Bunker-NRW

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Der Pionier

kuebelfahrer

erfahrenes Mitglied
Ich habe heute mal die Pioniergeschichte angefangen.
Bei Anregungen und Kritik oder Lob bitte nicht hinterm Berg halten.

Viel Spass damit.....

Mit quietschenden Reifen raste der dunkelgraue Kübelwagen
Durch die Strassen Berlins.Die Tatsache, dass die Stadt noch im Schlaf lag
Hatte zur Folge, dass sie auf niemanden trafen, den sie über den Haufen fahren konnten.
Denn der Adjutant holte alles aus dem kleinen Geländewagen mit 26 Pferden heraus, was möglich war.
Das Knattern des Boxermotors war weit in die Morgenstille hinein hörbar und der Bataillonskommandeur Karl Gardeweg krallte sich tief in die Eisentür, um seine aufrechte Haltung
Zu bewahren.
Innerlich meldete sich bereits sein Abendesssen wieder, dass sehr umfangreich gewesen war.Als ihm schliesslich richtig schlecht wurde, sagte er:
„Nun fahren sie uns doch nicht übern Haufen, Gerhard.“
„Zu Befehl Herr Oberstleutnant.“
Gerhard nahm ein wenig Tempo weg und es war grade rechtzeitig,
denn in der unübersichtlichen Kurve kreuzte ein ebenfalls grauer Opel Blitz mit Soldaten ihren Weg.
Das Duell wäre sicherlich nicht gut für die beiden ausgegangen und sichtlich mitgenommen von der wilden Fahrt trafen sie schliesslich vor dem Gebäude des OKH ein.
Nachdem er sich einigermassen geordnet hatte, rannte er die endlosen Treppen hinauf und verschwand zwischen den hohen Säulen, während ihn die Wachen kurz grüssten.
Der Chef des OKH empfing ihn mit ernster Miene und nach kurzer Begrüssung
Erklärte er ihm den Grund seiner Einladung:
„Herr Oberstleutnant, wir sind hier, um über den sofortigen Fronteinsatz ihres 43. Sturmpionier Bataillons, dass sich momentan noch in der Ausbildung befindet, zu sprechen.“
Karl entgegnete seinem Gegenüber nichts, ausser einem erstaunten Gesicht und einem leichten Kopfschütteln, dass aussagekräftig genug war um vom OKH-Chef als
Protest wahrgenommen zu werden.
„Ich hätte es ihnen einfach befehlen können, aber ich möchte einige Worte an Sie richten, die sie in leicht veränderter Form an ihre Männer weitergeben sollen, ohne ihnen nun die Informationen preiszugeben, die ich ihnen gleich nennen werde.“

Er holte ihn an seinen Kartentisch und zeigte auf eine bestimmte Stelle, an der der Fluss AISNE lag.
„Dieses blaue Band ist der Alptraum der schnellen Panzertruppe unseres
Siegreichen Generals Guderian Geworden“
Die beiden Brücken wurden rechtzeitig gesprengt und sind irreparabel.
Ein 50 Meter breiter Fluss hat nun das Tempo unseres blitzschnellen Vormarsches gestoppt und die feindlichen Kräfte beginnen sich langsam zu sammeln.

Jetzt fragen sie sich, warum wir nicht schon wieder längst eine Brücke errichtet haben und da wären wir schon bei dem zweiten Problem:
Das Panzerwerk Charlemagne (Karl der Grosse) bei RETHEL kontrolliert mit seinen Panzertürmen
Und mächtigen Geschützen beide Seiten des Flusses.
Wir haben unsere Stukas im Dauereinsatz an der Maginotlinie und die Artillerie kann diesen Stahlbeton nicht Knacken.
Lediglich ihre Pioniere mit den neu entwickelten Haftladungen könnten
Dem Gegner diesen Drachenzahn ziehen.Es gibt derzeit keine vergleichbaren Soldaten in der ganzen Wehrmacht ausser den 43. Sturmpionieren, die diese Spezialaufgabe bewältigen könnten.
„Mit Verlaub, Herr General, aber meine Männer sind noch jung und es fehlt ihnen an Erfahrung und Ausbildung.“
„Kennen sie diesen Orden an Ihrer Brust ?“
„Ja, sicher, sie haben ihn mir selber verliehen.“
„Sie haben ihn bekommen, weil sie mit mehreren zusammengebundenen Handgranaten einen polnischen TP 7 geknackt haben.“
„Das ist richtig, wir hatten keine PAK zur Hand und ich wickelte die Kartoffelstampfer mit Draht zusammen und warf sie unter den Panzer.“
„Sie stoppten damit den feindlichen Gegenangriff und das hat uns vor einer Katastrophe bewahrt.“ Durch Improvisation und Tapferkeit kann man viel erreichen und daher möchte ich, dass sie mit ihren fähigen Männern unserem Vormarsch den Weg bahnen.“
„Ich muss ihnen leider mitteilen, dass lediglich die Musiker in unserem Bataillon ihre Ausbildung abgeschlossen haben.“
Karl war immer jemand, der es mit einer Prise Humor und Schalk im Nacken schaffte,
die Situation explodieren zu lassen.
General Laudenberg lief rot an und fing an zu zitttern.
Dann fasste er sich wieder und fuhr weiter fort.
Er führte ihn wieder zum Kartentisch zurück und zeigte erneut auf die Stelle ihres Einsatzgebietes:
„Es gibt starke britische Kräfte, die sich langsam zu einem Gegenangriff formieren.
Wenn wir Charlemagne nicht zerstören, baut der Gegner eine Brücke im Schutze des Forts
Und wir sitzen bald wieder in Strassburg.“
Karl wurde kreidebleich und sah in die entschlossenen Augen seines Gegenübers.

