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Kaserne im Duisburger Norden? Teil 1

xfekbm

erfahrenes Mitglied
Heute möchte ich Euch mit einem Duisburger Mysterium bekannt machen: einer Kaserne die anscheinend niemand kennt... oder kennen will. Ich poste es extra hier im Premiumbereich weil ich mir hier eine ernsthaftere und sachbezogenere Diskussion erhoffe. Wegen der Länge des beirags habe ich das ganze mal gedrittelt grins

Vorab etwas zur Historie:
Nach offiziellen Angaben wurde im Jahre 1937 mit dem Bau der Luftwaffenkaserne in Duisburg Wanheim auf dem Gelände des alten Neuenhofs begonnen, mit der Ferigstellung und Einweihung 1938 wurde Duisburg das erste Mal in seiner Geschichte Garnisionstadt.
Im Archiv der Stadt Duisburg sind über diese Kaserne viele Unterlagen betreffs Planung, Grundstückskauf, Bau und Betrieb inkl. Bilder vorhanden. Einziger offener Punkt in diesen Unterlagen ist der Name der Kaserne der nirgendwo Erwähnung findet.
Von der Bevölkerung aufgrund ihrer Bestimmung meist nur Flakkaserne genannt stehen auch Aussagen von Luftwaffenangehörigen im Raum die von der "General- Wever- Kaserne" sprachen. Dies würde sich auch damit decken daß die heutige Neuenhofstraße früher General- Wever- Straße hieß. Zudem war es damals durchaus üblich Kasernen nach historischen Persönlichkeiten / Helden der deutschen Geschichte zu benennen. Oder auch nach Personen der damaligen Regierung oder deren Organisationen.
Ansonsten ist die Geschichte bekannt. Luftwaffenkaserne für die II. Abt. des Flakregiments 54, im Krieg teilweise zerbomt, nach dem Kriege ab 1948 wieder aufgebaut und bis 1993 britische Besatzerkaserne mit dem Namen Glamorgan Barracks. Dann Leerstand, Asylantenunterkunft und letztendlich Abriss gegen den Widerstand von Denkmalschützern. Wie schon immer seit Ende des Krieges bestand leider auch hier die Duisburger Bebauungspolitik aus der Abrissbirne. Von der ehemaligen Kaserne zeugen heute nur noch das Offizierskasino (Haus der deutschen Unternehmer) und Reste der Umfassungsmauer.
Nicht ganz richtig... einige von den Briten nie genutzte Teile stehen noch. So 2 Offizierswohnhäuser an der Kaiserswertherstraße kurz vor dem Verteilerkreis sowie das Fahrzeugareal an der Stern- Ecke Wedauerstraße. Das Gebäude der damaligen örtlichen Bauleitung der Luftwaffe wurde erst vor ca. 2 Jahren abgerissen, inklusive des dazugehörigen Bunkers mit den Westwalltüren.

Soviel zur Einführung. Und auch nur deswegen weil immer von der Flakkaserne in Wanheim die Rede ist wenn es um Duisburg und Kaserne geht. Weil eben immer nur von einer Kaserne in Duisburg die Rede ist und weil es eben nur über diese eine Kaserne im Stadtarchiv Unterlagen gibt. Mit keinem Wort findet sich irgendwo ein Hinweis auf eine zweite Kaserne im Duisburger Stadtgebiet. Aber was wäre wenn es sie trotzdem gegeben hat / hätte?

Im Anhang mal zwei Bilder der Luftwaffenkaserne aus dem Jahre 1938. Einmal der Haupteingang, und dann die Steintafel im Giebel des Kommandogebäudes. Dieses wurde von den Briten entnazifiziert indem sie einfach mittig ein Fenster im Giebel ausbrachen.

Soweit Teil 1... in Teil 2 geht es dann um besagte 2. Kaserne.
 

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Das erste Mal von einer zweiten Kaserne hörte ich Mitte der 80er- Jahre als sich meine Freizeitaktivitäten auch auf den Duisburger Norden erstreckten. Bis dato war ich ein reines Südlicht und der Norden für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Durch einen arbeitsbedingtem Wechsel nach Ruhrort begann ich dann aber auch hier die Gegend zu erkunden und hörte eines Tages von einer Kaserne die es im Bereich des Hagenshofs in Neumühl gegeben haben soll. Nach einem Besuch des damaligen Massa (heute Mercator- Center) bot sich eine kleine Erkundung der Umgebung an... was soll ich sagen? Da war nichts! Das Thema wurde also erst mal wieder ad acta gelegt als Thekengeschwätz.

