Hier stehen ja noch die ganzen Internetmärchen drin.
Ich versteh nicht warum die Leute immer so einen Blödsinn verzapfen müssen. Muss man den Wochenendtrip immer mit solchen Lügengeschichten aufpeppen?
In Noisy rennen keine Bluthunde rum. Der Förster (übrigens ein Neuer) schiesst nicht auf einen (ja, man stell sich vor, dass ist sogar in Belgien verboten),
es liegen keine Tellereisen aus und es ist auch noch kein Fotograf vom Uhrenturm gefallen.
Der Turm ist keine 56,80m hoch sondern ca 34 Meter. Es sind auch keine 550 Fenster. Sie sind schwer zu zählen, aber es sind keine 550.
Ich war für meine Sendung dort mittlerweile dreimal zum Drehen und habe als einziger dort eine offizielle Genehmigung bekommen. Meine Recherchen ergaben bisher in einem Timetable dies:
Die Geschichte vor dem Verlassenwerden steht ja überall recht stimmig, hier ist der Rest:
Chronik des Zerfalls und Vorkommnisse rund um Noisy
1991: Beenden des letzten Schuljahres. Schulheim wird geschlossen (unbestätigt - eventuell früher)
1993: Hausmeisterfamilie zieht aus (unbestätigt, fundiert auf einzelner Aussage eines ehemaligen Pförtners in V.)
Ohne ein genaues Jahr zu kennen, sollen gegen Ende der 80er oder Beginn der 90er noch Reparaturarbeiten am Dach stattgefunden haben. Diese wurden jedoch durch den tödlichen Absturz eines Zimmermanns überschattet und mit dem Ungück wurden alle Arbeiten eingestellt. Unwahr ist das Gerücht um den Fotografen, der sehr viel später vom Turm gefallen sein soll.
1995: Dachstuhl im 3.OG brennt (teilweise bis runter in Räume des 2.OGs) im Südflügel grossteils ab. Man vermutet als Ursache eine Party von ortsansässigen Jugendlichen, die sich über die Feuertreppen gewaltsam Zutritt in den oberen Stockwerken verschafft haben. Entgegen Infos aus dem Netz: Obdachlose gab es wohl nicht. Das Schloss war komplett unbekannt, Cder Ort ist ohne PKW schlecht erreichbar und die extrem schlechte Zugänglichkeit für unauthorisierte Personen spricht dagegen. Blitzschlag als Brandursache ist auch auszuschliessen, weil zu der Zeit noch ein Blitzableiter auf dem Turm installiert war.
Im folgenden Winter kurz nach dem Brand beschliesst der Graf daraufhin vom Hausmeister des Nachbarschlosses Chateau de V. alle teureren Parkett- und Marmorböden sowie einige der Kamine demontieren zu lassen, um sie auf seinem Landsitz (einen Steinwurf entfernt) und dem Schloss der Gräfin in Frankreich verbauen zu lassen. Diese Arbeiten wurden recht rüde ausgeführt und vieles was nach Vandalimsus oder Díebstahl aussieht, ist zum Teil diesen Demontagen geschuldet. Wie vielerorts berichtet, wurde also nichts gestohlen.
Versuche, das Schloss als Hotel etc. zu vermieten, werden seitdem aufgegeben. Zuvor gab es Interesse einer Hotelkette dort eine Luxus-Manager-Seminar-Herberge einzurichten. Mit Tennisplätzen und Helikopterlandeplätzen. Der Graf lehnte ab, weil er um die Ruhe des Parks fürchtete.
1999: Das Gelände wird für Fasanenjagd an einen Engländer verpachtet. Die Gerüchte, die sich seither um den Jäger ranken sind amüsant, halten wohl einige Leute davon ab Noisy zu besuchen, sind aber allesamt unwahr. Niemals hat er seine Flinte im Anschlag, wenn er nach dem Schloss sieht. Auch sind keine Tellereisen im Wald verstreut und keine Bluthunde streunen durch das Areal. Allerdings wird dort während der Jagdsaison scharf geschossen, aber üblicherweise nicht auf Menschen.
Die Fasanenjagd ist mitunter ein Grund warum man sich dazu entschied, das Wasser im Keller nicht abzusperren, damit man dort über Wasser verfügen konnte. Wer es bis Mitte diesen Jahres nicht ausprobiert hat: Einige der Toiletten im Keller waren funktionstüchtig. Das Nichtabsperren des Wassers und das Belassen des Wassers im gesamten Heizkreislauf sorgt für weitere vermeidbare Schäden. So ist beinahe unter jedem Heizkörper ein grosses Loch im Boden, weil heraustropfendes Wasser die Böden verrotten lies.
