Loch
erfahrenes Mitglied
Ich war letztens vor Ort und habe an der Führung teilgenommen. Der Führer war mit Fakten sehr fit und in zahlreichen Belangen sehr kompetent.
Im Verlauf dieses Threads wurden schon viele Fakten genannt. Daher fasse ich mich mal kurz bzw. gehe nur auf einzelne Fakten und Themen ein. Den Artikel im Spiegel habe ich gelesen. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Ursprünglich waren die beiden Röhren des ehemaligen Ausweichsitzes der Bundesregierung Teil eines Eisenbahntunnel-Projekts, das vor dem 1. Weltkrieg gestartet wurde. Aus technischen Gründen konnten keine großen Steigungen erklommen werden, weshalb die Tunnel zur Entlastung vorhandener Strecken notwendig waren (Verbindung Lothringen-Ruhrgebiet für Stahlindustrie) bzw. im Verlauf des 1. Weltkrieges zur Versorgung der Westfront angedacht waren. Dies war Bestandteil des Schliefen Plans.
Die Strecke wurde nie fertig gestellt. Der (dann) einspurige Ausbau wurde nach 1918 von den Besatzungsmächten gestattet, da es der Bevölkerung Arbeit gab. Ein Zug ist dort im Endeffekt nie gefahren.
Die folgende braune Epoche überspringe ich; Stichwörter "Außenstelle von Buchenheim", "V2", ... keine schöne Geschichte.
Die Geschichte des eigentlichen Bunkerbaus ist lang. "Getarnt" wurde der Bau durch öffentliche Bekanntmachung von Sprengausbildungen für das neu geschaffene THW, dessen Ausbildungsstätte des Bundes in unmittelbarer Nähe war. Diese war erst in Mariental, dann in Bad-Neuenahr Ahrweiler, heute AKNZ (siehe Google, schön da!). Der Führer hat zahlreiche Beispiele von geheimgehaltenen Bauprodukten, -abschnitten etc. erzählt. Unter dem Deckmantel "THW" wurde sehr viel beschafft. Jedes Detail kann ich leider nicht wieder geben. Die Hauptzugangstore kamen/kommen von MAN, die damals sehr erfahren im Bau von Schleusen (Schifffahrt) waren.
Tarnen und Täuschen war an der Tagesordnung. Leider nicht sonderlich erfolgreich. Nach dem Mauerfall wurde sehr schnell bekannt, dass die Stasi meist schneller selbst kleinste Details über das Projekt besaß, als sie im nahen Bonn angekommen waren. Azubis der zur Unterhaltung notwendigen Handwerke wurden bei der Kammer stets als "Winzerlehrlinge" aus dem Ahrtal geführt.
Gebaut wurde der ganze Bumms auf "Wunsch" (ausdrückliche Empfehlung) und nach Standards der NATO. Im Bezug auf die Tiefe des Bauwerkes wurden diese jedoch nicht erreicht. Jedoch konnte nicht tiefer gearbeitet werden, da die Röhren nunmal bereits vorhanden waren und tiefere Arbeiten eine Freisetzung des Grundwassers in das Bauwerk zur Folge gehabt hätten.
Der Bunker entstand in zwei der fünf Tunnel. Wenn ich den Führer richtig verstanden habe, existieren heute noch die beiden ehemaligen Bunkerröhren und noch zwei weitere Tunnel, die eine mir unbekannte Verwendung haben. Der fünfte Tunnel soll nicht mehr existent sein. Die beiden Tunnel des Bunkers wurden durch einen Gang verbunden, damit das Bauwerk zusammen hing und niemand beim Wechsel der Quartiere "an die Luft" musste (siehe Fotos).
Röhre West bestand auf drei, Röhre Ost aus zwei Bereichen. Diese waren alle gleich bestückt (Unterbringung, Kommandoraum, Küche, Energieversorgung, usw.) und ein Bereich konnte im Notfall zwei bis drei weitere Bereicht energetisch mitversorgen. Das gesamte System mit abgehenden Stollen, Notausgängen, Versorgungsschächte, etc. war ca. 17 Kilometer lang. Die heutige Dokumentationsstätte zeigt nachgestellt(!) auf 200 Metern ganz im Osten einen Ausschnitt des Ganzen. Die gezeigten Räume waren somit ursprünglich anders genutzt. Da mit dem Abriss die Dokumentationsstätte nicht vorgesehen war, verblieb das Inventar und Mobiliar nicht vor Ort, vieles ist und bleibt verschwunden. Noch heute halten die Mitarbeiter auf dem Markt Ausschau nach originalen Objekten.