Neu ans Licht hervorgeholt wurde das Thema durch den Zufallsfund eines Kollegen im Stadtarchiv. Unter vielen Duisburger Luftbildern waren auch mehrere alliierte Aufklärungsbilder von einem Areal welches eindeutig militärische Strukturen aufwies und sich in Ausdehnungsgröße nicht hinter der Wanheimer Kaserne zu verstecken brauchte. Mit dem Hinweis auf Neumühl war der Standort relativ schnell festzulegen: Ecke Neumühlerstraße / Essen- Steeler- Straße. Also tatsächlich Bereich Hagenshof aber eben weiter westlich. Anbei mal eines der Lubis auf dem ich das betreffende Areal mit einer gelben Strichlinie markiert habe. Zusätzlich noch die Straßennamen heute bzw. 1940. Weitere Anhaltspunkte sind die Moriansmühle, seinerzeit Vereinshaus des Stahlhelmbundes und heute Ruine, der Ingenhammshof (heute AWO) sowie erste Gebäudestrukturen des Fliednerwerkes oberhalb des Areals.

Etwas mehr Detail sind auf dem zweiten Lubi zu sehen. Auf der West- und Südseite des Geländes ziehen sich längst der Straßen wellenartige Strukturen welche man als Schützengräben deuten könnte. Ähnlich Strukturen findet man auch auf der nördlichen Seite. Die auf Anhieb erkennbaren Gebäude habe ich mal mit den Nummern von 1 bis 20 gekennzeichnet, einige sind anscheinend von Bombentreffern zerstört. Insgesamt machen die Gebäude einen stabilen Eindruck, sprich sie scheinen gemauert und wirken nicht wie irgendwelche Barracken oder Provisorien. Und dann sollte es bei der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit doch für für solche Gebäude auch irgendwelche Unterlagen geben, oder?

Längst der Hagenallee ziehen sich lange Gebäude (Garagen?) mit einem anscheinend großen Vorplatz dahin. Dahinter dann Gebäude (9 - 20) die ich als Unterkunftsgebäude deuten würde. Mittig des Geländes ein großer Exerxierplatz (?) und dahinter dann im Norden die Kommandanturgebäude. Das Bild im Anhang mit den LKW soll bei Nr. 7 entstanden sein und ist das einzige was ich von dem Gelände kenne. Falls es denn tatsächlich davon stammen sollte.

Im Osten des Geländes und mittig habe ich einige Stellen mit roten Kreisen gekennzeichnet welche ich für Geschützstellungen halte. Gelb markiert auf der großen Freifläche eventuelle Eingänge zu Munitionsbunkern? Oder auch Stellungen?
Die Wege und Straßen innerhalb des Geländes sind anscheinend gut ausgebaut, allerdings erkenne ich wegetechnisch keinen eindeutigen Eingangsbereich. Eventuell zwischen den beiden abgewinkelten Gebäuden?

Die PDF- datei zeigt einen Ausschnitt aus einer Stadtkarte des britischen Waroffice aus dem Jahre 1944. Unten rechts erkennt man das Gelände mit der Bezeichnung Barracks was für Kaserne steht. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Erklärung der Farben: graue Gebäude bedeuten entweder normale Häuser oder im Bau befindliche Gebäude. Außerdem sind die auf den Lubis erkennbaren Gebäudeschäden dort als graue Umrandung mit weißem Innenraum eingezeichnet. Kann es sein daß es sich nicht wie vermutet um von Bomben zerstörte Gebäude handelt sondern um Rohbauten die bis Kriegsende nicht fertig gestellt wurden?

Bin schon gespannt auf Eure Analysen und Bemerkungen zu der Anlage.

Teil 3 folgt
 

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Und nun der 3. und letzte Teil...

Nachfolgend mal eine Reihe von Lubis des Areals die man in luftbilder.geoportal.ruhr finden kann.

