Bunker-NRW

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Die Kettenschmiede

kuebelfahrer

erfahrenes Mitglied
Es war ein ganz normaler Sonntag in Fröndenberg und Familie Schuster sass einträchtig und stumm bei Tische, während nur der Schlag der Uhr zu hören war.

Nach dem Tischgebet begann man zu essen und der Vater schaute von Ende des Tisches streng auf seine 5 Kinder und seine Frau Gisela. Dann senkte er sein Haupt um sich an der warmen Suppe zu erfreuen.
Plötzlich klatschte ein Kloss in seinen Teller und sein Sonntagshemd war durchtränkt von der Farbe frischen Spargels.
Der Schuldige war schnell ausgemacht, denn knallrot sass der kleine Manfred nun an seinem Platz, wobei er der einzige war, der keinen Knödel mehr hatte.
“Wat fällt Dir ein, Du Balg, komm hier bei und hol Dir ne Tracht Prügel ab.“
Blitzschnell rannte Klein-Manfred los und seine graue Latzhose verlor sich schnell aus dem Sichtfeld des Vaters.
Als er grade aufstehen wollte, um ihn zu folgen, klopfte es an der Tür.
ER öffnete und sah den Vorarbeiter der Kettenfabrik vor ihm stehen.
Entschuldigen sie Herr Schuster, aber es sind uniformierte Herren auf dem Betriebsgelände erschienen, die nach ihnen verlangen.

„Wat haben die da verloren am Sonntag?“

„Sie tragen Marine Uniformen und haben gesagt, es sei keine Zeit zu verlieren.“
„Na gut, ich komm mit.“
Nachdem er sich umgezogen hatte, folgte er Karl, seinem Vorarbeiter hinunter in den Ort und
Traf nach einer Viertelstunde dort ein.

Ein Marineblauer Mercedes 170 V mit den Standarten der Kriegsmarine stand vor dem Hauptgebäude und mehrere Herren in langen Ledermänteln erwarteten schon ungeduldig die Ankunft der beiden.

Nach kurzer Begrüssung wurde er vom Ernst der Lage in Kenntnis gesetzt und
Sie erteilten ihm und seinen Mitarbeitern der Kettenfabrik einen Auftrag, den nur die fähigsten Schmiede des Landes erfüllten konnten.
„Das Material, dass sie benötigen, trifft in diesen Minuten im Bahnhof Fröndenberg ein.“

Erstaunt schauten die Menschen am Bahnhof auf die neuartige Lokomotive, die dort einfuhr.
Sie war vollständig in einem ovalen Stahlkleid eingehüllt und tiefschwarz lackiert.
Von dieser finsteren Kulisse hebte sich nur die Fahrzeugnummer und der Adler ab, dessen silbriger Glanz durch den Russ zu sehen war.
Lediglich die Rauchschwaden und das Stampfen liessen darauf schliessen, dass es sich um eine Dampflok handelte.
Von 2 Flakwaggons gesichert, rollte langsam die wichtige Fracht in den Bahnhof ein.
Es waren mehrere Tonnen Stahl, die in langen Stäben auf der Ladefläche lagen.
Mit reger Betriebsamkeit wurde nun das Material auf die bereitstehenden Mercedes Lkw verladen, wobei jeder starke Arm gebraucht wurde.Nun verliess sogar der Lokführer das Innere des Dampfrosses um zusammen mit dem Heizer bei den Arbeiten zu helfen.

Mittlerweile trafen immer mehr Arbeiter aus den umliegenden Häusern auf dem Fabrikgelände ein und gespannt lauschten sie den Worten ihres Chefs:
„Werte Arbeiter der Kettenfabrik Fröndenberg.Ich darf ihnen schon mal jetzt danken, dass sie heute am heiligen Sonntag hier so zahlreich erschienen sind.“Es steht ausser Frage, dass jeder einzelne von ihnen diesen Tag der Ruhe verdient hat, denn es liegen harte Tage und Wochen hinter uns. Dennoch ist sofortiges Handeln erforderlich, denn die Marine hat sich in grosser Not an uns gewandt. Es heisst, dass hierzulande nur unsere Fähigkeiten dazu ausreichen, dieses Werk zu vollenden .Um es kurz zu machen „Wir sollen die stärkste Kette der Welt bauen.“
 
Vielen Dank, sie geht noch weiter.




Man begann sofort mit der aufwendigen Arbeit.
Die Vorgabe der Kriegsmarine war sehr hoch angesetzt, denn die Kette sollte ein Schiff mit einer Wasserverdrängung von 45.200 ts bei maximaler Geschwindigkeit und jedem Seegang schleppen können.
Man gab nun 2 Ketten mit 50 Metern Länge in Auftrag, damit es auf Back-und Steuerbord gleichmässig geschleppt werden konnte.

