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Der Schatz von Pierlepont

Neandertaler

erfahrenes Mitglied
Das am unteren Wiesenrand, nördlich des ehemaligen Hochdahler Hofes
gelegene, wildbewachsene, kleine Grundstück ist der Standort des
ehemaligen winzigen Fachwerkkottens Schloß Pierlepont, das zuletzt als
Gesindehaus zum Gut Hochdahl gehörte. Das teilweise noch erkennbare
Grundmauerwerk aus leicht verwitterten Bruchsteinen dürfte wohl als
Überbleibsel eines sehr alten Gebäudes angesehen werden, das wieder neu
aufgebaut wurde. Ein zweites, noch kleineres Häuschen, das etwas
nördlich dicht daneben stand, ist im Jahre 1904 abgebrannt. Nach den
vorgefundenen Ziegelsteinresten müßte dieses Gebäude jüngeren Datums
sein. Weitere Spuren von Gebäuden wurden bei der Rodung des Waldes im
Jahre 1925 nicht gefunden. Aus alten Unterlagen geht hervor, daß dieser
Fachwerkkotten schon immer die Bezeichnung »Schloß« trug und der etwas
weiter unterhalb in westlicher Richtung liegende Rotten mit Schloßaue
bezeichnet wird. Während das Häuschen Schloß Pierlepont Ende der 60er
Jahre mit dem Hochdahler Hof abgerissen wurde, ist das Gebäude Schloßaue
heute ein Bürohaus der Firma Er-We-Pa. Obwohl es über das obere Häuschen, Schloß
Pierlepont, viele Geschichten und Sagen gibt, ist von einem Schloß nie
die Rede. Allerdings gibt uns der französisch klingende Name von dem
armseligen Häuschen heute noch manches Rätsel auf. »Pierlepont« oder
»Piere le pont«, das übersetzt »Peter Brücke« heißt, könnte ein
verarmtes Familienmitglied der Familie Bavier vom Haus Brück gewesen
sein. Laut Eintrag in einem alten Kirchenbuch der reformierten Gemeinde
Erkrath, wurde am 1.10.1702 ein Peter Brück zur Bauwr (Schreibweise von
damals) in Erkrath begraben und zwar mit dem billigsten Bahrtuch. Sein
Tod erfolgte wenige Wochen nach der fürchterlichen Verwüstung des
Bergischen Landes durch die Franzosen. Es wäre möglich, daß Peter Brück
während der Raubzüge in französischen Diensten gestanden hat und dabei
den fremden Namen annahm, der an seinem verfallenen Wohnsitz haften blieb.

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*Der Schatz von Pierlepont. *

In den Kreisen derer, die sich mit solchen Dingen befaßten, war es schon
immer ausgemachte Sache, daß vergrabene Schätze von gutem Gold, Silber
und edlem Gestein nur zu heben waren, wenn bestimmte Regeln und
Gebräuche streng eingehalten wurden. Ein solcher Schatz, der von seinem
rechtmäßigen Besitzer, vielleicht infolge vorzeitigen Todes oder
sonstiger Verhinderung, nicht wieder ans Licht gebracht und von den
Nachkommen oder Erbberechtigten nicht gefunden werden konnte und nun
schon hundert oder zweihundert Jahre oder gar noch länger in seinem
kupfernen Kessel in der Erde ruht, wird von den Unterirdischen gehütet
und immer nur denjenigen ausgeliefert, die das Brauchtum kennen und
stark genug sind, es durchzuführen. Meist wird der Schatz von einer
Kröte mit glühenden Augen bewacht. Diese Kröte anzufassen, ist
gefährlich. Wer jemals sie aufzuheben versuchte, soll noch immer die
Erfahrung gemacht haben, daß dies auch mit beiden Händen nicht möglich
war, so schwer kann sie sich machen.
Außerdem färbten sich die Finger an den Berührungsstellen auf Lebenszeit
schwarz! Es bleibt also, wenn die Nacht gekommen ist, in der man den
Schatz heben könnte, keine andere Möglichkeit, als die Kröte von ihrem
Platz wegzulocken. Ist dies gelungen, so muß man wohl zusehen, daß man
mit der Arbeit, die man nicht vor Mitternacht beginnen darf, vor dem
Glockenschlage Eins fertig wird, weil sonst der Topf mit dem Schatz in
eine unerreichbare Tiefe versinkt und in den Besitz der Unterirdischen
über geht.
In der Nähe von Erkrath lag ein solcher Schatz, wie es hieß, in einem
Walde nicht weit von einem kleinen Fachwerkhäuschen, das in der ganzen
Umgebung den stolzen Namen "Schloß Pierlepont" führte, und zwar nach dem
Namen seines Besitzers. Dieser, ursprünglich Peter Brück geheißen, hatte
als die Franzosen ins Land kamen, es für angebracht gehalten, sich
"Pierre le Pont" zu nennen. Aber auch das half dem späten Sprößling
eines einst reichen und sehr angesehenen Geschlechts nichts mehr. Der
Mann war haltlos geworden und trank sich um Hof und Besitz, bis er sich
in dieses armselige Hüttchen zurückziehen mußte. Und das nannten die
Leute im Scherz ein "Schloß".