Das erste ist von 1934 und man erkennt... nichts. Nur Felder, alles bäuerlich friedlich.
1944 das Bild aus Teil 2
1952 erkennt man im östlichen Teil wo 1944 die Geschützstellungen waren eine Unzahl militärisch angeordneter Barracken. Oder sind es Notunterkünfte für Ausgebombte? Die Gebäude 2, 3, 8, 9, 14 und 19 sind anscheinend abgerissen, 4 und 5 sind noch zerstört.
1963 ist oberhalb der Gebäude 5 -7 eine neue Bebauung entstanden.
1969 hat sich nicht allzu viel verändert, die Aufschrift Teerverwertung läßt darauf schließen daß die Rüttgerswerke das Gelände gemietet haben. Rechts am Kanal ist der Massa- Markt entstanden. Erste Bebauung des Geländes durch das Hagenshof- Projekt.
1990 ist dann die komplette Bebauung verschwunden, inklusive der Barracken im östl. Teil. Das Wohnprojekt Hagenshof ist fertig. Zu ungefähr diesem Zeitpunkt erfolgte mein erster erfolgsloser Besuch. An der Ecke zur Neumühlerstraße steht schon das Hallenbad.
1998... naja, war da mal was?

Eigentlich sollten die 3 Beiträge im gleichen Thread hintereinander erscheinen aber das System hatte irgendetwas dagegen ratlos- Vielleicht kann ein Mod die ja mal zusammenlegen winke-

Die Situation heute ist daß von allem nichts mehr zu erkennen ist. Was bleibt sind Fragen über Fragen. War es wirklich eine Kaserne? Wenn ja, was für eine? Auch Luftwaffe? Flakkaserne für die Industriebetriebe des Duisburger Nordens? Oder war es etwas anderes? Arbeitsdienst vielleicht? Die KZ- Außenstelle Ratingsee war ja auch nicht weit weg. Wann gebaut? Nachnutzung?

Vielleicht gibt es unter den Duisburgern hier ja einige deren Vorfahren Bilder der Anlage haben.
 

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Habe noch nicht direkt das gefunden was du suchst, aber ich denke du bist da was auf der Spur....

Auf deinem Luftbild 1934 ist Haus Hagen zu erkennen, ein Landgut auf den Grundmauern einer alten Burg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Hagen_(Duisburg)

Der Stadtplan 1936 zeigt es ebenfalls:

Neumühl_1936.jpg
Der Stadtplan 1940 zeigt an dieser Stelle.... nichts !
Das Haus Hagen ist verschwunden, ebenso die ehemalige Zeche etwas östlich.
Stadtpläne aus diesem Jahr sind meistens sehr stark "gesäubert", man würde meinen, es gab plötzlich keine Industrie und keine Kasernen mehr...

Neumühl_1940.jpg
Die DGK aus dem Jahr 1944-45 (mit Korrekturen der allierten Besatzer) zeigt eine halbfertige Kaserne wie auf deinen Luftbildern:

Neumühl_1945.jpg
Der Stadtplan 1951 und 1955 mit den damaligen Straßennamen, die helfen vielleicht bei weiteren Recherchen:

Neumühl_1951.jpg
Neumühl_1955.jpg
Quelle: http://geoportal.duisburg.de/mapapps/resources/apps/Historisches_Portal/index.html?lang=de
 
Die besten Berichte aus der britischen Besatzungszeit findet man meistens unter dem Stichwort "BAOR"
Hier zur gesuchten Kaserne:

http://www.baor-locations.org/glamorganbks.aspx.html

An verschiedenen Stellen tauchen immer wieder Bemerkungen zur Vorgeschichte auf:
"The barracks was built by the Luftwaffe as the ‘base’ for the Ruhr’s anti-aircraft gun defences for the Duisburg area and had extensive cellars under every building for ammunition storage and as air raid shelters. Its Officers Mess had, like all ex Luftwaffe camps, an excellent dining room complete with ‘minstrels gallery’ where a small band played music during formal dining nights."
"...garages for 88mm guns and their Sdkfz7 tractors"

Hier noch was zum ehemaligen Offizierskasino:
https://www.waz.de/staedte/duisburg/duisburgs-haus-der-unternehmer-war-frueher-eine-kaserne-id11328685.html
 
Bingo !
Die Straßennamen von 1951, die im Stadtplan erkennbar sind, lieferten einen Treffer:

 
Wenn das DP-Lager zuvor als Zwangsarbeiter-Lager diente (das wäre nicht ungewöhnlich), wäre mein erster Tipp die Gesellschaft für Teerverwertung.
http://archiv.labournet.de/diskussion/geschichte/zwa-firmenliste.htm

Allerdings ist zwischen dem Luftbild 1944 mit Bombenkratern (ohne Lagerbaracken), und dem Kriegsende nicht viel Zeit.
 