Da nun bei einer derart starken Kette eine Schake (Kettenglied) mit einer Materialstärke von
450 mm geschmiedet werden musste, konnte man den Stahl nicht mehr kalt biegen.

Er musste daher gesägt werden, was teilweise die Frauen übernahmen, weil man wegen
Des Fronteinsatzes vieler Männer kaum noch welche hatte.

Die Schake musste dann noch innen mit einem Steg verstärkt werden, damit sie sich nicht nach innen biegen konnte.
In den folgenden 2 Tagen wurde rund um die Uhr gearbeitet und die Familien kamen ins Werk, um ihren Vätern und Söhnen zu helfen, soweit es ging.
Die Schmiede lösten sich einander ab, doch der Kräfteschwund war derart hoch, dass
Die kurzen Pausen ab einem gewissen Zeitraum nicht mehr wirkungsvoll waren.
Ihre Arme waren so schwer wie Blei geworden und ihre Augenlider fielen jeden Moment wieder zu.Als einer der Arbeiter plötzlich zusammensackte und der glühende Stahl ihm von der Zange rutschte, verfehlte er nur knapp das Bein seines Kollegen.
Nach diesem Vorfall ordnete der Werksführer 6 Stunden Schlaf an und alle schliefen in den Hallen auf nötdürftig eingerichtetem Quartier ein.

Als das vereinte Schnarchen die Lautstärke eines Schiffdiesels annahm, ertönte das Werkshorn und man näherte sich mit neuer Frische und in raschem Tempo der Vollendung des Meisterwerks.
Als das letzte Kettenglied gefertigt wurde, standen alle gespannt um den Schmiedeofen herum. Mit einem Jubel wurde das letzte Glied abgelöscht und man hatte nun die letzte der beiden Ketten fertig gestellt.
Das 50 Meter lange Produkt Fröndenberger Schmiedekunst hatte nun einen Durchmesser von 150 mm und wog 2,5 Tonnen.

Mit vereinten Kräften schaffte man schliesslich die monströsen Ketten auf die bereitstehenden Lastwagen. Am Bahnhof lud man sie dann auf den stark gesicherten Schnellzug.

Fabrikant Schuster rief noch mal die Leute zusammen, die mitgekommen waren.
„Ich brauche 2 Männer, die unser Exemplar mit in die Ferne begleiten.“
„Es kann zu Zwischenfällen kommen, die nach unseren Fähigkeiten verlangen.“

Zögerlich trag einer hervor, denn in diesen Zeiten wollte man seine Familie nicht allzu gern alleine lassen.

„Ah, Pfannenbecker, freut mich sehr, Sie sind ein fähiger Mann.“

Heinrich Pfannenbecker drehte sich zu der Menge um und rief:

„Komm mit, Anton, du fauler Esel.“

Anton Keseberg wurde unter lautem Gelächter in den Rücken geschubst und taumelte in die Mitte zu Heinrich.

„Na gut, aber ich werde schon auf der Ruhr seekrank.“

„Dagegen haben wir einen guten Schnaps an Bord.“, mischte sich aus dem Hintergrund
Ein Marineoffizier ein.“

Mit einem mulmigen Gefühl stiegen Heinrich und Anton in den Personenwagen des
Pechschwarzen Zuges doch es meldete sich langsam das Fernweh zu Wort.
Sie standen am Ende des Waggons und schauten über den Flakwagen zurück auf den kleinen Bahnhof .Alle waren erschienen, um zum Abschied zu winken.
Aufmunternde Worte räumten so manche Zweifel hinfort und erstickten langsam im lauten Stampfen der Dampflok.
Die wehenden Tücher zum Abschied verschwanden langsam aus ihren Augen und schliesslich verschwand der Bahnhof in der Weite des immergrünen Sauerlandes.

Ein Tunnel verschluckte die beiden Schmiede in seinem finsteren Innern und der Zug ratterte nun mit Volldampf gen Westen.
 
nun gut, da keiner gemeckert hat, geht es nun weiter:


Die Lokomotive der Baureihe 19 1001 lief wie ein Uhrwerk und im Inneren des Führerstandes
war rege Betriebsamkeit zu vernehmen.
Angespannt sah der Lokführer namens Ernst Dietrich durch das kleine gläserne Fenster.

