Bei meinem ersten Shooting mit einem Model in einer verlassenen Villa in Wuppertal konnte man noch durch eine der Seitentüren das Gebäude betreten. Dort lag bereits eine Penny-Tüte mit frischen Kartoffeln, daher haben wir uns schon gedacht, dass wir vermutlich nicht alleine dort sind.
Da wir aber auch zu viert waren, haben wir im Erdgeschoss angefangen, Bilder zu machen. Es dauerte aber nicht lange, dann wurde klar, dass noch jemand anderes da war. Aus den oberen Stockwerken hörte man schwere Schritte und eine laute Stimme, die Selbstgespräche führte. Es war schon etwas unheimlich, da die Stimme auch aggressiv wirkte.
Nach einer halben Stunde oder so kam die Person dann irgendwann durchs Treppenhaus herab. Die Treppe führte an dem Raum vorbei, in dem wir uns gerade aufhielten, so dass wir erst einmal ruhig geblieben sind und hofften, dass die Person einfach ohne uns zu bemerken an uns vorbei geht.
Der Wunsch ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Als die Person in dem Raum mit der Kartoffeltüte war, rief sie plötzlich: "Hier ist doch jemand! Ich rieche doch Parfüm!" Und kam dann in den Raum, in dem wir waren.
Und so stand dann ein langhaariger Hausbesetzer vor uns, der daraufhin 15 Minuten lang laut und ohne Punkt und Komma auf uns einredete, dass wir doch bitte gehen mögen. Er hätte eine Genehmigung von der Diakonie, dass er sich dort im Haus aufhalten dürfte, im "Gegenzug macht er etwas Objektschutz". Ja, klar... ^^
Vernünftig mit ihm reden war nicht möglich, da ich, wie er mir mitteilte, einen "verwirrten und nicht vertrauenserweckenden Eindruck" auf ihn machte. Schade.
Da mein Model und ihre beste Freundin, die als Begleitperson mit dabei war, allerdings sichtlich eingeschüchtert waren von dem Herren, haben wir das Shooting abgebrochen.
Später habe ich von einer anderen Fotografin erfahren, dass es sich bei dem Herren um Ben handelt, der wenig überraschend keine Genehmigung von der Diakonie hat.
Als wir draußen vor dem Haus standen, um unsere Sachen alle ordentlich in unsere Taschen zu packen, die wir bei unserem freiwilligen Rückzug vorher einfach nur unter die Arme geklemmt hatten, hörte man, wie er polternd die Treppe wieder nach oben stampfte und wild rumbrüllte. Was genau er sagte, war allerdings nicht zu verstehen.
Bei keinem meiner weiteren Besuche habe ich ihn wieder angetroffen...
P.S.: An derselben Location befinden sich auch blutige Handdrücke an einem Türrahmen... ^^