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Munitionsdepot der LVZ in Grevenbroich

Westwall83

erfahrenes Mitglied
Für die Luftverteidigungszone West wurden von der Deutschen Luftwaffe 6 Munitionsdepots im Rheinland angelegt. In den Depots wurde die mehrfache Munitionsausstattung der Flak-Stellungen gelagert. Sie wurden in einem Abstand von ca. 20 km hinter den letzten bzw. ca. 35 km hinter den ersten Stellungen angelegt.
Wichtig für den Standort der Depots war eine gute Verkehrsanbindung an einen Verladebahnhof. Weiter Depots gab es in Raderbroich M17, Bergheim M5, Kerpen M6, Bliesheim M7 und Rheinbach M8 welche genau noch erhalten sind kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

Genau wie bei den Flak Stellungen der LVZ West gibt es keine klar definierten Regelbau Typen, trotzdem haben alle Munitionsdepots der LVZ eine ähnliche Aufteilung und Bauart. Ein Munitionsdepot bestand in der Regel aus einem Verwaltungsgebäude, 10-15 Munitionshallen, einer Luftschutzanlage oder Splitterschutzgraben und ggf. auch einer Garage. Die Munitionshallen standen in einem Sicherheitsabstand von ca. 50 Meter. Das gesamte Gelände wurde streng von der Wehrmacht bewacht.

Das Depot M4 was ich euch hier vorstelle liegt in meinem Heimatort Gustorf, gleich vor meiner Haustür. Der Bahnhof ist nur wenige Hundert Meter davon entfernt.
Erhalten ist das Verwaltungsgebäude, eine Garage, der Luftschutzbunker und eine Munitionshalle.
Die anderen Munitionshallen sollen sich in dem Waldstück neben der Anlage befinden. Sie wurden von der Wehrmacht beim Einmarsch der Amerikaner gesprengt.
Das Gelände konnte ich bis jetzt noch nicht begehen.

Am 26.12.1951 sind hier 3 Jungen gestorben, ein vierter wurde sehr schwer verletzt.
Die Kinder hatten in den Trümmern der gesprengten Munitionshallen gespielt und wohl an einem Draht gezogen.
So kam es zu einer Explosion die 3 Jungen waren auf der Stelle tot. Also unterschätzt nie die Gefahr die von alter Munition ausgeht!

Das Verwaltungsgebäude:
Das Gebäude ist 22,8 Meter lang und 8,5 Meter breit die Außenwände sind 0,38 Meter dick und aus Ziegelstein gemauert. Das Gebäude ist nicht unterkellert. Das Dach ist aus Holz mit Dachpappe gedeckt. Zur Innenaufteilung können heute keine genauen Angaben mehr gemacht werden. Es ist aber davon auszugehen das die Zentralheizung, Toiletten, Waschraum und Bereitschaftsräume dort untergebracht waren. Heute wird das Gebäude von einer Firma genutzt. Die angebaute Halle stammt aus der Nachkriegszeit.

Die Munitionshalle:
In Gustorf ist leider nur noch eine Munitionshalle erhalten geblieben. Zwei weiter wurden nach dem Krieg abgerissen, von einer ist noch der Betonboden erhalten.
Die Halle ist 11,9 Meter lang, 8,8 Meter breit und 2,75 Meter hoch. Die innere Grundfläche liegt bei ca. 90 m² und bieten Stauraum für 246 m³.
Wenn man davon ausgeht das 10 Munitionshallen auf dem Gelände standen ergib das ein gesamt Kapazität von 2460m³.
Die Außenwände wurden ebenfalls aus 0,38 Meter dicken Ziegelsteinen gemauert. Das Dach ist aus Beton.

Die Garage:
In der Garage wurde wohl ein Fahrzeug (ggf. ein Löschfahrzeug) untergebracht. Sie ist ca. 10 Meter lang, 5 Meter breit und ebenfalls aus Ziegelsteinen gemauert.
Das Dach ist wie beim Verwaltungsgebäude aus Holz mit Dachpappe gedeckt.