Diese neuartige Lok eröffnete ihm neue Sphären seiner Machtlosigkeit.
Wie eine Bestie im ewigen Durst nach Kohle liess sie jeden Gleiskilometer unter den stählernen Puffern verschwinden.
Man hatte nur einmal das Tempo verringert, um die Geschütze am Bahnhof Duisburg festzuzurren. und alles im windschnittigen Stahlkleid verschwinden zu lassen.
Es wusste, dass bei dieser Geschwindigkeit der Tender nach 300 Kilometern
Komplett leer sein würde.Sein Heizer verschwand mittlerweile in einer Wolke von Schweiss und Russ die sich nur durch sein Fluchen lichtete.
Obwohl der Himmel an jenem Abend sternenklar war, sah man die Hand vor Augen nicht mehr.

Alles was sich vor den Gleisen befunden hätte, wäre niedergewalzt worden.
Genau aus diesem Grund löste Ernst nun seinen Heizer ab.
Es war nicht schwierig, ihm die Schaufel aus der Hand zu nehmen, denn sie hatten ihm schon vor einiger Zeit den Dienst versagt.

Heinrich und Anton verliessen in einer Mischung aus Neugier und Beunruhigung ihr Abteil.
In den schmalen Gängen taumelten sie langsam in das kristallklare Licht des Speisewagens.
Sie passierten die Sitzreihen und Tische der Soldaten, die sich nur durch ihre Kragenspiegel
definierten. Eine leichte Seitenbewegung genügte, um Anton taumeln zu lassen.
Am Schmiedeofen war stand er stets fest wie eine Eiche, doch dieser Zug setzte ihm und seinem Kollegen neue Maßstäbe. Seine linke Hand wollte in das weisshaarige Haupt greifen und die rechte Hand entschied sich für die Schulterklappe eines Offiziers.
Rücklings lag er im Gang, und seine Handfläche gab den bedeutungsvollen Fetzen preis.

„Hmm. Drei Streifen und ein Stern.“
„Naja, höflich sein kann ja nicht falsch sein.“

„Mann, Anton. Das ist doch ein Korvettenkapitän!“

Anton sprang aufgeschreckt auf und reichte dem zornigen Seefahrer
seine kraftvolle Hand
Mit einem versöhnlichen Grinsen drückte er mit der Kraft eines Schmiedes die Handfläche seine Gegenübers zu einer Rolle von leblosen Fingern zusammen.
Doch nun schnellte der zweite Arm des Kapitäns hervor.
Durch eine leichte, aber wirkungsvolle Drehung stellte er wieder ein Gleichgewicht der Kräfte her und bat die beiden Herren zu Tisch.
„Aha, die Herren Kettenschmiede."
Ein kurzer Blick der beiden reichte, um seine Trunkenheit zu bemerken.
„ihr braucht nichts zu sagen, ich weiss alles.“
Heinrich erhob das Wort: „Was wissen sie ?"
„Ihr sollt das Schiff retten.“
"Eure Kette wird uns aus der misslichen Lage befreien."
Unter der flackerden Lampe des Speisewagens rückten sie näher an die Stirn des Offziers, dessen Augen nur flüchtig unter dem dunklen Schirm seiner Mütze zu sehen waren.
"Sach an, wat sollen wir hier?", fragte Anton.


"Bitte eine Runde Becks für uns, Herr Ober."
 
Schöne Geschichte und eine interessante Auswahl der Lokomotive :D
Leider haben die Amis sie mitgehen lassen und 1952 verschrottet :(
 
Währenddessen wankte auf 50 Metern Höhe der stählerne Mast unter dem schweren Kiel des Schlachtschiffes.
In seinem Inneren Befand sich Bootsmann Erich Jablonski.

Wie kleine Fliegen erschienen ihm die Flugzeuge in seinem Fernglas.

Es näherten sich mindestens ein Dutzend der verhassten Bomber mit rapider Geschwindigkeit und man konnte
den Ereignissen nur in kühner Betrachtung begegnen, denn nun waren die 250 Meter Stahl aus dem Hause Blohm und Voss
im schimmerden Atlantik klar zu sehen.

Nach näherem Hinschauen kristallisierten sich 2 Motoren von ihren Tragflächen in klarer Kontur heraus.
Erich brüllte durch die Funkanlage:
„Jagdbomber im Anflug.“

Auf der Brücke stand der Kapitän z. See „Kühnewald".
Er war Zeit seines Lebens schon immer Seefahrer gewesen doch nun erschien ihm seine
goldgeschmückte Uniform als eine Last.Sein Schiff befand sich im Sterben.

