Ohhh, mir blutet das Herz!
Aufs Sunnys Bilder sind im Treppenhaus noch die Lampen (im gesamten waren es zwei) zu sehen. Ich wollte sie immer sichern, bin aber nicht mehr dazu gekommen.
Ich war im Oktober 2011 das letzte mal im Haus, nicht als Schleicher, ich habe es zwischen 2002 und 2005 offiziell genutzt. Ich hatte in der ersten Etage ein Kommunikationsunternehmen.
Es gab für die Dynastie Neuhaus (der Name ist ja hier schon gefallen, deshalb habe ich auch keine Scheu, diesen zu nennen) keine Erben. Die Textliproduktion wurde Mitte der 90er eingestellt. Das Objekt steht seitden ungenutzt leer. Der gewerbliche Teil wurde von einem Insolvenzverwalter abgewickelt. Der Besitzer wohnte fast mittellos zuletzt in einer gnadenweise zugewiesenen Wohnung. Das Objekt befand sich im Bestand einer Bank und wurde von dort verwaltet und durch ab und zu stattfindende Kontrollbesuche betreut.
Wir haben das Objekt (nur den Jugendstilbau) 2002 übernommen und es unter Denkmalschutz stellen lassen. Leider hat die Discounterkette mit dem "L" am Anfang sich schon ausgetobt und die hinteren Hallen abgerissen. Bedingt durch den schnellen Denkmalschutz entstand also die harte Abrisskante, die durch die grossen Öffnungen mangels Mauerwerk Vandalen geradezu einlud. Sämtliche Innentüren waren aufgetreten (da der Insolvenzverwalter alles brav abgeschlossen hatte), Schränke aufgebrochen, Holzvertäfelungen beschädigt oder, wennss harmlos war, beschmiert.
Da unsere finanziellen Mittel für eine Restauration durch den zwischenzeitlichen Vandalismus nicht mehr reichten, wurden die Flächen als "zum selbstausbau" mit kleineren Auflagen vermietet. Gedacht war: Alles in Alem für alle eine win-win-Situation. Ein Finanzkonzept wurde von einer renomierten Wirtschaftsprüfergesellschaft erstellt, brachte aber nicht viel.
Da einige Mieter sich allerdings genötigt fühlten, Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen zu müssen, scheiterte dieses Konzept.
Trotzdem verbesserte sich der Zustand der Immobilie. Es wurde im Laufe der Zeit eine Gebäudeumfassende Gasheizung eingebaut, das Fernwärmesystem war wegen der Abrissarbeiten an den alten Hallenflächen nicht mehr in Betrieb zu nehmen, die Druckspeicher und Wandler wurden entfernt (Kessel mit bis zu 3m Durchmesser wurden zerlegt und durch die vorhandenen Kellergänge abtransportiert)
Es wurden einezeln Einheiten zu Wohn- und Gewrbezwecke geschaffen, bis dahin war in dem Jugenstilteil die Fabrikantenwohnung mit Dienstbotenräumlichkeiten sowie der Besucherempfang und die Büros und Laborbereiche untergebracht.
Die Elektroinstallation wurde auf den Bedarf der einzelnen Einheiten umgebaut, im Objakt gab es noch die "Barmer Schaltung mir 2x 110Volt.
Das Dach wurde in Teilbereichen neu gedeckt.
2009 war der finanzielle Rahmen zu stark strapaziert und das Objekt wurde durch die Bank verkauft. Der neue Eigentümer molk die Immobilie so lange es ging und die Mieter mangels fehlender Investitionen in die Grunderhaltung und Energieversorgung (Gaslieferung, Stromlieferung) auszogen.
Die Nutzung des Gebäudes in der Zeit von 2002-2010:
Im Untergeschoss (ehemals Zubereitungsküche, vom mittleren Treppenhaus aus:Umkleideräume, Duschanlagen und Versorgungsräume) mietete sich ein Albanischer Kulturverein ein.
Im Erdgeschoss (ehemals Empfangsereich, Besprechungssaal mit Vorraum, Speiseraum und Anrichteküche für die höher Bediensteten) siedelte sich das "Zentrum für entspanntes Lernen" an und mein Bekannter hatte dort sein Büro. Im hinteren Teil befand sich eine Brachfläche (ehemals Musterlager), die als "Diner" konzipiert war aber nie umgesetzt wurde.
Im ersten OG (ehemals im vorderen Bereich Wohnung vom Prokuristen mit Übernachtungsmöglichkeit im hinteren Teil Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit angrenzende, Chemielabor und Physikalischem Labor) hatte ich meine Büroetage, später wurde diese Etage als Bürogemeinschaft an kleine Gewerbetreibende als Einezelbüros vermietet. Hier gab es dann verschiedene Call-Center Betreiber, mehr oder weniger seriös. Ausserdem gab es im vorderen Teil links ein Appartement.