„Sie und ihre Männer sind der Trumpf im Ärmel unseres Heers.“
„Bauen sie eine Brücke und jagen sie das verdammte Bollwerk in die Luft.“

Gardeweg telefoniert direkt vom OKH mit der Kaserne der 43. Sturmpionier in der Köpenicker Strasse und ordnete sofortiges Ausrücken an.

Hans Nauheim lag noch tief im Schlaf auf seiner harten Pritsche
Und ein kleiner Umtrunk mit seinen Stubenkameraden hatte
Die Kraft des Hopfens als Schlafmittel voll entfaltet.
Er wurde hart in die Rippen gestossen und schreckte auf.
Der ganze Stube wurde zusammengebrüllt, zeitgleich mit grellem Licht,
das eingeschaltet wurde.Schlaftrunken suchten die Kameraden ihre Ausrüstung zusammen und rannten sich dabei fast über den Haufen.
Er kniete vor seinem Spind und sichtete das Zubehör:
„Schaufel,Patronentasche,Feldflasche,Taschenlampe, Zeltbahn,Kochgeschirr,Messer-Reinigungsset,Gasmask e mit Tasche,Bajonett…alles packte er schnell zusammen und trotz tausendfacher Übungen hatte er diesmal das Gefühl, er hätte etwas vergessen.
Als er aus dem Fenster sah, waren viele schon in Formation auf dem Hof angetreten,
Daher blieb ihm keine Zeit, alles nachzukontrollieren.
Er schaffte es grade noch, Helm und Flinte zu greifen, hinauszurennen und sich als vorletzter in die komplette Formation einzureihen, als der Kommandant mit brausendem Motor
Im Hof erschien.
 
kuebelfahrer,
Du Überraschtst mich immer wieder.
Wie ich über deine Geschichten denke weist du ja.
Mach weiter so :!: :!:
Danke
 
Gespannt lauschten die jungen Männer den Worten ihres Kommandanten:

„Werte Kameraden! Wir sind hier um 5 Uhr morgens zusammen angetreten, um uns nach Frankreich zu begeben."

Ein grosses Raunen ging durch die Menge und man begann zu tuscheln.
Dann wieder Stille und gespannte Blicke auf Gardeweg.
„Es sterben in Frankreich jede Stunde dutzende Kameraden, weil wir nicht dort sind und unsere Speziellen Fähigkeiten in die Schlagkraft der Truppe einbringen können.“
„Wenn Panzer und Flugzeuge nichts mehr ausrichten können, findet der Pionier stets einen Weg zum Sieg.“ Lasst uns Wegbereiter unserer Kameraden sein.“
„Bataillon aufgesessen!“

Bald war das ganze Kasernengelände voller Lkw,Pkw und Kräder, die mit ihrem Motorenlärm die Kommandos der Zugführer übertönten.
Eifrig wurden die Gerätschaften der Pioniere sowie die Soldaten selber
In den Fahrzeugen untergebracht. Die grösseren Boote der Pioniere sowie die Pontons
Für den Brückenbau befanden sich schon auf der Schiene und rollten Richtung Front.
Plötzlich wurde der Kommandeur an den Fernsprecher gerufen, als er in den Mercedes 170 V einsteigen wollte, um seine Männer zu begleiten.
„Laudenberg hier.“ „Schaffen sie sich, den Offz. z..b.V. und die Kompaniechefs nach Tempelhof.“ „Ich habe eine Überraschung für Sie“ „Fallschirme nicht vergessen.“

Nun quetschten sich 6 Mann in den Mercedes 170 V und fuhren Richtung Tempelhof.
Es war Gardeweg, der Offz. z.b.V Lüdemann, und die Kompaniechefs
Der 1.,2. und 3. Pionier Kompanie, sowie der Chef der Brückenkolonne.
Dabei lag einer quer auf der Rückbank, aber man nahm es mit Humor.

Auf dem Rollfeld stand eine Ju 52, um sie rasch an die Front zu bringen.
Sie stiegen nach kurzer Begrüssung des stets präsenten Generals Laudenberg ein:
„Machen Sie sich ein Bild von der Lage um mit ihren Pionieren, die 1 Tag später eintreffen werden, direkt losschlagen zu können.“

Die 10 Tonnen schwere Maschine erreichte nach einiger Zeit ihre Reisehöhe von 4000 Metern.Es würde circa 4 Stunden dauern, bis man am Einsatzort wäre und die Offiziere spielten Karten und schauten zeitweilig durch die winzigen Fenster nach draussen.
Mittlerweile war schon die Maas zu sehen und die Maschine ging in den Sinkflug über, um auf dem nächsten Feldflugplatz bei Mezieres zu landen.
Plötzlich ratterte das 13 mm-Mg des Bordschützen, der in der Öffnung über ihnen stand
Und wenig später verwundet vor ihren Füssen lag.
Der Chef der Brückenpioniere Hans Friedrichs stieg nun hinter das MG, gurtete sich fest
Und feuerte auf das Jagdflugzeug. Er konnte nicht erkennen, ob es ein französisches oder englisches war, da beide ein kreisförmiges Hoheitsabzeichen trugen.
Doch nun sah er die Maschine ganz deutlich: Es war eine britische Spitfire, die er schon mal auf der Luftfahrtmesse in Brüssel gesehen hatte.
Die flinke Maschine traf nun ein Triebwerk und der Pilot wies die Passagiere an,
auszusteigen, damit er seine risikoreiche Notlandung in Angriff nehmen kann.
Schon bald waren 6 Fallschirme in der Luft zu sehen und das wertvollste Führungspersonal
Zwischen Berlin und Paris schwebte langsam unbekanntem Boden entgegen.
 
