Diese Mühle in Exter an der A2 hat vor einigen Jahren nach einem vom Sturm verursachten Brandschaden eine neue Kappe bekommen.
Um die Entstehung des Kappenbrandes zu beschreiben, muß ich als Mühlenfachmann mit langjähriger Wind- und Wassermüllereierfahrung weiter ausholen.
Auf der gußstählernen Flügelwelle, an der die Mühlenflügel befestigt sind, sitzt ein großes, zumeist hölzernes Zahnrad, Kammrad genannt. Dieses steht in dauerhaftem Eingriff mit der senkrecht in der Mühle verlaufende "Königswelle". Auf das Kammrad wirkt eine drehrichtungsgebundene Bandbremse , die aus mehreren Holzteilen besteht. Diese bremst nur durch ihr Eigengewicht und die "Wickelwirkung" auf das Kammrad. Um die Bremse zu lösen, ist das Bremsband mit einem langen Hebel verbunden, der aus der Rückseite der Kappe heraussteht. Durch Ziehen eines an diesem Hebel befestigten Seiles von Umlauf / Galerie/ Wall der Mühle wird die Bremse gelöst und durch einen Sperrklinke in gelöster Stellung festgehalten.
Zum Bremsen der drehenden Mühle wird der Bremsbalken aus der Sperrklinke gelöst und durch vorsichtiges Anlegen der Bandbremse diese bis zum Stillstand gebremst.
Die Bremswirkung der lose aufgelegten Bremse reicht bei stillstehender Mühle und "blanken" Mühlenflügeln (ohne Segel) etwa bis dauernder Windstärke 7.
Sind die Mahlgänge nach Feierabend zusätzlich an die Königswelle eingekoppelt, ist die Blockierwirkung zumeist bis Windsärke 9 gewährleistet.
Viele Hobbymüller haben zusätzlich durch lösbare feste Verbindungen zwischen Kammrad und Kappe eine "Sturmsicherung" eingebaut.
Ich habe mehrere Mühlen besichtigt, wo man sich mit Spanngurten behilft; in anderen wurden große Stahlrohre auf zwei Zähne des Kammrades gesteckt.
Bei der Mühle in Exter war nur eine minimale Sturmsicherung des Kammrades gegeben, zudem stand der Winddruck der Sturmfront frontal auf die Flügel.
Durch das Arbeiten des Kammrades (Drehung der Flügel) gegen den Spanngurt scheuerte dieser durch, so dass die Mühle nur noch durch die Bandbremse auf dem Kammrad gehalten wurde. Die Flügelwelle drehte das Kammrad langsam gegen die Bandbremse, die dieser Beanspruchung nicht gewachsen war.
Da Holz auf Holz rieb, entstand Wärme, die bis zur Selbstentzündung der Holzteile von Kammrad und Bremse führte.
Da die Mühle weit ab liegt, wurde der Kappenbrand erst bemerkt, als das Feuer von der Kappe auf die im Mühlenturm leingebauten hölzernen Etagen und Bauteile übergriff.
Das eigentlich übliche Verfahren, eine "freigelaufene" Mühle wieder einzufangen; also durch Drehen des Flügelkreuzes aus dem Wind heraus, abzubremsen, konnte hier nicht angewendet werden.
An der Mühle in Exter befindet sich eine Windrosette, die die Kappe auf mechanischem Wege immer genau in den Wind dreht. Diese Mechanik kann nur in der Kappe selbst ausgekoppelt werden. Dort befindet sich eine weitere Mechanik, die das manuelle Drehen der Kappe ermöglicht.
Das Ein- und Auskoppeln dieser Mechaniken ist aber nur bei stehender Mühle gefahrlos möglich.