Funker schrieb:
Die besten Berichte aus der britischen Besatzungszeit findet man meistens unter dem Stichwort "BAOR"
Hier zur gesuchten Kaserne:

http://www.baor-locations.org/glamorganbks.aspx.html

An verschiedenen Stellen tauchen immer wieder Bemerkungen zur Vorgeschichte auf:
"The barracks was built by the Luftwaffe as the ‘base’ for the Ruhr’s anti-aircraft gun defences for the Duisburg area and had extensive cellars under every building for ammunition storage and as air raid shelters. Its Officers Mess had, like all ex Luftwaffe camps, an excellent dining room complete with ‘minstrels gallery’ where a small band played music during formal dining nights."
"...garages for 88mm guns and their Sdkfz7 tractors"

Hier noch was zum ehemaligen Offizierskasino:
https://www.waz.de/staedte/duisburg/duisburgs-haus-der-unternehmer-war-frueher-eine-kaserne-id11328685.html

Das ist die allseits bekannte Luftwaffenkaserne im Duisburger Süden aus Teil 1. Die erwähnten Garagen für die 8,8 und die Sdkfz 7 stehen noch an der Ecke Stern- Wedauerstrasse und waren nie Teil der Glamorgan Barracks. Unter anderem war oder ist da der THW drin.
Unter den Gebäuden waren wie erwähnt Munitionsräume... nicht erwähnt wird aber dass alle Gebäude auch eine ziemlich dicke nach damaligen Verhältnissen zu Kriegsbeginn wohl bombensichere Betondecke hatten. Deswegen hat es da zwar die Dachstühle zerlegt, weniger aber die Räume darunter beschädigt. Beim Abbruch fuhren da oben kleine Bagger mit Meißel rum um die zu zerlegen. Aus der Erinnerung würde ich sagen die Decke war so 60 - 80cm dick. Zumindestens war dies definitiv bei Block 7 der Fall in welchem sich auch die komplette Heizungsanlage der Kaserne befand. Die Briten scheinen da so eine Art Fernwärmeanlage installiert zu haben. Deshalb wohl auch der riesige Kamin auf dem Gebäude. Nach Aussage britischer Soldaten war Block 7 das mit Abstand wärmste Gebäude des Standortes grins
Die Tommies haben die Gebäude ohne Dachstuhl einfach mit Teerpappe beklebt und fertig (z.B. an der Kaiserswerther Straße). Ein paar Glasscheiben erneuert und neue Tapeten... fertig grins grins
 
Funker schrieb:
Wenn das DP-Lager zuvor als Zwangsarbeiter-Lager diente (das wäre nicht ungewöhnlich), wäre mein erster Tipp die Gesellschaft für Teerverwertung.
http://archiv.labournet.de/diskussion/geschichte/zwa-firmenliste.htm

Allerdings ist zwischen dem Luftbild 1944 mit Bombenkratern (ohne Lagerbaracken), und dem Kriegsende nicht viel Zeit.

Also sind die nach dem Krieg entstandenen Baracken im Osten ein Lager für diplaced persons, also wahrscheinlich ehemalige Zwangsarbeiter. Die Barracken scheinen ja extra für die DP´s gebaut worden zu sein. An diesem Standort glaube ich ja wie in Teil 2 geschrieben 1944 Geschützstellungen zu erkennen. Das würde meiner Meinung nach eher weniger zu einem Zwangsarbeiterlager passen. Die durften ja noch nicht mal in Bunker, warum dann extra mit Flak schützen?
Und der Rest, also die eigentliche Kaserne bis 1945? Oder doch keine Kaserne? Sind das mittig im Gelände (gelb markiert) Zugänge zu Mun- Bunkern? Und diese Wellenlinien längst der Straßen?
 
Funker schrieb:
Habe noch nicht direkt das gefunden was du suchst, aber ich denke du bist da was auf der Spur....

Auf deinem Luftbild 1934 ist Haus Hagen zu erkennen, ein Landgut auf den Grundmauern einer alten Burg.

Der Stadtplan 1936 zeigt es ebenfalls:

Der Stadtplan 1940 zeigt an dieser Stelle.... nichts !
Das Haus Hagen ist verschwunden, ebenso die ehemalige Zeche etwas östlich.
Stadtpläne aus diesem Jahr sind meistens sehr stark "gesäubert", man würde meinen, es gab plötzlich keine Industrie und keine Kasernen mehr...

