Ob "Städtisches Erforschen" ausgelutscht ist, muß jeder für sich selber entscheiden. Oder zielt die Frage darauf, ob es als Modeerscheinung auf dem Rückmarsch ist? Nun ja, wer sich seine Freizeitbeschäftigung nach Zeitgeist und Prestigewert aussucht, ist ohnehin genötigt diese den entsprechenden Strömungen regelmäßig anzupassen.
Ich persönlich habe das eigentlich nie als ein explizites "Steckenpferd" betrachtet. Ich bin schon immer mit offenen Augen durch mein persönliches Umfeld gelaufen und war schon immer von einer gewissen Neugierde getrieben. Schon als Kinder sind wir (wenige Freunde und ich) in alle möglichen leerstehenden und auch mal nicht so leerstehenden Gebäude gegangen und haben erkundet was das Zeug hält. Ich denke, das hat auch etwas mit Veranlagung zu tun, da mich auch verschiedene drakonische Strafen nie wirklich davon abhalten konnten, während andere sich niemals für ältere Gebäude oder Ähnliches interessiert haben.
Heute reizt mich einfach nicht mehr jede Ruine. Einzig solche Anlagen, die von einer gewissen Geheimniskrämerei und Mythenumwitterung begleitet werden, so wie es bei vielen U-Verlagerungen der Fall ist, reizen mich heute noch. Oder Orte unserer frühesten Geschichte, also vor dem Eindringen von Römern und der Christianisierung, die man als solche aber auch ersteinmal erkennen muß, ziehen mich heute an.
Was die Ruinen, seien es nun zivile bzw. Wohngebäude oder Industrieanlagen, anbelangt, so stelle ich fest, daß es mich sogar immer mehr bedrückt. Insbesondere in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet muß ich ständig mitansehen, wie alte schöne Gebäude, Zeugen einer Baukunst und Ästhetik aber auch Orte von Produktivität und Schaffenskraft unwiderbringlich vernichtet werden um anschließend von aus Fertigbauteilen zusammengesteckten Gebäudeimitaten ersetzt zu werden.
Dieser überall sichtbare Niedergang stößt mich mitlerweile eher ab, als das er mich noch irgendwie anzieht.