Den Pierre le Pont wurmte das, und der Wunsch, sein Ansehen bei den
Leuten wieder herzustellen, ließ ihm Tag und Nacht keine Ruhe. Und kaum
hatte er erfahren, daß in seinem Stückchen Wald ein Schatz vergraben
liege, da wollte er schon nichts unversucht lassen, ihn in seinen Besitz
zu bringen.
Zum Glück besaß er in seinem Nachbarn Jupp Angenend einen Freund, mit
dem er Pferde hätte stehlen können, der aber auch Manns genug war, es
auf eine Begegnung mit dem Teufel selbst ankommen zu lassen. Dem
vertraute er sich an, und siehe da, der Nachbar war auf der Stelle
bereit, sich in das Abenteuer einzulassen! Wenn sie nur erst wüsten, wo
der Schatz läge!
Weil nun aber der Pierre le Pont im Wachen und Schlafen von dem Gedanken
ausgefüllt war, er müsse den Schatz finden und heben, kam ihm eines
Tages der Zufall zu Hilfe, und --- noch wunderbarer --- es war gerade
für lange Zeit der einzig richtige Tag. Da also fand er die Stelle, da
saß auf einem flachen Stein eine Kröte mit goldfunkelnden Augen und
wiegte den Kopf hin und her. Pierre wußte nun Bescheid: in der kommenden
Nacht mußte es geschehen. Er rührte die Kröte nicht an, merkte sich aber
genau die Lage des Steines, auf dem sie saß, und rannte schleunigst zu
seinem Freunde und Nachbarn hinüber, die Angelegenheit zu bereden und
alle Vorbereitungen zu treffen.
Der Nachbar stellte eine Leuchte und eine Schaufel bereit. Pierre wählte
einen handlichen Spaten, außerdem aber sammelte er, einer plötzlichen
Eingebung folgend, eine ganze Handvoll Schnecken.
Mit welcher Ungeduld die beiden die Nacht erwarteten, kann man sich
vorstellen. Es wollte gar nicht Mitternacht werden. Endlich war es aber
doch so weit, und sie stapften in den Wald. Da war eine rabenschwarze
Finsternis. Die Leuchte gab nur einen geringen Schein. Wahrhaftig, die
Kröte saß noch immer auf dem Stein. Sie wiegte sich immer noch hin und
her. Dabei hatte sie immer ein Auge offen und eins zu, --- aber
vielleicht konnte sie das Licht nicht vertragen. Die Augen schienen aber
tatsächlich zu glühen. Es war eine unheimliche Kröte. Es war auch sonst
alles unheimlich, es blitzte überall . . . und . . .
Ja, hätte nun die Kröte ihre Pflicht getan und den Auftrag, den ihr die
Unterirdischen gegeben hatten, gewissenhaft erfüllt, --- Pierre und Jupp
wären niemals rechtzeitig an den Schatz herangekommen. Aber sie hatte
ihre schwache Stelle, und als ihr Pierre eine lange Reihe Schnecken
hinlegte, konnte sie nicht widerstehen und schleckte eine Schnecke nach
der anderen; da war sie denn unversehens hinweggelockt von der Stelle,
die sie bewachen sollte, und konnte nicht mehr zurück, denn der erste
Spatenstich war getan.

