Schmunkmueller
erfahrenes Mitglied
Sommer 2007.....eine kleine Ziegeleiruinenreise in's "Ostfriesische".....erst Pilsum.....dann Uttum.....und wenn man dann schon mal "da oben" ist.... :lol: :lol: :lol: ....dann gibt es da ja auch noch die
Ziegelei Cramer - Leding, Midlum
auch genannt/bekannt als
Ziegelei-Museum, Rheiderland - einst Ziegelei Cramer, Midlum
Wie unschwer / klar und sofort erkennbar ist:
So viel Pech mit dem Wetter habe ich davor und danach bei meinen Ziegeleitouren noch nie / nie wieder gehabt!!! Ein GANZES Wochenende Regen-Regen-Regen.... weinen- weinen- weinen- .....aber wenn man schon so weit gefahren ist - tjaaa, dann müssen auch ein paar Bilder her....hier war das Fotographieren eigentlich schon gar nicht mehr möglich. Dennoch.....
Geschichte Ziegelei Cramer
Die Ziegelei Cramer bildete zusammen mit der Ziegelei Leding einen auch für das an Ziegeleien reiche Rheiderland einzigartigen Industriestandort. Außendeichs auf einer Nase in einer Emskurve errichtet, lagen die beiden Konkurrenzunternehmen jahrhundertelang vis-á-vis auf den beiden Seiten der Midlumer Sielmuhde. Noch heute wird dies durch das landschaftsprägende Nebeneinander der beiden Schornsteine von Leding und Cramer weithin sichtbar dokumentiert.
Der Ziegeleistandort in Midlum gehört zu den ältesten "auf der hohen Kante" am westlichen Emsufer zwischen Kirchborgum und Ditzum. Eine erste Erwähnung eines Zieglers in Midlum stammt aus dem Jahr 1650. Um 1700 existiert in Midlum eine Ziegelei im Besitz eines Hajo Kerstiens, die spätere Ziegelei Leding. Späteren Angaben zufolge wurde die Ziegelei Cramer vermutlich gleichfalls um 1700 an ihrem heutigen, etwas erhöhten Standort gegründet.
Um 1800 befand sich die Ziegelei im Besitz von Jannes Heykens, der noch vor 1813 starb. Über Erbschaft oder Verkauf gelangte die Ziegelei dann in den Besitz der Familie van Scharrel, die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts Ziegelherren in Midlum waren. Solange die Ziegelei im Besitz dieser Familie war, wurde sie als traditionelle Handstrichziegelei betrieben.
Nachdem die Familie van Scharrel in finanzielle Nöte geraten war, musste sie 1888 den Konkurs anmelden. Noch im gleichen Jahr erwarben Lukas Cramer, Sohn eines Butterhändlers aus Loga, und seine Frau, eine geborene Reins, die Ziegelei und den dazugehörigen Hof.
Die neuen Besitzer entschlossen sich bald zu tiefgreifenden Neuerungen. 1890 wurde ein neuer Ringofen geplant, 1891 gebaut und 1893 nachträglich genehmigt. Gleichzeitig wurde Dampfbetrieb eingeführt und damit eine Mechanisierung der Produktion zunächst mit einer Ziegelpresse und einem Elevator (Aufzug) ermöglicht.
Damit gehörte die Ziegelei Cramer zu den ersten, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Rheiderland eine Mechanisierung der Ziegelproduktion in Angriff nahm.
In den nächsten beiden Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg florierten die Ziegeleien an der Ems im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung im Kaiserreich. Bis etwa 1910 hatten alle einen Ringofen und eine Dampfpresse erhalten. Nach dem Tod des Zieglers Cramer, trat seine Witwe in die Erbfolge ein.
Die Ziegelei erlebte in diesen Jahren ständige Veränderungen und Erweiterungen. Sie bestand im Kern aus vier Trockenschuppen und dem alten Ofenhaus, das scheinbar für den Bau des neuen Ringofens ausreichte. Hinzu kamen zwei Stapelschuppen und später das bereits erwähnte Arbeiterwohnhaus.
Die Ziegelei Cramer beschäftigte zu der Zeit während des Sommers ca. 25 Arbeiter. Später waren es ca. 30 Arbeiter. Diese kamen bis in die zwanziger Jahre sowohl aus dem Lippischen als auch aus dem Rheiderland selbst. Ursprünglich war es üblich, dass alle Arbeiter die gesamte Ziegelkampagne hindurch auf der Ziegelei lebten, später fuhr ein Teil der Arbeiter am Wochenende nach Hause. Seitdem diente das alte Arbeiterwohnhaus als Lager und als Verwaltungsgebäude.