Die DGK aus dem Jahr 1944-45 (mit Korrekturen der allierten Besatzer) zeigt eine halbfertige Kaserne wie auf deinen Luftbildern:

Wikipedia zu Haus Hagen: 1937 ging es an das Deutsche Reich (Reichsfiskus), da im Rahmen der auf den Zweiten Weltkrieg ausgerichteten Verteidigungsmaßnahmen auf dem Gelände um Haus Hagen Flakstellungen errichtet werden sollten. Die Arbeiten begannen im August 1937. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde Haus Hagen am 14. Juni 1939 abgerissen.

Also doch Kaserne???
 
Ich gebe meinen Senf mal dazu.
Ich kenne das Gelände seit 1987, ich arbeite nämlich gegenüber des bebaumten Müllhügels hinter dem Schwimmbad.
Auf dem ehemaligen Brach-Gelände hinter dem heutigen Einkaufcenter, damals waren dort noch Hügel und Betonreste, sind wir Mercedes G probegefahren, wenn der Antrieb überprüft werden mußte.
"Am Zuschlag" war die Kneipe "Robin Hood" in einem Fachwerkstallgebäude. Heute ist dort ein "Wasbestepreis?" Autoverkäufer, daneben eine recht gute Pizzeria.
Das ursprüngliche Haus Hagen war ein Rittergut gewesen, ein befestigtes Haus, und war in den 20/30ern bereits stark baufällig.
Nachdem, was ich darüber gelesen hatte, kam das Haus für die Flakstellungen weg- und die wären für den Schutz der Zeche gewesen.
In der Verlängerung der Essen-Steeler-Straße, wo der heutige Spielplatz ist, war eine Ziegellei.
Ich hatte die Gebäude auf den Lubis und Karten immer der Zeche zugeordnet.
Ein Kollege kannte das Gelände mit dem bebaumten Hügel schon vor dem Umzug unseres Betriebes von Duissern nach Neumühl und erzählte Mal der Hügel wäre aus Schutt und Müll aufgetürmt und dann übererdet worden.

Ehrlich gesagt, kommt mir der Grundriss der Gebäude dort nicht so wirklich militärisch vor. Normalerweise liegen die Kompaniegebäude gestaffelt mit den Längsseiten parallel- von der Straße mit dem Haupttor und der Wache weg. An der Achse, die durch das Haupttor führt, richtet sich die Kaserne aus.
Das hat praktische Gründe. Man kann einen Konvoi dort oder auf dem Explatz zusammenstellen und ihn komplett übersehen und in Marsch setzen.
Das Stabsgebäude dagegen steht im 90° Winkel zu den Kompaniegebäuden, Front also zum Hauptweg der Kaserne, um vor diesem Gebäude einen größeren Platz zu haben. Meist oder häufig zwischen der 1. und 2. Kompanie.
Dahinter oder parallel dazu liegen normalerweise Kantine mit Offz- und Uffz- und Mannheim, Heizwerk und schließlich der T-Bereich. Zwischen T-Bereich und Rest dann meist der Explatz- von allen Kompanien gut zu erreichen.
Dort jedoch stehen zwei lange höhere und ein langes flacheres Gebäude mit vielen kleinen niedrigen Nebengebäuden umringt. Wozu sollten die sein?
Die nächsten großen Gebäude, ein höheres und ein flacheres, sehe ich erst wieder nördlich wo auf dem ca.52er Lubi die Fahrzeuge nebeneinander aufgereiht sind. Scheinen fast alle LKWs zu sein.
Sollte dann dort das Stabsgebäude sein? Wäre viel zu weit von den Kompanien entfernt.
Auf den Lubis sehe ich eigentlich viel zu viele kleine und kleinste Gebäude und Strukturen. Auch ist kein betonierter oder gepflasterter Ex-Platz zu erkennen.
Auch einen Hauptweg, der zur nächsten großen Straße (Neumühler oder E-Steeler St.) führt und an dem sich die Kaserne ausrichtet, ist nicht zu erkennen.

Ich würde das Gelände eher als Industriekomplex mit angegliedertem Fremd/Zwangs/Arbeitslager deuten.
Oder letzteres sind Baracken für Flüchtlinge, die erst nach Kriegsende gebaut wurden. Dieser Teil des Areals sieht deutlich "aufgeräumter" und benutzter (weiße Bodenfarbe um die Baracken) aus als das restliche Areal.
 
