Moin, zusammen!
Will mal versuchen, diesen alten, aber interessanten Thread wiederzubeleben...
V2-Stellung im Hönnetal - eher nicht. Zumindest nicht der zitierte Steinbruch. Der Reihe nach:
Fangen wir erstmal mit Begriffs-Definitionen an: V2 = Aggregat 4 (A 4), das, was man sich gemeinhin unter Rakete vorstellt. Ca. 14 m hoch, senkrecht von kleinen Stahlplattformen gestartet. V1 = Flakzielgerät 76 = Fieseler Fi 106, eine unbemannte Flugbombe, die an ein Flugzeug erinnert und schräg von Rampen (Dampfkatapulten) gestartet wurde.
Die V2 wurde anfangs nur in Peenemünde produziert (Versuchssserien). Nachdem fast zeitgleich Peenemünde, die RAX-Werke in Wiener Neustadt und die ZF-Werke in Friedrichshafen, wo die V2 auch produziert werden sollte, von der RAF dem Erdboden gleichgemacht wurden, wurde der Ausbau der unterirdischen Fabrik Mittelwerk im Kohnstein in der Nähe von Nordhausen/Thüringen forciert. Diese Anlage war die einzige Serienfertigung der V2. Das dazugehörige Konzentrationslager hieß Dora (als Außenlager von Buchenwald) bzw. später, als eigenständiges KL, Mittelbau-Dora. Im direkten Zusammenhang mit der V2 gab es noch eine U-Verlagerung in Lehesten/Thüringen (Deckname Rotbutt). Hier wurden Rückläufer von der Front mit Fehlfunktionen getestet und repariert, sowie die U-Verlagerung Rebstock in einem Eisenbahntunnel bei Ahrweiler. Hier wurden die Transportwagen für die V2 produziert (Meiller-Wagen für betankte und Vidal-Wagen für unbetankte Raketen). Weitere bekannte Fertigungen gab es nicht.
Verschossen wurden die V2 von der Division z.V. (zur Vergeltung) unter Leitung des SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Waffen-SS Dipl.-Ing. Hans Kammler, und zwar von Stellungen in Holland (Den Haag) Richtung London und von Stellungen im Raum Hachenburg überwiegend Richtung Antwerpen sowie vereinzelt auf Ziele in Frankreich (Lille und Paris). Die OT hatte nichts mit dem Verschuß zu tun, lediglich mit dem Bau der Stellungen, allerdings nicht für die V2, sondern die V1 (siehe weiter unten). Wie weiter oben im Thread erwähnt, eignete sich die V2 wegen ihrer Ungenauigkeit nicht zum taktischen Einsatz, also der Bekämpfung militärischer Punktziele, es wurde allerdings versucht: Nachdem die Alliierten die Rheinbrücke bei Remagen erobert hatten, wurden auch Raketen auf diese Brücke verschossen. Die nächste lag 300 m neben der Brücke, die am weitesten entfernte über 11 km daneben.
Die im Hönnetal gefundenen Fundamente in einem schräg ansteigenden Steinbruch deuten eher auf eine Anlage für die V1 hin. Die V2 benötigte keine befestigten Stellungen, es wurden vereinzelt lediglich Betonfundamente von max. 4 m Durchmesser für die Starttische gegossen. Schräg ansteigende Fundamente sind eher ein Hinweis auf die V1. Dies läßt sich relativ leicht verifizieren, indem die ansteigende Linie dieser Fundamente auf der Karte verlängert wird. Zeigt sie grob nach Westen bzw. Nordwesten, könnte es sich um eine derartige Anlage handeln. In Erzählungen von nach dem Krieg wurden von der Bevölkerung sehr oft die V1 und V2 verwechselt, da es sich ja bei beiden um hochgepriesene, streng geheime "Wunderwaffen" handelte.
Die V1 wurde von der Flak-Division 155 (W) unter der Leitung von Oberst Eugen Walter verschossen, und zwar zuerst noch von der französischen Kanalküste auf London, danach aus ähnlichen Einsatzräumen mit ähnlichen Zielen wie die V2. Im Frühjahr 1945 wurde die Flak-Division 155 (W) mit der Division z.V. zum Armeekorps z.V. verschmolzen, so daß dann Kammler beide V-Waffen unter seinem Kommando hatte (zusätzlich hatte er noch die weiteren Geheimwaffen Hochdruckpumpe und Rheinbote unter seinem Kommando, aber das ist ein separates Thema).
Das mal "ganz grob". :wink: Gerne können wir dieses Thema noch weiter vertiefen...
Einen schönen Tag!
Christian