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Die Sage von Goldemar

Bunkerfisch

erfahrenes Mitglied
Als ich damals (als 10 Jahre alter Junge) mit meinen Großvater durch das Muttental zog, hat er mir die Geschichte von Goldemar und dem Ritter von Neveling erzählt, habe mal einen Text dazu hier rein gestellt.
Dazu ergänzend erzählte mir mein Opa das Goldemar immer noch in den Tunneln im Muttental sein Heim habe und das man Abends seine Schritte hinter sich hören könne, denn er schaue ganz genau wer ihn denn da besuchen käme.... angts-

Die Sage von Goldemar

Die Hardensteiner sind nicht nur durch die »Querenburger Fehde und durch Haus Rauendahl mit der Geschichte Bochums verbunden. Sie hatten auch einige Besitztümer im Bochumer Raum, zum Beispiel das Sattelgut Dahlhausen sowie den heute im Botanischen Garten der Universität Bochum gelegenen Beckmannshof.

Burg Hardenstein selbst, eine der am romantischsten gelegenen Adelssitze Westfalens, liegt in Witten-Herbede (Nahe dem Muttental), an der sehenswerten »Burgenstraße an der Ruhr«. Diese alten Gemäuer sind aber nicht nur schön anzusehen, sie sind auch Nischen des Irrationalen, des Sagenhaften. Hier setzten wir mal mit der Sage von Goldemar dem Zwergenkönig an:

Vor mehr als 600 Jahren wohnte auf Burg Hardenstein der Zwergenkönig Goldemar. Bei Tisch saß er stets zur Rechten des Ritters Neveling von Hardenberg; man hörte den Zwergenkönig schlürfen und schmatzen, aber er selbst war Unsichtbar.
Mit seinem Pferd verhielt es sich nicht anders. Es stand im Stall, man hörte es saufen, trampeln und wiehern, aber niemand hat es je erblicken können.
Solange Goldemar auf der Burg wohnte, hatte Hardenstein eine gute Zeit. Die Speisekammern wurden nie leer und das Weinfass war stets bis zum Rand gefüllt. Wenn sich einmal Feinde in böser Absicht der Burg näherten, warnte der Zwergenkönig den Ritter, so dass er rechtzeitig Vorkehrungen treffen konnte. Beim gemeinsamen Würfelspiel leerte der Zwergenkönig mit dem Burgherrn manchen Becher guten Weines, und hin und wieder ließ er dabei sein Harfenspiel erklingen. Viele Leute, geistliche wie weltliche Herren besuchten Goldemar auf Burg Hardenstein. Der Zwergenkönig redete zwar mit allen, aber die Geistlichen konnte er nicht leiden; oftmals trieb er ihnen die Schamesröte ins Gesicht, indem er ihre heimlichen Sünden vor allen Leuten offenbarte. Den Ritter Neveling, den er seinen Schwager nannte, lehrte Goldemar, sich mit den Worten zu bekreuzigen: Unerschaffen ist der Vater, unerschaffen ist der Sohn, unerschaffen ist der Heilige Geist!
Zu dieser Zeit wohnte auch ein Küchenjunge auf Hardenstein, der unbedingt wissen wollte, wie der Zwergenkönig denn aussähe. Man munkelte, Goldemar habe Hände, kalt wie ein Fisch und weich wie eine Maus - aber es hatte ihn ja kein Sterblicher jemals zu Gesicht bekommen. Dem Küchenjungen jedoch war bekannt, dass Goldemar die Angewohnheit hatte, noch zu später Stunde in die Burgküche zu gehen, um sich mit ein paar vom Abendessen übriggebliebenen Happen zu stärken.
Der Junge hatte einen Plan: »Wenn ich nun Mehl und Erbsen auf die Kuchenstufe ausstreue, so stolpert Goldemar über die Erbsen, fällt zu Boden und verliert seine Tarnkappe, so dass ich ihn sehen kann, zumindest aber wird sich seine Gestalt im Mehl abzeichnen!«
Gesagt, getan. Der Junge bereitete alles vor, versteckte sich hinter der Küchentür und wartete, eine Stunde, zwei Stunden. Von Herbede klang der Glockenschlag zwölfmal herüber - Mitternacht. Plötzlich kam etwas durch den Flur, der Junge hörte es ganz deutlich. Knarrend öffnete sich die Tür, ein Schatten huschte herein, da - ein Aufschrei, der Zwergenkönig stolperte über die Erbsen und fiel polternd zu Boden.