Derweil sass Oberleutnant Bertrand in einem spärlich beleuchteten Raum
Mehrere Meter tief unter der Erde.Der Ausblick war von dort aus bestimmt nicht der Beste,
aber er tat alles, um es sich dort so angenehm wie möglich zu machen.
Vom Grammophon lief Edith Piaf und auf seinem Tisch dampfte Flammkuchen und ein gut temperierter Wein aus der Region lud zum sofortigen Verzehr ein.
Genüsslich tat er einen Bissen der frisch dampfenden Speise und schaute in die Zeitung.
„Vormarsch der Deutschen gestoppt.Wie damals in Verdun.““Vive la France.“
Mit tiefster Genugtuung las er diese Zeilen und wusste, dass mit diesen Worten auch
er und seine Männer in der Festung Charlemagne gemeint waren, die den deutschen Panzern,
Geschützen,Flugzeugen und Soldaten trotzten.
Zufrieden legte er die Zeitung beiseite und schaute lächelnd auf das Foto seiner Familie
In der Bretagne, die vor seinem Haus stehen.Bald würde er wieder dort sein als Vater und
Ehemann und erfolgreicher Kommandant einer legendären Festung.
Als er wieder ins Träumen verfiel, nahm er Explosionen an der Oberfläche wahr.
Es hatte sich auf der Gegenseite nach 2 Tagen nichts mehr gerührt und daher griff er
Sofort zum Fernsprecher um zu hören, was dort im Gange sei.
Er liess sich mit Major Frere verbinden, der sich im Beobachtungsbunker befand.
„Was ist dort draussen los ?“
„Ein Artillerieangriff“ Verluste?“ „Keine““Wie immer.“
„Sehr gut, Frere, berichten sie mir, wenn sich etwas an der Lage ändert.“
Nun begann er einen Brief an seine Frau zu schreiben:
„Liebe Christine.
Ich sitze hier 20 Meter unter der Erde und fühle mich Dir dennoch so nahe wie noch nie.“
Der Tag an dem ich an die Front musste, werde ich nie vergessen.Francoise und Pierre standen einträchtig vor unserem Hause in Brest und ich wusste, dass dieser Ort mein
Schönster Platz ist an dem ich leben möchte.Dennoch hat mich das Vaterland in Not zu sich gerufen und nun stehe ich hier im eisernen Bollwerk unserer grossartigen Ingenieurskunst meinen Mann in langer Tradition der Gallier über Napoleon bis hin zum heutigen Tage.
Christine, in deinen Armen zu liegen….
Plötzlich rutschte ihm vor Schreck die Feder aus der Hand, als der Fernsprecher erneut schellte.
„Ferngespräch aus Paris, mon Sous-Lieutenant“Sofort Durchstellen.“
Gespannt horchte er, wer denn am anderen Ende der Leitung sitzen würde.
„General D´Armee Valles spricht hier!“
Oberleutnant Bertrand fiel sofortig von seiner lässigen Haltung ab und versuchte im Sitzen die Hacken zusammenzuschlagen.Dabei fiel ihm fast sein Hörer hinunter.
„Was kann ich für den grossen General tun ?“
„Machen wir es kurz, sie haben Grosses geleistet und wir alle hier im Hauptquartier
Im fernen Paris sind wir gedanklich bei ihnen und ihren tapferen Soldaten.“
„Es wird in ferner Zukunft eine Stunde der Ehrungen und des Sieges geben.“
„Jedoch befinden wir uns noch auf dem Weg dorthin und müssen nun kämpfen.“
„Aus diesem Grunde habe ich General Lord Gort kontaktiert, der mir 50 Bomber des Typs
Wellington schicken wird, die morgen früh in Le Bourget (Paris) landen werden, da unsere Maschinen momentan nicht mehr einsatzbereit sind.“
Ich fühle mich sehr ge….
„Lassen sie mich ausreden, also, diese Maschinen werden morgen Nachmittag einen Angriff gegen jene Truppen fliegen, die vor Charlemagne festsitzen. Wichtig sind mir und General Gort auch die Vernichtung der deutschen Panzer.“
„Halten sie also weiterhin den Gegner in Schach und sehen sie zu, dass unsere Flak nicht die britischen Bomber abschiesst.“
„Oui mon General.“
„Vive la France.“
Bertrand strahlte nun über das ganze Gesicht, denn die Heimkehr zu seiner Familie war nun ein Stück näher bekommen.Fieberhaft kramte er in seinem Schreibtisch nach einer Akte, die er schliesslich fand:
„Streng vertraulich.Ministerium der Luftfahrt.““Vickers Wellington, britischer Bomber.“
Aha…wunderbare Maschine, mal sehen….Besatzung 6, Geschwindigkeit 408 kmh, Bombenlast: 2800 kg. Schnell errechnete er, dass der Gegner morgen mit 150 Tonnen Bomben zu rechnen habe, die sich in Anbetracht der dichten Konzentration der Truppen verheerend auswirken werden. Sichtlich zufrieden öffnete er noch ein Flasche Rotwein
Und legte eine neue Platte auf.

Hans umklammerte fest seinen K 98 und sass schon seit Stunden dichtgedrängt mit seinen Kameraden auf der harten Pritsche des Opel Blitz. Jede Bewegung des Fahrzeugs musste er und seine Kameraden mit dem Körper ausgleichen, daher war an Schlaf nicht zu denken.Darum redete man sehr viel.
Meistens ging es um den bevorstehenden Einsatz oder um Frauen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft….
 
