werden und von dort aus verladen werden.
Aber es wurden nicht nur Stollen zur Treibstoffgewinnung angelegt. Eine Panzerwerkstatt, sowie ein Materialmagazin wurden ebenfalls ausgebrochen. Weitere Ausbrüche wurden für eine Wassergasanlage, Schaltanlagen einer Werkstatt und eine Abfüllanlage vorgenommen.
Bis auf die Panzerwerkstatt, wurde die Anlage aber nie in Betrieb genommen, da dass Kriegs- ende überraschend kam und die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren.
Nach dem Krieg wurde die Anlage als Rohlochstollen benutzt und erhielt eine Schredder- anlage um Kalkstein zu zermahlen. Diese Anlage ist heute noch erhalten, obwohl der Stein-bruchbetrieb mitte der 60iger eingestellt wurde.
Mit Aufgabe des Steinbruchbetriebes, wurden die Stolleneingänge gesprengt. Nur wenige sind noch offen und führen in das gesamte System.
Heute ist das gesamte Gelände Sperrgebiet, da dort die Sondereinsatzkommandos der Bundeswehr und der Polizei üben. Es wurde eigens ein Übungsgelände erbaut um den Häuserkampf und Geiselbefreiung zu üben. Das Betreten ist strengstens untersagt und wird schwer geahndet.
Zum Abschluss ist es Zeit, der Opfer zu gedenken, die dieses Projekt ermöglicht haben. Von offizieller Seite aus, gab es nur 24 Tote zu beklagen. Die Dunkelziffer besagt etwas ganz anderes. Nachforschungen haben ergeben, dass über 200 Menschen den Tod bei den Arbeiten fanden.
Es starben 157 Polen, 47 Deutsche und 3 Österreicher. Die Vermissten wurden nicht mit aufgeführt. Die Legende besagt, dass sich noch immer Tote Häftlinge in den Stollen befinden sollen. Bewiesen wurde dies aber nie.
Während des Krieges waren über 200.000 Häftlinge im Stammlager VI A inhaftiert. 23.470 ließen ihr Leben durch Hunger und unmenschlichen Arbeitseinsätzen, wie dem Projekt Schwalbe 1.
Wir können nur beten, dass sich so etwas Grausames, nie wiederholt und dass die Geschichte Zeichen gesetzt hat.
© by Snake