Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis
Und später kamen noch die Realitäten des fortschreitenden Krieges, Mangel und Notwendigkeit hinzu.
Wenn also zB im Jahre 37 dies und jenes Optimum Vorschrift war und man das aus Materialmangel später nicht mehr erreichen konnte, mußten halt die Vorschriften angepaßt werden. Weil wir leben in Deutschland. Dem Land also, was die Bürokratie zu neuen Höhen gebracht hat.
Das läuft übrigens heute nicht anders.
Seria schrieb:
Ich habe gedacht Rohre sind rund und nicht eckig.
Daher habe ich clevererweise auch von "Schacht" geschrieben :mrgreen: . Ich habe das Bild von unten doch gepostet, da sieht man in der Ecke doch schön den eckigen Schacht hochsteigen.
Seria schrieb:
Außerdem sollten doch die Luftschächte den umbauten Raum im Bunker angepast sein. Mir kommt dieser Luftschacht zu klein vor.
Hat jemannd von Euch die Durchflußmenge an Luft berechnet?
Ursprünglich war der Zugang Krhs/Kirche ja draußen auf dem Vorplatz, mit einer Gittertüre, die den ganzen Querschnitt an Luftzufuhr (abzüglich der Gitterstäbe) bot, ausgestattet. Die Luftansaugung erfolgte vor der Gasschleuse unten auf der untersten Treppe (siehe meine Skizze). Vor der Gasschleuse waren dann normale Luftschutztüren.
Heutzutage wird die Anlage aber nicht mehr für den Luftschutz vorgehalten, der Eingang ist komplett umgebaut und die paar Rohre, der Lüfter Bhf, der Schacht und die Türgitter AOK und oben bei der Türe WestLB reichen halt nur für eine gute Bewetterung.
Das aber wohl recht gut.
Seria schrieb:
Auch warum man einen Peronenschutzbunker in dieser Größe ohne Kammersystem gebaut hat, ist mir nicht klar.
In den Schutzraumbestimmungen ist es doch ganz anders geregelt.
Die Anlage ist komplett ausgeräumt und wurde im Bereich Krhs unten auch umgestaltet, weil nach dem Krieg noch der Raum für Ausgebombte und Flüchtlinge gebraucht wurde. Da wurde angepaßt und umgebaut. Ursprünglich war da sicherlich eine ausreichende Luftreinigung installiert.
Seria schrieb:
Der einzelne Schutzraum soll im allgemeinen nicht mehr als 50 Personen aufnehmen. Mehrere kleine Schutzräume sind wenigen großen vorzuziehen.
Deshalb baute man Deckungsgräben in Segmenten, deshalb bekamen große Bunker Trennwände, deshalb bestehen die Tiefstollen nicht aus riesigen Kavernen, sondern vielen Stollen mit jeweils kurzen Seitenstollen.
Bei den verbunkerten Parkhäusern aus dem kalten Krieg (zB vor dem Rathaus Do oder Bhf Unna oder Schloßstr. MH wurden Absperrgitter bereitgehalten, um die Parkdecks zu unterteilen. Damit bei Panik die Menschenmassen nicht in Bewegung kommen. Im WKII aber auch, damit ein Durchschlagstreffer in einen Bunker nicht immer direkt zu einem Totalverlust führte.
Seria schrieb:
Wir müssen den Zweck dieses Bunkers diskutieren. Als Personenschutzraum ist dieser Bunker nur behelfmäßg genutzt worden, besser als überhaupt keinen Bunker zu haben.
Der paßte sicherlich in keine normale Zivilschutz-Kategorie, war aber bei der Tiefe bestimmt so sicher wie ein BOS LSR. Und mit Sicherheit wurde der Bunker voll genutzt. Ob einzelne Bereiche auch irgendeiner Produktion zugedacht waren, bleibt möglich, aber unbestätigt. Besser als nix waren auch die verstärkten Kellerräume, einfach dann Schutzräume genannt. Auch ein Deckungsgraben war ein kleiner Bunker, wenn auch nicht Bombensicher bei Direkt-oder Fasttreffern. Aber sie boten vorzüglichen Trümmer und Splitterschutz. Die Luft war bei Angriffen angefüllt mit Flaksprenggranaten- Bomben- und Hausmaterialsplittern. Und die menschliche Haut ist recht weich...
Seria schrieb:
Schutzraumbestimmungen vom 4. Mai 1937 (RGBl. I S. 568)
Na, das war aber Vorkrieg.
Da ging man noch davon aus, daß die Zivilbevölkerung nicht gezielt angegriffen wird und die Bombengrößen lagen da noch bei 250-500kg.
Das waren dann später die kleineren Bomben, die man so als Beiwerk mit warf...
Seria schrieb:
Für etwa je 20 Schutzrauminsassen ist ein Abortsitz vorzusehen. Bei größeren Schutzraumanlagen kann für je etwa 30 Personen ein Abortsitz gerechnet werden.
Wieviele Abortsitze macht es bei 80 000 Schutzrauminsassen?
Glaubt Ihr in den Nischen war so viel Platz?
Da hätten noch mehr reingepaßt. Wo heute durchgehende Stahlsegmentwände sind, waren früher auch noch viele kurze Seitenstollen.
Vom Prinzip her könnte jeder Schutzsuchende seinen Bunkereimer mitbringen silly- .
In der Praxis wird es aber deutlich weniger Aborte gegeben haben, wie in den meisten Bunkern. Einfach deshalb, weil die Bunker hinterher drastisch überbelegt waren. Für die Notdurft wurden die Toiletten durch Trockenklosetteimer (Bunkerklo's) ergänzt oder bestanden nur daraus. Und wenn die Luftreinigung nicht ordentlich funktionierte, kam die Volksgasmaske zum Einsatz. Man war da recht pragmatisch.
Damals gab es für die Aborte wenigstens Kabinen oder blickdichte Vorhänge, in den Parkhausbunkern des kalten Krieges waren Sitze mit Tüten und Trennwände aus halbdurchsichtigen Plastikfolien vorgesehen. Um Suizide zu vermeiden...
Seria schrieb:
Größe und Einrichtung der etwa benötigten Geräte=, Aufsichts=, Ruhe= und Sanitätsräume haben sich nach den örtlichen Verhältnissen und den besonderen Erfordernissen der betreffenden baulichen Anlage zu richten. Zugänge zu Geräte=, Ruhe= und Sanitätsräumen sollen möglichst nicht durch Schutzräume und Gasschleuse führen.
Auch im Tiefstollen hat es Logistik und Versorgungsbereiche gegeben. Im Zentrum des Westparksystems ist das noch gut zu erkennen (Sanraum, Abortstollen, Platz für Ordner, Elektroinstallationsgedöns etc). Bei Berkwerkssohlen, die als Schutzräume umgebaut wurden, war das sicherlich weitaus improvisierter und die Lüftung vakanter als im dafür angelegten Tiefstollen.
Seria schrieb:
Wozu diente dieser Bunker wirklich?
Als riesiges Luftschutzstollensystem. Wie gehabt. Du darfst eben nicht den "Ist"-Zustand als Grundlage für die Beurteilung heranziehen. Ein entkerntes Gebäude zeigt auch oft nur rudimentär seine ehem. Zweckbestimmung. Auch im Tiefstollen wurden viele Trennwände entfernt.
Endlich werden hier wieder Sachfragen angesprochen.
Vielleicht wird dann irgendwann auch mal über Teile der Anlage recherchiert, die auf dem kursierenden Plan nicht mehr drauf sind, da sie schon lange abgetrennt, unterbrochen oder verfüllt sind.