In seiner linken Brusttasche fand er ein Foto von Lena, seiner grossen Liebe.
Seinem Kameraden Gustav fiel die Frau mit den blonden Zöpfen direkt auf und er sagte zu
Ihm: „Mensch, was hat der Junge doch für ein Glück“
„Ich wäre lieber glücklicher, wenn ich bei Ihr sein könnte.“
„Wir sind hier nicht bei „Wünsch Dir was“, als frischgebackener Held
Wird dich deine Lena um so lieber haben.
Ich habe auch Frau und Kind zurückgelassen und habe vor, aus dieser Sache heil raus zukommen. „Du hast schon Kinder ?“
„Ja, Du nicht ?“
„Lena und ich kennen uns noch nicht solange.“
„Ahja, ihr seid noch bei den Blumen und Bienchen Spielen ?“
„Ach hör doch auf Du Depp.“
Mit einem verschmitzten Grinsen rammte Gustav seinen Ellenbogen in die Seite von Hans
Und sichtlich vergnügt sangen sie das Pionierlied als jemand seine Mundharmonika aus der Tasche holte und darauf spielte.
Auf der nagelneuen Autobahn kam man ganz gut voran und schon bald erreichte man die belgische Grenze.Es wurde dann wieder gefachsimpelt. Man sprach von den neuen Haftladungen, die auch massivsten Beton knacken konnten und von den gestreckten Ladungen, den Flammenwerfern, den Nebelwerfern und von den Ponton Brücken.
Als man schliesslich die Front erreichte, war man sich allgemein einig, dass
Dieser Auftrag ein Klacks wäre und alles gut gehen würde.
„Kameraden, wir sind da.“ Festung Charlemagne wartet auf unseren Pioniergeist!
Hans und Gustav entstiegen mit den anderen Kameraden aus dem Opel Blitz und der Zugführer trat vor sie:
„Sofort Unterkünfte herrichten und auf weitere Befehle warten.“
„Komisch, sagte Hans, die Kommandeure müssten doch schon längst hier sein.“

Im Dichten Gestrüpp eines Waldes fand sich der Batallionskommandeur
Gardeweg wieder, nachdem er einige Meter einen Hang hinuntergestürzt war.
Er merkte nun, dass er sich seinen Fuss verstaucht hatte.
Von seinen 5 Kameraden war weit und breit nichts zu sehen.
Schliesslich holte er seinen Kompass heraus und versuchte, Richtung Westen zu humpeln.
Auf einem Holzprügel, den er im Wald fand, schaffte er es einige Meter weit, bis er auf eine Lichtung kam.Wiederum war niemand zu sehen.Nun holte er seine P 08 aus dem Holster und schoss, damit ihn seine Kameraden hören konnten.
Die 5 Männern hörten den Schuss und sie beschlossen, sich in 10 Minuten am gleichen Ort mit oder ohne den Kommandeur zu treffen.Schnell schwärmten sie aus und einer von ihnen fand Gardeweg und liess es sich nicht nehmen, eine spöttische Bemerkung zu machen:
„Wollten sie uns einen Hasen zu Mittag schiessen?“
„Reden sie kein dummes Zeug, sondern bringen sie mich zu den anderen.“
Der Kommandeur der Brückenpioniere gehorchte und schleppte ihn auf seinen breiten Schultern zu den anderen Kameraden.
Als man nach einigen Stunden Marsch endlich auf deutsche Panzer traf, die mit Tarnnetzen
Bedeckt waren, schauten die 6 Männer in die enttäuschten Gesichter der Besatzungen.
 
In Berlin rannte derweil eine junge Frau mit blondem Haar durch die leeren Strassen
und das Geräusch ihrer lauten Absätze brach die morgendliche Stille.
Völlig ausser Atem kam sie in der Köpenicker Strasse an und rüttelte verzweifelt
an der schweren Eisenkette, die das Kasernentor umschloss.

„Hier is keener mehr, Liebchen.“ „Allet ausjerückt mit Mann und Maus, wa.“
sagte ein äussert betagter aber dennoch rüstiger Mann mit Besen, der einsam seiner Arbeit nachging.

„Wohin denn ?“, rief sie mit aufgerissenen Augen, die sich langsam mit Tränen füllten.
„Zum Franzmann an die Front.“
Völlig niedergeschlagen drehte sich um und liess sich am Tor langsam hinabsinken.

Dabei fiel ihre Tasche auf den Boden und die Flasche mit der frischen Milch zerbrach auf dem kalten Asphalt. Auch der in Zeitung eingewickelt Butterfisch aus Rügen rollte nun
In den Rinnstein.
Gern hatte Hans ihn gegessen, wenn er nach stundenlanger Schufterei in der Kaserne eine Stärkung brauchte.
Sie sass nun wie versteinert auf dem Boden und die Strassen füllten sich langsam mit Leben.
Passanten liefen vorbei und richteten einige Worte an sie, die sie nicht hörte. Als sie kurz davor war, in einen tiefen Schlaf zu fallen, um sich dem Kummer zu entziehen, stiess sie eine junge Frau mit einem Kind an, welches einen Matrosenanzug trug
und die Frau mit grossen Augen ansah:. „Kopf Hoch,Kindchen , mein Mann Gustav ist auch an der Front.“ „Bin Ulrike, aus Berlin, kannst Rieke zu mir sagen.“
„Der kleene Seemann neben heisst Mathias und hört meistens, wenn er mal ausnahmsweise hört, auf MATZE“
Langsam richtete sich der Blick der jungen Frau auf und die Trauer wich aus ihrem Gesicht.
Mit leiser Stimme sagte sie: „Heisse Helena, Freunde nennen mich Lena.“
„Gut, Lena, lass uns einen Kaffee trinken und ein wenig die Sorgen teilen.“

„Wie damals in Verdun“, sagte ein alter Mechaniker der Panzertruppe, als er an einer Gruppe
Panzerfahrer vorüberging, die Karten spielten.
„Halts Maul, das will hier keiner hören, es geht bestimmt bald weiter.“
„Das haben wir früher auch gesagt und dann waren wir nach 2 Jahren immer noch am gleichen Fleck.“
Als der junge Panzerfahrer kurz davor war, einen faulen Apfel nach dem Mann zu schmeissen, schallten Worte aus dem Dunkel, aus dem 6 Männern kamen:

„Wer macht hier so schlechte Stimmung, ?“
„Keener, unser Akkordeon ist kaputt, darum ist hier so miese Stimmung.“

Wieder kam der Mechaniker etwas näher.
„Wir sitzen hier fest wie ne Horde Kühe auf ner Weide, nur sind die aus Stahl und geben keine Milch.“

„In 2 Tagen sind wir an der Seine.“, sagte der Mann aus dem Dunkel.