„Alle Mann auf Gefechtsstation.“
In Anbetracht des kommenden Fliegerangriffes wurden die 42 Flakgeschütze des Schiffes in
sofortige Alarmbereitschaft versetzt und die Richtschützen nahmen den Pulk ins Visier.

„Sind in Feuerreichweite der 10,5 cm Flak.“
Erwarte Feuerbefehl“

„Noch nicht.“

Es surrte und summte an Deck.
Elektromotoren und Muskelkraft liessen alle in Gewissheit, dass der erste Schuss
Ein Treffer wäre.

Der stetige Wellengang liess ja vielleicht so manchen Schuss zu,
denn allzu schnell könnte man sich ja an der Reissleine eines Geschützes ins Gleichgewicht bringen.
Man tat es nicht.

Alle Ohren horchten nach diesem einen Wort und die Augen wurden ihnen zu einem krustigen Kreis in dem salzigen Meer.

So taten es ihm auch die Augen von Erich gleich, der Zeiss Optik und Ruhr-Stahl mühsam in Einklang brachte.
Seine Hände hatten schon viele Seemeilen an Ankertau zurückgelegt
Daher liessen seine dicken Fingerkuppen das Präzisionsgerät nicht mehr entgleiten.
Seine Unterarme stemmten sich in einem steilen Winkel gegen die Kraft der See
Nun fokussierte er diesen Hummel-Schwarm etwas genauer:
 
Zu seiner Erleichterung musste er feststellen, dass es sich um ein Dutzend Ju 88 vom Kampfgeschwader in Brest handelte.
Die Lufteinlässe der BMW-Sternmotoren waren nun deutlich zu erkennen und schon bald wedelten die dunkelgrauen Seeadler mit ihren Schwingen zum Gruss.

Der Kreuzer HMS Clarketown wartete in sicherer Entfernung vom deutschen Schlachtschiff auf das Eintreffen der weiteren englischen Überwasserverbände.
Plötzlich wurde Alarm gegeben.“All Hands on Battle Stations“ brüllte Kommandant Michael Hampden.
Nachdem sich alle Mannschaften auf Gefechtsstationen eingefunden hatten, erwartete man mit Anspannung die Ankunft der feindlichen Bomber.
Major Frings führte den Kampfverband an, der ausschliesslich aus JU-88-A-17 bestand.
Der sturzkampffähige Torpedobomber war eine Neuentwicklung, doch das Personal war zum Teil schon zu den Pionierzeiten dieser Waffe mit der HS-123 geflogen.
Nach Überfliegen des Zieles stürzten sich nun die Maschinen in einer gekonnten Drehbewegung in die Tiefe.
Die Geschütze auf der Clarketown verströmten einen Feuerregen wie ein fauchender Drache und das ganze Schiff bebte unter dem pochenden Donner der Flak.
Die Richtschützen versuchten mühsam, der hohen Geschwindigkeit der Feindmaschinen zu folgen und sie in ihrem teuflischen Geschosshagel verschwinden zu lassen.
Der Kommandant schaute mit wachsamen Augen auf die rauhe See.
Jeden Moment konnte ein stählerner Hecht vor der Breitseite des Schiffes auftauchen und dann müsste man in Sekundenschnelle reagieren und ein Ausweichmanöver einleiten.
Nun warf die erste Maschine unbehelligt ihr Mitbringsel in die kalten Fluten und drehte elegant in die Weiten des Horizonts ab.
Der Torpedo raste nun auf das hintere Drittel des Schiffes zu.
Sofort liess der Kommandant das Schiff Hart Steuerbord Alle Maschinen AK gehen und es legte sich mit aller Macht auf die Linke Seite. Im Abstand eines Marine-Degens glitt der Torpedo am Heck des Schiffes vorbei….
 
Die zweite Maschine, gesteuert von Major Hirschke wurde durch den plötzlichen Kurswechsel überrascht und startete noch mal durch, um den Torpedo nicht zu verschwenden.
Plötzlich vernahm die Besatzung ein Krachen im Heck und das Seitenruder folgte nur noch widerwillig dem Steuerknüppel des Piloten. Der Bordschütze, der mit dem Rücken zu ihm sass, blickte nun auf das zerschossene Seitenruder. „Wir haben vom Tommy ein Abschiedsgeschenk ins Seitenleitwerk bekommen.“
„Na dann werden wir gleich nasse Füsse kriegen“, sagte Hirschke.

Das Schiff lag nun wieder vor ihnen und er klinkte den Torpedo aus, damit er bei der Notwasserung nicht zur Gefahr wurde.Er würde aber den Kreuzer angesichts der grossen Entfernung nie erreichen.
Dann wurde die Maschine mit allem fliegerischen Können nach Osten gewendet und man hoffte die Küste noch zu erreichen.