@PGR 156, danke für Dein Statement prostt-

Wie ich schon schrieb waren es Erzählungen die mich auf eine Kaserne tippen lassen. Dazu kam dann auch die Aufschrift Barracks auf der Karte des Waroffice von 1944 die auf Luftaufnahmen und Geheimdienstinformationen beruht. Und die Briten hatten einen guten Geheimdienst. Und alles was mich an dem Gelände interessiert mache ich definitiv nur am Zustand von 1944 fest. Nach dem Krieg kann es ja dann alles gewesen sein.

Flakstellung für den Zechenschutz denke ich nicht. Der in der Nähe liegende Schacht 6 der Zeche Neumühl war immer nur ein reiner Wetterschacht, die eigentliche Zeche 1/2 ist noch eine ganze Ecke weg. Wenn Industrieschutz dann eher für die Bakelitwerke/Rüttgers/Teerverwertung die in der Nähe liegt. Oder weil sich dort eine Einflugschneise der Bomber befand?

Zwangsarbeiterlager? Ich denke die wären barrackenmäßig eher so aufgebaut gewesen wie die ab 1952 erkennbare DP- Siedlung am Ostrand des Geländes. Und ich denke es wären Holzbauten gewesen, die Gebäude auf dem Gelände machen aber eher den Eindruck von Steinbauten. Zu viel Aufwand für Zwangsarbeiter...

Industrieanlage? Ohne Schornsteine? Wofür der Riesenplatz in der Mitte? Ich bestehe ja nicht auf einem Exerzierplatz wobei da eher an ein Übungsgelände für Flakartillerie dachte. Und dieser wäre der Untergrund ja relativ egal :D Und diese Marken die ich gelb eingekreist habe könnten dann tatsächlich Eingänge zu Munbunkern sein?

Die ellenlangen Gebäude längst der Hagesallee habe ich mal einfach als Garagen bezeichnet, der Vorplatz macht durchaus den Eindruck einer Betonfläche. Die abgewinkelten Gebäude dahinter habe ich mal als Mannschaftsunterkünfte gedeutet. Eine besssere Idee? Als Industrieanlage kommt mir das überhaupt nicht vor.
Garagen für die Flakgeschütze und die Zugmaschinen wie sie auch die Flakkaserne in Wanheim hatte. Auch dort fand ich es etwas seltsam warum man diese ca. 2km von der eigentlichen Kaserne weg errichtet hatte. Hat dies nur etwas mit dem Schutz vor Bombern zu tun, als vorbeugende Planung schon zu Friedenszeiten? Ich glaube eher nicht immerhin war man ja laut dem dicken Meier überzeugt in einem eventuellen Krieg die Lufthoheit zu haben.Oder hatte man einfach nur Spaß am langen Marschieren dahin? grins
Ich schweife schon wieder ab... blabla-

Vielleicht sind die zerbombten Gebäude ja in Wirklichkeit Rohbauten? Vielleicht erkennen wir auf den Lubis ja nur einen Teil eines geplanten Ausbauzustandes? Wann war Baubeginn? Wer weiß wie groß das hätte werden können? Ganz schön viele "vielleicht" und Fragen, oder? Grade deswege wäre es ja interessant wenn Bilder existieren würden die mal die Gebäude zeigen um daraus dann Rückschlüsse auf ihre Verwendung ziehen zu können.

Ich bin für alles offen, von Kaserne über Industrieanlage bis hin zum Zwangsarbeiterlager. Hauptsache irgendjemand löst mal dieses Rätsel.
 
Danke an PGR für die Ausführungen zum Thema "wie erkenne ich eine Kaserne", wirklich sehr lehrreich!!!

Mir ist da noch was aufgefallen. Der große Gebäudekomplex in der südlichen Hälfte, erinnert vom Grundriss her ganz leicht an die Hauptverwaltung der IG Farben... ein langes Gebäude mit "Fingern". Könnte die Gesellschaft für Teerverwertung kurz vor Kriegsbeginn größenwahnsinig geworden sein, um sich sowas als Verwaltungsbau hinzustellen?

https://de.wikipedia.org/wiki/I._G.-Farben-Haus
 
Moin Moin
Ich bin seit ein paar Tagen in Duisburg Lkw Fahrer für die wirtschafsbetriebe am ausbilden.
Mir ist dabei aufgefallen das es eine Straße zur alten Kaserne gibt, ich Weiß allerdings nicht welche da wann gestanden hat.
Sollte es nicht zu dem Thema hier passen einfach löschen.
 
comander99 schrieb:
Moin Moin
Ich bin seit ein paar Tagen in Duisburg Lkw Fahrer für die wirtschafsbetriebe am ausbilden.
Mir ist dabei aufgefallen das es eine Straße zur alten Kaserne gibt, ich Weiß allerdings nicht welche da wann gestanden hat.
Sollte es nicht zu dem Thema hier passen einfach löschen.