Im zweiten OG (ehemals im vorderen Bereich Wohnung des Seniorchefs mit Zugang in die oberste Eatge zu den Gesinderäumen und zur privaten Waschküche, im hinteren Bereich Wohnung des Juniorchefs) gab es von vorne zu begehen eine grosszüginge Wohneinheit über zwei Etagen, sowie ein Appartement. Vom mittleren Treppenhaus aus zu begehen gab es ebenfalls ein Appartement, welches der Mieter im englischen Rennesance-Stil (schreibt man das so?) edelst renoviert hatte. Ferner ist hier auch der Zugang zur Junior-Fabrikantenwohnung (mit dem riesigen Kamin).
Vom vorderen Treppenhaus gibt es keinen direkten Zugang zum dritten OG (nur durch die grosse Wohneinheit), vom Mittleren Treppenhaus aus gibt es links die schon gezeigte Wohnung (ehemals noch private Waschküche und Lagerraum für die alltäglichen Dinge), wo scheinbar ein Mitglied des Albanischen Kulturvereins noch "gehaust" hat. Rechts (ehemals ein grosses einräumiges Stofflager) befindet sich eine "Wohnung" in der seinerzeit eine Familie mit drei Kindern wohnte.
Als besonderes Schmankerl gib es noch in der Decke des vordern Treppenhauses einen Lastenkran, mit dem früher die Wäsche in die Waschküche gezogen wurde. Ebenfalls im vorderen Treppenhaus befindet sich der Aufzug.
Der besondere Charm liegt sicherlich an der dekadenten Ausstattung des vorderen Bereiches in Gegensatz zur industriellen Nüchternheit des hinteren Bereiches des Jugendstilbaus. Wenn man von der Wohnung mal absieht.
Seitdem (letzter Auszug in 2010, 3OG vordere Eingang, Appartement rechts) wird das Haus von Vandalen und Plünderen geschlachtet. Es ist gar nicht mal das Geld, was schmerzt. Es ist vielmehr die Mühe. Alleine die Türsprechanlage irgendwo aufzutreiben war schon schwierig genug. Das Objekt ist nun wieder im Verwaltungsbestand einer Bank, die auch versucht, das Objekt zu sichern.
Spannend für die Schatzjäger: Wir fanden seinerzeit im gesamten Objekt bei unseren Renovierungsarbeiten 4 Tresore. Drei davon sind grosse Räume. Ein Tresor befand sich im Appartement im ersten OG im vorderen Bereich hinter einer verschiebbaren Holzvertäfelung welche wegen starken Schimmelbefalls entfernt werden musste. Alle Tresore waren leer bis auf einen grossen Tresorraum in dem sich Akten befanden.
Grundsätzlich befanden sich im Objekt bei unsere Übernahme nur gegenstände von ideellem Wert im Objekt.
Ich füge einfach mal meine Bilder an, aktuelle Bilder fehlen mir jedoch leider:
Altes Luftbild des Objektes aus dem Bestand des ehemaligen Eigentümers
Rückansicht des Jugendstilteils
Strassenansicht aus 2002
Innenansicht vorderes Treppenhaus 2002
Klingelanlage vorderes Treppenhaus aus 2003
Innenansicht Vorraum "Zentrum für entspanntes Lernen", EG vorne rechts, ehemals Anrichteküche Erdgeschoss.
Innenansicht "Zentrum für entspanntes Lernen", EG vorne mitte, ehemals Speisesaal der Führungskräfte
Eingangsbereich Büroetage 1. OG vorne
Eingangsbereich Büroetage 1. OG vorne (heute durch Leichtbauwand getrennt)
Eingangsbereich Büroetage in 2004
Büro im 1.OG in 2010 (ehemals Lesezimmer)
Blick in die hintere Büroetage im 1.OG in 2002
Blick in die hintere Büroetage im 1.OG während des Umbaus in 2003, erkennbar nun der Durchbruch in den vorderen Bereich.
Stand Oktober 2011: ein Raum, sämtliche Trennwände aus Glas und Holz wurden entfernt.
Blick in einen Büroraum in 2004 (1.OG, vordere Berich, 2. oder 3. Raum rechts)
Blick in einen der "Glasbüros" im hinteren Teil der Büroetage im 1.OG aus 2002
Blick in einen Büroraum (1.OG, vorderer Bereich, zweiter Raum links) aus 2002
Blick durch die "Glasbüros" im 1.OG hintere Teil aus 2002
Blick in den Tresorraum im hinteren Teil des 1.OG aus 2002
Blick in die Wohnung 2.OG vorne vom Flur zum Wohnzimmer aus 2002
Blick aus dem Fenster 2.OG Wohnung vorne aus der "Küche" aus 2002
Blick ins Wohnzimer der Wohnung 2.OG vorne aus 2002
Blick in einen Kellerraum aus 2004 nach entfernen der Druckspeicher, dieser Raum wurde später als "Proberaum genutzt und befindet sich am Ende der Kellertreppe (verborgen hinter einer gewölbten Holzverkleidung im EG des mittleren Treppenhauses) rechts. Die sichtbare Tür rechts an der Wand führt in den Verbindungstunnel zwischen "Jugenstilteil" und "modernem Teil".
Vielleicht konnte ich die Geschichte des Hauses seit 2002 etwas aufhellen.