Der Ansturm der nächsten Sturzbomber wurde zur nervlichen Zerreisprobe für den Kapitän.
Jetzt griffen 3 Maschinen gleichzeitig an und die Torpedos rasten nun im breiten Fächer auf das Schiff zu.
“Kurs Hart Steuerbord auf 90 Grad.“
Plötzlich verliess der Kapitän fluchtartig die Brücke und liess die erstaunte Brückenbesatzung mit fragenden Blicken zurück.
Er rannte nach achtern und gab Anweisung, in das Wasser zu feuern.

Nun stellte er den Werfer für die Wasserbomben auf geringe Tiefe ein und löste den Mechanismus aus.
Im hohen Bogen flog der Sprengkörper in das Wasser und hinterliess einen schäumenden Krater.
“Torpedos von achtern“, brüllte einer der Beobachter und machtlos sah man die 1,5 tonnen schweren Ungetüme auf das Schiff zurasen.
Es waren noch genau 2 Stück, die das Schiff parallel passierten und eine deutliche Blasenspur hinterliessen.
Gespannt wartete man auf den 3. Torpedo, der das Heck mittig treffen würde.

Hampden wusste jedoch schon längst, dass der dritte Aal mit der Wasserbombe detoniert war.
Der sicheren Versenkung entkommen, achtete der Kapitän für einen kleinen Moment nicht auf die anderen Maschinen, die nun zum grossen Schlag ausholten.
Gleich vier Maschinen stürzten sich nun auf das Schiff und wieder fuhr man zick zack kurs und feuerte aus allen Rohren.
Plötzlich krachte es am Bug des Schiffes.Torpedotreffer vorn!
Mit vollem Einsatz wurde nun der Wassereinbruch am Bug bekämpft doch das Loch der Explosion war zu gross.
Man entschied sich, den Bereich mit der Schott-tür zu verschliessen um es später zu reparieren.
Das Schiff machte nun weitaus weniger Fahrt und lag vorne etwas tiefer im Wasser.

Da man nun die letzten Maschinen abdrehen sah, liess der Kapitän das Schiff vor Anker gehen, um sich um den Schaden am Bug zu kümmern.

Die Ankerketten rasselte und verschwanden mit metallischen Klirren in den Tiefen des Atlantiks.
Schliesslich fanden sie festen Grund und das Schiff fiel in leichte Neigung , als es von den eisernen Tauen zum Stillstand gebracht wurde.

Die Diesel der Clarketown verstummten und schon bald drehte sich keine einzige Kurbelwelle mehr in Inneren des Maschinenraums, ausser die der kleinen Handorgel eines Maschinisten.
Sie war sein Glücksbringer und in dieser Stille konnte man nun den Tipperrary Song hören.
„Lassen sie nach dem Schaden sehen.“ „Vielleicht kann man es abdichten und mit Bordmitteln reparieren.“,sagte Hampden.

In Brest lag ein junger Mann auf einer Wiese und lauschte dem Brummen der schweren Flugzeugmotoren.
Sein Name war Hans Limprecht. Er kaute an einem Grashalm und liess sich von der warmen Sonne des Frühjahrs wärmen.
„Hans, steh auf, zu Faulpelz, es kommt Arbeit.“
„Ja, Theo, ist ja gut, geniess doch mal die Freizeit.“
„Im Krieg gibt es keine Freizeit.“
Hans drehte sich noch einmal in das trockene Gras und schloss trotzig die Augen.
Theo stupste ihn mit seinem Stiefel in die Seite.
„Jetzt schlägts aber 13, wir können doch nicht die anderen im Stich lassen, komm in Wallung.“
Plötzlich drehte sich Hans um, sprang auf und stand nun Auge in Auge vor ihm.
„Achja, im Stich lassen, das hatten wir ja heute morgen, als Du noch bei Justine warst.“
„Ich hätte Dir das ja auch gegönnt.“
„Weil ich die Torpedos der Ju-88 heute morgen alleine einstellen musste, kannst Du gleich die Motoren der FW-200 alleine warten.“
„Achso, Dietmar war auch nicht da? „
„Nein, der war bei der Stabsärztin.“
„Aha, Du hast aber alles richtig gemacht ?“
„Ja sicher, ich hab alle auf 30/12 eingestellt.“
„Was hast Du gemacht ?“
Die Stimmte von Hans wurde leiser und nervös wich er Theos Blick aus.

