hier der Inhalt der beiden Artikel:
Herdecke: Rückbau der Brache, Abriss des Cuno-Schornsteins
Erst muss der Kran weg, dann werden die Gebäude auf dem Cuno-Gelände abgerissen. Auch der Schornstein soll fallen. Das sind die weiteren Pläne.
Mit der Demontage des riesigen Portalkrans auf dem ehemaligen Kohlelagerplatz gibt MarkE den Startschuss für den Rückbau der Industriebrache oberhalb der Wetterstraße. Für die nächsten zwölf Monate ist der Abriss aller Gebäude geplant. Am Ende, irgendwann im Winter 2022/2023, soll auch der Cuno-Schornstein fallen. Was mit der dann freigezogenen Brache passieren soll, darüber informierte Oliver Rabe, Projektleiter für den Rückbau der Kohlekraftwerksstandorte Werdohl und Herdecke, vor Ort. Bei einem Rundgang über das Gelände erläuterte er Hintergründe sowie Zeit- und Zukunftspläne des Unternehmens.
„Der Kranabbau ist die Initialzündung für den Rückbau des 20.000 Quadratmeter großen Geländes, für das wir die Verkehrssicherungspflichten haben. Denen kommen wir auch nach, aber es wird immer schwerer, sie einzuhalten, weil sich das hier zu einem Abenteuerspielplatz entwickelt.
Es gibt viel Vandalismus und viele Leute, die hier ihr Unwesen treiben. Das Gelände ist schwer einsehbar, so dass wir es über den Pförtner mit Kameras überwachen lassen. Deswegen fiel der Entschluss, alle Gebäude zurückzubauen, damit der Abenteuerspielplatz weg ist“, so Oliver Rabe.
Im Laufe der nächsten zwölf Monate solle das passieren, die Auftragsvergabe für den Abriss erfolge diese Woche. „Gleichzeitig erfolgt die Genehmigungseinholung über die Verfahrensweise für den Rückbau des Schornsteins“, so Oliver Rabe. Das könne nämlich entweder durch Sprengung oder durch manueller Abtrag geschehen. Man rechne mit etwa einem Jahr zu Erteilung der Genehmigung. Vorab gelte es überdies, noch diverse Fakten zu klären – unter anderem auch, ob der Hang stabil genug für eine Sprengung ist. „Wir hoffen, dass wir ihn sprengen können“, sagt Oliver Rabe. Die Sprengung dauere 33 Sekunden; allerdings müssten danach 20.000 Kubikmeter Schutt aufbereitet werden.
Apropos aufbereiten: Das Material aus dem Abriss werde zu 98 Prozent recycelt, so der Projektleiter. Und ergänzt: „Metall, Schrott, Ziegel, alles ist Recyclingmaterial. Nur Schadstoffe wie zum Beispiel Dämmstoffe werden entsorgt. Damit hat das Projekt eine hohe Nachhaltigkeit, was uns als Unternehmen wichtig ist. Wir haben die Kohlekraftwerke als erste abgeschaltet, waren also früh dabei, den Ausstieg aus der Kohle als Unternehmen durchzuführen.“
Und was passiert mit dem Gelände, wenn es dann am Ende komplett freigezogen ist? „Wir haben lange überlegt, was wir tun. Auch ein Gewerbegebiet war Teil der Überlegungen, aber die Zufahrt ist bekanntlich nicht die beste. Und eine Wohnbebauung ist schwierig in der Nachbarschaft zu einem Kraftwerk“, sagt Oliver Rabe und deutet in Richtung des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks, das in der Tat den wunderbaren Blick vom hochgelegenen Gelände über die Ruhrlandschaft stört. Man kenne das ja, dass immer wieder Leute gegen etwas klagten, wohl wissend, dass es bereits existierte, lange bevor sie damit konfrontiert wurden. Rabe: „Wir haben uns dann dazu entschieden, hier eine große Photovoltaikanlage zu errichten. Auch um deutlich zu machen, dass regenerative Energien zusammen mit konventionellen Kraftwerksstandorten eine sehr innovative Art der Stromerzeugung ist.“
Weiterverwertung statt Verschrottung
Die Kosten für die Demontage des Portalkrans liegen laut Oliver Rabe bei ca. 10.000 Euro.
„Die Firma Teichmann finanziert den Abbau; wir bekommen einen Verkaufserlös“, so Rabe.
Mark E hätte den Kran auch verschrotten können, was aber nicht der Idee der Nachhaltigkeit entsprochen hätte, betonte Oliver Rabe auch vor dem Hintergrund, dass sich sein Unternehmen einer nachhaltigen Energieerzeugung verschrieben habe.
„Es kann sein, dass der Kran später noch einmal an einem Hafenbecken eingesetzt wird“, so der Projektleiter weiter.