Während des Ersten Weltkrieges ruhte die Produktion in Midlum weitgehend. In den Jahren danach konnte der Betrieb wegen der schwierigen Versorgung mit der ausschließlich auf Zuteilung erhältlichen Kohle nur langsam wieder aufgenommen werden. Eine erneute Krise traf die Ziegelei Cramer zu Beginn der dreißiger Jahre, als sie im Zuge der Weltwirtschaftskrise erneut zeitweise stillgelegt werden musste.
1936 starb die Witwe Cramer und ihr Sohn Wilhelm übernahm allein die Leitung der Ziegelei. Während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach etwa von 1940 bis ca. 1947 ruhte die Produktion erneut. Das Arbeiterwohnhaus diente während des Krieges als Lager für etwa 30 kriegsgefangene Russen oder Serben, die in Midlum bei den Bauern arbeiteten und auch bei Aufräumarbeiten bei Bombenschäden eingesetzt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zeitweise als Flüchtlingswohnung genutzt.
In den letzten Kriegswochen wurde der Ringofen während des Einmarsches der polnischen und kanadischen Truppen als Bunker für die Einwohner Midlums gebraucht. Im Ofen wurde geschlafen und gekocht. Ein Teil der Trockenschuppen wurde in diesen Wochen wegen des allgemeinen Mangels an Brennmaterial zerstört und musste nach dem Kriege wieder aufgebaut werden.
Wilhelm Cramer war kinderlos und adoptierte 1949 seinen Neffen Lucas Cramer Loesing, der seit 1946 auch im Haus Cramer in Midlum lebte. Als Wilhelm Cramer 1950 starb, übernahm der Neffe die Ziegelei und verpachtete sie noch im gleichen Jahr an die Firma Leding & Co. In dieser Phase kam es 1954 während einer Sturmflut zu einer schwerwiegenden Überflutung der außendeichs liegenden Ziegelei. Das Wasser drang in den unter Betrieb stehenden Ofen ein und verursachte schwere Schäden, gegen die der Betrieb sich nicht versichern konnte.
1962 kam es bei der schwersten Sturmflutkatastrophe zu einer erneuten Überflutung des Geländes der Ziegeleien Cramer und Leding. Das Wasser stand bis zu einer Höhe von etwa 1,50 m.
Im Jahr 1954/1955 kam es zu einer ersten bedeutenden Erneuerung. Im Zuge der allgemein geschehenen Umstellung vom Ostfriesenformat und Vollstein auf DIN-Format-Lochsteine wurde in der Ziegelei Cramer eine neue Presse mit Vakuumpumpe mit einer Leistung von 5.000 Steinen in der Stunde, Tonraspler und Doppelwellenmischer angeschafft.
1961 schied Lucas Cramer aus dem Verband Leding & Co. aus und übernahm die Ziegelei in Midlum in eigener Regie. Um konkurrenzfähig zu bleiben, investierte er im Winter 1961 /1962 in den Ausbau und die Modernisierung der Ziegelei und errichtete eine künstliche Trocknung mit 10 Doppelkammern. Diese wurde mit warmer Abluft aus dem Ziegelofen betrieben, vor allem aber mit einem gesonderten, mit Leichtöl befeuerten Ofen. Lucas Cramer erwarb neue Maschinen, insbesondere automatische Stapelvorrichtungen, welche die Handarbeit bei der Herstellung der Rohlinge minimierten. Alle Arbeitsgänge der Erstellung der Rohlinge (Pressen, Schneiden und Trocknen) waren damit voll automatisiert. Die Produktion konnte verdoppelt werden, dagegen wurde die Zahl der Arbeiter um etwa ein Drittel auf ca. 20 vermindert.
Verbunden mit der Modernisierung der Ziegelei waren auch erhebliche Umbauten am Ziegeleigebäude. Die Notwendigkeit zur Lufttrocknung entfiel, die Trockenschuppen konnten abgerissen werden oder verfielen. Die Außenwände der Ziegelei wurden als Ziegelmauern ausgeführt und gegen Sturmfluten gesichert. Unberührt von allen Neuerungen blieben der Ziegelofen und die Brenntechnik selbst.
Im Laufe der nächsten Jahre kam es zu weiteren Neuerungen. Etwa 1968 errichtete man vor der Ziegelei eine neue Kleihalle an der Stelle eines bis dahin existierenden Trockenschuppens. Die neue Halle sollte einen ganzjährigen Betrieb des Brennofens erlauben. Etwa zur gleichen Zeit wurde eine neue (gebrauchte) Presse angeschafft. Um 1970 ließ die Firmenleitung das alte, marode Arbeiterwohnhaus abreißen und setzte stattdessen einen kleinen Bürotrakt vor die Kleihalle.