„Ich hab alle 12 Aale auf 30/12 eingestellt.“
Auf Theos Stirn bildeten sich erste Schweissperlen.
„Wenn das rauskommt, landen wir vorm Kriegsgericht.“
„Warum ?“
„Es hätte 44/6 sein müssen.“
Mit einem unguten Gefühl und das Gefühl eines schweren Klopses im Hals gingen sie schuldbeladen zu den Hangars und taten so, als wenn nichts gewesen wäre.
Mit übermässigem Einsatz versuchten sie nun, den Fehler wieder gut zu machen, der noch nicht aufgefallen war.
Noch nie zuvor war die FW-200 wieder startklar gewesen und völlig erschöpft kamen sie in die Unterkunft zurück, in der Dietmar mit breitem Grinsen lag.
„Aha, der Simulant.“
„Stimmt nicht, ich habs am Magen.“
„Ja, Du hast Flugzeuge im Bauch, du Schwerenöter.“
„Wenn Du uns morgen nicht hilfst, kannst Du dir Veilchensalbe verschreiben lassen.“

Dann ging Theo mit Hans aus der Baracke und liess die Tür laut ins Schloss fallen.
Als sie sich sicher waren, dass niemand ausser ihnen in der Nähe war, fing Theo an zu sprechen.
„Mit 30/12 kannst du ein Handelsschiff versenken.“ Du hast unsere Piloten mit lahmen Langstrecken-Aalen rausgeschickt.
Ein Zerstörer fährt gut 34 Knoten und rast dem Torpedo davon. Darum stellt man 44/6 ein, dann macht der Torpedo 44 Knoten Fahrt und legt maximal 6 km zurück.“ Hans schaute voller Schuld auf den Boden und sagte kein Wort.
„Wo warst Du denn, als wir Sprengkörperkunde hatten ?“
„Bei Karin.“
„Oh mein Gott, wir werden den Krieg noch wegen den Frauen verlieren.“

Der eiserne Hecht lief nun mit gradem Kurs in die Ferne des Atlantiks.Bald würden die letzten Luftblasen aus seinem Inneren aufsteigen und die Schraube stillstehen.
Auf der Clarketown sprangen Taucher in die eisigen Fluten und schauten nach der Bordwand, die schwer in Mitleidenschaft gezogen war.
Einer von ihnen klammerte nun an den Metallfetzen die der Torpedo hinterliess und wartete auf seine Kameraden.
Sein Blick schweifte umher und er fragte sich, ob man hier mit Haien zu rechnen hätte.
Plötzlich sah er einen silbrigen Körper durch das trübe Wasser in seine Richtung kommen.
Es musste ein Hai sein. Doch die runde Form war für einen Fisch mehr als aussergewöhnlich.
Er zog einen Schweif von Luftblasen hinte sich her und verriet ihm, dass es etwas anderes war.
Der Torpedo von Hirschkes Maschine raste auf die Breitseite des Schiffes zu, welches einladend vor Anker lag.
Mit aufgerissenen Augen sah die Besatzung auf den schlanken Metallkörper des künstlichen Raubfisches.
Nun waren sie nur noch zum Zuschauen verdammt.
 
Heinrich und Anton hatten mittlerweile vier Flaschen Becks mit dem Korvettenkapitän getrunken aber die Schmiede aus dem Sauerland waren sehr trinkfest und entlockten ihrem Gegenüber schliesslich das grosse Geheimnis ihres Auftrages.
Eure hervorragend geschmiedeten Ketten aus Ruhrstahl sollen das grosse Schlachtschiff
„KÖLN“ retten.
Das Schiff hat einen Torpedotreffer am Heck erhalten und ist nicht mehr fahrtüchtig. Durch den Wassereinbruch ist das Schiff noch schwerer geworden und muss nun von 2 Kreuzern in Schlepp genommen werden.
Und ratet mal, wer das Kommando über einen der beiden Kreuzer hat ?
„Sie ?“
„Jawohl.“, ich bin Kommandant der „Breslau“
Am Tisch dort hinten neben der Nachrichtenhelferin sitzt Günther Kesselstein, der die „Nürnberg“ befehligt.
"Warum seid ihr denn nicht auf euren Schiffen ?"
Weil wir uns lieber die Leute vorher anschauen, denen die Ehre zuteil wird, auf unseren modernen Kampfschiffen mitzufahren, besonders wenn es Süsswassermatrosen sind.
Als Anton dies hörte, erhob er das Wort.