„Achnee, und ich bin der König von Niederländisch Indien.“

Wieder kam die Gestalt aus dem Dunkel etwas näher und man sah, dass er humpelte:
Die spöttischen Blicke, die ihm zufielen, verwandelten sich in Erstaunen, als er sich seines Overalls entledigte und die Rangabzeichen zu sehen waren.
„Ich darf mich vorstellen Oberstleutnant Gardeweg Kommandeur der 43. Sturmpioniere.“

„Schütze Heinrich Klee, Mechaniker des 23. Panzerbataillons.“ Schallte ihm die Antwort des laut brüllenden Mannes entgegen, der sichtlich überrascht war.

„Ich sehe hier in viele Gesichter, welche die Züge eines Verlierers tragen.“
„Nun sind wir Pioniere hier, um eure Panzertruppe zurück auf die Strasse des Sieges zu bringen.“ „Wo ist das Zelt eures Kommandanten ?“

„Ich bringe euch gene dorthin“

Als er und seine Männer sich von den Panzerfahrern entfernt hatten und Richtung Zelt gingen, hörten sie in ihrem Rücken Gespräche voller Hoffnung und es wurde erneut gesungen und das vermeintlich defekte Akkordeon war wieder zu hören.

Jetzt waren sie in der Pflicht, jenes Versprechen einzulösen, welche sie der gepanzerten Truppe gaben.
Im spärlich beleuchteten Kommandantenzelt stand Guderian in seinem dunklen Ledermantel
vor ihnen am Kartentisch und begrüsste die Gruppe mit den Worten:

„Ich habe euch schon erwartet.“ Erstaunt schaute er auf den Verband von Gardeweg und sagte: „Kleinen Zwischenfall mit der heimischen Botanik gehabt ?“
„Meine Verwundung wird mich und meine Männer nicht daran hindern, ihre erlahmten Stahlkolosse über diesen Fluss zu bringen.“
Diese schlagfertige Aussage überging der General mit einem Lächeln und entgegnete kurz darauf: „Ich höre mit Freude, dass sie schon weitgehend informiert wurden und werde ihnen nun die Informationen zukommen lassen, die sich noch nicht haben.“
„Sie werden sie brauchen, um das Panzerwerk CHARLEMAGNE zu bezwingen.“
Als sich die Pioniere um den Kartentisch versammelten, wurden ihnen zahlreiche Fotos der Luftaufklärung gezeigt und es wurden einige Pläne der Festung aus unbekannter Quelle
Präsentiert. Kurz darauf zogen sich die Pioniere in ihre Zelte zurück, um einen Angriffsplan auszuarbeiten.

Auf dem Rollfeld von Le Bourget landeten derweil 50 britische Wellington Bomber,
aus denen nach bei nach 300 Männer entstiegen. Mit glatt frisierter Frisur und prächtiger Lederjacke gingen sie in das Gebäude, um ihre Einsatzbesprechung abzuhalten.
Man rauchte hier und da noch eine Zigarette und fand sich bald auf den unbequemen Stühlen ein, die gegen das Innere der Maschine immer noch wie Ledersessel erschienen…
 
Kuebelfahrer,
Ich freue mich schon dich auf unser Treffen kennen zu Lernen !

gruß Bernd
 
Das Treffen wird bestimmt gut.
Bis dahin haben die Pioniere aber hoffentlich Charlemagne eingenommen..
Oder vielleicht doch nicht ?

Gruss Marc...
 
Auf dem Rollfeld von Le Bourget landeten derweil 50 britische Wellington Bomber,aus denen nach bei nach 300 Männer entstiegen. Mit glatt frisierter Frisur und prächtiger Lederjacke gingen sie in das Gebäude, um ihre Einsatzbesprechung abzuhalten.

Man rauchte hier und da noch eine Zigarette und fand sich bald auf den unbequemen Stühlen ein, die gegen das Innere der Maschine immer noch wie Ledersessel erschienen…
Im Raum stand Wing Commander Arthur Huntington und musterte die hereinströmende Menge mit strengem Blick
Die beiden Squadron Leader Hellbroke und Trumpet flankierten
Sich rechts und links von ihm, als er anfing zu sprechen:

„Hello Boys, willkommen in Frankreich. Ich soll euch Grüsse von General Lord Gort ausrichten:
Der Grund eurer Reise läge sicher nicht darin, euch
Hemmungslos mit Rotwein zu besaufen und die französichen Frauen kennenzulernen, lässt er sagen.

Das darauf folgende Getuschel und Gelächter ebbte langsam ab, nachdem er mit seinem Exerzierstock auf den Pult schlug, auf dem er wie der grösste Rhetoriker aller Zeiten stand.

„Genug damit, ihr seid zum Kämpfen hier und ich werde euch nun die Ziele unserer Bomber vorstellen.“
Squadron Leader Hellbroke zog daraufhin am Kartenständer und es erschien die Karte von Frankreich. „Hier seht ihr den Fluss Aisne mit der angrenzenden Ortschaft Rethel“
Dort hat unser Waffenbruder eine Festung gebaut, die fast so gut ist, dass sie von uns sein könnte.“
“Vor dieser Festung liegen die Krauts fest und spielen Karten, ihre Panzer
Liegen fest, weil sie die Hosen gestrichen voll haben vor dieser Bestie aus
Beton und Stahl"
„Panzer an Panzer dichtgedrängt in einem Wald mit tausenden Soldaten,“
„Wir schauen uns solche Dummheiten ja ein paar Tage an, aber nun wird es Zeit, dieses Geschenk entgegenzunehmen.“
“Lasst uns diese glücklosen Typen nach Hause bomben und
Ihre Panzer verschrotten.“
"Die 12. und 13. Bomber Squadron wird den Sieg für das Empire herbeiführen, damit unsere Jungs wieder nach Hause können und ihr auch, sonst fangt ihr noch an, Frösche zu essen!“
“Ich danke euch, tut euer Bestes für König und Vaterland.“

Mit diesen Worten ging der Wing Commander Huntington unter Applaus aus dem Raum und die beiden Squadron Leader führten die Einsatzbesprechung fort.

