Bunker-NRW

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Luftschutz in der Feste

Esop13

erfahrenes Mitglied
Manchmal muss man für die Erkundung von Bunkern und Luftschutzanlagen gar nicht weit fahren, sondern kann sie direkt vor eigenen Haustür finden...

Während einer Stadtführung im Sommer hörte ich das erste Mal davon, dass es in unserem Dörfchen mehre zivile Luftschutzanlagen gegeben hat. Daraufhin machte ich mich an die Recherche – unterstützt von Westwall83 und dem ansässigen Kreisarchiv fand ich schon bald die ersten Informationen.
Auch der ortsansässige Heimatverein unterstützte mich in meinen Nachforschungen. So erfuhr durch einen Zeitzeugen von einem Flakbunker in der Heide. Angeblich wurde sogar ein Flugzeug von der deutschen Besatzung abgeschossen wurden. Was wohl auch dementsprechend gefeiert wurde prostt-
Die Flakstellung mit Bunker wurde aber nach Kriegsende zerstört und ich habe bisher auch noch in diese Richtung weiter nachgeforscht.

Von einem Zeitzeugen erfuhr ich auch von einer Anlage mitten in der sogenannten Burg, zu der er während der Angriffe von seiner Mutter gebracht worden ist. Diese Anlage ist allerdings zugemauert worden.
Der darüber liegende Garten wird auch als der „Garten des Widerstandes“ bezeichnet. Dies wissen allerdings nur die wenigsten…

Als nächstes stoß ich auf eine Luftschutzanlage, die direkt an einem Stadttor lag. Allerdings ist diese komplett übererdet worden und inzwischen wird der entstandene Hügel von danebenliegenden Hotel für Hochzeitsfeiern genutzt.

Die dritte Anlage befindet sich an einem anderem Stadttor. Diese Information, die mir schon viele Anwohner gegeben hatten, konnte ich im Kreisarchiv bestätigt finden.
Dort konnte ich Dokumente wie Rechnungen zum Bunkerbau und sogar den Orignal Grundriss finden – dieser kann ich euch leider aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht zeigen.
Und nach Telefonaten mit verschiedenen Ämtern – ich wusste nur, dass die Stadt dort Straßenabsperrungen und ähnliches gelagert haben soll – fand ich endlich den richtigen Ansprechpartner… Mit dem passendem Schlüssel zur Tür zur Anlage.
Er selbst war vor Kurzem in der Anlage um die „Straßenabsperrungen“ entsorgen zu lassen. Diese lagerten im Schleusenbereich der Anlage. Der restliche Bereich wurde bei der Einlagerung nicht betreten.
Als er dann noch davon erzählte, dass ein Teil der Anlage aufgrund einer vermoderten Holztreppe nicht betreten werden konnte, fieberten Westwall83 und ich dem Tag der Begehung entgegen.
Um es vorweg zu nehmen, der Anlagenteil der nur mit einer Leiter zugänglich wurde war – wie wir vermuteten - der Weg zum vermauerten Notausgang.

Die eigentliche Anlage hat eine Grundfläche von geschätzt 150qm und war für ungefähr 200 Personen ausgelegt. Die 150qm verteilen sich auf einen Treppenabgang, einen Schleusenraum, einen Vorraum, einen Korridor, einen Toilettenraum mit Wasseranschluss für die 4 Toiletten und 11 weiteren Kammern. Von den 11 Kammern ist eine der Zugang zum Notausgang. Dieser war über eine Holztreppe zu erreichen.
Die einzelnen Kammern wurden über Lüftungsrohre aus Metall, die keinen Splitterschutz, Ventile oder ähnliches aufweisen belüftet. Hinweise auf eine Filteranlage konnten wir nicht finden.
Wir vermuten, dass diese Kammern von Anwohnern ohne Keller gemietet werden konnten.
Uns fiel auf, dass vom Originalbauplan abgewichen worden ist. So waren eigentlich zwei Schleusenräume vorgesehen. Und das bei Baukosten um die 300 000 Reichsmark silly-
Die erste Schleusentür ist komplett aus Stahl gefertigt worden. Die zweite Tür besteht aus einem Stahlrahmen mit Holzplatten. Berechnet wurden allerdings 3 Stahltüren (inklusive der Notausgangstür).
Gebaut wurde die Anlage wohl Mitte 1944 und dafür wurden unter anderem 8t Eisen verbaut – was zu diesem Zeitpunkt sehr ungewöhnlich war. Zumindestens ist diese Menge im Kostenvoranschlag vom November 1943 vermerkt.
Der Aufbau der Anlage generell ist für die Gegend hier sehr ungewöhnlich handelt es sich bei den Luftschutzanlagen in Neuss und Umgebung meist um Röhrenbunker ohne Stahlbewehrung
Die Wandstärke der Anlage beträgt 1 – 1,5m. Die Deckenstärke sollte bei 2m liegen. Die Zwischenwände sind 0,5m dickund ebenfalls eisenarmiert. Wir werden das aber nochmal nachmessen.
In der Anlage gab es elektrisches Licht (16 Brennstellen) und zwei Steckdosen. Die Verkabelung und die Lampen sind größtenteils noch erhalten.
Nach dem Krieg sollte die Anlage von einer optischen Werkstatt genutzt werden allerdings kam es nie zu dieser Nutzung. 1950 wurde die Anlage als Keller für 100 Flüchtlinge ausgeschrieben.
Daher stammen wohl auch die nachträglich angebrachten Türscharniere einiger Kammern.

Die folgenden Fotos stammen noch der Erstbegehung und größtenteils von Westwall83. Danke nochmal für Nutzungserlaubnis :wink: Ich war mehr damit beschäftigt Fragen zu beantworten…

Fotos von Außen möchte ich zum Schutz des Objektes nicht zeigen. Zumal am zugemauerten Notausgang schon ein Bunkerspecht tätig war kopfwand-
Wer hier aus der Gegend kommt wird die Anlage wahrscheinlich sowieso kennen, bzw. zumindestens den Ort indem sie errichtet wurde.

Westwall83 und ich stehen aktuell mit der Stadt in Gesprächen über die weitere Nutzung der Anlage...
Noch sind auch nicht alle Informationen gesichtet und wir werden euch mit weiteren Bilder nach unseren Besuch auf den Laufenden halten.

IMG_1460.JPG
IMG_1464.JPG
Luftschutz Zons (3).jpg
Luftschutz Zons (1).jpg
Luftschutz Zons (2).jpg
IMG_1418.JPG... dieses automatische Drehen von Fotos macht mich noch irre platzen-
 
Respekt, schön recherchiert und viele Informationen. Das ist selten Meister- . Danke für eure Mühen und ich hoffe, dass da noch einiges folgt.
 
... bitte ignoriert die Ortsangabe silly-

Wie gesagt, wir stehen momentan mit der Stadt in Verhandlung über die Nutzung...
Und die Anlage liegt ziemlich öffentlich und ist dementsprechend gesichert also ohne Schlüssel kommt man eh nicht rein :wink:
 
Netter Fund, Zons kennt man sonst nur als schönen alten Stadtkern usw.
Danke dafür rock- rock-
 
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