Bunker-NRW

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Schadstoffe

JosefM

Mitglied
Hallo zusammen,
ich bin neu relativ neu, was Urbexing betrifft. Da das Begehen von Lost Places immer ein gewisses Risiko im Bezug auf Schadstoffe und Luftverschmutzung birgt, wollte ich mich erkundigen, welche Schutzvorkehrungen man im allgemeinen vor dem Betreten eines Lost Places treffen sollte und wie man giftige Substanzen (Asbest, Pcb, usw.) erkennt.
Vielen Dank schonmal im voraus für alle Antworten.
 
Hallo Josef,
Generell kann man da natürlich immer vorbeugend handeln indem man vor der Begehung reichlich Recherche betreibt und aus dem Zuge natürlich sich schon einige Dinge ableiten kann.
Generell gesehen würde ich auch immer ein Gaswarnmessgerät auf der Tasche mitführen um gegen aufkommende giftige Gase bzw Co2 gewappnet zu sein.
Was Mineralien und Gesteine anbetrifft sollte man eh immer vorsichtig sein und qm besten(insofern man sich nicht sicher ist ) immer Handschuhe nutzen und im besten Fall gar nicht erst anfassen.
Meist sagt einem das Bauchgefühl schon ganz gut da wenns nicht klargeht.

Zum Thema Asbest : da gibt's ne Reihe an verschiedenen Baumaterialien in denen Asbestfasern verwendet worden sind.
Am bekanntesten sind wahrscheinlich die klassischen Asbestwellplatten.
Hier ist natürlich besondere Vorsicht geboten und man sollte stehts einen Atemschutz tragen wenn man gebrochene Plattenelemente dieser Art dort sieht (insofern einem die eigene Gesundheit lieb ist ).
Das wäre so mein Teil den ich dir dazu sagen kann ✌️
 
Manchmal findet man Hinweise auf Schadstoffe, wenn man Recherchen zum Objekt anstellt.
z.B. das Gelände ist seit Jahren ungenutzt, weil es aufgrund der Asbest-/PCB-Verseuchung keinen Käufer findet...
Ansonsten gibt es Hinweise wie

kaputte Leuchtröhren -> Quecksilber
kaputte Trafos -> PCB
Asbestwellplatten, aufgerissene Böden mit asbesthaltigem Kleber, faserig aussehende Dämmung von Rohren -> Asbest
unterirdische Räume mit organischen Materialien (verfaultes Holz) -> CO2
Geruch nach Schwefel -> H2S
Geruch nach Ammoniak -> Ammoniak
Schimmel an den Wänden -> Schimmel
Kot von Tauben, Ratten, Mäusen -> kann Krankheitserreger enthalten
die Liste ist unendlich....

Hier noch drei Beispiele mit Fotos:
Warnschilder aus der aktiven Zeit des Objekts -> Warnung beachten !!
Kunststoff- oder Metallbehälter mit Gefahrstoff-Aufklebern -> entsprechender Gefahrstoff
Verrostete Fässer deren Deckel sich schon ausbeult -> Inhalt eventuell instabil / explosiv

P8061817.jpg DSC_0184.jpg DSC_0145.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Manche Gefahrstoffkennzeichen versprechen eher Spaß als Gefahr...jedenfalls wenn der Betrachter pyromanisch veranlagt ist :devilish::cool:

Scherben von Leuchtstofflampen sind relativ harmlos,jedenfalls in Sachen Quecksilber...das ist je nach Temperatur innerhalb von Stunden bis Tagen verflogen.
Asbestbeton Bauteile tun einem auch nix,wenn man sie in Ruhe lässt(auf einem windstillen Dachboden würde ich trotzdem nicht unbedingt unter den Eternit Dachplatten herumlaufen wollen)
PCP hat einen typischen Geruch,wenn man den warnimmt heisst das auch nicht das man sich in 5 Minuten vergiftet haben wird,eher das man hier keine öligen Dinge anfassen und sich keine 2 Stunden in die Dunstwolke stellen sollte.

Besonders tückisch und leider sehr häufig sind Asbest Rohrisolierungen,wenn dieses Material zerbröselt und trocken herumliegt,hat das genau die richtige Konsistenz zum aufwirbeln und einatmen !