Vorgesehen war der Ausweichsitz für max. 6000 Personen: Bundespräsident, Bundeskanzler, Notparlament, Minister, Vertreter von Institutionen (wie Bundesbank) und die Bundeswehr [kein Anspruch auf Vollständigkeit], verteilt auf die oben genannten Bereiche. Der Bereich der Bundeswehr war am Ende der am modernsten ausgestattete Teil. Alle "Besucher" hätten im Falle ohne Familie, Freunde, Bekannte dort unterkommen müssen. Während der alle zwei Jahre stattfindenden 14-tägigen Übungen zum 3. Weltkrieg, als auch außerhalb der Szenarien, hat sich nie ein Bundespräsident oder -kanzler dort blicken lassen. Zu Übungen wurden stets Vertreter, meist Kanzleramtsminister, entsendet ("Bundeskanzler üb."). Die Dokumentationsstätte wurde einmal von Bundespräsidenten a.D. Wulf mit Ehefrau und dem Ministerpräsidenten a.D. (RLP) Beck besichtigt, darunter das nachgestellte spartanische Quartier für den Bundespräsidenten. Auf Nachfrage der First Lady, wo (in welchem Raum) sie (ihre Vorgängerin) untergekommen wäre, wurde sie vom Führer darüber in Kenntnis gesetzt, dass auch die Frau des Bundespräsidenten den 3. Weltkrieg live außerhalb des Bunkers hätte mit ansehen müssen. Frau Wulf war not amused. Seit dem war kein hoher Vertreter mehr vor Ort.
Wie bereits im Thread beschrieben, wurde das System aus zahlreichen Gründen zurückgebaut. Veräußerungsprojekte sind gescheitert, Brandschutzauflagen für Nachnutzer waren zu groß und der Umweltschutz war ein überzeugendes Argument. Fakt ist, der totale Rückbau auf eine nackige Röhre war der kostengünstigste Ansatz: 35 Millionen.
Die Dokumentationsstätte, die sich ohne Zuschüsse trägt/tragen muss, konnte nur gegründet waren, da Interessensgemeinschaften mit dem Bund ausgehandelt haben, ein paar Meter des Bauwerks zu erhalten. Der ursprüngliche Plan sah dies nicht vor; die Tunnelbohr/-abriss-Maschine wurde auf Anweisung von "ganz oben" in letzter Sekunde gestoppt. Bis auf die Dokumentationsstätte ist vom Bauwerk nichts mehr über, bis auf die leeren Röhren. Der Verbindungstunnel 60 Meter tief zwischen Tunnel West und Ost ist komplett überflutet. Eine unterirdische Verbindung bis Bonn gibt und gab es nicht. Der Führer kommentierte dies mit "[...] wir suchen noch. Wir werden aber nichts finden!". Spannender ist, dass bis heute nicht alle Dokumente, die den Bau und Betrieb des Bunkers beschreiben, auffindbar und/oder freigegeben sind.
Kleine Geschichte zum Schluss: An der Stelle der Führung, an der die Gruppe vor dem riesigen Stahlgitter steht und in die schwarze Tiefe der leeren Röhre guckt, nimmt der Gästeführer eine Papiertüte, pustet sie auf und lässt sie platzen. Anhand des (Echo-) Geräuschs ist zu hören, dass bis auf ein paar Überreste von Trennwänden bis zum Ende des Tunnels nichts übrig ist. Leider habe ich nicht die Zeit des Echos gestoppt (Bestimmung der Tunnellänge).
Bei dieser Gelegenheit hat der Führer erzählt, vor einiger Zeit stand er mit einer Gruppe genau so dort, als auf einmal mitten aus dem tiefen schwarzen "Nichts" der Röhre zwei Taschenlampen auftauchten. Der Kommentar dazu war: "Die Überraschung war auf beiden Seiten groß" :lol: Zwei "Hobby-Tunnelforscher" hatten sich (irgendwo) rein gegraben. Die Öffnung wurde wieder (besser) verschlossen.