Die Männer gruben und gruben, fanden zwar noch nichts, waren aber
sicher, dem Schatze immer näher zu kommen; die Unterirdischen gaben ihn
wohl nicht gern heraus, sonst hätten sie nicht so hurtig ein Gewitter
zusammengebraut. Es donnerte schon, und der Sturm rauschte in den
Bäumen. Nun arbeiteten sie im Schweiße ihres Angesichts; wenn sie in der
nächsten Viertelstunde nichts fänden, würde alles Mühen umsonst gewesen
sein ... Sie wurden schon immer ungeduldiger und zappeliger. Sie sahen
sich scheu nach der Kröte um, die immer noch da saß und mit ihren
glühenden Augen zu blinzeln schien, --- und das Wetter kam immer näher,
und es wollte sich immer noch kein Topf zeigen . . . "Verflucht",
knirschte Angenend, der vor Anstrengung keuchte, "es ist gleich Eins!"
Pierre le Pont erschrak nicht wenig, denn beim Schatzgraben darf doch
kein Wort gesprochen werden, --- aber in demselben Augenblick stieß er
auf etwas Hartes; da arbeiteten sie beide fieberhaft weiter, da war der
erwartete Kessel, nein, es war ein alter Eimer, den sie jetzt mit
vereinten Kräften heraushoben; der war zwar auch mit einem Deckel
verschlossen und offenbar gefüllt, aber doch nicht so schwer, als ob er
eitel Gold und Silber enthielte. Doch blieb keine Zeit zu Überlegungen,
sie konnten froh sein, den Schatz in ihren Händen zu halten, es schlug
gerade Eins von der Turmuhr in Erkrath; --- und es war noch alles nach
Wunsch gegangen, außer daß jetzt das Gewitter mit aller Macht über sie
kam und sie bis auf die Haut naß wurden. Eilends strebten sie dem
Hüttchen zu, das "Schloß Pierlepont" hieß, und barsten fast vor Neugier.
Und, --- nun durften sie auch wieder sprechen, was während der Hebung
des Schatzes unmöglich war, denn dann wäre dieser wohl in den tiefsten
Grund versunken. Allerdings, einmal hatte sich ja der Angenend vergessen
und benahe zum Sprechen angesetzt, --- oder hatte er gar schon etwas
gesagt?, --- und beinahe hätte ihn der Pierre le Pont heftig
zurechtgewiesen, aber er hatte es hinunterschlucken können, was er schon
auf der Zunge hatte, --- jedenfalls war der kleine Zwischenfall von den
Unterirdischen nicht bemerkt worden. Und nun stand im wohlverschlossenen
Gelaß neben dem Milchkämmerchen der geheimnisumwitterte Schatz auf dem
Tisch, und sie hoben vorsichtig den Deckel ab; da fanden Sie, --- ach,
man sollte es nicht glauben, --- eine Anzahl Knochen, einen Schädel,
wohl von einem Hund, --- ja ganz sicher von einem Hund, sonst nur etwas
Erde noch . . . Dafür all die Arbeit, das Gruseln, die Aufregung? Alles
umsonst, der Schatz fort auf Nimmerwiedersehen, bloß weil der Angenend
den Mund nicht halten konnte? Das hat man doch öfter schon gehört, daß
man Schätze auch wohl in wertlosen Kram verwandelt findet, wenn man die
Regeln und Gebräuche nicht geehrt hat; solchen Schabernack treiben die
Unterirdischen gern . . .! Die sind so. ---
Also blieb der Pierre le Pont in seinem Elend stecken, und vertrank den
Rest und starb dahin. Aber sein Häuschen steht noch und heißt immer noch
"Schloß Pierlepont".


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Schloß Pierlepont heute.

Nicht besonders gruselig.

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Das war´s von Schloß Pierlepond.