„Ja, genau, ich wollte auch nie zur See fahren, ich bin ja Schmied und mache das nur, weil
Heinrich ohne meine Hilfe keine Badewannenkette alleine schmieden kann.“

Plötzlich fand sich Anton auf dem Gang liegend wieder, als Heinrich ihn ruckartig vom Stuhl geschmissen hatte.Er war stets ein Mann der Tat und wenigen Worte, das war Anton längst bekannt. Es war seine Art, sich dem Gespräch mit des Kapitäns zu entziehen, denn er hatte nun alle Informationen, die er brauchte.
Als er benommen auf dem Gang lag und sich alles um ihn drehte, fiel ihm noch eine Sache ein, die ihm fehlte.

„Hörense mal, Herr Grossadmiral, haben se was gegen Seekrankheit ?“

„Ja sicher, hier hast Du was, mein Junge.“

Mit einem dumpfen Knall landete eine silberne Schnapsflasche auf Antons Bauch.
„Ist ein Allheilmittel, brauch ich nicht mehr, das ist nur was für Ruhrpiraten, die ihre Mahlzeit zweimal sehen, wenn sie bei mir an Bord sind.“
Nehmt es mir nicht übel, aber bei der Marine weht ein anderer Wind und ihr steht grade mitten drin.“Wenn das alles vorüber ist, werdet ihr stolz auf euch sein können.
Er tippte zum Abschied beiden kurz auf die Schulter und ging mit strammem sicheren Schritt in sein Abteil, obwohl er mindestens 10 Flaschen Becks mit Luft gefüllt hatte.

Anton schaute fasziniert auf die silberne Schnapsflasche.
„Mensch, was für ein schöner Flachmann, kumma, da is das Wappen von Köln drauf.“
„Weißt Du, was die 11 Tropfen darauf heissen ?“
„In Köln ist alles 11 Mal da.“
„Echt ?“
„Ja“
„Darauf trink ich dann 11 mal drauf“
Anton trank nun 11 Schlücke aus dem Flachmann und krabbelte dann ins sein Abteil.

Heinrich sass nun alleine am Tisch, als sich eine Frau zu ihm setzte.

Es war eine blonde Nachrichtenhelferin, die ihr Haar zu einem Knoten geflochten hatte, der ihn sehr an die Seefahrt erinnerte.
„Ist hier noch frei ?“
„Jetzt nicht mehr“
„Ich bin Helga, Funkerin auf der Breslau.“
„Aha, freut mich, heisse Heinrich Pfannenbecker, Kettenschmied aus Fröndenberg.“
„Oha, ein Beruf für einen starken Mann, habe ich Recht ?“
„Ja, dat bin ich, Püppken und nun lass mich mal bitte raus, muss auf Klo.“
Wortlos schob sie ihre schlanken Beine zur Seite, die unter der glänzenden Strumpfhose
In einer durchaus appetitlichen Farbe ins Licht gerückt wurden.Ihr dunkelblauer Rock rutschte dabei etwas höher und Heinrich musste mit aller Kraft seinen Blick abwenden und
dachte alternativ an das kalte Keramikbecken der Zugtoilette, dass auf ihn wartete.

Der Zug ratterte derweil durch die sternenklare Nacht und Anton schlief bereits den Schlaf der Gerechten, als Heinrich das Abteil betrat.Es war wieder mal die Nacht der Tischlergilde
Und er sägte sehr viel Holz zurecht.Kein Rütteln und keine Backpfeifen halfen, also ging sein Zimmergenosse noch einmal in den Speisewagen, um sich mit Bier einzudecken, auf dass der Hopfen ihn endlich in den Schlaf fallen liesse.
Mittlerweile sass ein Matrose der Nürnberg neben Helga.Heinrich setzt sich mit dem Rücken zu ihnen und horchte dem selbstgefälligen Vortrag des jungen Mannes.

„Also, hier ist mein Auto zu sehen und das bin ich noch mal auf einem Trakehner Hengst.“
„Mein Vater ist Keksfabrikant der „Kollmeier Salzkräcker“ und ich werde bald alles erben.“
„Ich werde aber erst heimkommen, wenn ich das Ritterkreuz habe.“

Eigentlich wollte Heinrich nicht auf diesen Angeber eingehen, aber schliesslich konnte er seine Worte nicht mehr bei sich behalten.

