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Vorderlader

PGR 156

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Hier mal etwas über Vorderlader (VL),
ist zwar nicht ganz so modern, qualmt aber prima und die Präzission steht moderneren Waffen kaum hinterher.
Die VL unterteilt man einmal bezüglich ihrer Zündung und natürlich nach Lang/Kurzwaffe und Einzel/Mehrlader.

Die älteste Variante hatte noch eine Luntenschloßzündung und tauchte gegen Mitte des 15. Jhr. auf.
Wie der Name schon sagt, brannte am Schloß eine Lunte. Beim Betätigen des Abzuges wurde der Glühpunkt auf die Pulverpfanne gedrückt, die mit Zündkraut gefüllt war und per Bohrung mit der Pulverkammer verbunden ist. Das Problem war, die Lunte mit der Glut immer auf der richtigen Länge zu halten.

Gegen Ende des 15. Jhr. wurde dann das sog. Radschloß erfunden. Zusammen mit dem Steinschloß blieb es bis gegen Ende des 18. Jhr. in Gebrauch.
Beim Radschloß wird der Zündfunke durch Reibung zwischen Schwefelkies und Stahl erzeugt. Ein Rad dreht sich unter Federdruck und reißt dabei Funken vom Schwefelkies.
Die Feder muß nach jedem Schuß wieder aufgezogen werden, die Rippen des Rades setzen sich schnell mit Schmauch zu.

Beim Steinschloß wird ein Feuerstein in eine kleine Zwinge gespannt. Beim Abschlagen schleift dieser Stein kräftig auf einer senkrechten Stahlfläche und erzeugt Funken. Das Schnappschloß öffnet sich und die Funken können auf die jetzt erst geöffnete Pulverpfanne fallen.

Die letzte und funktionssicherste Variante ist das Perkussionsschloß. Beim Abschlagen fällt ein Hammer auf ein Zündhütchen, daß seine Flamme durch eine Bohrung in die Pulverkammer jagt. Das funktioniert auch bei Sturm und Regen, wenn das Geschoß sauber und dicht sitzt.

Hier der größte Teil der VL-Ausrüstung (manches ist nur für eine der Waffen gedacht, sonst wäre es weniger ):

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Wir sehen im Bild oben, links einen Ständer zum leichteren Hantieren, rechts daneben ein Liter Schwarzpulver.

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Wir sehen im oberen Bild über dem Revolver ein Pulvermaß mit Trichter, darüber einen langen Trichter, der das Pulver direkt in die Pulverkammer führt.
Die Zange darüber ist zum Herstellen der Geschosse für den .44 Revolver. Darüber 2 Döschen mit Zündhütchen. Neben diesen liegen Filze, Pflaster und Fett.
Ganz oben die Geschosse, in diesem Fall Rundkugeln.

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Bild oben: Eine Pulverflasche, deren Benutzung heutzutage zum garantierten Rausschmiß auf jedem VL-Stand führt. Hat aber Stil.
Rechts daneben zwei Ladestöcke/Ladehämmer mit integrierten Startern.

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Bild oben: Der richtige Geschoßdurchmesser ist existentiell für Präzission und Funktion.
Es gibt schnelle und normale Zündhütchen. Man muß ausprobieren, welche bessere Ergebnisse bringen.

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Bild oben: Schwarzpulver ist extrem zündwillig im Vergleich zu Nitropulver, um Funken durch statische Aufladung vorzubeugen, sind die Werkzeuge aus antistatischem Kunststoff oder Messing.
Die abgemessene/gewogene Pulvermenge würde jetzt über den Trichter eingebracht werden.

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Obiges Bild: Bei einer Einzellader-Pistole wird ein Pflaster auf die Mündung gelegt. Diese sind leicht gefettet. Die Kugel wird in die Mitte gedrückt und mit dem Starter ein Stück in den Lauf gedrückt. Das Pflaster übernimmt quasi auch eine Abdichtaufgabe.

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Bild oben: Der Hahn ist in der Sicherheitsraste, das Zündhütchen wird aufgesetzt. Nun braucht nur noch der Hahn ganz zurückgezogen zu werden, dann kann geschossen werden.
Nach jedem Schuß muß der Lauf durchgewischt werden, um unverbrannte Pulverreste auszuwischen. Glühende Pflasterreste können sonst Frühzündungen, auch beim Laden, auslösen.
Beim Revolver ist das Laden etwas anders:

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Bild oben: Beim Revolver besteht das Risiko, daß eine Flamme durch das Zündloch einer anderen Kammer schlägt, weil deren Zündhütchen beim Schuß abgefallen ist und dann den Revolver zerstört oder gar den Schützen verletzt.
Auch auf der Trommelvorderseite besteht ein, wenn auch geringes, Überschlagsrisiko.
Der dicke Filzpropfen ist Platzhalter für eine höhere Pulvermenge oder ein längliches Geschoß, zB. ein Minie-Geschoß und schließt auch das Pulver ab.
Der Propfen wird mit dem Ladehebel gegen das Pulver gedrückt, anschließend dann je eine Kugel gegen den Pfropfen.

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Bild oben: Mit dem Fett wird anschließend jede Kammer zugeschmiert. Einmal zur Abdichtung gegen Überschläge, aber auch um hinterher den Lauf leichter reinigen zu können.

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Bild oben: Aufsetzen der Zündhütchen. Man drückt diese etwas zusammen, damit sie strammer sitzen und nicht bei einem Schuß einer anderen Kammer abfallen.
Jetzt kann der Hahn voll gespannt werden, der Revolver ist dann schußbereit.

Einschüssige VL-Gewehre und Pistolen sind frei ab 18 Jahre zu kaufen, die Zündhütchen ebenso. Sie müssen so aufbewahrt werden, daß Minderjährige keinen Zugriff haben.
Der Rest ist frei verkäuflich außer das Pulver.
Umgang, Kauf und Besitz und Lagerung des Pulvers bedarf eines Schwarzpulverscheines und unterliegt dem Sprengstoffrecht.
Die mehrschüssigen VL-Waffen können nur mit Bedürfnis -neue gelbe Sportschützenwaffenbesitzkarte- erworben werden.
Aufbewahrung und Transport analog den anderen bedürfnispflichtigen Waffen.

Zur Präzission: Beide Waffen haben auf 25m den Streukreis einen 5-DM Stückes.
 
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