Zum Thema Ofenkaulen
SICHERHEITSTECHNIK SOLL BETRETEN DER OFENKAULEN VERHINDERN
Diese roten Schilder weisen unzweideutig darauf hin, dass die Wege, die zu den Königswinterer Ofenkaulen führen, nicht betreten werden dürfen. Foto: Frank HomannDiese roten Schilder weisen unzweideutig darauf hin, dass die Wege, die zu den Königswinterer Ofenkaulen führen, nicht betreten werden dürfen.
Königwinter Immer wieder verschaffen sich Menschen verbotswidrig Zugang zu den Ofenkaulen im Siebengebirge, einem der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in NRW. Nun kommt schwere Sicherheitstechnik zum Einsatz.
Mario Quadt folgenMario QuadtVon Mario QuadtRedakteur Siebengebirge
Die Naturschützer im Siebengebirge schlagen Alarm: Immer wieder ist es während der vergangenen Monate dazu gekommen, dass sich Neugierige und Partygänger verbotswidrig Zugang zu den Ofenkaulen im Siebengebirge verschafft haben. In dem mehrstöckigen Höhlensystem unweit der Zufahrt zum Petersberg ist seit dem späten Mittelalter Trachyttuff für den Bau der Königswinterer Backöfen abgebaut worden. Heute ist das Areal im Naturschutzgebiet Siebengebirge eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in Nordrhein-Westfalen. Wie der General-Anzeiger erfuhr, schützt jetzt moderne Technik die Winterruhe der zum Teil seltenen fliegenden Säugetiere.
Ein erneuertes Stahltor und eine neue Alarmanlage sichern nun die Ofenkaulen. Das Amt für Umwelt und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises, die Bezirksregierung Arnsberg, die Polizei und die Stadt Königswinter haben für dieses Vorhaben die Köpfe zusammengesteckt. „Nachdem der Eingang zum Aero-Stollen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten regelmäßig aufgebrochen wurde, obwohl er mit immer massiveren Verschlüssen gesichert wurde, ist nun im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde im Stollen eine Alarmanlage installiert worden“, erklärt Antonius Nolden, Sprecher des Rhein-Sieg-Kreises, auf Anfrage des General-Anzeigers. Nach GA-Informationen sind auch Kameras installiert worden. Doch das bestätigte Nolden nicht.
Auf großen Schildern mahnt der Kreis im Siebengebirge, die Wege nicht zu verlassen. Foto: Frank HomannAuf großen Schildern mahnt der Kreis im Siebengebirge, die Wege nicht zu verlassen.
Er bestätigte hingegen, dass sich in den Ofenkaulen „eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in NRW befindet“. Damit diese nicht länger durch „illegale Stollengänger erheblich in der Winterruhe gestört werden könnten“, sind das massive Stahltor am Stollen erneuert und die Alarmanlage installiert worden. Das neue Tor habe die Bezirksregierung Arnsberg als Obere Bergbehörde in Vertretung für die Eigentümerin der Ofenkaulen, das Land NRW, einbauen lassen, berichtete Nolden. Der Sprecher unterstrich, dass es zwar Trampelpfade gebe, die zum Höhlensystem führten, wer sie nutzt, riskiert allerdings ein Bußgeld. „Die bestehenden Trampelpfade, die zu den Eingängen der Ofenkaulen führen, dürfen nicht betreten werden“, sagt Nolden. Der Ordnungsaußendienst des Rhein-Sieg-Kreises sei regelmäßig vor Ort, um die Einhaltung des Verbots zu kontrollieren.
EINES DER BEDEUTENDSTEN WINTERQUARTIERE FÜR FLEDERMÄUSE IN NRW
„Die Ofenkaulen gelten als eine Art Lost Place. Betreten werden dürfen sie aber dennoch nicht“, sagt auch Michael Beyer, Sprecher der Bonner Polizei, auf GA-Anfrage. Wegen der Einbrüche in die Höhlen sei das Kriminalkommissariat Prävention und Opferschutz beratend vor Ort gewesen, um das Vorhaben zu unterstützen und Einbrüche zu verhindern. „Es ging nur darum, den Menschen an dieser Stelle aufzuhalten“, so Beyer.