Ja, ist eine der neu angelegten Straßen in dem neuen Industriegebiet auf dem Gelände der Glamorgan barracks prostt-
 
Hab mal wieder ein bißchen in Google herumgesucht.
Haus Hagen gehörte der Haniel-Erbengemeinschaft, und es gab "Kontakt" zwischen ihnen und der Teerverwertung.
In einer der Karten die xfekbm gefunden hat, steht "Teerverwertung" mitten im fraglichen Grundstück.
Vielleicht haben sie sich schon vor dem 2. WK gütlich geeinigt und es war wirklich die Teerverwertung, die Haus Hagen gekauft und abgerissen hat.


Quelle: https://books.google.de/books?id=Cb6ZCwAAQBAJ&pg=PA164&lpg=PA164&dq=teerverwertung+meiderich+haus+hagen&source=bl&ots=iHsEGQY5r4&sig=ACfU3U0HzoTixOFbJZ5TIhXbXmLPssGoHw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjx-MTs0JbiAhWSZFAKHdqIDMwQ6AEwCXoECAgQAQ
 
Ja, mit "Industrie" meinte ich nicht unbedingt Produktion. Lager, Verwaltung, sowas auch.

In einer Kaserne werden eigentlich nur Trockenübungen gemacht. Zum Schießen, auch mit Übmun, wäre die Standortschießanlage aufgesucht worden, oder halt eine, die Übungen mit dem entsprechenden Kaliber ermöglicht. Dabei geht es nicht nur um Lärmbelästigung, sondern massive Gefährdung der Anwohner durch Übmun. Ist im Ruhrgebiet schlicht nicht möglich, außer mit Kleinwaffen.
Für ne Kaserne ist mir das zu unaufgeräumt, die Gebäude zu verwinkelt und verteilt. Mun-Depots würden dagegen außerhalb liegen. Mit Löschwasserteich, Brandschneisen etc.
In einer Kaserne wäre nur Bereitschaftsmun. Die würde nicht soviele Bunker brauchen.
Meine 2 Cents nur. In den letzten Kriegsmonaten war aber alles möglich.

Mit Wohnbaracken meinte ich die im Osten der Anlage.

Wären die Carlsbilder nicht mittlerweile so teuer, könnte man einfach eines von 44 ordern und wüßte mehr...
 
@Funker, 1910 ist arg lange her grins Hier mal was Wiki zu Haus hagen schreibt:

Zu diesem Zeitpunkt war das ehemalige Rittergut so stark heruntergewirtschaftet, dass es 1865 für nur 53.000 Taler an den Industriellen Franz Haniel verkauft werden musste. Wohl kurz nach der Konsolidierung der Zeche Neumühl mit dem Besitz der Familie Haniel im Jahr 1890 ging Haus Hagen in der Verwaltung der Zeche über. 1937 ging es an das Deutsche Reich (Reichsfiskus), da im Rahmen der auf den Zweiten Weltkrieg ausgerichteten Verteidigungsmaßnahmen auf dem Gelände um Haus Hagen Flakstellungen errichtet werden sollten. Die Arbeiten begannen im August 1937. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde Haus Hagen am 14. Juni 1939 abgerissen.

Also das Gelände ging 1937 in Reichsbesitz über um dort Flakstellungen zu errichten. Nichts von Teerverwertung erwähnt. Ich denke die haben das Gelände wohl erst weit nach dem Kriege für irgendetwas genutzt. Vielleich liegen da ja heute übererdete Altlasten im Boden von denen keiner mehr etwas wissen will. So eine Teerverwertung hinterläßt doch bestimmt ähnliche Sauereien wie eine Kokerei. Die Gebäude auf dem Gelände abreißen und den Trümmerschutt da drüber, anschließend Erde drauf und schon hat man einen wünderbaren Hügel grins Und vielleicht ist das ja auch mit ein Grund daß dort nichts mehr gebaut wurde. Das erwähnte Luftbild ist von 1969. Und ich finde auch nirgendwo etwas was ansonsten auf eine Nutzung durch die Teerverwertung hindeutet.