Gruss aus dem Neandertal,

Ralph
 
Sehr schöne Geschichte und super Bilder. Der Beweis, es gibt immer noch Was zu endecken :D
 
Hallo interessierte Gemeinde.
Ich habe noch ein paar Info´s zu Schloss Pierlepond gefunden.

Am 6.5.1830 wurde beschlossen, daß das Gelände "Aufm Schloß" zur
Gemarkung Millrath gehört. Zu diesem Gelände der WWE, Heinrich Birschel
(Maria Agnes, geb. Spiecker), gehörten Holzungen, Wiese, Ackerland,
Baumgarten und ein Haus.
Wohnhaus mit 12*6 m,
nördlicher Anbau 8*6 m,
Wirtschaftsgebäude, 18 m westlich, 16*6 m,
neben dem Stall, nördlich, ein 4*4 m großes Häuschen.

Wie heute, so führte damals ein Weg zu den beiden Kalköfen von Heinrich
Birschel, keine jedoch zum Hochdahler Hof.

Hinweis der Sage zum "Schloss Pierlepont" in Bergische Sagen von Otto
Schell, 1897.
Zwischen Kalkofen und Aeuchen (zur grünen Au) lagen zwei Gehöfte:
"Schloß Pierlepott" und Schloßaue.
Hier in "usser dorp 12" wird die Assoziation zu "Pisspott" geführt.
Wilhelm Suter beschreibt 1930 große Mauerreste oberhalb der Hütte,
welche zum Bauen verwendet wurden. Hier entstammt auch die Information vom (Land)Wirt vom Haus Brück,
einem Herrn Thomé, daß Peter Brügge/Brücke 30 Jahre vorher Bewohner war.
Peter Brück zu Bawir war 1702 gestorben.
Ein Dienst bei Ludwig XIV. ist möglich, welcher den Namen Piere le Pont
erklären würde.
Es sind keine Aufzeichnungen bekannt, die Gebäude zu dieser Zeit
nachweisen.

1885 wohnten in den beiden Gebäuden 18 Personen.
Zuletzt, in en 60ern, 3 Schwestern, die noch einigen bekannt sind.
1898 endete die Mettmanner Straße beim Haus Hubertus
1928 wohnte dort die Fabrikarbeiter Theodo.r Possberg und Erich Schamott.
Ab 1930 gehört der Hof zwar zu Millrath, war aber Erkrather Gebiet.
Nach dem Krieg gab es immer noch 2 Wohnungen. In der einen wohnte eine Familie Kampen,
in der anderen eine alte Frau welche "Gänsemörken" genannt wurde.
Die letzten Bewohner sind Erich Pleger und seine drei Töchter; nach 1964/
1969 fällt Schloß Pirlepont.


Begehung 1998: Im Nordwestteil des Grundstücks liegen die Baureste des
Hofes.
Hauptgebäude etwas 12,60 m.
Hauptgebäude unterteilt in Kellertrakt mit vorangelagerter Terrasse.
Im östlichen Kellertrakt lagen durch Einsturz Teile des Gewölbekellers frei;
ursprünglich in Ziegeln, um 1950 durch Ziegel verstärkt.
Aufgehendes Mauerwerk läßt gemörtelten Schiefer im Inneren erkennen,
darüber handgstrichene Feldbrandziegel.
An der Terrasse ist ein kleiner quadratischer Anbau aus Feldbrandziegel
mit Kaminstumpf zu erkennen.
Im Westtrakt sind bis 90 cm dicke Kalk-Bruchstein- und Ziegelmauern zu
erkennen.
Südöstlich ist ein Plateau (Scheuenstandort) zu erkennen. Zwischen dem
Wohngebäude und dem Plateau ist ein Weg zu erkennen; auf einem Luftbild
von 1964 zu erkennen.
Taxiert wird die Errichtung auf "kurz vor 1825".


Gruß aus dem Neandertal, Ralph.
 
Ich finde es immer wieder erstaunlich wie viel sich über Gebäude, Personen oä herausfinden lässt, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr am leben sind. Ich hab echt Hochachtung vor euch, die ihr so viel Zeit und Arbeit investiert. Es macht echt Spaß diese Beiträge zu lesen.

Gruß
 
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