Mit am Schutzprojekt beteiligt ist auch das Ordnungsamt der Stadt Königswinter. „Tatsächlicherweise sind wir als Stadt nur unmittelbar eingebunden und über den Verlauf der Besprechungen und der nun einzuleitenden Maßnahmen informiert worden“, sagt Florian Striewe, Sprecher der Stadt Königswinter. Die Untere Naturschutzbehörde habe sich an die Bonner Polizei gewandt, „da immer wieder Personen in das Bergwerksystem mit den dort befindlichen unzähligen Höhlen eindringen“, so Striewe weiter. Ergebnis der Gespräche: die Installation einer Alarmanlage.
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Hans-Peter Lindlar, Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge, appellierte auf GA-Anfrage eindringlich an alle Besucher und Besucherinnen des Siebengebirges, die illegalen Wege nicht zu nutzen – nicht nur an den Ofenkaulen, sondern im gesamten Naturschutzgebiet. Lindlar erinnerte daran, dass das Siebengebirge gemeinsam mit dem Neandertal und der Lüneburger Heide vor 100 Jahren als erste Landschaften in Deutschland von der damaligen Reichsregierung zum Naturschutzgebiet (NSG) erklärt und inzwischen in die höchste europäische Naturschutzstufe Fauna-Flora-Habitat (FFH) eingeordnet worden ist. „Diesem hohen Schutzbedürfnis müssen Besucherinnen und Besucher des Siebengebirges ihr Verhalten anpassen“, so der VVS-Vorsitzende.
„So dürfen zum Beispiel die Wege im Naturschutzgebiet weder zu Fuß noch mit dem Mountainbike verlassen werden, denn auf jedem Meter Trampelpfad oder Biker-Trail werden Pflanzen und Kleinlebewesen mit Füßen zertrampelt oder vom Reifenprofil untergepflügt“, so Lindlar. Außerdem werde durch jeden Menschen, der querbeet geht, läuft oder mit dem Mountainbike fährt, das Wild beunruhigt und vertrieben. „Dies gilt umso mehr, wenn Hunde mitgeführt werden oder sogar verbotenerweise ohne Leine herumstreunen dürfen.“
An allen Eingängen in das Naturschutzgebiet erinnerten leicht verständliche Schilder an diese Verhaltensregeln. „Zusätzlich schreibt für das NSG Siebengebirge ein von der Bezirksregierung Köln durch Erlass festgesetzter Wegeplan vor, welche Wege von Wanderern und/oder Radfahrern benutzt werden dürfen“, so der frühere Regierungspräsident von Köln. Dieser Erlass gebe unter anderem auch den Ordnungsbehörden die Möglichkeit, die Übertretung der Verbote mit Bußgeld zu ahnden.
DIE OFENKAULEN
Historie reicht bis ins späte Mittelalter
Eine wechselvolle Geschichte haben die Ofenkaulen, das an manchen Stellen mehrstöckige Tunnelsystem: Neben der vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reichenden Historie des Steinabbaus und des Gewerbes der Backofenbauer umfasst diese auch land- und forstwirtschaftliche Nutzungen rund um den Ofenkaulberg sowie das düstere Kapitel einer Rüstungsfirma, die im Zweiten Weltkrieg in die Stollen verlagert wurde.
Heute steht der Ofenkaulberg im Blickpunkt der Fledermaus-Forschung und gilt als eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in NRW. Insbesondere Großes Mausohr, Braunes Langohr und Fransen- und Bartfledermaus gehören zu den Arten, die Fledermaus-Experten während im Rahmen von Forschungen in dem unterirdischen Stollensystem entdeckt haben. Der Zugang in die Stollensysteme ist verboten, die Eingänge sind versperrt.