So, Butter bei die Fische; wer von euch war es?!
- Anbei noch Fotos (Handy) -
Im Verlauf dieses Threads wurden schon viele Fakten genannt. Daher fasse ich mich mal kurz bzw. gehe nur auf einzelne Fakten und Themen ein. Den Artikel im Spiegel habe ich gelesen. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Ursprünglich waren die beiden Röhren des ehemaligen Ausweichsitzes der Bundesregierung Teil eines Eisenbahntunnel-Projekts, das vor dem 1. Weltkrieg gestartet wurde. Aus technischen Gründen konnten keine großen Steigungen erklommen werden, weshalb die Tunnel zur Entlastung vorhandener Strecken notwendig waren (Verbindung Lothringen-Ruhrgebiet für Stahlindustrie) bzw. im Verlauf des 1. Weltkrieges zur Versorgung der Westfront angedacht waren. Dies war Bestandteil des Schliefen Plans.
Die Strecke wurde nie fertig gestellt. Der (dann) einspurige Ausbau wurde nach 1918 von den Besatzungsmächten gestattet, da es der Bevölkerung Arbeit gab. Ein Zug ist dort im Endeffekt nie gefahren.
Die folgende braune Epoche überspringe ich; Stichwörter "Außenstelle von Buchenheim", "V2", ... keine schöne Geschichte.
Die Geschichte des eigentlichen Bunkerbaus ist lang. "Getarnt" wurde der Bau durch öffentliche Bekanntmachung von Sprengausbildungen für das neu geschaffene THW, dessen Ausbildungsstätte des Bundes in unmittelbarer Nähe war. Diese war erst in Mariental, dann in Bad-Neuenahr Ahrweiler, heute AKNZ (siehe Google, schön da!). Der Führer hat zahlreiche Beispiele von geheimgehaltenen Bauprodukten, -abschnitten etc. erzählt. Unter dem Deckmantel "THW" wurde sehr viel beschafft. Jedes Detail kann ich leider nicht wieder geben. Die Hauptzugangstore kamen/kommen von MAN, die damals sehr erfahren im Bau von Schleusen (Schifffahrt) waren.
Tarnen und Täuschen war an der Tagesordnung. Leider nicht sonderlich erfolgreich. Nach dem Mauerfall wurde sehr schnell bekannt, dass die Stasi meist schneller selbst kleinste Details über das Projekt besaß, als sie im nahen Bonn angekommen waren. Azubis der zur Unterhaltung notwendigen Handwerke wurden bei der Kammer stets als "Winzerlehrlinge" aus dem Ahrtal geführt.
Gebaut wurde der ganze Bumms auf "Wunsch" (ausdrückliche Empfehlung) und nach Standards der NATO. Im Bezug auf die Tiefe des Bauwerkes wurden diese jedoch nicht erreicht. Jedoch konnte nicht tiefer gearbeitet werden, da die Röhren nunmal bereits vorhanden waren und tiefere Arbeiten eine Freisetzung des Grundwassers in das Bauwerk zur Folge gehabt hätten.
Der Bunker entstand in zwei der fünf Tunnel. Wenn ich den Führer richtig verstanden habe, existieren heute noch die beiden ehemaligen Bunkerröhren und noch zwei weitere Tunnel, die eine mir unbekannte Verwendung haben. Der fünfte Tunnel soll nicht mehr existent sein. Die beiden Tunnel des Bunkers wurden durch einen Gang verbunden, damit das Bauwerk zusammen hing und niemand beim Wechsel der Quartiere "an die Luft" musste (siehe Fotos).
Röhre West bestand auf drei, Röhre Ost aus zwei Bereichen. Diese waren alle gleich bestückt (Unterbringung, Kommandoraum, Küche, Energieversorgung, usw.) und ein Bereich konnte im Notfall zwei bis drei weitere Bereicht energetisch mitversorgen. Das gesamte System mit abgehenden Stollen, Notausgängen, Versorgungsschächte, etc. war ca. 17 Kilometer lang. Die heutige Dokumentationsstätte zeigt nachgestellt(!) auf 200 Metern ganz im Osten einen Ausschnitt des Ganzen. Die gezeigten Räume waren somit ursprünglich anders genutzt. Da mit dem Abriss die Dokumentationsstätte nicht vorgesehen war, verblieb das Inventar und Mobiliar nicht vor Ort, vieles ist und bleibt verschwunden. Noch heute halten die Mitarbeiter auf dem Markt Ausschau nach originalen Objekten.