@PGR 156, ich denke nicht das die Teerverwertung da irgendetwas hingebaut hat wenn das Gelände dem Reich gehörte und für Flakstellungen vorgesehen war. Nur Flakstellungen? Warum hat man die Bude dann abgerissen, die hätte doch nicht gestört oder. Insbesondere wenn die eigentlichen Flakstellungen weiter östlich auf dem Gelände lagen (rote Kreise), da wo später das DP- Lager war. Außer man wollte vielleicht Unterkunftsgebäude bauen.
Der große Platz in der Mitte... auch die Flakkaserne in Wanheim hatte einen großen Platz direkt hinter dem Eingangsbereich der Exerxierplatz genannt wurde (http://www.baor-locations.org/GlamorganBarracksHistory.aspx.html). In dem Artikel kann man es erkennen. Hat einer von Euch eine bessere Idee was die Teile in den gelben Kreisen sind welche ich für Mun- Bunker halte? Sie sehen ja nunmal anders aus wie die Flakstellungen. Schießübungen? Naja, sehr viel Anwohner waren damals ja nicht im Umkreis vorhanden und die Flak schießt nach oben hmm-

Die Gebäude 1 - 7 im nördlichen Bereich hinter dieser Freifläche halte ich von der Anordnung durchaus für kasernentypisch. Ich könnte mir vorstellen daß 1937 geplant war dort eine richtige Kaserne hinzusetzen. Ich spinne jetzt mal weiter: Vorrang hatte aber wohl die Kaserne in Wanheim und es wurde in Neumühl nur mit gebremstem Schaum gebaut. Insbesondere hervorgerufen durch die günstige Entwicklung zu Kriegsbeginn. Als dann die Bombardements begannen bekam das Projekt wieder Priorität, wurde aber nie abgeschlossen weil der Krieg zu früh aus war.

Aber egal was da stand, es sollte doch Pläne davon geben, oder? Ich bestehe ja nicht auf einer Kaserne grins ich wäre schon froh zu wissen was es wirklich war. Und nichts ist aufschlußreicher wie Bilder dessen was da mal stand.
 
Gaaanz blöde Idee von mir. Wenn es so wäre hätte man davon gehört.
Aber trotzdem:
Die Form , die Aufteilung hat was von Behelfs/Feldflughafen. kratz-
 
Zu den "Baracken" beziehungsweise DP-Lager, hier etwas erhellendes:

"Da die IRO Anfang 1952 das Resettlement endgültig einstellte, sank die Zahl der Lagerbewohner ab diesem Datum nur noch durch Umzug in die Wohnsiedlungen. Sie entstanden 1951 u.a. in Duisburg-Meiderich mit 500 bis 600 Bewohnern, Köln-Porz und Düsseldorf-Rath mit je rund 400 Bewohnern. Bis 1954 entstanden weitere u.a. in Wuppertal-Oberbarmen, Velbert und Mönchengladbach, spätere in Düsseldorf-Wersten, Mülheim, Essen-Altendorf, Essen-West und Oberhausen-Sterkrade."
Quelle: http://www.brauweiler-kreis.de/wp-content/uploads/GiW/GiW2003_2/GiW_2003_2_SCHROEDER_DISPLACED.pdf (Seite 202)

Das deutet darauf hin, daß es sich um eine geplante, durchaus gemütliche Reihenhaus-Siedlung handelte, deren Bau erst deutlich nach Kriegsende begonnen wurde. Um 1950 wurde klar, daß diejenigen "Displaced Persons", die bis dahin weder in ihr Heimatland (Sowjetunion, Polen, Litauen) noch in ein anderes Land (Israel, Kanada, USA, Australien) ausreisen konnten oder wollten, auf Dauer in Deutschland bleiben würden. Deutschland wurde verpflichtet, sie aufzunehmen und sich um sie zu kümmern. Die Lager wurden bis 1955-57 alle aufgelöst, und Wohnraum errichtet.

Woher ich das weiß... ich wohne in einer der anderen Siedlungen, die in dem o.g. Text erwähnt werden. roll- Habe das recherchiert, als wir hier eingezogen sind. Die früheren Bewohner haben mir Unterlagen überlassen, unter anderem einen Brief der "Lagerleitung" ihres DP-Lagers, in dem der Umzugstermin in ihr Reihenhaus angekündigt wird.
 
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