1972 stellte man den Betrieb auf der Ziegelei Cramer als Folge der Ölkrise aus Rentabilitätsgründen ein. Die Gebäude wurden sich selbst überlassen. 1973 wurde der Jachthafen am alten Wendepunkt der Frachtschiffe in der Muhde ausgebaggert. Die Kleihalle dient seitdem zur Überwinterung von Booten.
Alle feuerfesten Steine aus dem Ofen wurden für eine Slipanlage des Jachthafens verwendet. Ein weiterer Teil des Ofens wurde abgebrochen, als Backsteine für den Bau eines Backofens im Emsland benötigt wurden. Das Ofengebäude war dem Verfall preisgegeben. Etwa 1973 wurden die wertvolleren Maschinen für ein Entwicklungsgshilfeprojekt nach Afrika verkauft. Alle restlichen Maschinen und Eisenteile wurden von einem Schrotthändler erworben. Vorgesehen war ein vollständiger Abriss des Ofens für erweiterte Kapazitäten zur Überwinterung von Sportbooten. Diese Pläne wurden aber nicht realisiert.
Seit 1998 wird die Wiederherstellung des Ofenhauses betrieben mit dem Plan, hier das erste Ziegeleimuseum Ostfrieslands einzurichten.
Textquelle:
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http://www.nordwestreisemagazin.de/ziegeleimuseum/ziegelei_cramer.htm
Ziegeleigeschichte im Rheiderland
Das Rheiderland ist eine der traditionell an Ziegeleien reichsten Gegenden Deutschlands. Auf kleinstem Raum existierten hier während des 19. Jahrhunderts ca. 26 Ziegeleien. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 14 Ziegeleien in der Region. Mit der allgemeinen Einführung der dampfmaschinenbetriebenen Ziegelpressen gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das linke Emsufer zu einer der wenigen "Industrieregionen" Ostfrieslands, die etwa 600 Arbeitskräfte gebunden haben dürfte.
Die Wiege der Rheiderländer Ziegelindustrie ist vermutlich in den Ziegeleien bei dem Flecken Weener zu sehen, wo Steine zuerst mit Ton diluvialer, also eiszeitlicher Herkunft gebrannt wurden. Dieser Ton wurde in den dortigen Lehmgruben abgebaut. Ihre eigentliche Blüte verdankt die Ziegelindustrie dieser Region aber erst der Nutzung des alluvial (=nacheiszeitlich) entstandenen Ziegeltons, welcher auch als Klei bezeichnet wird. Dieser bildete sich aus dem vor der Eindeichung des Landes durch Überflutung abgelagerten Schlick.
Das Aufblühen der Ziegeleien an der Ems erklärt sich aus den günstigen Standortfaktoren. Die Ziegeleien konnten auf die großen Tonvorräte in unmittelbarer Nähe zurückgreifen. Der unmittelbar am Emsufer aufgeschlickte Klei eignete sich als Rohmaterial. Er konnte - eine Besonderheit in der Ziegelindustrie - in einer Schicht von etwa 50 cm von den hinter dem Deich liegenden Marschwiesen abgeerntet werden. Nach dem Tonabbau konnten die Flächen problemlos wieder rekultiviert werden.
Ein weiterer wichtiger Standortfaktor war, dass die Ziegeleien an der Ems über dem Wasserweg leicht erreichbar waren. Denn möglich ist die Entstehung der Ziegeleien an der Ems in dieser großen Dichte erst durch das Aufkommen des Fehnwesens und später der Moorkolonisierung. Damit bot sich die Möglichkeit, auf dem Wasserweg größere Mengen Torf als Brennmaterial heranzuschaffen und mit den mit Steinen beladenen Schiffen wieder in die Fehndörfer zu fahren. Später wurden natürlich auch, gleichfalls ermöglicht durch den Wasserweg, das Emsland, das Münsterland und die ostfriesischen Inseln als Märkte interessant. Im 19. Jahrhundert wurden Rheiderländer Steine aber auch als begehrte Handelsware und gleichzeitig als Schiffsballast mit Handelsschiffen aus Weener bis in die Ostsee vertrieben.
Das Ziegeleiwesen am Emsufer steht also in engstem Zusammenhang mit der Erschließung der ostfriesischen Moore und mit dem Aufblühen der Schifffahrt in Ostfriesland seit dem 17. Jahrhundert.
Textquelle:
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http://www.nordwestreisemagazin.de/ziegeleimuseum/geschichte_rheiderland.htm
Als Folge des Unwetters war bei meinem Besuch vor Ort alles verlassen....und ver-/geschlossen. Keine weiteren Einblicke möglich. Schade. weinen- weinen- weinen-
Aber die Kulisse mit den -2- beschrifteten Schornsteinen im Deichvorfeld....das hatte schon 'was. Auch bei dem Wetter... lach-