Vorgesehen war der Ausweichsitz für max. 6000 Personen: Bundespräsident, Bundeskanzler, Notparlament, Minister, Vertreter von Institutionen (wie Bundesbank) und die Bundeswehr [kein Anspruch auf Vollständigkeit], verteilt auf die oben genannten Bereiche. Der Bereich der Bundeswehr war am Ende der am modernsten ausgestattete Teil. Alle "Besucher" hätten im Falle ohne Familie, Freunde, Bekannte dort unterkommen müssen. Während der alle zwei Jahre stattfindenden 14-tägigen Übungen zum 3. Weltkrieg, als auch außerhalb der Szenarien, hat sich nie ein Bundespräsident oder -kanzler dort blicken lassen. Zu Übungen wurden stets Vertreter, meist Kanzleramtsminister, entsendet ("Bundeskanzler üb."). Die Dokumentationsstätte wurde einmal von Bundespräsidenten a.D. Wulf mit Ehefrau und dem Ministerpräsidenten a.D. (RLP) Beck besichtigt, darunter das nachgestellte spartanische Quartier für den Bundespräsidenten. Auf Nachfrage der First Lady, wo (in welchem Raum) sie (ihre Vorgängerin) untergekommen wäre, wurde sie vom Führer darüber in Kenntnis gesetzt, dass auch die Frau des Bundespräsidenten den 3. Weltkrieg live außerhalb des Bunkers hätte mit ansehen müssen. Frau Wulf war not amused. Seit dem war kein hoher Vertreter mehr vor Ort.
Wie bereits im Thread beschrieben, wurde das System aus zahlreichen Gründen zurückgebaut. Veräußerungsprojekte sind gescheitert, Brandschutzauflagen für Nachnutzer waren zu groß und der Umweltschutz war ein überzeugendes Argument. Fakt ist, der totale Rückbau auf eine nackige Röhre war der kostengünstigste Ansatz: 35 Millionen.
Die Dokumentationsstätte, die sich ohne Zuschüsse trägt/tragen muss, konnte nur gegründet waren, da Interessensgemeinschaften mit dem Bund ausgehandelt haben, ein paar Meter des Bauwerks zu erhalten. Der ursprüngliche Plan sah dies nicht vor; die Tunnelbohr/-abriss-Maschine wurde auf Anweisung von "ganz oben" in letzter Sekunde gestoppt. Bis auf die Dokumentationsstätte ist vom Bauwerk nichts mehr über, bis auf die leeren Röhren. Der Verbindungstunnel 60 Meter tief zwischen Tunnel West und Ost ist komplett überflutet. Eine unterirdische Verbindung bis Bonn gibt und gab es nicht. Der Führer kommentierte dies mit "[...] wir suchen noch. Wir werden aber nichts finden!". Spannender ist, dass bis heute nicht alle Dokumente, die den Bau und Betrieb des Bunkers beschreiben, auffindbar und/oder freigegeben sind.
Kleine Geschichte zum Schluss: An der Stelle der Führung, an der die Gruppe vor dem riesigen Stahlgitter steht und in die schwarze Tiefe der leeren Röhre guckt, nimmt der Gästeführer eine Papiertüte, pustet sie auf und lässt sie platzen. Anhand des (Echo-) Geräuschs ist zu hören, dass bis auf ein paar Überreste von Trennwänden bis zum Ende des Tunnels nichts übrig ist. Leider habe ich nicht die Zeit des Echos gestoppt (Bestimmung der Tunnellänge).
Bei dieser Gelegenheit hat der Führer erzählt, vor einiger Zeit stand er mit einer Gruppe genau so dort, als auf einmal mitten aus dem tiefen schwarzen "Nichts" der Röhre zwei Taschenlampen auftauchten. Der Kommentar dazu war: "Die Überraschung war auf beiden Seiten groß" :lol: Zwei "Hobby-Tunnelforscher" hatten sich (irgendwo) rein gegraben. Die Öffnung wurde wieder (besser) verschlossen.
So, Butter bei die Fische; wer von euch war es?!
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