Der Splitterschutz / Luftschutzbunker:
Die Luftschutzanlage liegt direkt neben dem Verwaltungsgebäude, sie besteht aus zwei aneinander gebauten Schutzräumen. Der erste Raum ist ca. 8 Meter lang und 3 Meter breit mit einer Deckenstärke von 30cm der Notausgang ist aus Ziegelsteinen gemauert. Der zweite Schutzraum ist ca. 3 x 3 Meter und hat eine Deckenstärke von 60 cm.
Die Anlage ist heute versperrt und nicht begehbar.
 

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Interessante Geschichte... was sich nicht alles so in einem unauffälligen Gewerbegebiet versteckt. grins
 
@all: Hallo, ich bin neu hier

@Westwall83: Erstaunliche Ähnlichkeiten zu meinen Ergebnissen über die Munitionsausgabestelle Raderbroich.
Woher hast du die Bezeichnungen M4 für Gustorf oder M17 für Raderbroich? Mir sind diese Munitionsausgabestellen unter 19/VI bzw. 20/VI bekannt. VI steht für das Luftgau.

Viele Grüße
Andreas
 
Die Bezeichnung M4 und M17 habe ich aus dem Buch Bunkerstellungen der LVZ im Rheinland von Manfred Groß.
M4 / M17 könnte aber auch die Nachkriegsbezeichnung sein....
Was hast du denn zu dem Depot Raderbroich so ?
 
Zum Munitionsdepot Raderbroich habe ich mal meine Ergebnisse unter einem neuen Thema zusammengefaßt: https://www.bunker-nrw.de/forum/viewtopic.php?f=54&t=12033
VG
Andreas
 
War neulich mal vor Ort gewesen. In den angrenzenden Waldgebieten habe ich außer ein, zwei Betonresten und einem möglichen Bombentrichter nichts finden können. Hatte auf Betonpfosten der ehemaligen Einzäunung gehofft (wie in Raderbroich).
Weiter nördlich fiel mir neben der Frenzenhofstr. (Richtung Erft) ein betonierter Weg auf, im Volksmund auch "Panzerstrasse" genannt. @Westwall83: Hast du nähere Informationen, ob das ein Zufahrtsstrasse oder Teil einer weiteren Anlage war?
Übrigens: Der Groß ist wirklich eine Bereicherung.
 

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Bis zur Frenzenhofstraße ! Da bist du ja richtig weit gelaufen...
Trotzdem weiß ich nicht genau welchen Weg du meinst..... ? kratz-
Was ich noch weiß; es gab seit 1907 auf dem Welchenberg (gelber Punkt) ein Sandwerk welches zusammen mit der Lackfabrik (blauer Punkt) eine Seilbahn betrieb.
Mit der Seilbahn (Baujahr 1910) wurde der Sand zum Gustorfer Bahnhof bzw. Lackfabrik transportiert.
Die Gebäude der Lackfabrik kenn ich noch heute steht dort Aldi, Netto und Co. (Foto)
Während des 2.Weltkriegs war eine kleine Munitionsfabrik in der nähe des Sandwerks eingerichtet. Etwas weiter Nördlich siehst du heute noch die alte Gauführerschule der NSDAP auf dem Welchenberg. Das Gebäude wurde 1925 als Kindererholungsheim gebaut und ab 1933 von der NSDAP genutzt.

Hast du dir das Buch so schnell besorgt???
 

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Ich meine das Stück rechts neben der Frenzenhofstr., wo diese unbebaut ist und in Richtung Erft abbiegt.
Seilbahn, Munitionsfabrik, Gauführerschule... bei dir war ja einiges los.

Der Gross brachte mir wg. Raderbroich einige neue Erkenntnisse. Insbesondere die Einbindung in die "LVZ West" hatte ich bisher gar nicht bedacht. Auch ansonsten sehr gute Dokumentationen über die einzelnen Stellungen der LVZ West. Die nicht geringe Investition (39,80 €) hat sich aber wirklich gelohnt.
 
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