In diesem Augenblick sprang der Küchenjunge hinter der Tür hervor und erblickte Goldemar. Dieser aber schnappte den Jungen, außer sich vor Wut, riss ihn auseinander und kochte und briet ihn anschließend in großen Töpfen. Diese Gerichte ließ er sich auf sein Turmzimmer bringen, das bis auf den heutigen Tag »Goldemars Kammer« heißt, und dort verspeiste er den Küchenjungen. Sein Schmausen war begleitet von Musik und Gesang, sonst war es mucksmäuschenstill in der Burg. Kein Mensch wagte auch nur einen Ton von sich zu geben, denn alle hatten große Furcht vor dem unheimlichen Treiben.
Neveling von Hardenberg war es, der am nächsten Morgen seinen ganzen Mut zusammennahm und als erster nach dem Rechten sah. Er ging also zu Goldemars Turmkammer und sah, dass über der Tür etwas geschrieben stand. Beim Nähertreten durchlief ihn ein kalter Schauder, denn die Worte ergaben einen Fluch: »Burg Hardenstein soll künftig so unglücklich sein, wie sie vormals glücklich gewesen ist, und all ihr Gut soll zerrinnen, solange nicht drei Generationen derer von Hardenberg zugleich am Leben sind!«

In der Folgezeit aber lebten niemals Großvater, Vater und Sohn in dem alten Gemäuer zusammen, und die Familie von Hardenberg starb schon vierzig Jahre nach diesem schicksalsschweren Fluch im Jahre 1439 im Mannesstamme aus. Die einstmals stolze Burg zerfiel im Laufe der Jahrhunderte zu der noch heute stehenden Ruine. Den Zwergenkönig Goldemar aber hat man seit jener Nacht nicht wieder in dieser Gegend bemerkt.
Haus Hardenstein liegt in Witten-Herbede am Hardensteiner Weg. »Goldemars Kammer« wird der Kaminraum in der 1. Etage des Südwest-Turms (der Turm am Hügel) genannt.

Quelle:
http://www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de/Zwergenk%C3%B6nig_Goldemar_auf_Burg_Hardenstein" onclick="window.open(this.href);return false;
 
Die Sage ist offenkundig so dämlich, daß ich mich frage, was sie mir eigentlich sagen will. Ist vermutlich - wie so oft - eine extrem verklausulierte Botschaft.
Die Burg ist schön.
Hab gerade nur ein Foto gefunden, das ich mal als Basis für so ne Art Kalenderblatt verwendet habe:

HardenSteinWKRunenGross.jpg

P.S. Das Buch, das Du als Quelle angibst ist ein wirklich reicher Wissensschatz rund um Westfalen und das Ruhrgebiet. daumen-
 
Ich finde sie nicht doof oder dämlich. Da steckt das sprichwörtliche "Gute Dinge soll man nicht hinterfragen" drin :)

Das Buch ist wirklich wunderbar quasi eine kleine Edda.
 