Wir starten Morgen Früh um 8 Uhr, damit wir um 9 Uhr am Einsatzort sind,
wo sich bis dahin der Frühnebel verzogen hat.

Die Marschflughöhe beträgt 7500 Meter.
30 Minuten vor Erreichen des Zielgebietes sinken wir auf 4000 Meter Höhe.

Wenn die erste Maschine des Squadron Leaders die Bomben ausklinkt, haben es die nachfolgenden ebenfalls zu tun.

Und noch was: „Das mir keiner Bomben auf die Festung schmeisst, noch nicht mal wenn die Maschine wegen einer Beschädigung Gewicht reduzieren muss.“

Es wird euch nichts geschenkt werden, denn wir sind ohne Jagdschutz unterwegs, haltet die Augen offen.

Jetzt die gute Nachricht:
„Heute abend habt ihr zur freien Verfügung, dass heisst, ihr könnt euch Paris anschauen.“
„Haltet euch in acht Sechser-Gruppen an einem Ort auf und verliert euch bloss nicht.“
Der zuständige Flight-Lieutenant ist dann jeweils für die Rückkehr der kompletten Gruppe Ins Quartier verantwortlich.
Am Boden ist es manchmal gefährlicher als in der Luft.“
„Und jetzt ab mit euch, macht einen guten Eindruck“

Nun hatte der Flight Lieutenant jeder Gruppe die Aufgabe, 35 Leute zusammenzuhalten.

Kurzerhand teilte er die Gruppe in 6 Rotten auf, die auch von einer Person geführt wurden.
Mehrere Lkw mit Pritsche setzten die britischen Piloten im Stadtgebiet von Paris ab und man steuerte geradewegs auf das Quartier Latin hinzu.
Die vielen Eindrücke und die französische
Freizügigkeit zogen die jungen Männer in ihren Bann. Dennoch blieb die Gruppe weiterhin zusammen und man sang sehr oft den Song von der „Siegfried Linie.“

Dann kamen sie an ein Gebäude, auf dem ein rotes Mühlrad zu sehen war.Es handelte sich um das Moulin Rouge (rote Mühle)

Voller Neugier strömten die eleganten, angetrunkenen Herren hinein und platzierten sich auf den Sesseln.Die folgende Show riss die Piloten derart mit, dass sie nun literweise Champagner und Gin in sich hineinschütteten.

Nuschelnd und wankend teilte sich langsam das Squadron,die Gruppe und dann die Rotte auf.
Der erste Flight Lieutenant wurde fast von der Federboa
einer Tänzerin erwürgt und verschwand dann im Dunkel der Nacht.

Die Sprachbarrieren fielen und später trug so manche Nachtschönheit eine Pilotenjacke und nahm den angeschossenen Flieger in Schlepptau.
Ein paar sehr willensstarke Kameraden, die immer schon als Langweiler und Spielverderber galten, schafften es schliesslich, einen passablen Teil der Kampfgruppe ins Quartier zurückzuschaffen.

Flight Lieutenant George Lexington wachte hingegen mit verschwommener Wahrnehmung auf, und tastete sich langsam durch seidene Kissen, bis er einen Frauenkörper wahrnahm, der so gar nicht nach dem Personal eines Flugplatzes aussah.Panisch schreckte er auf und ein schwerer Schmerz in seinem Kopf liess ihn wieder hinabsinken. Nach ein paar Wortfetzen seiner Gespielin in einer ihm unverständlichen Sprache quälte er sich unter Übelkeit und Schwindel nach draussen, ein paar Prellungen,Knutschflecken,Lippenstiftspuren und ein Veilchen zeugten von einem runden Abend in Paris. Zum Glück war seine Uniform noch sauber geblieben und mit dem letzten Geld orderte er ein Taxi zum Flugfeld. Zu diesem Zeitpunkt waren es 12 Uhr.

Mit knallrotem Gesicht standen die beiden Squadron Leader auf dem Appellplatz und pfiffen in ihre silbernen Pfeifen.Dennoch schlossen sich die grossen Lücken in den angetretenen Reihen gar nicht oder sehr langsam.
Ab und zu trafen mal auf LKW Pritsche oder sogar mit einem Fahrrad ein paar Versprengte des nächtlichen Ausflug in Le Bouget ein.

Schliesslich war auch Lexington angekommen und dachte, dass er mit seinem Veilchen auffiele.Aber als er links und rechts nach seinen Kameraden schaute, fühlte er sich plötzlich wie einer von 300 Gruselgestalten aus den Büchern von Egdar Allan Poe.

Jetzt schallte die Stimme von Squadron Leader Trumpet über den Hof.
Er war von den beiden derjenige, der die unangenehmste und lauteste Stimme hatte.
Darum glaubten viele, dass er seinen Namen nicht ohne Grund trug.
„Ich schickte gestern 300 Luftkrieger der englischen Krone in die Nacht.“
„Nun stehe ich vor den dreckigsten Landstreichern, die England je sah.“
„Catweazle würde vor euch wegrennen!.“
„Lacht nicht!.“

Nun ging Trumpet durch die Reihen und nahm sich die schlimmsten Exemplare Persönlich vor.
Manche dachten, ihr Kopf würde zerspringen und ihre Ohren waren derart taub,dass sie ihre eigene Antwort kaum noch hören konnten.