In Industrieruinen sollte man ohne besondere Sachkenntnis generell vermeiden JEDWEDEN Dreck aufzuwirbeln,einzuatmen oder am Körper/den Klamotten mit nach Hause zu nehmen,da einfach zu viele Stoffe schädlich sein können.
 
Was bisher noch keine Erwähnung fand ist die biologische Komponente und die Gefahr durch Mikroorganismen und Infektionen. Da gibt es z.B. die Leptospirose, die durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser und Aerosolen übertragen werden kann. Da gibt es dann auch noch unzählige Mikroorganismen und Infektionen mehr. Je nachdem, wo man unterwegs ist.

Generell ist das Ganze ein so großes Thema, wenn man sich über alle chemischen, biologischen und physikalischen Gefahren in unserem Hobby informieren möchte, könnte man dies glatt zu einem Studiengang machen.

Ich kann mich da nur meinen Vorredenern anschließen: natürliche Intuition, das Kennen von Werkstoffen, Gefahrstoffkennzeichnungen, Rohrleitungskennlinien und ein paar Gasen sollte vorhanden sein. Den Rest kann man sich dann Locationspezifisch anlesen. Da man ja meist eh vorher zum Objekt der Begierde ein paar Recherchen anstellt findet man meist auch, was dort produziert oder verbaut wurde oder aus welchen Gründen es geschlossen wurde.

Je nach Thema kann ich da bei fachspezifischen Fragen gerne behilflich sein, da ich mich beruflicherseits mit so einigen in der Industrie oder Umwelt vorkommenden Gefahren befassen muss.
 
Infektiöses Wasser/Aerosole ist als Risikofaktor aber auch nur für Kanalisationsfans und sonstige Toilettentieftaucher relevant... :poop: :p
 
Ja, gerade in Kanalisationen mit Regen- oder Schmutzwasser ist die Gefahr deutlich erhöht.

Leptospirose kann aber eigentlich an allen Orten auftreten, wo sich infizierte Nagetiere aufhalten und ins Wasser urinieren.

Genauso gibt es auch Würmer oder andere Parasiten als Krankheitserreger, die sich einfach gerne in feuchten Tunneln aufhalten.
 
Vor Ratten,Mäusen und deren Hinterlassenschaften sollte man sich auch in trockenen Ruinen in Acht nehmen.

Was für Würmer/Parasiten,die Menschen befallen findet man in "feuchten Tunneln" ? :sick::rolleyes:
Hab ich noch nie gehört...kann ich mir eigendlich auch nur im Zusammenhang mit :poop: vorstellen ?!?
 
Schadstoffe ist aber ein langes Thema, aber auch ein Thema, mit dem ich mich beruflich befassen muss.
Also unterm Strich sind es in unserem Fall nur eine Hand voll Relevante dinge.
Labore und deren Inhalt kann man leicht vermeiden, einfach Finger von Chemikalien lassen, wenn man sich nicht auskennt.

Als wichtigste dinge würde ich zählen:

1. Asbest in seinen unterschiedlichsten dareichungsformen. die Bekannte Asbestzementplatte ist dabei das harmloseste.
Viel interessanter sind schwach gebundene Asbestprodukte (Isolirung, Schnüre, Dichtungen ...) nach TRGS 519 Anl.3, wie sie öfters in Industrieanlage vorkommen.
Dazu ganz klar, ist es faserig und nicht 100%ig Steinwolle (und auch die ist ein Gefahrstoff nach TRGS 521), dann ist es böse und potenziell Asbesthaltig.
Fallbeispiel: Du kriechst durch einen Kabeltunnel, in dem Rohre mit stark beschädigter Asbest Isolierung sind und wirbelst Staub und Fasern auf, weil du unvorsichtig bist.
Dabei bist du klug und Trägst eine Maske (min.FFP3).
Jetzt hast du aber ein anderes Problem, denn du hast die Fasern am Körper und an der Kleidung, diese verschleppst du jetzt in dein Auto und nachhause ...
Also ich halte es so, wenn es nicht unbedingt nötig ist, dann meide ich solche Orte oder halte mich nur kurz dort auf und versuche möglichst wenig zu berüren oder staub aufzuwirbeln.
Eine Maske trag ich dabei nicht, ist mir zu umständlich, ist aber ratsam!
Aber ich ziehe die Kleidung sofort Zuhause im Keller oder noch am Auto aus und geh duschen.
Komplett vermeiden lässt sich ein Kontakt in unserem Fall kaum. aber wenn man die Gefahr erkennt, dann kann man es minimiren.

2. PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) nach TRGS 551
darunter fallen alle Pyrolyseprodukte, Teer und der gleichen. klar am Teer Geruch zu erkennen (Riecht leicht Süslich nach Naphtalin also wie alte Mottenkugeln.)
zwangsweise in Kokereien zu finden aber auch als Vergussmittel für Kabelmuffen, Straßenbelag, in Dichtungen und und und...
Das Zeug ist Krebserregend, ganz einfach Finger weg, nicht dran lecken und gut ist, die Dämpfe sind zwar auch Krebserregend aber die Exposition ist im Hobbybereich nicht wirklich hoch, daher vernachlässigbar.

3. PCB (Polychlorierte Biphenyle) nach TRGS 524
In Trafoöl, Hydrauliköl, alten Kabeln, Dichtungsmassen und so weiter. Riecht süßlich, einfach finger weg lassen, gleiches wie bei PAK

4. Taubenkot
Finger weg, ist voll mit Pilzen, Parasiten, Bakterien ...... aber das ist glaub ich Selbsterklärend.

Damit habt ihr die Schlimmsten Übeltäter, die relevant sind.
Natürlich gibts noch mehr, jeh nach Ort, in einer Galvanik zum Beispiel können einem viele Chemikalien bis hin zu Cyanit über den weg laufen.
Es gibt auch Radiologische Messgeräte, die mit einem Cesium 137 Strahlern ausgestattet sind, aber das führt zu weit jetzt.

Von unbekannten Stoffen einfach die finger lassen, das Risiko wird eh nie Null sein.
Riecht es ungesund, dann ist es das in der regel auch.
 
Die Gefahr irgendwas einzuatmen könnte man nach folgendem Raster beurteilen:
A. Der Raum ist gut belüftet, du hälst Abstand zu allen verdächtigen Gegenständen und fasst nichts an - niedriges Risiko
B. Der Raum ist kaum belüftet, Schadstoffe und Schimmel könnten in der Luft schweben, du schleichst ganz vorsichtig und bemühst dich keinen Staub aufzuwirbeln, und hälst dich möglich kurz in dem Raum auf - mittleres Risiko, du könntest Spuren von Schadstoffen eingeatment haben
C. Du kriechst eine halbe Stunde durch enge Rohrleitungstunnels, dein Gesicht ist wenige Zentimeter vom Boden entfernt, du atmest schwer, durch deine Bewegungen werden die Schadstoffe aufgewirbelt - hohes Risiko, aber du zeigst deine Solidarität mit den Arbeitern, die das früher auch ungeschützt machen mussten.

Zusätzliche Bilder als Beispiele
Altes Ersatzteillager mit wunderschönen Holz-Regalen, aber alles voll Taubenkot, wir hielten uns so kurz wie möglich darin auf.

taubenkot.jpg

Von Kupferdieben zerlegter Trafo, auf den Pfützen in der Nähe schwimmt orangefarbenes, PCB-haltiges Trafo-Öl. Das möchtest du nicht an den Schuhen mit nach Hause tragen.

trafo1.jpg trafo2.jpg

Kaputte Bürogeräte mit schwarzem Tonerpulver. Willst du nicht einatmen.

toner.jpg

Diverse undefinierbare Substanzen auf dem Fussboden. Im Zweifel nicht reinlaufen, oder wenn schon geschehen, auf dem Rückweg nach einer Pfütze, Gras, Sand etc. suchen und die Schuhsohlen möglichst gut sauber machen.

pulver2.jpg undefinierbar.jpg DSC_0768.jpg klebrig.jpg

Faserige Materialien, die du nicht einatmen möchtest.

fasern.jpg fasern3.jpg fasern2.jpg
 
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