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Photovoltaikanlage auf Cuno-Brache in Herdecke geplant
Herdecke. Nach dem Abriss aller Gebäude soll auf der Cuno-Brache oberhalb der Wetterstraße eine Photovoltaikanlage entstehen. So sehen die Pläne aus.
Kohle hat als Energielieferant ausgedient. Dem Ausstieg aus dem Kohleabbau hat auch das Unternehmen Enervie bzw. dessen Tochterunternehmen MarkE mit der Stilllegung des Cuno-Kraftwerks in Herdecke Rechnung getragen. Wo einst die Steinkohle dafür auf Schienen angeliefert und anschließend auch gelagert wurde, soll in Zukunft aus Sonnenstrahlen Energie gewonnen werden.
Ein riesiges Relikt aus der Kohle-Ära ist der Portalkran, der am Donnerstag demontiert wurde. Schon von der Wetterstraße aus waren die großen Autokrane zu sehen, mit denen die Firma Teichmann aus Essen die Demontage des alten Portalkrans durchführte. „Vorgestern haben wir die Teile für den Aufstieg abgebaut, gestern dann die Laufkatze“, erklärte Necdat Sezgin von der Fachfirma.
Am Donnerstag sicherte das Team zunächst die knapp 60 Meter lange Brücke mit Ketten an den Autokranen, bevor die seitlichen Träger abgebaut wurden. Die drei Autokrane – ein 300-Tonner, ein 200-Tonner und ein 100-Tonner – würden das Gewicht der Brücke am Ende halten, meinte Necdat Sezgin bestimmt. Nach dem Abbau der Träger wurde die in der Luft schwebende Brücke einmal gedreht und parallel zum Hang abgelegt. Auf dem Boden haben Sezgin und sein Team sie dann in drei Teile zerlegt, bevor sie nach Essen transportiert wird. Kein einfaches Unterfangen; denn der Weg raus aus dem Wald und hinunter zur Wetterstraße ist eng. Spezialtransporter sollen den zerlegten Kran ab Freitag abtransportieren. „Vielleicht muss dafür auch mal eine Leitplanke abgebaut werden“, meinte Necdat Sezgin abschließend.
Der knapp 60 Meter lange Portalkran stammt aus der Zeit, als die Kohle noch auf der Ebene unterhalb des Lagerplatzes aus Richtung Hagen auf Schienen angeliefert wurde. „Die Kohle kam mit dem Zug an, und der Greifer ragte über die Mauer hinaus, hat die Kohle rausgenommen und hier oben auf dem Platz abgelegt“, so Heiko Zander, bei MarkE Standortverantwortlicher für die Anlagen in Herdecke und Hagen-Emst. Und Projektleiter Oliver Rabe erklärt, dass dies bis zur Stilllegung des Kohlekraftwerks vor etwa zwölf Jahren noch genau so ablief. Nun steht der Rückbau der Brache an, und damit zugleich ein Schritt in Richtung Zukunft.
„Das Gelände liegt zur Sonne hin gut, es stört keinen, und es ist eine alte Industriebrache“, führt Oliver Rabe die Vorteile des Standorts für eine Photovoltaikanlage auf. Und weiter: „Die Versiegelung bleibt, die Anlage soll überall dort, wo es möglich ist, mit Ausrichtung zur Sonne installiert werden. Das ist ein gutes Projekt für Herdecke, es passt hier hin und unterstreicht unsere Kompetenz als Energieversorger.“ Natürlich habe das Unternehmen zuvor auch überlegt, das Gelände zu verkaufen, aber nach allen Abwägungen habe sich am Ende „Photovoltaik die ideale Nachnutzung“ herausgestellt.
Zum Rückbau des 248 Meter hohen Cuno-Schornsteins verweist der Projektleiter auf eine neue Sprengtechnologie, die einen Schornstein während des Sprengens sozusagen „faltet“. „Drei Firmen haben sich das bereits angesehen und versichert, dass das kein Problem sei“, so Oliver Rabe. Rund um den Schornstein, der 1983/84 gebaut worden sei, habe es damals viele Beschwerden aus der Bürgerschaft gegeben, erinnert der Projektleiter. Die Gefühle seien da aktuell wohl gemischt und reichten von Schandfleck bis Landmarke. „Aber“, so betont er, „die Unterhaltung ist von einem wirtschaftlichen Unternehmen nicht zu tragen. Die Flugbesicherung muss sichergestellt sein, ebeso die Betonsanierung, und alle zwei Jahre erfolgt eine TÜV-Prüfung auf Standsicherheit.“ Wann der Schornstein am Ende fallen wird, das vermochte Oliver Rabe am Donnerstag noch nicht vorauszusagen: „Es wird wohl im Winter 2022/2023 sein. Aber es kann sein, dass es auch noch mal um ein Jahr verschoben wird.