„Am liebsten würde ich euch alle in Ketten nach Hause schicken.“
„Zum Glück sieht euch in den dunklen Maschinen niemand, sonst
Würde man euch direkt zu den Deutschen schicken, weil ihr wie Wilde aussieht.“
„Vorerst aber hoffe ich, dass es euch bei eurem Einsatz recht schlecht geht damit diese Dummheit nicht mehr vorkommt.“
„Ihr habt 15 Minuten Zeit, in euren Maschinen zu sitzen.“
Wutgeladen drehte sich Trumpet um und ging in exaktem Abstand zu Hellbroke Richtung Rollfeld.Plötzlich war ein Grollen zu hören….
Jetzt hörten es auch die geläuterten Nachtschwärmer und verlangsamten ihren Schritt.
Waren es Bomben oder Artillerie ? Sind die Deutschen schon vor Paris ?
Erst als die ersten Tropfen fielen, wussten alle, dass es ein Gewitter war.
Der Einsatz war ins Wasser gefallen….
 
Colonel Bertrand lag mit seinem Kopf auf dem Schreibtisch..

Neben ihm lag eine leere Flasche Champagner und ein abgebrannter Zigarillo.

Die Schallplatte auf dem Grammophon lief immer noch auf der letzten Rille.
Er hatte die Ankunft der Bomber zünftig begossen und sein offen stehender Mund erfüllte den Raum mit einem monotonen Schnarchen.
Die schrill schellende Glocke des Fernsprechers riss ihn aus dem Schlaf und völlig verschreckt riss er alles vom Schreibtisch, was sich darauf befand.
Oiu ?
Mon Sous-Lieutenant !
Hier Major Frere, habe hier General Valles auf der anderen Leitung"
„Bitte durchstellen.“
„Hallo, grosser General, was kann ich für sie tun ?“
„Machen wir es kurz, denn ich muss gleich noch in den Elysee Palast zu einer Lagebesprechung.:“
„Also, die Bomber konnten heute leider nicht starten, weil sich das Wetter schlagartig geändert hat und wir nun unter starkem Regen mit schlechter Sicht zu leiden haben.“
„Ja wirklich ?“
„Ja, sicher, haben sie denn heute nicht nach draussen geschaut ?“
„Hmmm.Ja doch, stimmt.“
„Naja, wie auch immer, es gibt noch eine Neuigkeit.
Es wurden 6 Fallschirme in Nähe des Aufmarschgebietes gesichtet.
Wir gehen davon aus, dass auf diese Weise Spezialisten aus Deutschland eingetroffen sind, um einen Angriff auf CHARLEMAGNE durchzuführen.“
„Da das mit den Bombern nicht geklappt hat und ich im Moment eine neue Bedrohung sehe, schicke ich ihnen 20 Männer mit besonderem Auftrag und besonderer Ausbildung zu ihnen.
Weisen sie ihnen ein angemessenes Quartier für Sie und Ihre Ausrüstung zu.“
„Den Wünschen nach Ergänzung ihrer Materialien ist Folge zu leisten.
Sie handeln unter meinem persönlichen Sonderbefehl.“
Sie werden gegen Mittag bei Ihnen eintreffen..
Machen sie es gut. Vive La France.
Mit ungutem Gefühl legte Betrand auf und war nicht sehr angetan von den neu angekündigten Gästen, die eine ungewollte Veränderung in seine Festung bringen würden.

Gespannt stand der Kommandant auf der Beobachtungskuppel und schaute durch das Fernglas.
Er war höchst selten hier, aber an diesem Tage packte ihn die Neugier auf die Ankömmlinge und schliesslich sah er einen mattschwarzen Berliet GDR7 LKW mit Anhänger, der nun vor die Schranke des Wachpostens fuhr
.Er griff zum Fernsprecher und sagte der Torwache:
„Halten sie die Burschen ein wenig auf, sagen Sie, dass man ihr Kennzeichen nicht lesen kann oder sowas.“

