Ich bin zufällig auf einen Bericht vom WDR gestoßen, wie es bei Merkur weitergeht oder eben auch nicht. Lest selbst:
http://www.wdr.de/themen/kultur/3/denkmalschutz/index.jhtml" onclick="window.open(this.href);return false;
Als reiner Text, falls der Onlinebericht gelösch werden sollte:
Langjähriger Streit um stillgelegte Fabrik
Wenn Denkmalschutz zum Verfall führt
Von David Ohrndorf
Zum "Tag des offenen Denkmals" werden am Sonntag (12.09.10) viele restaurierte Gebäude der Öffentlichkeit gezeigt. Die alte Glühlampenfabrik in Soest gehört nicht dazu. Sie verfällt, weil sich Besitzer und Behörden nicht über den Umfang des Denkmalschutzes einig werden.
Vandalen haben viel zerstört
Es knirscht und knackt bei jedem Schritt. Der Fußboden der alten Merkur- Glühlampenfabrik ist übersät mit Scherben. Viele Fensterscheiben sind von außen eingeworfen worden und auch im Gebäude haben Vandalen gewütet. Hunderte Glühlampen, die in der alten Fabrikhalle zurückgelassen wurden, liegen zersplittert am Boden. Einige Wände sind wenig kunstvoll besprüht, Waschbecken und Toiletten wurden zerschlagen. In den Räumen liegt ein modriger Geruch in der Luft. Gegründet wurde das Unternehmen 1908, um die Jahrtausendwende ist Merkur nach Hamm umgezogen. Ein alter Wandkalender verrät, dass die letzten Arbeiter die Fabrik in Soest im Februar 2003 verlassen haben, seitdem wurde der Kalender nicht mehr weitergeblättert.
Nicht nur Vandalen, auch die Natur setzt dem Gebäude zu. Besonders eindringendes Wasser ist ein Problem. Der Keller steht nach einem Rohrbruch unter Wasser, der Echtholz-Parkettboden im Verwaltungsbereich ist aufgequollen und wellt sich. Die Dachziegel sind teilweise brüchig und können den Regen nicht mehr ordentlich abhalten. Eine Frau aus Baden-Württemberg hat das Gebäude mit der imposanten Backsteinfassade 2007 gekauft, seitdem ist nicht viel passiert. Jörg Haevescher, der das Gebäude eine Zeit lang für die Besitzerin verwaltet, bestätigt WDR.de: "Die Fabrik zerfällt zusehends."
Streit um Erhalt des baulichen Charakters
Fabrik wurde 2003 verlassen
Eigentlich sollte das Gebäude heute als "Innovationsfabrik" dienen und die Räume von Existenzgründern bevölkert werden. Schon vor dem Kauf hatte die heutige Besitzerin Pläne erstellen lassen und sich um die Finanzierung des Projektes gekümmert. "Aber einen Monat nach dem Kauf kam dann der Denkmalschutz", erinnert sich Haevescher. Bei einer gemeinsamen Begehung sei unmissverständlich klar gemacht worden, dass die Pläne nicht umgesetzt werden könnten. Es wurde über Fenster und Türen und den Erhalt des baulichen Charakters diskutiert. Am Ende war klar: Für die Denkmalschützer der Stadt Soest gingen die Pläne für den Umbau zu weit. Jörg Haevescher beteuert hingegen, dass auch der Besitzerin daran gelegen gewesen sei, die ursprüngliche Bausubstanz zu erhalten. "Schließlich sollte das Gebäude nicht abgerissen, sondern nur umgebaut werden."
Bereits 2008 Widerspruch eingelegt
Verlassenes Büro
Die Stadt leitete 2008 das Verfahren zur Eintragung der alten Fabrik in die Denkmalliste ein. Die Besitzerin legte Widerspruch ein, über den bis heute nicht entschieden wurde. Ein Sprecher der Stadt Soest kündigte an, dass "in den nächsten sechs Monaten" entschieden werde. Dass die Stadt von ihrem ursprünglichen Auflagen für den Umbau abrückt, ist unwahrscheinlich. Ein Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe erklärte gegenüber WDR.de, dass ein Gutachter 2009 erneut festgestellt habe, dass "fast alle Gebäudeteile" schützenswert seien, weil sie zum großen Teil unverändert und wirtschafts- und sozialgeschichtlich für die Stadt Soest wichtig seien.
Verhindert der Denkmalschutz den Schutz des Denkmals?
"Es ist paradox - der Denkmalschutz verhindert in unserem Fall, dass ein Denkmal geschützt wird", sagt Jörg Haevescher. Mittlerweile sei die Finanzierung des ursprünglichen Projektes geplatzt, "weil die Bank beim Thema Denkmalschutz gewerblich genutzter Gebäude sofort rot sieht." Haevescher zeichnet für die Zukunft der Glühlampenfabrik ein düsteres Bild: "Wenn die Auflagen des Denkmalschutzes so hoch bleiben, ist das Gebäude nicht zu sanieren, weil es zu teuer würde. Es wird dann immer weiter verfallen und irgendwann abgerissen werden."
Besitzer muss sich um Erhalt kümmern, so gut er kann
Notdürftige Reparatur
Der Besitzer eines Denkmals muss sich laut NRW-Denkmalschutzgesetz zwar um dessen Erhalt kümmern, aber nur "solange sich die Maßnahmen im Bereich des Zumutbaren befinden". "Es ist immer besser, wenn der Besitzer wirklich ein Interesse an seinem Denkmal hat und mehr macht, als das was gerade so nötig ist", sagt ein Sprecher der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Für die Stiftung ist eine "einvernehmliche Lösung" eine gewisse Garantie für den Erhalt eines schützenswerten Objekts.
Die Stadt Soest sei weiterhin gesprächsbereit und offen für neue Pläne der Besitzerin, sagte ein Stadtsprecher zu WDR.de. Die Besitzerin will erst die Entscheidung über ihren Widerspruch aus dem Jahr 2008 abwarten. Was passiert, wenn sich lange niemand um die Bausubstanz kümmert, ist schon heute an einem alten Lager-Schuppen auf dem Fabrikgelände zu sehen: Das Dach ist im Sommer 2010 zusammengebrochen, das ganze Holzhaus akut einsturzgefährdet.