„Wat süss, willste also dat Ritterkreuz haben, fang erstmal mit nem normalen Kreuz an und lass dich an die Diesel versetzen.“ „Bei starkem Wind gehst Du ja noch über Bord.“

„Ich habe sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt, sie Zivilist.“
„Sie können von Glück sagen, dass sie nicht auf meinem Schiff mitfahren.“

Heinrich wollte grade zum verbalen Schlagabtausch ausholen, als
Der Kapitän am Ende des Gangen sich in das Gespräch einmischte:
„Ich hör wohl nicht recht, wer beansprucht mein Schiff denn für sich ?“

Ganz kleinlaut und knallrot stammelte der junge Mann: „Keiner, das hab ich nur so gesagt.“

„Dann sag ich Dir mal was.“
„Leutnant z. See Herbert Kollmeier, ich nehme den Vorschlag unseres Gastes gerne entgegen und versetze sie in den Maschinenraum zur körperlichen Ertüchtigung.“

Und damit sich die grössten Streithähne so richtig versöhnen können, wird Heinrich mit seinen handwerklichen Grundkenntnissen im Maschinenraum nicht fehlen dürfen.

Dann verliess der Kapitän wortlos den Speisewagen und Helga tat es ihm gleich.
„Dat wird Spitze, Herbert, im Maschinenraum krichste Muckies so knackig wie ne Kräcker bei euch ausse Fabrik“

Mit gesenktem Kopf ging Herbert sofort in sein Abteil, um einen Brief an seinen Vater zu schreiben,mit der Bitte, ihn zu den Fliegern zu versetzen.

Schliesslich fielen auch die letzten Reisenden des Zuges in einen tiefen Schlaf und nur der Lokführer schaute in die sternenklare Nacht. Sein zuverlässiges Dampfross brach die Stille in so manch verschlafener Ortschaft der Normandie.
Noch ein letztes Mal kam der Zug bei Rennes zum Stehen, als Brennstoff und Wasser ergänzt wurden.

Als die Sonne aufging, wurde das Tempo des Zuges verlangsamt und die Flak wieder gefechtsbereit gemacht.
Man befand sich nun in Reichweite der feindlichen Jagdbomber und bis Brest waren es noch 200 Kilometer.
 
Mit 140 Stundenkilometern ratterte die Schnell-Lok nun über die Gleise und der kleine Bahnhof von St. Brieuc schob sich erst schemenhaft, dann gänzlich klar vor die glutrote Morgensonne.
Lokführer Dietrich sah einige Rauchschwaden gen Horizont aufsteigen und verlangsamte die Fahrt.
Als er in den Bahnhof einfuhr, sah er ein Gebäude brennen.
Sein geschultes Auge erkannte es direkt als das Haus des Stellwerkes.
Wenn es dort brannte, konnte er sich nicht sicher sein, dass die Weiche für die Weiterfahrt richtig eingestellt war.
Darum entschloss er sich, den Zug in einer Vollbremsung zum Stehen zu bringen.
In diesem Moment gab es keinen Passagier mehr, der nicht vollständig wach geworden wäre.
Ein einziges Fluchen war im ganzen Zug zu hören und es galt nur seiner Person.
Doch es beeindruckte ihn keineswegs, selbst wenn er es durch die stählernen Wände und über den meterlangen Tender hinweg gehört hätte.
Er war zu diesem Zeitpunkt für die Lok und seine maritimen Insassen verantwortlich und handelte aus seiner langjährigen Erfahrung heraus.
Da er den Führerstand nicht verlassen durfte und nach dem ohrenbetäubenden Pfeifen der Lok immer noch kein Mensch zu sehen war,
schickte er seinen Heizer Karl nach draussen.
 
Nach einigen Minuten hörte er, dass sich seine Passagiere lautstark über den ungeplanten Halt beschwerten und viele Fragen stellten, die er nicht beantworten konnte.Jedoch stieg niemand aus, sondern blieb in den stählernen Wänden der tiefschwarzen Waggons.

Voller Sorge schaute Dietrich auf den Kesseldruck, der sich stetig senkte.
Wenn Karl nicht bald zurückkäme, müsste er selber die Kohlen nachlegen, um
die Fahrt fortzusetzen. Als dies der Fall war, griff er nach der Schaufel und
warf die staubige Kohle in den glühenden Schlund des Kessels.
Plötzlich sah er einen Schatten aus dem Augenwinkel heraus, der ihm das wenige Licht nahm, welches durch das kleine Fenster der Stahltür hereinfiel.
Er hörte einen Knall und spürte einen stechenden Schmerz in seinem Körper, dann wurde es ihm Schwarz vor Augen.
Als er wieder erwachte, lag er blutend auf dem steinigen Boden des Bahnsteigs und die Lok war schon längst von dannen. Er konnte lediglich den Dampf sehen, der aus einem kleinen dunklen Krümmel am Horizont aufstieg, der mal der Zug war, über den er das Kommando hatte.
 
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