Bunker-NRW

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Hochofen B

Ich kann mir vorstellen, dass der HFB in der Luft hängt, da die Stadt ihn erhalten möchte und ArcelorMittal die Verantwortung aufgegeben hat.
Wenn ArcelorMittal richtig abreißen würde, und ich meine nicht nur mit zwei Mann, dann wäre die Stadt/Region nicht mehr interessiert.
Auf dem HFB-Gelände gab es 150 Jahre lang verschiedene industrielle Aktivitäten und der Boden ist vermutlich verseucht.
Die günstigste Lösung ist es, alles stehen zu lassen, bis die Region kauft. Wenn sie es nicht bereits getan hat (siehe Sinteranlage Duisburg).
Warum man die Kabel nicht selbst entfernt hat, verstehe ich auch nicht.

Bei der Kokerei denke ich, dass ArcelorMittal verpflichtet ist, den extrem verseuchten Boden zu sanieren.

HF6 wird möglicherweise bewacht, da der Abriss im Gange ist.
 
Etwas zur technischen Geschichte von HF B und des Lütticher Reviers

Die Geschichte vom Hochofen B und anderen Werken im Lütticher Revier ist ganz interessant und erklärt auch den Zustand der Anlagen.


40er und frühe 50er Jahre: Wiederaufbau

In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden Hochöfen aus der Vorkriegszeit des ersten Weltkrieges wieder angefahren, um den wachsenden Bedarf nach Stahl zu decken.
1947 waren Hochöfen 2, 3, 4 (Diese Hochöfen wurden 1879 bis 1900 erbaut oder repariert) und 5,6 und 8, welche zwischen 1905 und 1913 erbaut wurden. Der modernste Hochofen ist Hochofen 7 von 1932, der durch den 2. Weltkrieg nicht so stark beschädigt wurde.

1954 schließt die Zeche in Ougrèe.
1955 fusioniert Ougrèe-Marinhaye mit Cockerill in Seraing, Gründe hierfür sind die Möglichkeiten der Rationalisierung.

Späte 50er und 60er-Jahre: Modernisierung und Neubau

1959: Hochofen 7 wird modernisiert. Bau eines neuen Thomas-Stahlwerks, Brechanlage, Sieb- und Agglomeration, Erzhafen- und Erzwaggonentladeanlage
Teilweise sind diese Anlagen immer noch erhalten.

1962: Inbetriebnahme des HF B.
HF 3,4 und 5 sind in Betrieb.
1963 : Inbetriebnahme des Stahlwerks Chertal.
Die späten 60er Jahre sind geprägt von Modernisierungen der Hochöfen.

1970 erwirbt Cockerill-Ougrèe das Stahlwerk in Chertal
Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt Cockerill 40000 Arbeiter und produziert mehr als 6 Mio Tonnen Rohstahl.
Mit 27 Hochöfen, 14 davon allein in Lüttich ist Cockerill der größte belgische Stahlkonzern, der nahezu die gesamte Stahlproduktion im Lütticher Becken kontrollierte.

70er-Jahre: Sozialismus

1970 sind der moderne Hochofen B von 1962 und 5 von 1905 in Betrieb.

Das Unternehmen ist geprägt von Gewerkschaftsinteressen und Banken, die das Aktienkapital kontrollieren. Untereinander haben belgische Stahlkonzerne Beteiligungen, weshalb hier die Konkurrenz durch finanzielle Verschwägerung klein ist. Während man in Deutschland versucht, durch die beste Technik und Modernisierungen am Ball zu bleiben, quetschen Banken und Gewerkschaften Geld aus Cockerill. Wieso auch, die Konjunktur läuft gut in den frühen 70er-Jahren.

Die Ölkrise trifft Cockerill extrem hart, da vollkommen unerwartet der Absatz von Stahl einbricht. Cockerill muss sogar seine Beteiligung an den Sidmar-Werken in Gent verkaufen, um finanziell zu überleben. Unrentable Betriebsteile werden nur zögerlich geschlossen.
Späte 70er-Jahre bis frühe 80er Jahre: Es wird nicht investiert, sondern beim Staat um Subventionen gebettelt. Der belgische Staat subventioniert die Stahlproduktion mit Milliarden und sorgt so dafür, dass alles bleibt, wie es ist, nur teurer. Missmanagement und Überkapazitäten werden durch Milliardensubventionen überstrichen. Während andere Unternehmen wie Thyssen und Krupp die Innovationen der 70er Jahre wie Automatisierung nutzen, hat Cockerill kaum Anreize, da Arbeiter und Investoren zufrieden sind, wenn Staatsgeld fließt.
1978 ist die Beschäftigung bei Cockerill auf dem gleichen Niveau wie 1970, Konkurrenten brauchen für die gleiche Stahlkapazität etwa nur die Hälfte der Mitarbeiter.

1981 werden Cockerill und Hainaut-Sambre vom beglischen Staat übernommen und zu Cockerill-Sambre fusioniert
In den 80er-Jahren wurde das Staatsgeld dann in die Hand genommen, um bestehende Anlagen teils zu modernisieren und die Kapazität auf wenige Standorte (Seraing, Ougrèe und Chertal) zusammenzulegen. Unrentable Anlagen werden geschlossen. Tausende Mitarbeiter werden entlassen. Technische Neuerungen wie die Kohlenstaubeinblasung werden endlich und verspätet implementiert.

