davidmg2 schrieb:
Berichte doch mal von deiner Zeit dort!
Nun gut...
Hatte als Student der Medizin ja Praktika abzuleisten - Famulaturen - und wollte gern ins Ausland, war aber der Umstände halber zum Geiz angehalten!
Kannte durch einen Einsatz mit dem Krankenwagen her das JHQ und das RAF(H)Wegberg, als wir von Düsseldorf einen Soldaten dorthin gebracht hatten. Also dort angerufen, nach mehrfachem Durchstellen mit einem netten Herrn geplaudert, der mir sagte, es ginge schon, jedoch erst nach aufwendiger Prüfung meines Sicherheitsstatus'. Daraufhin schriftlich beworben - Eckdaten der Wehrdienstzeit im CRC der Luftwaffe genannt inklusive PKZ. Drei Tage später die Zusage erhalten! Darin stand der Rang des netten Herrn, direkt mal nachgeschlagen - und erschrocken!
Hatte erwartet, mit irgendeinem Feldwebeldienstgrad der Personalabteilung telefoniert zu haben, dabei war es der Ärztliche Leiter, Anästhesie-Chef im Rang eines Obristen... lach-
Irgendwann kam der Tag des "Dienstantritts". Die kommenden sechs Wochen bin ich dann morgens von Düsseldorf sehr entspannt gegen den Strom der Werktätigen über die Autobahn bis Hoistert, an der Schule vorbei zum Westeingang des JHQ gefahren. Nach dem CheckIn dann durch und südlich wieder raus zum Nordeingang des RAF(H), das hat fast genauso lange gedauert wie die Fahrt auf der Autobahn am ersten Tag. Danach hatte ich dann einen Zugangspass (auch für das Naafi-Shop) und Parkausweis fürs Auto. Bin dann immer durchs JHQ, da sich die Alternativwege durch Hardt oder Wegberg zogen wie Kaugummi.
Auf den Klinikalltag in der Anästhesie gehe ich hier nicht ein, der unterscheidet sich nicht wesentlich von der Schwarzwaldklinik oder anderen Realitysendungen im TV zunge-
Nur soviel: Im Narkose Bereich ist ja während der Operationen meist wenig 'los", dies erkannt der Gyn-Chef bereits in der ersten Woche und fragte, ob ich schon chirurgische Erfahrung hätte. "Unwesentlich, nur etwas Gefäßchirurgie" war meine Antwort. Ab da assistierte ich zusätzlich zwei mal die Woche an seiner Seite und habe viel gelernt.
Überhaupt war ich sehr begeistert vom offenen Umgang auf Augenhöhe, das habe ich in deutschen Einrichtungen so nicht erlebt.
Es war schon 'Aufbruchstimmung', der Redundancyplan / Vorruhestandsregelung durch Verkleinerung der Streitkräfte machte die Runde, es gab auch zivile Ärzte, darunter zwei Deutsche. Ein ziviler Consultant (Facharzt) hatte in jüngeren Jahren bei den ersten Herzoperationen von Barnard in Südafrika "am Gashahn" gestanden, die Gespräche mit ihm habe ich sehr geschätzt. Die Atmosphäre dort im Ausland in der Nachbarschaft habe ich sehr genossen!
Wurde mal zu einer Party eingeladen vom OP Personal. Dann meinte ein Arzt zu mir, da solle ich nicht hingehen - ich wäre quasi Offizier als angehender Arzt und das seien nur Mannschaften...
Das war eine Hammer Party!
Im Naafi-Shop wurde ich an der Kasse direkt auf Deutsch angesprochen nach dem Einkauf. Etwas verärgert fragte ich, wie mich die Kassiererin sofort als Deutschen erkannt hätte. Lächelnd erklärte sie mir, der Inhalt meines Einkaufswagens sei entlarven: Guinness, Kilkenny, und so weiter. Ich kapierte immer noch nicht.
Dann zeigt sie mir die Einkaufswagen der Briten: Bitburger, Veltins, Warsteiner... auslach-
Nur eines habe ich verpennt - mir ein Wappen vom Krankenhaus zu kaufen. Emailliert, auf Holz, sehr dekorativ.
Habe neulich eines im Internet zur Auktion gefunden, ein Fake, der Wappenspruch war falsch. Blöde Chinesen...
So, genug erzählt.