...mit dämlich meinte ich nicht, daß ich die Sage doof finde. Ich meinte dämlich im Sinne von unrealistisch, unglaubwürdig. So wie Rotkäppchen oder andere Märchen eben auch. Sie enthalten oft vollkommen schwachsinnige Passagen und man sollte auch den Leuten von damals etwas mehr Verstand zubilligen. Daher sollte man sich mal die Mühe machen und versuchen herauszufinden, was die Sage, das Märchen eigentlich bedeuten soll. Für wen oder was stehen bestimmte, immer wiederkehrende Bilder. Z.B. der Wolf oder ein Zwerg.
Bei vielen Märchen kann man mitlerweile getrost davon ausgehen, daß sie kosmische Tatsachen, Zyklen oder besondere kosmische Ereignisse in verklausulierter Form beschreiben. Jakob Grimm selber legt das nahe.
Und ich denke, so oder so ähnlich ist es auch beim Goldemar. Für ein Gleichnis mit moralischem Auftrag, würde es ja reichen den Küchenjungen totzuschlagen. Nein, er muß ihn verspeisen....und unsichtbar muß er auch sein....für mich zuviele Bilder um die Sage wortwörtlich zu nehmen, bzw. sie als moralisches Gleichnis verstehen zu wollen.

Mit dem Vergleich der Ruhrsagen und der Edda hast Du in gewisser Weise sogar recht. Die Edda berichtet (mindestens in der Völuspa) von kosmischen Ereignissen, bzw sogar einer kosmischen Katastrophe, die die Erde heimsuchte und tut dies auch in verklausulierter Form.
 
Ja, verstehe. Die Sage ist wirklich etwas abgehoben und auch unnötig ausgeschmückt. Bei mir war es eben die persönliche Bindung die mich daran so fasziniert hat, das das was mein Opa mir erzählte durchaus einen Sagenhaften Hintergrund hat.

Mit der ganzen Sagenwelt verhält es sich fast genauso. Geschichten/Sagen erlangen Ruhm und werden dadurch noch Ruhmreicher und so werden sie zu Geschichten wie zum Beispiel die Nibelungensage. Pompös und unrealistisch ausgeschmückt bis ins letzte Eck, der wahre Kern in einer Sage ist es der den wahren Schatz in sich birgt. Ein Ereignis, dass durch seine Einzigartigkeit unsterblich wird ist das was Religionen begründen kann. Deswegen alleine sind Sagen für mich fast allein schon wahre Magie. :)
 
Manchmal muss mann eine Sage etwas anders deuten. Waren die Zwerge in wirklichkeit kleinere Menschen die im Bergbau tätig waren?

"Das Geheimnis der Zwerge
Aus den Erzählungen und Geschichten unserer Kindheit sind sie wohlbekannt: die Zwerge. Allein in Deutschland gibt es Hundert verschiedene wundersame Sagen, Legenden und Märchen über sie. Tatsächlich gibt es historische Grundlage, auf die sich die Märchen stützen. Wer waren die geheimnisvolle kleinwüchsige Schatzsucher, die im Mittelalter Nordeuropa in geheimer Mission durchwanderten? "

Quelle:
http://www.3sat.de/page/?source=/specials/thementage/ard/150599/index.html


Grüße Michael
 
Wenn man etwas zu der Geschichte deuten möchte... (mein Versuch!)

Ein Ritter hat eine Truppe kleiner Menschen hergeholt um das Erz in seinem Bereich abzutragen.
Alles ging gut. Der Chef der kleinen Bergbauarbeiter ging auf der Burg ein und aus. Der "Zwerg" war nicht geblendet vom Glauben, dem entsprechend mochte er
das Diktat der Kirche nicht- und seine Verräter. Irgendwann kam es zum Streit zwischen Burgherr und seinem Bediensteten- der wohl wuste über seine Qualitäten.
Er sagte oder schrieb einen Spruch das der Ritter verarmen würde und verschwand mit seinen Bergleuten.

Das Muttental ist ja heute auch sehr nah. Ob Eisenerz dort auch gab???

Nur theoretischer weise..


Grüße Michael
 
"Zwerg" sagt man heute aber wirklich nicht mehr.
OK wäre: "Vertikal sehr herausgeforderte bärtige Person mit spitz zulaufender Mütze"
 
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