In den 90er-Jaren investierte Cockerill-Sambre noch im Eisenhüttenkombinat EKO Stahl GmbH.

Schlussfolgernd kann man sagen, dass Uralt-Anlagen bei Cockerill-Sambre Tradition haben, die je nach wirtschaftlicher Lage des Unternehmens modernisiert wurden, oder in ihren Zustand belassen, betrieben wurden. Die Mentalität ist eine Andere. Außerdem ist dies ein gutes Beispiel, warum Sozialismus nicht funktioniert, am Ende zahlt der Steuerzahler dafür, dass ein System erhalten bleibt, das nicht funktioniert. Wichtige Rationalisierungen und Modernisierungen wurden sehr teuer aufgeschoben. Am Ende waren Entlassungen unvermeidbar und die Chance verpasst, neue Jobs in Zukunftsbranchen zu schaffen.
 
Cockerill-Sambre könnte heute noch existieren, hätte man es wie Saarstahl gemacht:

1. Kontrolle durch eine Stiftung und keinen Großkonzern
2. Wichtiger: Spezialisierung auf hochwertige Endprodukte und Technologie
Nur Unternehmensteile wie Walzwerke und Veredelungen existieren zurzeit weiter
3. Konsequente Modernisierung
 
Das schöne Wetter will genutzt sein, um auch mal oberirdisch etwas zu erleben :) ein Besuch auf dem "Riesenspielplatz" war bei Sonnenschein einfach töfte grins
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Hier mal ein paar Eindrücke aus der Zentralwerkstatt und deren Verwaltung... prostt-
 

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He he. Ein Wunder, dass in der Stadt noch ne unangebrochene Ampulle Diazepam in einem lost Place rumliegt.

Lostinplace schrieb:
Waaaaaas? Warum war ich denn da noch nicht drin.. Ist ja sehr geil! Besten Dank!

Wieder ein Ziel mehr für die nächste Tour nach Belgien grins
 
Acromion schrieb:
He he. Ein Wunder, dass in der Stadt noch ne unangebrochene Ampulle Diazepam in einem lost Place rumliegt.

Lostinplace schrieb:
Waaaaaas? Warum war ich denn da noch nicht drin.. Ist ja sehr geil! Besten Dank!

Wieder ein Ziel mehr für die nächste Tour nach Belgien grins
[emoji1]

Acromion, das nehmen wir auf jeden Fall nochmal mit auf die Liste. Mir scheinen so einige Bereiche relativ unbekannt.
Hoffentlich liegt dann das Valium noch da.

:-D
 
Ich wollte eigentlich schon letztes Jahr dahin, aber jetzt bin ich nach Hamburg umgezogen.
Zumindest ist es dieses Jahr immer noch sehenswert.
 
Das Zeug war in einem etwas größeren erste Hilfe Kasten...warscheinlich für den Kollegen,der drunterliegt wenn soein Lok Fahrgestell vom Bock kippt blabla-

Mit den Loks ist eh merkwürdig,da ist wohl die Schliessung mitten in die laufende Generalüberholung reingeplatzt...jetzt stehen die da rum,die eine halb fertig,die andere halb auseinandergenommen und werden nach und nach von den Buntmetalljägern ruiniert :roll:

Das dieser Bereich so selten auftaucht dürfte an der prekären Zugangssituation liegen...das ganze ist RICHTIG groß,aber es giebt nur eine einzige Ecke die als Zugang überhaupt in Frage kommt.Die ist natürlich mit Bergen von Natodrahtsalat zugestopft...die Kabelklauer bahnen sich regelmäßig Wege dadurch,und genauso regelmäßig werden diese mit nochmehr Natodraht wieder zugestopft blabla- Welches Stadium man da jeweils vorfindet,ist reine Glückssache :!:
 
Was ist das wohl für eine Anlage mit den riesigen Saugern?[/quote]
Das war eine recht große Drehbank. Das Spannfutter hatte locker nen Meter Durchmesser.. Die Spindel war in den Boden eingelassen...da passten schon recht große Werkstücke drauf..Die scheinen dort sehr feine Späne bzw schon Staub beim abdrehen erzeugt haben..Daher diese Absaugung. Die ganze Drehmaschine war zudem komplett eingehaust, entweder der Lautstärke wegen, oder/und der Stauberzeugung..
 
Acromion schrieb:
Chemieingenieur schrieb:
Warum hat ein Zentrallager Medikamente?

ich denke mal das war das Privatlager eines Mitarbeiters um so manche ,,stressige'' Schicht zu überstehen lach-

Ein bisschen beim Bedienen der Maschinen chillen kann ja nicht schaden grins

Schöne Fotostrecke Chrissie, liefert coole neue Eindrücke daumen-
 
chrissi76 schrieb:
Was ist das wohl für eine Anlage mit den riesigen Saugern?
Das war eine recht große Drehbank. Das Spannfutter hatte locker nen Meter Durchmesser.. Die Spindel war in den Boden eingelassen...da passten schon recht große Werkstücke drauf..Die scheinen dort sehr feine Späne bzw schon Staub beim abdrehen erzeugt haben..Daher diese Absaugung. Die ganze Drehmaschine war zudem komplett eingehaust, entweder der Lautstärke wegen, oder/und der Stauberzeugung..[/quote]
So ist es, das ist eine Drehbank um die Radsätze von Lokomotiven/Wagen abzudrehen.
 
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