Im selben Jahr begeht eine junge Frau Selbstmord auf den Stufen im Eingangsbereich unter dem Turm. Sie war eines der Kinder, die in Noisy einen kompletten Sommer verbringen durfte. Nach Eheproblemen erinnerte sie sich an ihre Kindheit und zog es wohl vor dort zu sterben. Damals war das Schloss noch gut verschlossen und sie fand keinen Einstieg.
2002 o. 2003: Laut Aussage des Jagdpächters (er erinnert sich nicht genau) kollabierten in diesem Zeitabschnitt nach heftigen, langanhaltenden Regenfällen einige der Decken binnen weniger Tage. Vermutlich saugte sich das Füllmaterial unter dem Parkett derart voll dass das Gewicht zuviel wurde. Ab dieser Zeit ging es dann auch generell optisch bergab. Farbe platzte ab, Türzargen verbogen sich, Deckenverkleidungen lösten sich ab.
2005: Erste Fotos tauchen im Internet auf. Alles eigentlich auch schon sehr kaputt. Auf den ersten Blick gar kein so grosser Unterschied zu Heute. Jedoch ist der Handlauf im Treppenhaus fast noch vollständig erhalten. Auch stehen noch mehr Stühle und Tafeln herum und die Deckenverzierungen sind noch in einem besseren Zustand.
2006: Das Dach des Pferdestalls bricht zusammen
2007 bzw Anfang 2008: Vandalen missbrauchen das 30 kg Gewicht des Uhrwerks im Turm als Abrissbirne. Neben zahlreichen Waschbecken und Toiletten fällt diesem Gewicht leider auch fast das komplette Treppengeländer und drei Stufen in der grossen blauen Halle zum Opfer. Der Jäger erinnerte sich dieses Gewicht in der blauen Halle gefunden zu haben, nachdem der komplette Handlauf zertrümmert wurde.
Unwahr sind hingegen Angaben, dass in dieser Zeit Räume im Schloss entkernt wurden. Seit 1995 geschah von Seiten des Besitzers dort nichts nennenswertes mehr.
2009: Der Nordflügel ist auf Höhe des 1.OGs nicht mehr zu betreten. Zuvor konnten besonders mutige noch einen schmalen Balken zum Überqueren eines riesigen Loches nutzen, nun aber nicht mehr. Der kleine Kappelenraum im 1.OG ist seitdem nur noch über Kletterei erreichbar.
2010: Vandalismus schreitet fort. Viele Steingesichter im Inneren werden kaputtgehauen.
2011: Im Frühjahr verwüstet ein Hurrikan grosse Teile des Waldes um Noisy. Das ganze Jahr wird deshalb intensivst Holzabbau betrieben. Im Februar brennt der Parkettboden im roten Salon und dem Nebenraum fast vollständig ab. Drei Franzosen werden deshalb verhört. Im Mai kündigt der englische Jagdpächter Sir Sean Gorringe die Pacht weil die Fasanenjagd unbefriedigend verlaufen ist. Ein neuer Aufseher (Mr. descy) wird eingestellt. Im August wird die Rückseite von Noisy als Kulisse für einen belgischen Spielfilm genutzt. Noisy ist dort ein Gefängnis im ersten Weltkrieg für den Film "Dead Man Talking". Seitdem zieren Holzkreuze die Wiese neben dem Wasserbassin. Im September fehlt ein Zifferblatt der Turmuhr (Nordseite) und das Uhrwerk wurde kaputtgetreten.
Aktuell gegen Dezember sind vom neuen Caretaker alle möglichen Eingänge mit Brettern vernagelt worden. Angeblich soll sich dort jemand im Sommer das Becken gebrochen haben und daher finden nun diese Sicherungsmassnahmen statt. Das Gerücht mit dem Schwerverletzten ist allerdings bis jetzt unbestätigt und ich gebe es hier nur als Gerücht weiter.
Ich bin nächste Woche noch einmal dort. Für mich wird nocheinmal eine Tür geöffnet, danach wird dann alles endgültig versiegelt.
Die einzigen Gerüchte bzw Erzählungen die man für voll nehmen kann, sind die, dass es mittlerweile absolut lebensgefährlich ist sich in den oberen Stockwerken aufzuhalten. Nach anfänglichem Leichtsinn bewege ich mich dort nur noch mit schwerem Stahlhelm und teilweise angeseilt. Ich bin mehrmals eingebrochen und habe bei windigem Wetter Steine neben mir einschlagen gesehen.
Wenn ich Zeit habe stelle ich mal ein paar Fotos ein die während der Dreharbeiten entstanden sind. Irgendwann wird es auch einen (neuen) Videotrailer geben, der Noisy beinhaltet (siehe Thread Castello di Saraceni).