Schnell rannte Bertrand zum Fahrstuhl, um vor Ihnen in der Fahrzeughalle des Bunkerkomplexes zu sein.
Seine prunkvolle runde Kommandantenkappe tief in die Stirn gezogen, stand er aufrecht und autoritär in der Mitte der Halle, als der Scheinwerferkegel des LKW ihn erfasste und das ohrenbetäubende Dieselfahrzeug vor ihm zum Stehen kam.
Aus dem grosszügigen Fahrerhaus des gigantischen Lastwagens entstieg eine breite Gestalt, die mindestens einen Kopf grösser war als er.
Der Soldat, der eine sandfarbene Uniform trug, ging nun direkt auf ihn zu und es trennte sie nur 3 Stiefellängen.
Bertrand musste seinen Hals ein wenig nach hinten strecken, um dem Mann mit der sonnengegerbten Haut ins Gesicht zu schauen.
Er sah in kalte blassblaue Augen, die durch ihn hindurchzusehen schienen.
Das schwarze Barett verbarg die tiefen Ränder unter den Augen nur annähernd, welche die unsäglichen Strapazen seiner Kampfeinsätze offenbarten.
Da Bertrand in seinem Gesicht nur Kälte vorfand und es ihm langsam schauderte,
blickte er an seiner Uniform herab, um etwas zu finden, auf das er sich berufen konnte.
Er fand sofort einen Anhaltspunkt, es war das Abzeichen der FREMDENLEGION.
Mon Dieu.! Legion Etrangere!
Ah, Oui !,antwortete der Soldat
Die schmale Linie seines Mundes öffnete sich nun zu einem dreckigen Grinsen,
das dem Kommandanten mindestens 2 fehlende Zähne offenbarte.
Nun salutierte der Soldat und gab brüllend Rang und Namen preis.
Major Raoul Colere von der 13.!
Die Hand des Legionärs schnellte hervor und bot sich zum Händedruck an.
Als der Kommandant sie drückte, merkte er, dass sie voller Schwielen war, hart wie ein Nashornpanzer und einen Druck hatte wie ein Schraubstock.
Um seine Qualen zu beenden, brüllte ihm der Kommandant ein lautes
ENCHANTE!(Sehr erfreut!) entgegen,
Woraufhin sich die Klaue des Mannes langsam wieder öffnete.
Dann übergab er ihm einen verplombten Brief und eine Liste von Materialien, die
Sie für ihre Arbeit brauchten.
Betrand brach vor den Augen der Soldaten das Siegel des Briefes auf und erschrak, als er den Brief las.
Die Männer von Major Colere hätten das Recht besondere Massnahmen zu ergreifen, wenn der Kampf um die Festung einen unerfreulichen Verlauf nehmen würde. Ausserdem dürfe er ihnen nichts befehlen, was sie von ihrer zugewiesenen Aufgabe abhielte, geschweige denn zu kapitulieren.
Desweiteren erfuhr er in dem Brief, dass es sich um Fremdenlegionäre aus Ostafrika handelte. Man hat also kein Vertrauen mehr in meine militärischen Fähigkeiten
und muss solche Schurken zu mir schicken, dachte er.
Sichtlich verstimmt sagte er dem Major, dass er die neuen Gäste einquartieren und im Auge behalten soll. Dann kehrte er verärgert in seine Unterkunft zurück um mit seiner Flasche Calvados alleine zu sein. Schliesslich ergriff er die Schreibfeder und schrieb mit immer noch schmerzender und zitternder Hand einen Brief an seine Frau.
Die Legionäre begannen währenddessen, ihre Ausrüstung abzuladen und verrichteten
Ihre Arbeit fast Wortlos. Sie sprachen nur mit den anderen Soldaten, wenn es absolut notwendig war um ihr Werk erfolgreich zu vollenden. Meistens pfiffen sie wirre Melodien die es nicht gab und wenn einer der anderen Soldaten ihren Weg kreuzte, versuchten diese in den schmalen Gängen mit der Wand eins zu werden.
Nur einer der Soldaten, Jaques Fernand, schaffte es mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, weil er ebenfalls aus Korsika stammte, wohin man die Legionäre bei Ausbruch des Krieges verlegt hatte.

Mit einer Flasche Schnaps aus Calvi gesellte er sich mit einem von ihnen an einen Tisch und hoffte etwas über ihren Auftrag zu erfahren.
Nun sass er mit ihm in einem halbdunklen Kellerraum und mit brummiger Stimme entwichen ab und zu ein paar Worte aus der wuchtigen Gestalt seines Gegenübers, der Bruno Bataille hiess.

Es endete damit, dass er dem Legionär alles von der Festung erzählte, seiner Kindheit, seiner ersten Freundin, aber keine Informationen von Ihm erhielt.
Er erfuhr nur, dass er ein Frauenheld und Kämpfertyp war und sich für Schmetterlinge interessieren würde.
Schliesslich sackte Fernand völlig betrunken vom Stuhl und der Legionär trug ihn in sein Quartier, während er die Flasche in der anderen Hand hielt und auf dem Weg dorthin leer trank.
Gegen Abend waren die Arbeiten der Legionäre abgeschlossen und fast alle Materialien verbraucht.
Mit reichlich Proviant in Flaschenform, Spielkarten und Zigaretten setzten sie sich in dem Gemeinschaftsraum der Batterie Antoine, die am höchsten lag.
Sie lachten und brüllten derart laut, dass Betrand sie sicherlich gehört hätte, wenn er nicht schon wieder neben seinem Tintenfass eingeschlafen wäre.Die andere Flüssigkeit auf seinem Schreibtisch war bereits wieder aufgebraucht..
 
Matze rannte um den Tisch herum und stampfte dabei derart mit den Füssen, dass die Tassen darauf heftig wackelten. In der Hand hielt er eine Stuka aus Metall und einen kleinen Panzer.
Die Geräuschkulisse, die er dabei mit voller Lautstärke und Leidenschaft erzeugte, war mindestens genauso ohrenbetäubend wie im Original. Endlich bekam seine Mutter ihm am Kragen zu fassen und verbannte ihn ins Kinderzimmer.
Nun konnten die beiden Frauen ungestört miteinander reden, ohne sich anbrüllen zu müssen.
„Er ist so fasziniert von seinem Vater und seinen Taten, dass es mir manchmal schon Angst macht.“
„Ja, das habe ich auch mitbekommen und ich hoffe, dass er den Unterschied zwischen Spiel und Realität kennt, wenn er gross ist.“
„Das hoffe ich auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob mein Mann sich dessen bewusst ist.“
„Ich glaube wir sind dazu verbannt in stetiger Angst um unsere Männer in der Heimat auszuharren und ihnen jeden Tag aufs Neue das Beste zu wünschen, was einem Menschen an diesem grauenhaften Ort passieren kann.“
Sie hielten einander fest die Hände und Tränen liefen aus ihren sorgenvollen Augen.
Das Krachen des Volksempfängers brach die Stille und es folgte ein Bericht von der Westfront.
„Die Panzertruppe von General Guderian stösst mit raschem Geländegewinn Richtung Paris vor.“
Die Realität sah anders aus, aber man war bemüht diese kühnen Worte in die Wahrheit umzusetzen.

Der Kommandant des Artilerieregiments riss in der morgendlichen Stille an der Reissleine
Des mächtigen Geschützes und so taten es ihm die anderen Männer seiner Kampfeinheit gleich.Eine unvorstellbare Lärmkulisse liess die Soldaten fast wahnsinnig werden aber mit gekonntem Handgriff wurde schon wieder die nächste Nebelgranate nachgelegt.
Nun verschwand die ganze Festung in einer weissen Wand, die sich wie ein Blatt Papier über den Koloss aus Beton legte.
 
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